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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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Re: [AG-Geldordnung und Finanzpolitik] Position Geldsystemreform: Jörg Buschbeck
Chronologisch Thread
- From: "Uwe Krüger Winands" <ukw AT berlin.com>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de,"cosmic" <cosmic AT poetryclub.de>
- Subject: Re: [AG-Geldordnung und Finanzpolitik] Position Geldsystemreform: Jörg Buschbeck
- Date: Tue, 31 Jan 2012 10:52:52 -0500
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Moin Cosmic,
Möchtest Du auch meine Lösungsvorschläge für eine Gesellschaftsreform, die
auch eine Geldsystemreform beinhaltet?
mit herzlichem Gruß
uwe
> ----- Original Message -----
> From: cosmic
> Sent: 01/31/12 02:00 PM
> To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> Subject: [AG-Geldordnung und Finanzpolitik] Position Geldsystemreform: Jörg
> Buschbeck
>
> /Wie ihr wisst, frage ich derzeit bei verschiedenen Geldsystemexperten
> nach Ihren Positionen bzgl. einer Geldreform an. Ziel ist es, die
> jeweilige Essenz der Erkenntnisse in einer Position zu erhalten, also
> komprimierte Aussagen über Erkenntnisse und vor allem auch über konkrete
> Lösungsvorschläge für eine Geldsystemreform.
> Den Anfang in diesem Forum macht jetzt Jörg Buschbeck mit dem folgenden
> Text. (cos)/
>
> *
> _Ein grundlegender Lösungsansatz für die Systemkrise – Notenbanken
> werden zur „Monetative“_*
>
> Dieser Vorschlag möchte einen grundlegenden Lösungsansatz für die
> aktuellen wirtschaftlichen Probleme vermitteln. Er versteht sich als ein
> Beitrag zu der gesellschaftlichen Diskussion, die in dem Online-Beitrag
> „Wie wollen wir sparen? Ein Aufruf zur gesellschaftlichen Diskussion“
> angeregt wird. Der Aufsatz ist das Ergebnis ca. 20-jährigen
> Recherchierens, Nachdenkens und Diskutierens zu dem Thema. Indirekt haben
> sehr viele Menschen als Diskussionspartner an diesen Ausführungen
> mitgewirkt – so viele, dass ich diese hier unmöglich alle benennen
> kann. Ich möchte mich aber an dieser Stelle bei allen Menschen bedanken,
> die diese – natürlich oft auch kontroversen – Diskussionen mit mir
> geführt haben.
>
> Geld ist kein Ding, sondern eine Forderung
>
> Für das Verständnis der Ansätze ist es hilfreich, Geldvermögen als
> Forderung zu begreifen, die durch realwirtschaftliche Kaufsalden entsteht.
> Auch Zahlungsmittel sind nur besonders besicherte Forderungen. In dem
> Online-Beitrag „Geld, Kauf und Bezahlung“ ist dies im Bezug auf die
> Definitionen des Ökonomen Wolfgang Stützel beschreiben.
>
> National wie global umsetzbar – Kombination mit anderen Reformen
> empfohlen
>
> Der Vorschlag bezieht sich speziell auf die deutsche Problemstellung. Die
> Lösungsvorschläge sind in nationalen Alleingängen umsetzbar, ohne die
> Gemeinschaftswährung zu verlassen, aber auch global nach dem
> vorgeschlagenen Schema gut anpassbar. Es sollte auch eine Kombinationen
> mit den anderen im Diskussionsaufruf vorgeschlagenen Maßnahmen wie z. B.
> einer maximal umlagefinanzierten/beitragsfinanzierten Altersvorsorge und
> einem Grundeinkommen geben. Die Ausführungen verstehen sich als
> Vorstellung eines generellen Lösungsmusters. Die Ausarbeitung der
> Ausgestaltung sollte nach ausführlicher gesellschaftlicher Diskussion von
> den Experten der Notenbanken und des Finanzministeriums kurzfristig
> machbar sein. Natürlich bedürfte es umfangreicher (grund)gesetzlicher
> Änderungen. Dafür wäre der Nutzen aber auch so generell und nachhaltig,
> dass jeder Aufwand lohnt. Allein schon der eskalierende Problemdruck wird
> uns in absehbarer Zeit zu grundsätzlichen Änderungen anregen.
