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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] [AG-Geldordnung und Finanzpolitik] Unproblematischer Zins - reden wir darüber

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] [AG-Geldordnung und Finanzpolitik] Unproblematischer Zins - reden wir darüber


Chronologisch Thread 
  • From: Stephan Schwarz <stephan.schwarz AT piratenpartei-bayern.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] [AG-Geldordnung und Finanzpolitik] Unproblematischer Zins - reden wir darüber
  • Date: Fri, 03 Feb 2012 01:30:26 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: PiratenPartei LV Bayern

Am 02.02.2012 22:16, schrieb Heinz-Ulrich Eisner:


Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, Zins = Wucher.
Wucher laut wiki: Wucher bezeichnet das Angebot einer Leistung zu einer deutlich überhöhten Gegenleistung unter Ausnutzung einer Schwächesituation eines Vertragspartners. Ursachen können zum Beispiel in einer Notlage oder in einer Asymmetrischen Informationsverteilung zu Lasten eines Vertragspartners liegen.

Insofern sich der Zins nur auf die Zur-Verfügungstellung von Geld bezieht - also einzig auf die (vemeintlich knappe) Ressource Geld aufbaut, ist der Zins schlicht ungerechtfertigt. Denn Geld ist keine knappe - keine endliche Ressource. Somit ist Zins = Wucher, in diesem Falle. Ein Entgelt auf die Bereitstellung eines Sachguts oder eines sonstigen Guts mit intrinsischem Wert zu verlangen, ist dagegen legitim.
Das Verleihen eines Sachgutes zu einem höheren Preis, als zur Erhaltung eben dieses Gutes erforderlich ist mE genau das: Angebot einer Leistung zu einer deutlich überhöhten Gegenleistung unter Ausnutzung einer Schwächesituation eines Vertragspartners

Ohne dieses systemische Gier-Konzept zu verlassen - sowohl auf Geld- wie auf Sachkapitalebene - wird es kein stabiles Wirtschaftssystem geben

Gruß
Heinz-Ulrich nur kurz:
1. eine Schwäche-Situation muss ja bei Verleihung eines Gutes nicht vorliegen
2. selbst wenn das der Fall ist, hat das für mich nix mit Gier zu tun, sondern stellt einen zumindeßt zeitlichen Aufschub zur Nutzung des Gutes dar..; für diesen Verzicht der Nutzung denke ich kann man sich - muss man natürlich nicht - entschädigen lassen. Die Höhe der Entschädigung regelt der Markt.

Anders ist es aber definitiv bei Zahlungsmitteln. Wenn man auf die Einlösung eines erarbeiteten / erwirtschafteten Zahlungsmittels erstmal bewusst verzichtet, es stattdessen verleiht und plant dafür zu einem späteren Zeitpunkt bei Rückzahlung wieder im Besitz der liquiden Zahlungsmittel zu sein um ein Gut dafür einlösen zu können, - so kann man diesen temporären Konsum-Verzicht nicht mit einem temporären Nutzen-Verzicht eines Sachguts gleichsetzen. Die universelle Superware Geld garantiert, insofern sie nicht realwirtschaftlich abnorm inflationiert oder die Verfügbarkeit von Ressourcen signifikant verknappt wird (wohin es derzeit noch geht), alleine durch den Umstand einer stabilen Währung zukünftig für das Geld mindeßtens den Gegenwert durch Konsum einzulösen, den man auch heute beim Kauf des entsprechenden Gutes erwerben könnte. (Dies ist der Fall, dank
technischen Fortschritt in Effektivität und Effizienz der gesellschaftlichen Produktion)

Das Sachgut verliert (im Gegensatz zur potentiellen Superware Geld) nunmal i.d.R. im Laufe der Zeit bestimmte qualitative Eigenschaften, gewinnt nur in exotischen Fällen an Wert. Und gerade ein neu(es)-wertiges Gebrauchs-Gut verliert am Schnellsten an Wert. (Verbrauchs- & sonstige 'Prestige'-Güter mal aussen vor gelassen, da greift das natürlich nicht bzw. anders) Wodurch in die Verleih-Gebühr ja ein Kosten-Anteil
eingerechnet wird, um der Wert-Minderung gerecht zu werden.

