ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: "High-End-Studio Prenk" <info AT high-end-studio.de>
- To: <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: [AG-GOuFP] Ursachen der Ungleichverteilung, übersichtlicher
- Date: Mon, 25 Jun 2012 20:45:11 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Entschuldigung,
ich hoffe, jetzt ist es übersichtlicher.
LG Winnie
In einer eMail vom 24.06.2012 21:28:49 Westeuropäische Sommerzeit schreibt info AT high-end-studio.de:
Am 22.06.2012 um 19:04 schrieb High-End-Studio Prenk:
Patrik Pekrul schrieb:Du hast augenscheinlich den Kern des Argumentes nicht verstanden hast, also noch einmal "in a nutshell":
Wohlan, Geselle! :-)Winnie und andere antworten: Jawohl, unser Meister :-))noch einmal "in a nutshell": lieber Patrik, hier im Eilverfahren unsere Antwort,
1. Da es auch ohne Schulden und Zinsen zu einer extremen Ungleichverteilung
kommt, können also Schulden und Zinsen nicht die eigentliche Ursache sein.
hier fehlt mir die Angabe, was dann für die extreme
Ungleichverteilung verantwortlich ist. Wenn es mehrere Faktoren gibt,
schließt das nicht aus, dass der Zinsmechanismus eine wesentliche Rolle
einnimmt, dass sich Guthaben bei einer Verzinsung von 7,18 % aller 10 Jahre
verdoppeln, sofern die Zinsen auf dem Konto verbleiben. Das ist
mathematisch eineindeutig. Richtig ist, dass mit Einführung von fließendem
Geld nicht alle Aufgaben gelöst sind. Umverteilung durch Mietzins, extreme
Dividendeneinnahmen (Familie Quant 650 Millionen in 2010, und das war wenig
im Vergleich zu 2011!), Spekulationsgewinne usw., es gibt also mehrere
Aufgaben zu lösen ...
Dass der Zins "eine wesentliche Rolle" spielt, ist angesichts der
aktuellen Geldschwemme nicht verwunderlich. Es ist aber nicht die
Ursache.
Man kann den Zins drastisch reduzieren, indem man das Geldvermögen
reduziert, denn Zins bedeutet ja nichts anderes als einen Faktor - das
vorhandene Geldvermögen - mit einem anderen Faktor - dem Zinssatz - zu
multiplizieren. Rein mathematisch ist es egal, an welchem Faktor man
dreht.
Es gibt hier eine große Fraktion, die es präferieren würde, den Zinssatz
zu senken, abzuschaffen oder gar negativ werden zu lassen; ich sehe da wenig
Hoffnung, denn das bedeutet immer, das menschliche Verhalten ändern zu
wollen;
"Bei der konstruktiven Umlaufsicherung geht es
nicht um das Ändern des menschl. Verhaltens. Ziel ist es, den
Umverteilungsmechanismus über leistungslose Einkommen durch Zinsnahme zu
stoppen."
und jeder Versuch, dieses politisch zu erreichen, endete bisher immer in
einer zivilisatorischen Katastrophe. Man sollte also weitere Versuche in
dieser Richtung unterlassen und einfach akzeptieren, dass Menschen nichts ohne
Kompensation zu tun - und sei es nur einen Überschuss zu verleihen, oder Geld
aus dem Nichts zu schöpfen. Wie man das rein akademisch betrachtet, spielt
dabei keine Rolle. Ich halte dies für ein psychologisches Grundmuster, das man
nicht ändern kann.
"Unser Finanzsystem hat kein psychologisches
Grundmuster. Es ist mit einem Mechanismus ausgestattet, der dazu führt, dass
es in regelmäßigen Abständen kollabieren muss. Was von Menschen eingerichtet
ist, kann auch von Menschen geändert werden, im Sinne von Mensch und
Natur."
Deshalb bin ich dafür, einfach an dem anderen Faktor zu drehen, dem
Geldvermögen. Reduziert man das Geldvermögen, dann sinkt automatisch auch der
Zins und damit die Umverteilung. Im Gegensatz zu einer "zins(satz)losen
Gesellschaft" lässt sich dies ganz einfach mit bekannten Bordmitteln
erreichen: einer Vermögenssteuer - genauer, eine
Bruttogeldvermögenssteuer
"Vermögenssteuer verhindert nicht das Horten
von Geld (Geld im Sinne von Zahlungsmittel)."
Mehr dazu hier: http://piratenpad.de/p/Ag-W-SM-Vermoegenssteuer
bei fließendem Geld wird der Guthabenzins nicht verboten oder unterbunden, er sinkt dank konstruktiver Umlaufsicherung bei sicheren, längerfristigen Anlagen gegen 0, das ist ein wesentlicher Unterschied
Bei "fließendem Geld" wird einfach ein beliebiges Geldsubstitut für die
Anlage gesucht - und da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Alles andere
ist Wunschdenken.