>
> Das Geldsystem und das wirtschaftliches Gleichgewicht
>
> Das Geldsystem hat umfangreiche Rückwirkungen auf die reale Wirtschaft.
> Bedauerlicherweise bestehen hier bei vielen Wirtschaftswissenschaftlern
> noch große Defizite in der exakten Definition der Zusammenhänge. Immer
> noch wird zu irgendwelchen „Geldmengen“ diskutiert, die angeblich die
> Notenbank „in Umlauf bringt“. Auch werden aus einer tautologisch
> richtigen Quantitätstheorie völlig falsche Umkehrschlüsse gezogen –
> eine etwas verwunderliche Situation, da z. B. der deutsche
> Jahrhundertökonom Wolfgang Stützel diese Zusammenhänge in seinen Werken
> logisch nachvollziehbar erläutert hat. Aufbauend auf seinen Ausführungen
> in der „Volkswirtschaftlichen Saldenmechanik“ und „Paradoxa der
> Geld- und Konkurrenzwirtschaft“ kommen wir für den wichtigsten
> Zusammenhang des wirtschaftlichen Gleichgewichts und damit tendenzieller
> Stabilität des Geldwerts zu folgender Definition:
>
> Ein wirtschaftliches Gleichgewicht besteht in einer Periode, wenn die
> Pläne, Geldvermögen aufzubauen, mit den Plänen, Geldvermögen
> abzubauen, übereinstimmen.
>
> Daraus ergibt sich nun wieder folgende Ableitung für wirtschaftliches
> Gleichgewicht:
>
> Geldsparpläne + private Kredittilgungen = finanzierbare
> Verschuldungspläne
>
> Kredittilgungen sind ein in Vorperioden festgelegter Geldvermögensaufbau
> – ein bisher kaum beachtetes Problem mit enormem Krisenpotenzial. Die
> verfügbaren Informationen zu den oben genanten Einflussgrößen geben uns
> zu der Vermutung Anlass, dass ein wirtschaftliches Gleichgewicht in den
> entwickelten Industrieländern unter heutigen Rahmenbedingungen auch in
> Phasen guter Konjunktur nur noch mit zwei Maßnahmen zu erreichen ist:
>
> a. Verschuldung der Staaten
> b. Verschuldung von Kreditnehmern mit schlechter Bonität
>
> Dies liest sich nun wie die Wahl zwischen Pest und Cholera, dürfte sich
> aber gut
> mit dem real Erlebten der letzten Jahre decken. Die Finanzkrise ist also
> kein Missgeschick, sondern logische Folge real existierender Zwänge der
> bestehenden Rahmenbedingungen. Wir sollten also diese Rahmenbedingungen
> ändern, um zu einem stabilen System zurückzukehren. Wie auch schon in
> unserem Diskussionsaufruf angesprochen, gibt es dazu die verschiedensten
> Optionen. Aus der Formel oben können wir zwei Grundoptionen für
> Lösungen herleiten:
>
> 1. Die Staatsverschuldung zu „guten“ und „schmerzfreien“ Schulden
> machen
> 2. Die privaten Geldsparpläne absenken
>
> Auch diese Optionen werden nun bei den meisten Menschen nicht eben helle
> Begeisterung auslösen, aber es hilft auch nichts, die Realität länger
> zu verdrängen. Es sollte also darum gehen, das Akzeptabelste aus den
> realen Handlungsmöglichkeiten auszuwählen. Um unseren Löungsvorschlag
> zu dieser Ausgangslage geht es in diesem Beitrag.
>
> Wie in unserem Diskussionsaufruf angesprochen, gäbe es einfache
> Marktlösungen für die Probleme der zu hohen privaten Geldsparpläne. Man
> könnte mit enormem „Lerneffekt“ die Banken und Versicherungen (und
> damit den Großteil der Spar-Einlagen) an den „schlechten“ Schulden
> einfach bankrott gehen lassen und/oder die bargeldbedingte Nullzinsgrenze
> abschaffen und damit negative Nominalzinsen (Zinsabbuchungen)
> ermöglichen. Nach unseren Diskussions-Erfahrungen zu diesen
> Marktlösungen sind diese aber politisch kaum durchsetzbar. Die handelnden
> Politiker müssten wohl um Leib und Leben bangen.