Hier bin ich dann auch bei dir Heinz-Ulrich, der Kosten-Anteil der Leih-Gebühr sollte nicht höher als die zu erwartende Wert-Minderung sein. Jedoch führen ja auch technischer Fortschritt in Effektivität und Effizienz der gesellschaftlichen Produktion zu einem relativen Werte-Verlust vieler Gebrauchs-Güter. Gibt ja eine ganze Reihe an verschiedenen Nutzen-Vorteilen, die der Kunde / Endnutzer an den letzt-zeitigen Gütern mehr schätzt als an Gebrauchs-Gütern aus Omas Zeiten..
u.A. auch die Erfüllung / Befriedigung höherer Ansprüche und das für gewöhnlich bessere Preis-Leistungs-Verhältnis eines Gutes der last-generation im Gegensatz zum zwar durch den Markt schon entsprechend abgewerteten / eingepreisten 'oldie-Gutes', was jedoch durch die signifikant geringere Nachfrage (in Folge eines gesunkenen Besitz-Bedürfnisses durch fehlende Werbung, Promotions..) einen nochmaligen Werte-Verlust im Falle einer erneuten Platzierung am Markt. Ganz zu Schweigen von den Abnutzungs-Erscheinungen, die für gewöhnlich mehr oder minder stark auftreten..       Je effizienter ein Markt und je breiter das Portfolio des Markt-Ressorts, desto deutlicher wird das Defizit eine potentielle Minder-Qualität des Altgutes zu Tage fördern.

Deswegen will ich also nochmal verdeutlichen: Ein Gut nur zu erhalten reicht bei einem Gebrauchs-Gut bei Weitem nicht aus. Selbst wenn es keine Abnutz-Erscheinungen zeigt, wird es in 99% der Fälle chronologisch vom Markt verdrängt werden - durch etwas Besseres, Höherwertigeres ersetzt. Solange nicht Alle am Hungertuch nagen, wird die Masse auch das Groß der umgesetzten Innovationen auf den Konsumenten-Märkten ggü. den Pre-quels präferenzieren. Und daher wird jeder kaufmännisch wirtschaftende / denkende Mensch wie bei all seinen unternehmerischen Tätigkeiten daran interessiert sein, für seine Bestände an Gebrauchsgütern - (ob er sie selbst dazu geneigt ist, sie zu nutzen oder nicht, irgendwie nimmt man sich - sofern nicht altruistisch veranlagt - doch immer unternehmerisches Handeln als Vorbild um nicht am Ende subjektiv drauf zu zahlen und gar langfristig darauf angewiesen zu sein, den 'Verlust' selbst abzuarbeiten..) - für ihn vorteilhafte Konditionen herauszuhandeln. Also Kontrakt-Konditionen zu denen der Unternehmer davon ausgehen kann, in Zukunft zumindeßt nicht das Nachsehen zu haben.

Die durch die orthodoxe Geldwirtschaft - das Sparen - determinierte Durchschnitts-Rendite, der (exponentiell wachsende) Sparzins, wird hier allerdings wohl immer die zentrale Mess- und Vergleichsgröße spielen, an der sich der langfristige Erfolg kollektiven, unternehmerischen Handelns messen lässt. Man vergleicht andere (Anlage-)Möglichkeiten zur Finanzierung bzw. Realisierung des gewünschten Lebensstandards und bewertet die gegangenen kontinuierlich im Nachhinein mit den wahrscheinlichen Ergebnissen der nicht-wahrgenommenen Optionen auf Mehrung der einem zur Verfügung stehenden (Sach-)Werte. Oder man fährt gleich mehrgleisig und experimentiert in kleineren Maßstäben...das ist 'organisch' / menschlich. Lernen durch Erfahrung...
Und was Jedem im Gedächtnis bleibt, sind (leider) in erster Linie die schlechten Erfahrungen, die gerade im bisherigen Geldsystem - wie wir wissen - den privaten, nicht bzw. nur bedingt-konglomerierenden Individuen besonders drohen.
Corporations oder Banken gewinnen dagegen - aufgrund einer Vielzahl von günstigeren Variablen - allzuoft die Oberhand und setzen nicht zuletzt auch moralische Richtwerte... bzw. die optionale Obergrenze für diese. :(

..doch wieder länger geworden. Aber bevor ich jetz noch weiter vom eigentlichen Thema, dem Zins abschweife - geh ich lieber schlafen :o)
--
Stephan Schwarz
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