4. Da es einen systematischen Zwang zur Ungleichverteilung gibt, muss es es
auch ein systematisches Korrektiv geben
eine gesunde Ungleichverteilung, geregelt zum
Beispiel durch Leistungsfähigkeit, Fleiß oder Talent erscheint sympathisch.
Irrsinnig wird es dann, wenn das Gehalt eines Bankers das 500-fache des
durchschnittlichen Arbeitnehmereinkommens ausmacht. Auch ist für mich
wesentlich, ob Ungleichverteilung durch Arbeit oder leistungslos über Zins-,
Mietzinsnahme oder Spekulation
entsteht
Wer definiert was "gesund" ist?
"der gesunde Menschenverstand? das Volk (Art.
20 GG)? Wir können auch damit beginnen, zu definieren, was ungesund
ist."
Meine
Nun zum Zinseszins. Wenn du den schon "mathematisch" begründen willst, wird Nun zum Zinseszins. Wenn du den schon "mathematisch" begründen willst, wird es
dir sicher leicht fallen folgende Fragen zu beantworten:
1. Wenn der Zinseszins ursächlich für den Anstieg der Verschuldung =
Geldvermögen wäre, dann müsste sich ja die Verschuldung in allen Länder bei
gleichem Zinssatz gleich entwickeln. Tut sie aber nicht! Wie kommt's?
hier spielen eine Menge Faktoren eine Rolle:
Inflationsrate, Wirtschaftswachstum, besteht Handelsüberschuss oder
-Defizit, Verschuldung im Ausland oder Inland,usw. Auch ich erlebe oft, dass
Gesprächspartner die Staatsverschuldung der verschiedenen Länder als
Argumentation nennen. Man sollte sich jedoch immer die Gesamtverschuldung ansehen, zum Beispiel Spanien, zwar
(noch) niedrige Staatsverschuldung, dafür gewaltige Verschuldung der
Unternehmen. Betrachtet man nun alle drei Gruppen in Summe (Unternehmen,
Staat, private Haushalte) kann man durchaus ein Muster erkennen (Grafik,
siehe Anhang). Darüber hinaus hat es zum Bsp. Norwegen leichter, da das Land
mehr Öl fördert, als es selbst benötigt, wenn ich einen "Schatz" (Rohstoffe)
heben kann, hat das Einfluss auf den Verschuldungsmechanismus. Oder England
hat eine zeitlang Goldreserven verkauft, um den Verschuldungsmechanismus zu
begrenzen. Auch spielt eine Rolle, ob es sich um eine länderübergreifende
Währung (€) handelt oder eine landeseigene Währung. Dennoch gilt
grundsätzlich, Mathematik kann man nicht austricksen, was der eine anlegt,
bekommt ein anderer als Darlehen, beide Größen wachsen exponentiell. Das
geht nur zeitlich begrenzt.
Nimmt der Staat also beispielsweise eine Geldvermögenssteuer ein und
tilgt damit öffentlichen Kredite, dann sinkt damit jedes Mal auch das
Geldvermögen wieder. Dass aktuell die Schulden überall steigen ist kein
Systemzwang, sondern eher der natürlichen Neigung der Menschen geschuldet, die
Gegenwart höher zu bewerten als die Zukunft - insbesondere, wenn in der
Zukunft andere für die Tilgung aufkommen müssen; das ist natürlich der
Jackpot, und wer könnte dem widerstehen? Im übrigen wirkt eine
Geldvermögensteuer auch noch wie eine Umlaufsicherung, denn es zahlt sie nur,
wer auch Geldvermögen hält - also der selbe Mechanismus.
"Falsch, Vermögenssteuer tangiert Vermögen und
nicht die Geldmenge, die für den Waren- und Dienstleistungstausch gedacht ist.
Eine breite Masse ohne wesentliche Vermögenswerte kann auch Geld horten, was
zu Störungen in der Wirtschaft führt. Eine Vermögenssteuer wirkt nicht wie
eine Umlaufsicherung. M0 ca. 200 Mrd. €, über 50 % der Waren- und
Dienstleistungsaktivitäten werden darüber abgewickelt. Geldvermögen gibt es in
Höhe von mehreren Billionen, die keine Nachfragewirksamkeit haben, auch nicht
bei Einsatz einer VS."
2. Wenn der Zinseszins ursächlich für den Anstieg der Verschuldung =
Geldvermögen wäre, dann müssten die Verschuldung ja mit steigendem Zinssatz
zunehmen. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Wie kommt's?Das Gegenteil müsste belegt werden, bei Ländern mit hohen Zinssätzen wachsen Guthaben und Schulden schneller, also die nominellen Werte steigen mit größerer Geschwindigkeit, hohe Zinssätze stehen mit hohen Inflationsraten in Verbindung, Inflation ist eine hässliche Umlaufsicherung des Geldes, so dass eine Art Scheinwirtschaftswachstum zeitlich begrenzt entsteht. Betrachtet man sich nun die Entwicklung der Verschuldung (oder Guthaben) prozentuell zum BIP des betreffenden Landes könnte man zu oben genannten Schluss kommen. Eine solche Strategie zerstört jedoch recht schnell eine Währung.