>
> Der „totale Geldmarkt“ ist also demokratisch nicht gewollt.
>
> Dies bleibt mir wichtig festzuhalten, wenn wir jetzt über eine neue
> gesellschaftliche „Globalsteuerung“ sprechen. Wer sie als
> „Liberaler“ kritisieren möchte, soll also bitte auch öffentlich die
> Abschaffung der Marktstörungen aus bargeldbedingter Nullzinsgrenze und
> „Einlagensicherung“ fordern (und beim Auto vor der Tür den Motor
> laufen lassen :-) ).
>
> Liberalismus als gefährlicher Realitätsverlust?
>
> Liberalismus wird zur Karikatur und Heuchelei, wenn er die schweren
> Marktstörungen im Markt der Märkte (Geldmarkt) nicht sieht und benennt,
> gleichzeitig aber dem völlig gestörten Markt freien Lauf lassen will.
> Die aktuelle „Retterei“ mit ihrer unmoralischen und den
> gesellschaftlichen Konsens zerstörenden Dimension ist das Ergebnis von
> solch falsch verstandenem Liberalismus. Der Autor dieses Beitrags sieht
> sich übrigens durchaus eher als Liberaler und will solch unmoralische und
> dem Ansehen der Marktwirtschaft schädliche Staatseingriffe ebenso wie
> andere Arten staatlicher Wirtschaftspolitik = Verschuldungspolitik mit
> seinen Vorschlägen künftig vermeidbar machen.
>
> Machen wir lieber das Beste draus
>
> Wenn wir also davon ausgehen müssen, dass der Staat die Spareinlagen und
> damit die Passivseite der Geschäftsbanken- und Versicherungsbilanz
> faktisch garantiert, dann muss selbstverständlich auch die Aktivseite der
> Banken- und Versicherungsbilanzen einer starken Reglementierung
> unterliegen. Dies, um die Folgewirkungen der wohl auf demokratischen
> Konsens ausgehebelten Marktmechanismen zu begrenzen. Weiterhin brauchen
> wir einen gesellschaftlichen Mechanismus für das wegen der Unmöglichkeit
> nominaler Negativzinsen fehlende Steuerelement für Unternachfrage.
>
> Die nationale Notenbank wird zur „Monetative“
>
> Ich komme jetzt zu meinem Vorschlag, die nationale Notenbank in eine
> monetative Staatsgewalt (im weiteren „Monetative“) mit neuen
> monetären Steuerelementen umzuwandeln. Für die Monetative bestehen dabei
> folgende Aufgaben:
>
> 1. Wirtschaftliches Gleichgewicht und Geldwertstabilität bei Nullsparzins
>
> 2. Verhinderung der Vergesellschaftung von Bank- und Versicherungsverlusten
>
> 3. Herstellung außenwirtschaftlichen Gleichgewichts
>
> Mit der Erfüllung dieser Aufgaben werden folgende Wirkungen erzielt:
>
> - Kaufkraftstabiles Zahlungsmittel und (kurzfristiges)
> Wertaufbewahrungsmittel
> - Rückführung der Staatsverschuldung
> - Beendigung des Zwangs zum Wirtschaftswachstum
> - Nationale oder gar regionale Geldpolitik auch in Gemeinschaftswährungen
> - Eigenkapitalisierung und damit Krisenfestigkeit der Wirtschaft
> - Stabilitätserwartungen – Risikoprämien sinken deutlich
> - Deutliche Reduktion des Anteils der Kapitalerträge am Volkseinkommen
> – dadurch höhere soziale Gerechtigkeit
> - Weitgehend zinslose Staatsfinanzierung für bestehende Staatsschulden
> - Wiederherstellung demokratischer Machtverhältnisse
> - Verhinderung inflationärer „Wiederwahl-Konjunkturpolitik“
> - Verhinderung internationaler Konflikte aus Exportsalden
> - Verhinderung von Krieg als klassischem Mittel der Deflationsbekämpfung
> - Verhinderung von Crash und Bürgerkrieg in den Nationen
>
> Dazu hat die „Monetative“ folgende neue Werkzeuge:
>
> A. Variable Kreditsteuer als variabler Zusatzzins auf alle
> Geschäftsbankenkredite
> B. Optionale monatliche Steuergutschrift an jeden Bürger, auch als
