ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Rolf Müller <rolf.mueller9 AT t-online.de>
- To: ag Geldordnung <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: [AG-GOuFP] Fwd: Eurokrise und Weltfinanzkrise
- Date: Wed, 13 Jun 2012 08:21:20 +0200
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Ich nehme mal an, da ist dem Matthias beim Posten ein Lapsus
unterlaufen. Daß er uns diesen Beitrag hier vorenthalten wollte kann
ich mir kaum vorstellen. -------- Original-Nachricht -------- Betreff: [Ag-Europa] Eurokrise und Weltfinanzkrise Datum: Tue, 12 Jun 2012 18:14:14 +0100 (BST) Von: matthias garscha <matthias_garscha AT yahoo.de> Antwort an: AG Europa <ag-europa AT lists.piratenpartei.de> An: AG Europa <ag-europa AT lists.piratenpartei.de> Ahoi, Seit 2007/08 befindet sich die Welt (Finanzwelt) im Krisenmodus. Spätestens seit Mai 2010 sieht sich Europa in eine existentielle Krise der Währungsunion verwickelt. Viel wird dabei durcheinander geworfen, die verschiedenen Krisen werden nicht getrennt analysiert, geschweige denn ihre Zusammenhänge untersucht. Zudem ist es der Finanzwelt gelungen, eine Bankenkrise, in diesem Zeitraum in eine (Staats-)Verschuldungskrise um zu definieren. Dabei war die Bankenkrise nie weg. Es geht um die Deutungshoheit über die Definition er ART DER KRISE. Denn daraus leiten sich die Lösungswege ab. A) Eurokrise (Währungsunionkrise) Deutschland hat nachdem ihm die Einführung des Euros abgerungen wurde (das ist noch freundlich formuliert) eine strategische Entscheidung getroffen. Diese sah wie folgt aus. Deutschland hatte zuerst unter der Einführung des Euros gelitten (mindestens bis 2004), das Kaptal ist aufgrund der Zinskonvergenz bevorzugt in den anderen EU Staaten (zumeist des Südens) angelegt und investiert worden. Gerade auch das dt Kapital wurde nicht zuhause sondern im Ausland verwendet (deswegen sehr geringe Sachinvestitionen in )und hohe Arbeistlosigkeit). Regierung, Verbände und Exportwirtschaft haben ab 2002/03 die Wettbewerbsfähigkeit ins Zentrum ihrer Aktivitäten gestellt. 1) Man hat die mittelosteuropäischen Staaten als günstige Vorlieferanten in die dt. Wertschöpfungsketten integriert und West und Südeuropa als gemeinsamen Währungsraum (ohne Abwertungsgefahr) als größeren Binnenmarkt genutzt um Größendegressionsvorteile zu erreichen. Diese konnte man in Kombination auf den Weltmärkten gegen die Weztbewerber nutzen. 2) Man hat mit Hilfe der Lohnzurückhaltung und den Arbeitsmarktreformen eine interne Abwertung innerhalb der Währungsunion vorgenommen. Es war eine Entscheidung gegen das Inflationsziel der EZB (D 0.7% statt 2.0%) über vieile Jahre. Und man hat die Arbeitnehmer nicht an der Produktivitätsentwicklunmg teilnehmen lassen. F hat beide Ziele genau eingehalten, der Süden hat sich privat (IRE;E;P) oder staatlich (GR;I) von den geringen Zinsen verführen lassen und mit einer Inflation von über 3% und zu hohen Lohnsteigerungen wettbewerbsfähigkeit verloren. Nach 10 Jahren (verschärft durch den Ausbruch der Finanzkrise 2007/08) beträgt der Wettbewerbsunterschied in den entscheidenen Lohnstückkosten ca. 35 % zum Süden und 20% zu F zugunsten D. Deutschland hat sich für seine Wettbewerbsfähigkeit auf den Weltmärkten entschieden und nicht für das gemeinsame europäische Haus. Cgn hat in dem Punkt Recht wo er eine Mitschuld bei den Regierungen und der EZB sah. Insgesamt jedoch ist von D eine reine Entscheidung nach seinen Interessen (bzw der Exportindustrie) getroffen worden. Dadurch ist die Exportabhängigkeit Deutschlands im 1. Quartal 2012 auf 51,3 % Anteil vom BIP angestiegen. Selbst die exportfixierte CH erreicht nur ca 40%. Es wurde jedoch erreicht das die Arbeistplätze in der Exportindustrie erhalten worden sind (im gegensatz zu vielen anderen OECD Staaten). Wenn man Europa (Eurogruppe) als Ganzes betrachtet hat es kein signifikanten Handels bzw Leistungsbilanzdefizit . Ganz im Unterschied zu USA (stark negativ, aber da im Besitz der Weltleitwährung geschützt), China (stark positiv, aber der BIP Anteil der Exporte beträgt bei unterbewerteter Währung trotzdenm nur ca 25% am BIP) und