Weitere Infos bspw. hier: http://www.uni-siegen.de/fb5/vwl/meps/images/kapitel_1.pdf
(Seite 6)
"Diese Grafik hilft nicht. Wenn
Guthabenwachstum z. Bsp. in M3 stattgefunden hat, wird dies in dieser Grafik
nicht sichtbar. Zusammenhang von Inflation und Geldmengenwachstum wird auf den
Folgeseiten dieser Arbeit definiert."
Ich bitte um streng mathematische Herleitung...Grafik 2, Bundesbank, das ist eine exponentielle Entwicklung von Guthaben und Schulden.
Das ist keine Herleitung und schon gar kein mathematischer Beweis für
irgendetwas. Die Tatsache, dass die Welt an JEDEM Punkt der Erde flach
aussieht, ist auch kein Beweis dafür, dass sie tatsächlich flach ist -
tatsächlich wissen wir, dass sie eine Kugel ist. Viele Sachen sind halt doch
anders als sie auf den ersten Blick erscheinen. Wer sich von einer einzigen
Kurve (die - nebenbei gesagt - nicht einmal alle Geldvermögensarten abbildet)
bereits überzeugen lässt, der sollte sich vielleicht fragen lassen, ob er
nicht zu leichtgläubig ist.
Faktisch gibt es viele Gründe, warum die Verschuldung ansteigt, einen
möglichen habe ich in meinem Beispiel beschrieben. Im Kern steigt aber die
Verschuldung, weil die Menschen mehr Schulden aufnehmen als sie tilgen,
einen anderen Grund gibt es nicht.
Falsch, Tilgen geht nur, wenn Guthabenbesitzer
und Schuldner ein und der selbe ist oder ich Guthaben und Schulden durch
Zwangabgaben (Vermögensabgabe, Latenausgleichsgesetz 1950)
reduziere.
So ein Unfug: A leiht B 100€, und B gibt ihm dafür einen Schuldschein
(wir sind uns hoffentlich einig, dass A nicht B ist). Damit sind sowohl
Guthaben als auch Schulden um 100€ angestiegen. Jetzt tilgt B bei A und damit
sinken sowohl Guthaben als auch Schulden wieder um 100€. Faszinierend,
oder?
"A hat 100 € zurück, sucht sich einen neuen
Schulder (C), die Summe an Guthaben und Schulden hat sich nicht geändert, B
wurde nur gegen C getauscht. Findet A keinen C, gibt es eine Krise, suchen
viele A keinen neuen C, sondern geben das Geld im Markt aus, extreme
Inflationsraten. Findet A den C, führt nun Zins und Zinseszins zu expon.
Wachstum von Guthaben und Schulden."
Wäre der Zinseszins der wahre Grund, müssten 1. und 2. wohl zutreffen
(mathematisch zwingend), da sie das aber nicht tun, kann der Zinseszins
nicht der wahre Grund sein (ebenso mathematisch zwingend).Den Zusammenhang sehe ich nicht.
Ich bin auf deine "Art der Mathematik" gespannt."Art" der Mathematik ist provokativ, ich erlaube mir das selbe stilistische Mittel: Der Zinseszinseffekt wird in der 6. Klasse gelehrt, bei 7,18 % Zinsen p.a. verdoppelt sich ein angelegter Betrag innerhalb von 10 Jahren, sofern die generierten Zinsen wieder angelegt werden. Bei 60 Jahren ergibt sich Faktor 64, aus einer Milliarde werden 64 Milliarden, die leistungslos dazu gekommenen 63 Mrd. konnten sich nur "entwickeln", da andere Menschen Schuldzinsen zahlen, Geld kann nicht arbeiten, nur Menschen und Maschinen können das ...
Wohlan, Geselle!
Viele Grüße
Winnie und andere
Winnie und andere
Stimmt "Art der Mathematik" ist provokativ und ein Zitat aus der
vormaligen Replik; ich bediene mich einfach nur des selben stilistischen
Mittels. Man kann aber sehr gerne auf solchen Unfug verzichten.
"Danke"
- [AG-GOuFP] Ursachen der Ungleichverteilung, übersichtlicher, High-End-Studio Prenk, 25.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Ursachen der Ungleichverteilung, übersichtlicher, Andreas Schneider, 25.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Ursachen der Ungleichverteilung, übersichtlicher, Patrik Pekrul, 26.06.2012
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