> negative Einkommensteuer – oder als Grundeinkommenszuschlag
> C. Optionale monatlich anpassbare Einkommensteuerzuschläge
> („Währungssoli“)
> D. Neue Regulierungen der Kreditvergabe der Geschäftsbanken und
> Versicherungen
> E. Optionale und variable Ausfuhrumsatzsteuer
>
> Aufgabe 1 der Monetative: nachhaltiges wirtschaftliches Gleichgewicht und
> absolute Geldwertstabilität bei Nullsparzins
>
> Heute sind wir ohne Wirtschaftswachstum schnell in der wirtschaftlichen
> Depression und Investitionsfalle. Die Gründe liegen insbesondere in der
> erreichten Dimension des Tilgungsproblems – siehe dazu den
> Online-Beitrag „Die Kredittilgungen und das wirtschaftliche
> Gleichgewicht“. Nur mit Wirtschaftswachstum kann noch die enorme Menge
> an privater Neuverschuldung angeheizt werden, die wir ohne eine
> explodierende Staatsverschuldung für wirtschaftliches Gleichgewicht
> brauchen. Der Zwang zum Wirtschaftswachstum – der schon aus
> ökologischen Gründen keine Dauerlösung sein kann – ist also eine
> Folgewirkung des bisher kaum analysierten Zwangs zum Schuldenwachstum.
>
> Japan und Südeuropa als Praxisfälle abgerissener Verschuldungsketten
>
> Wer dazu praktische Beispiele sucht, findet Sie in Japan nach 1989 oder in
> der aktuellen Entwicklung in der Südperipherie der Eurozone. Speziell in
> Japan kann man gut im „Langzeitversuch“ beobachten, wie sich die
> Präferenz der Geldvermögensbildung gegenüber der Sachwertinvestition in
> einem deflationären Umfeld verfestigt und die Staatsverschuldung
> förmlich explodiert. Wenn man damit so entspannt umgeht, wie es Herr Koo
> vorschlägt, ist dies wohl auch gar nicht so schlimm. In der Konstellation
> der Euro-Staaten mit ihren starken Handelsbilanz-Ungleichgewichten in
> Kombination mit deutscher Staatsschulden- und Inflationsphobie laufen wir
> aber in eine Katastrophe – dies insbesondere wegen der fehlenden
> saldenmechanischen Sachkompetenz der deutschen Politiker und der sie
> beratenden Ökonomen.
>
> Der Paradigmenwechsel beim Wertaufbewahrungsmittel
>
> Deshalb sollten die Anreize für die Präferenz der risikolosen
> Geldhaltung gegenüber der Sachwert- und Eigenkapitalinvestition
> nachhaltig verschoben werden. Dies leistet die Monetative, indem Sie die
> risikolose Geldhaltung mit Nullsparzinserwartungen belegt und gleichzeitig
> die kalkulativen Risikoprämien für alternative Sachwertinvestitionen und
> Eigenkapitalbeteiligungen durch die geschaffenen gesamtwirtschaftlichen
> Stabilitätserwartungen reduziert – ein Doppelschlag für einen
> Paradigmenwechsel in der Sparform für langfristigen Konsumverzicht.
>
> Die variable Kreditsteuer – das Standard-„Werkzeug A“ der Monetative
>
> Das Hauptsteuerelement der Monetative ist die variable Kreditsteuer auf
> Kredite an Private, welche die nationale Staatsverschuldung tilgt. Sie
> könnte beispielsweise einen Grundwert von 1-3 Prozentpunkten Zins haben.
> Wenn es einen Bedarf an monetärer Bremsung zur Inflationsverhinderung
> gibt, wird künftig die Kreditsteuer erhöht und nicht ein
> Leitzins/Sparzins. Dabei könnte man überlegen, nur Neukredite mit einer
> höheren Kreditsteuer zu belegen. Auch dies verhindert krisenhafte
> Entwicklungen. Die Zahlung der Kreditsteuer wäre Voraussetzung für die
> staatliche Vollstreckbarkeit eines Kredits. Kredite ohne
> Kreditsteuerzahlung sind nicht vollstreckbar zu stellen und dann somit ein
> Geschenk – Kreditsteuerhinterziehung wäre damit sehr unwahrscheinlich.
