ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Unproblematischer Zins - reden wir darüber
- Date: Thu, 02 Feb 2012 21:11:09 +0100
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Am 02.02.2012 18:53, schrieb Stephan Schwarz: Gibts nen Ergebnis? Also für mich ist sonnenklar, dass der Zins im jetzigen System problematisch ist und im zukünftigen - so Gott will stabilen System - dieses ebenfalls instabil machen würde. Instabil deshalb, weil Zins das Geld zur Ware macht. G = G'. Das darf nicht sein. Im Kapitalismus wird alles zur Ware! Alles wird in seinem wertbezogenen Austauschverhältnis gedacht. Das geht bis in die persönlichsten Bereiche auch wenn dies dem Individuum in aller Regel so nicht bewußt ist. Die Ursache liegt in der menschlichen Orientierung am Haben statt am Sein die Kapitalistische Gesellschaft befördert dies massiv, ja sie ist zwingend auf diese Orientierung angewiesen. Ob man nun gerade bei der Ware aller Waren dem Geld wirklich eine Ausnahme machen kann, ohne die grundsätzliche Verfassung der Kapitalistischen Gesellschaft gleichzeitig verändern zu wollen, ziehe ich in Zweifel. Der Fetisch-Charakter der Ware ist nirgends so ausgeprägt wie bei der Superware Geld. Nur 'Zins' bzw. Arbitrage als Schöpfung eines gesellschaftlich anerkannten Mehrwerts aufgrund der Offerierung einer gefragten (Sach-)Leistung ist gerechtfertigt. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, Zins = Wucher. Wucher laut wiki: Wucher bezeichnet das Angebot einer Leistung zu einer deutlich überhöhten Gegenleistung unter Ausnutzung einer Schwächesituation eines Vertragspartners. Ursachen können zum Beispiel in einer Notlage oder in einer Asymmetrischen Informationsverteilung zu Lasten eines Vertragspartners liegen. Genau dies passiert in der Kapitalistischen Ökonomie tagtäglich. Die moderne entwickelte Kapitalistische Gesellschaft ist von Monopolen bzw. Oligopolen gekennzeichnet (Schwächesituation eines Vertragspartners). Spekulationen marktbeherrschender Kapitaleigner (Asymmetrische Informationsverteilung) sorgt regelmäßig für die Aneignung der von anderen geschaffenen Werte mit extraordinären Profitraten. Und welcher Ottonormalbürger macht sich schon Gedanken bei der Aussicht auf ein gutes Geschäft/Schnäppchen wenn er sich seinen Informationsvorsprung beim Kauf oder Verkauf z. B. von gebrauchten Wirschaftsgütern einen Informationvorsprung zunutze macht, daß der Gegenpart damit übervorteilt wird? Insofern sich der Zins nur auf die Zur-Verfügungstellung von Geld bezieht - also einzig auf die (vemeintlich knappe) Ressource Geld aufbaut, ist der Zins schlicht ungerechtfertigt. Denn Geld ist keine knappe - keine endliche Ressource. Somit ist Zins = Wucher, in diesem Falle. Ein Entgelt auf die Bereitstellung eines Sachguts oder eines sonstigen Guts mit intrinsischem Wert zu verlangen, ist dagegen legitim. Muß die Frage daher nicht unbedingt erweitert werden: Können wir den Kapitalismus überhaupt noch bändigen? Schlüsselbereiche der Wirtschaft waren mit gutem Grund in öffentlicher Hand und somit den Gesetzen des Kapitalismus entzogen. Heute ist ein fortgeschrittener Ausverkauf von Wertschöpfungsbereichen, die sich in öffentlichem Eigentum befunden haben, zu verzeichnen (Privatisierung, Public Privat Partnership). Die Monetative z. B. fordert hier ein Rollback für den Finanzsektor. Aber die Akteure des Finanzssektors (insbesondere Weltbank und IMF) betreiben die Privatisierung ganz gezielt für sämtliche Wirtschaftsbereiche. Ich glaube daß man Keox Liste der Profitverwendung der Bankenerträge aus Kreditvergabe danach aufdröseln sollte, welche Bestandteile sich sinvoll einerseits prozentual von der Kreditsumme berechnen lassen (Risikoumlage für den Kreditausfall) und danach welche Ausgaben bezüglich der Kreditsumme weitgehend invariant bleiben bzw. sich problemlos anhand von Gebührenordnungen erfassen lassen. Geschäftsbanken dürfen IMHO nur in ganz eng gestecktem Rahmen profitorientert agieren. Mögliche Effizienzeinbußen stehen in keinem Verhältnis zu dem Volkswirtschaftlichen Schaden den GB's heute verursachen. Einen perfekten Markt mit gleichberechtigen Akteuren im Finanzbereich schaffen zu wollen halte ich nach meinem derzeitigen (begrenzten) Wissenstand für ein aussichtsloses Unterfangen. Ich glaube daß die RenditenRendite bei Kapitalistischen Eigentumsverhältnissen zwangsläufig eine ausufernden Kapitalakkumulation bewirken, die immer schneller von der idealisierten Marktwirtschaft wegführen. Ist die Forderung nach Marktwirtschaftlichen Verhältnissen nicht vielleicht doch ähnlich der Forderung: "Wasch mich, aber mach mich nicht naß!" ? Meine Ausführungen sind vielen hier sicher zu wenig präzise auf das Thema Zinsproblematik zugeschnitten. - Ich hätte gern noch vollständigere empirische Daten zu Geldvermögensentwicklungen einerseits und Sachkapitalvermögen andererseits bevor ich präziser ein Urteil zur BESONDEREN Problematik des Zinses fälle. Unproblematisch ist der Zins selbstredend nicht. Beste Grüße Rolf -- instead of focusing on our differences, we should look at what we all have in common... http://www.youtube.com/watch?v=WibmcsEGLKo&feature=player_embedded |
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- Re: [AG-GOuFP] [AG-Geldordnung und Finanzpolitik] Unproblematischer Zins - reden wir darüber, Stephan Schwarz, 02.02.2012
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