ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
- To: Thomas Schindler <thomas.schindler2 AT gmx.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Grifffest Geldschöpfungsgewinn: Eventueller Konsenspunkt
- Date: Sat, 9 Jun 2012 18:08:07 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
2012/6/8 Thomas Schindler <thomas.schindler2 AT gmx.de>:
> Im folgenden soll versucht werden aus dem Grillfest zum Geldschöpfungsgewinn
> doch noch einen Konsenspunkt zu extrahieren.
> Einführend wäre zu sagen, dass, sowie ich Arne verstehe, er bezüglich der
> Geldschöpfung durch die Geschäftsbanken zwei Problemfelder sieht: nämlich
> ein Gerechtigkeitsproblem (Geschäftsbanken bereichern sich am
> Geldschöpfungsgewinn) und ein Steuerungsproblem.
> Die Diskussion über das Gerechtigkeitsproblem, um welches es beim Grillfest
> ja ging, lässt sich dabei auf zwei Fragestellungen aufteilen:
>
> 1. Gibt es im privaten Sektor (also außerhalb der Zentralbank) überhaupt
> einen Geldschöpfungsgewinn?
> 2. Wo im privaten Sektor wird dieser realisiert?
>
> Zu Punkt eins möchte ich nun gerne versuchen einen Konsens herbeizuführen,
> indem ich das Problem aus einer Perspektive betrachte, welche nur genau die
> Elemente enthält, die für diese Fragestellung tatsächlich relevant sind, und
> die somit maximal mögliche Übersichtlichkeit gewährleistet. Sollten wir auf
> diese Weise tatsächlich Konsens zu Punkt eins erzielen können, könnten wir
> uns in der folgenden Diskussion dann ganz auf Punkt zwei konzentrieren.
>
> Los geht's:
>
> Da wir Moment nicht wissen, ob ein eventueller Geldschöpfungsgewinn aus der
> Geldschöpfung bei den Geschäftsbanken bei diesen selbst realisiert wird,
> oder ob sie ihn ganz oder teilweise an die Nichtbanken weitergeben müssen,
> werden Geschäftsbanken und Nichtbanken im folgendem als "privater Sektor"
> zusammengefasst (treffendere Begriffsvorschläge sind willkommen).
>
> Stellen wir uns also einmal zwei unterschiedliche Fälle vor. Im ersten Fall
> erfolgt die gesamte Geldschöpfung bei der Zentralbank. Die so geschöpfte
> Geldmenge beträgt 1 Billion. Bei ein Prozent Zinsen muss der private Sektor
> also jährlich 10 Milliarden an die Zentralbank zahlen.
> Im zweiten Fall wurden nur 100 Milliarden durch die Zentralbank geschöpft,
> die restlichen 900 Millarden hingegen im Bereich der Geschäftsbanken. In
> diesem Fall zahlt der private Sektor also nur 1 Milliarde pro Jahr an die
> Zentralbank.
Das aktuelle System entspricht keinem dieser beiden Fälle. Die gesamte
Billion wird im privaten Sektor erzeugt. Parallel dazu gibt es
Geldschöpfung zum Zweck der Mindestreserve. Die Mindestreserve wird
aber so verzinst, "dass dadurch die Zinsstruktur nicht beeinträchtigt
wird".
> Die neun Milliarden, welche sich der private Sektor im Fall zwei an
> Zahlungen an die Zentralbank im Vergleich zu Fall eins spart, sind das, was
> Arne als „Geldschöpfungsgewinn“ bezeichnet.
Allerdings würde ich in der Makrobetrachtung postulieren, dass der
Staat - der ja nun über die Zentralbank deutlich höhere Einnahmen hat
- weniger Steuern erheben würde, so dass insgesamt, auf Makroebene,
doch wieder das Gleiche herauskommt.
Die Verteilung sähe aber wahrscheinlich anders aus: Kreditnehmer
würden durch ein höheres Zinsniveau wahrscheinlich höher belastet
werden (Banken geben höhere Refinanzierungskosten an Kreditnehmer
weiter), und ansonsten kommt es auf die Verteilung der
Steueränderungen an.
Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.
- [AG-GOuFP] Grifffest Geldschöpfungsgewinn: Eventueller Konsenspunkt, Thomas Schindler, 08.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Grifffest Geldschöpfungsgewinn: Eventueller Konsenspunkt, Nicolai Haehnle, 09.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Grifffest Geldschöpfungsgewinn: Eventueller Konsenspunkt, Keox, 26.06.2012
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