>
> Heute:
> Kreditzins = variabler Sparzins + wettbewerbliche Bankmarge
>
> Nach Reform:
> Kreditzins = variable Kreditsteuer der Monetative + wettbewerbliche
> Bankmarge
>
> Sicherheit und Nullinflation machen Nullsparzins erträglich
>
> Wegen der Inflationsverhinderung nur über den Kreditzins ist eine
> dauerhafte Ertragslosigkeit von risikoloser Geldhaltung zu erwarten. Die
> Monetative hat aber auch nicht wie die heutige EZB ein Inflationsziel von
> knapp 2 %. Der Geldsparer bekommt also zwar keine Zinsen, kann wegen
> „Stabilitätsziel statt Inflationsziel“ aber den gleichen Gegenwert
> seines aktuellen Konsumverzichts in der Zukunft erwarten. Der Geldsparer
> wird also gegenüber heutigen oft negativen Realzinsen (versteuerte Zinsen
> < Inflationsrate) eher besser gestellt. Und natürlich ist es für die
> Bank- und Versicherungssparer sehr beruhigend, wenn es nun ein
> eigenstabiles System gibt und ihre gesparten Lebensleistungen nicht mehr
> von Verlust bedroht sind. Wer Erträge auf seine Sparleistung möchte,
> kann dies durch risikotragende Eigenkapital- oder Sachwertinvestitionen
> jederzeit im freien Markt umsetzen.
>
> Guthabenrückzahlung bringt Schuldenrückzahlung
>
> Wer dann noch Geld spart, spart vor allem auf „irgendwas“ und nicht
> auf „irgendwann“ – genau dafür ist die risikolose Geldhaltung als
> Wertaufbewahrungsmittel auch gesellschaftlich sinnvoll. Es erfolgt also
> eine regelmäßige Rückzahlung der Sparguthaben durch reale Nachfrage,
> was auch eine Rückzahlung der Schulden statt ständigen
> Neuverschuldungszwangs erlaubt. Man könnte in Sinne des Grundkonzepts
> arbeitsteiligen Wirtschaftens auch sagen: Die „Nachfrageschulden“ der
> Guthabenhalter werden regelmäßig getilgt.
>
> Werkzeug B: der „Sicherheitszaun“ an der Defla-Schlucht
>
> Am Steuerelement B der Monetative, einer bedarfsweisen monatlichen
> Steuergutschrift an jeden Bürger, ist vor allem wichtig, dass dieser
> Mechanismus glaubhaft installiert ist und quasi sofort wirken könnte. Er
> ist das heute fehlende Steuerelement für die Unternachfrage/Deflation.
> Die Existenz des Werkzeugs B schafft das Vertrauen, es nicht einsetzen zu
> müssen. Denn normalerweise reichen dauerhafte Nullzinserwartungen bei zu
> erwartender wirtschaftlicher Stabilität aus – in dem Sinne, dass im
> Regefall die variable Staatsschuldentilgung als das vorrangige Mittel der
> Globalsteuerung der Monetative funktioniert.
>
> Aber diese Stabilitätserwartung ist bei Nullzins eben nur sicher, wenn es
> einen glaubhaften Mechanismus auch für die Unternachfrage gibt.
>
> Wenn der Mechanismus aktiviert werden muss, erhöht er also gezielt die
> Staatsverschuldung – nur eben sehr viel schneller, planbarer und
> marktneutraler als dies klassische keynesianische Konjunkturprogramme tun.
> Vor allem aber werden diese Staatsschulden nach Überwindung einer
> Unternachfragesituation automatisch über die Mechanismen der Kreditsteuer
> erwartbar zurückgezahlt. Diese Art von „Keynesianismus“ erzeugt weder
> Unsicherheit noch wachsende Staatsschulden – sie schafft Sicherheit wie
> ein Zaun an einer Schlucht. So entstehen Wege jenseits des
> „inflationären Sicherheitsabstands“, auf denen man bisher wegen
> Absturzgefahr „nicht gehen konnte“. Ein „Zaun an der Schlucht“ ist
> nicht dazu da, dass man ihn ständig zum Abstützen nutzen muss, sondern
> dass er uns gelassen des Weges gehen lässt.