auch Japan und UK. Jetzt steht Deutschland vor einer tiefgreifenden Entscheidung. Entweder die Solidarität mit Europa oder weiterhin eine Fixierung auf die Exporterfolge in der ganzen Welt. In der Analyse ist Flassbeck in der Problemstellung Währungsunion weitestgehend zu folgen. Jedoch muß diese Analyse parallel auch auf die Finanzmarktkrise auf Weltebene erweitert werden. Beide Krisen stehen in einem engen Zusammenhang miteinander. B) Krise des Weltfinanzsystem Die Erschütterungen die sich seit 2007 von den USA ausgehend auf das gesamte Weltwährungssystem auswirken sind erheblich. Durch die lockere Geldpolitik in den USA, UK, Japan und seit 2 Jahren auch der EZB sind erhebliche Verwerfungen in den Wechselkursen und den Carry Trade Geschäften enstanden. So sprechen viele Regierungen, Finanzexperten und Exprtfirmen mittlerweile von einem Währungskrieg (oder Abwertungswettlauf) der Staaten untereinander. Ein Problem ist zudem das sich in den USA und UK schon 55% des Finanzsektors außerhalb der Regulierung befinden (In Europa gehen gehen Experten von einem Anteil von 40% aus). Dabei scheint die Kooperartion der G-20 (die noch zu Beginn der Krise 2008/09 zu gemeinsamen Handeln geführt hat )aufgebraucht zu sein. Es überwiegt zunehmend das Konfliktverhalten der Teilnehmer untereinander. Deutlich wird das an der Zunahme protektionistischem Verhaltens und der teilweisen Einführung von Kaptitalverkehrskontrollen, Währungsanbindungen , Negativzinsen etc). Letzlich ist die entscheidende Größe für jede Volkswirtschaft ihr Wechselkurs im Währungssystem. Der Wechselkurs eines Währungsraums wird massiv durch den freien Kapitalverkehr beinflusst. Alternativ besitzt ein Staat die Möglichkeit mit Interventionen der Notenbank den Wechselkurs zu einer der wichtigen Währungen stabil zu halten (China zum Dollar, Schweiz zum Euro). Ein Staat mit eigener Währungshoheit kann im Prinzip unendlich viel Geld in eigener Währung erzeugen und damit die Staatsanleihen anderer Länder kaufen oder die Devisen kaufen. Aber warum geschieht das? Am Beispiel Schweiz zeigt sich deutlich, daß man dadurch seine Wettbewerbsfähigkeit mit der Schwächung der eigenen Währung erreicht! Der Anpassungsschock bei einer schnellen Aufwertung (durch die Kapitalflucht im Euroraum, oder durch Carry Trades) würde zu einem Schock für die schweizer Exportindustrie und den Tourismus führen. Dies wird mehr gefürchtet als eine Inflationierung oder die Verluste bei den erworbenen Devisen bei der Notenbank. Ein Schwellenland wie China benutzte die Fixierung des Wechselkurses als Förderung der eigenen Exportindustrie. Fazit: In der Eurozone kommen diese beiden Krisenbilder (Krise des Weltfinanzsystems und Währungsunionkrise) wie in einem Brennglas zusammen. Deswegen steht Europa im <Zentrum> dieser weltweiten Krise. Wie kann sich ein Währungsraum von diesen Zusammenhängen (Problemdruck) schützen. Das ist die entscheidende Frage die hier zu stellen ist? Noch einige interessante Links zum Thema: Ist eine globale Finanzreform möglich?von Paul Volcker (ehemaliger US Notenbankchef 1979-1986) http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/suedamerikas-erfahrungen-mit-dem-waehrungsfonds-feindbild-iwf-1.1379208 Als Ergänzung dazu ein Artikel über die Rolle des IWF´s in Südamerika in der SZ. sowie ein Link zu Zeit online (Über den zunehmenden Protektionismus) http://www.zeit.de/2012/15/Globalisierung-Handelskriege/komplettansicht ____________________________________________________________________ In einem weiteren Beitrag möchte ich dazu die Analyse auf das weltweite Notenbanksystem, die BIZ und die Rolle der Carry Trades ausweiten. Anschließend sollen Lösungsvorschlage zur Diskussion (aus der aktuellen ökonomischen Debatte) vorgestellt werden. Bis dahin danke für eure Aufmerksamkeit lg matthias -- AG-Europa mailing list AG-Europa AT lists.piratenpartei.de https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-europa |
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- [AG-GOuFP] Fwd: Eurokrise und Weltfinanzkrise, Rolf Müller, 13.06.2012
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