>
> „Aber Keynes hat uns doch immer nur steigende Staatsschulden gebracht?“
>
> Auf dieses „Rätsel der Volkswirtschaftslehre“ möchte ich noch kurz
> eingehen. Warum kann heute die Staatsverschuldung aus Konjunkturprogrammen
> auch in „guten Zeiten“ nicht getilgt werden? Ganz einfach – weil
> schon länger auch in guten Konjunkturzeiten die privaten Geldsparpläne
> und Kredittilgungen über den privaten Neuverschuldungsplänen liegen.
> Indem wir die Geldsparpläne mithilfe der dauerhaften
> Nullsparzinserwartungen direkt deutlich reduzieren, haben wir dieses
> Problem gelöst.
>
> Werkzeug C: optionaler Einkommensteuerzuschlag – „der Währungssoli“
>
> Bei Werkzeug C handelt es sich wie bei Werkzeug B um eine mehr
> psychologische Angelegenheit denn um ein häufig eingesetztes Mittel. Man
> kann es vielleicht mit der Landesverteidigung vergleichen – die sollte
> auch Waffen haben, aber bitte nicht damit schießen müssen.
> Schlussendlich geht es um Machtfragen –keine Notenbank kann auch heute
> schon Inflation verhindern, wenn sich Leistungserbringer im Gleichschritt
> höhere Entgelte als den Produktivitätsfortschritt aushandeln oder die
> Regierung eine völlig unvernünftige Ausgabenausweitung vornimmt. Selbst
> eine starke Erhöhung der Kreditsteuer kann hier kurzfristig nur wenig
> bewirken, soweit sogenannte „gleichschrittige“ Prozesse ablaufen. Dann
> geht der Inflationsprozess gar nicht mit einer Erhöhung des Kreditbedarfs
> einher. Für diese Fälle ist Werkzeug C gedacht, das der Monetative die
> tatsächliche Macht zur Durchsetzung der Geldwertstabilität gibt. Laufen
> die oben genannten Prozesse ab, wird ein monatlich variabler Zuschlag zur
> Einkommen- und Lohnsteuer zur Staatsschuldentilgung erhoben. Niemand wird
> eine Regierung wiederwählen, die mit teuren Wahlgeschenken sofort
> spürbar die Lohnsteuer erhöht und damit die Einkommen kürzt. Hier
> werden demokratiefördernd das klassische Gefangenendillema ebenso wie
> bisherige Problemkonstellationen von Notenbankpolitik und Globalsteuerung
> (Stichwort Stagflation) rechtzeitig durchbrochen.
>
> Staatsschulden = „Forderung gegen Steuerzahler“
>
> Staatsschulden sind bisher zu wenig erhobene Steuern bei Inländern. Schon
> aus diesem Grund sollten Staatsschulden nicht länger verbrieft in der
> Welt herumgereicht, sondern national sauber verbucht und getilgt werden.
> Die Monetative hat durch ihre Steuerelemente alle Möglichkeiten dazu,
> diese Aufgabe korrekt zu erledigen. Die Monetative verbucht diese
> Staatsschulden aktiv als „Forderung gegen Steuerzahler“ mit
> Passivierung als Guthabenkonto des Staates bei der Zentralbank. Wir
> schauen uns dazu die Bilanz der Monetative mit den 2 wichtigsten
> Bilanzpositionen an:
>
> Aktivseite _______________________________Passivseite
> „Forderungen gegen Steuerzahler“ ________„Guthabenkonto des
> Staates“
> „Forderungen gegen Banken“ ____________„ZB-Guthaben der Banken“
>
> Der Staat hat also nun seine Konten direkt bei der Monetative, die ihn mit
> Auslaufen der verzinslichen Staatsanleihen und im Fall der zeitweisen
> Anwendung von Werkzeug B nun zinslos mit dem Buchungssatz „Forderung
> gegen Steuerzahler an Guthabenkonto Staat“ finanziert. Zinsen auf
> Staatsschulden sind nun ein Auslaufmodell. Gleichzeitig laufen aber auch
> ständig die Einnahmen der Kreditsteuer (Werkzeug A). Übersteigt der
> Guthabenstand auf dem Staatskonto den staatlichen Liquiditätsbedarf, wird
> die überschüssige Liquidität zur Bilanzverkürzung wieder ausgebucht.
>
> „Hat man die direkte NB-Finanzierung des Staates nicht aus gutem Grund
> verboten?“
>
> Durch die Gewaltenteilung zwischen der – im Sinne einer völlig
> unabhängigen Notenbank agierenden – Monetative mit eigener Steuergewalt
> und der Regierung ist dieser Ablauf jetzt gut verantwortbar. Die
> Unabhängigkeit der Monetative vom jetzigen Zentralbank-Konstrukt wird
> sogar noch viel größer. Kaum jemand wird ernsthaft glauben, dass sich
> die Handelnden der EZB, FED und BoJ heute dem sachlichen und politischen
> Druck des drohenden Totalzusammenbruchs des heutigen Systems entziehen
> können. Indem dieser Crash durch die neuen Werkzeuge ausgeschlossen ist,
> sind also auch diese Zwänge behoben. Die ständig sinkenden
> Staatsschulden und die „Nullinflationspolitik“ werden ein
> zusätzliches Vertrauenspolster in das neue Erfolgskonstrukt der
> Monetative aufbauen. Zur Stützung des Vertrauens in Deutschland kann man
> das Konstrukt auch gern weiter „Bundesbank“ nennen – der Begriff
> „Monetative“ soll in diesem Beitrag nur die neue Qualität als
> unabhängige vierte Staatsgewalt mit eigener Steuergewalt differenzieren.
>
> Aufgabe 2 der Monetative: Verhinderung der Vergesellschaftung von
> Verlusten des Finanzsystems
>
> Wie zuvor begründet, schafft die faktische Staatsgarantie für die
> Passivseite der Banken- und Versicherungsbilanzen die dringende
> Notwendigkeit, auch die Aktivseite zu regulieren. „Ganz nebenbei“
> wollen wir mit dieser Aufgabe der Monetative auch noch ein paar andere
> Probleme lösen, welche die gewollte Nullsparzinspolitik der Monetative
> erst ermöglichen.
>
> Kapitalbildende Versicherungen abwickeln?
>
> „Kapitalbildende“ Versicherungen sollten ein Auslaufmodell sein –
> ihr Wirken ist in Gesellschaften mit Geldsparüberschuss ein
> gesellschaftlicher Missstand. Die „private Altersvorsorge mit
> garantierter Sicherheit“ ist nur eine Nachfrage nach Staatsverschuldung,
> die wir ja jetzt Stück für Stück abschaffen wollen.
> Mit dem Wegfall dieser Staats-Schuldtitel schwindet auch die wesentliche
> Bilanzgrundlage der „kapitalbildenden“ – besser
> „staatsschuldenbildenden“ – Versicherungen. Versicherungen müssen
> sich in ihrem Geschäftsmodell also wieder dem Versichern von Risiken
> zuwenden.
>
> Zurück zu einem vollständig beitragsfinanzierten Rentensystem
>
> Die Förderung der „privaten Altersvorsorge“ sollte dringend zugunsten
> einer Rückkehr zur vollständig beitragsfinanzierten Altersvorsorge
> eingestellt werden.
> Neugeschäft für den kapitalbildenden Bereich ist zu untersagen, ebenso
> wie der Ankauf jeglicher ausländischer Schuldtitel. Die Einführung der
> geförderten privaten Altersvorsorge in Deutschland sollte Staatsanwälte
> beschäftigen
>
> Geschäftsbanken-Aktiva = nur noch Kredite an private Inlandsprojekte
>
> Die Aktivseite von Bankbilanzen darf nur noch um Forderungen gegen
> inländische Investitionsprojekte erweitert werden. Für diese
> Kreditvergaben existieren in Deutschland gute und wohl auch ausreichende
> Vorschriften für Besicherung und Eigenkapitalunterlegung. Mit der oben
> beschriebenen Absturzsicherung werden die bestehenden systemischen Risiken
> minimiert. Sollte es infolge der vorgeschlagenen Reformen zu stärkeren
> Preissteigerungen bei Sachwerten kommen, dann müssen die
> Eigenkapitalanforderungen für Kredite allerdings verschärft werden, um
> eine „Blasenbildung“ mit Kredithebel zu verhindern.
> Eigenkapitalinduzierte Preiserhöhungen von Sachwerten sind aber keine
> Blasen, sondern durchaus wünschenswerte Wertsteigerungen, die
> überschüssige Sparvermögen absorbieren und die realwirtschaftlichen
> Renditen senken.
> Die Sicherheit und Stabilität eines Kreditgeldsystems hängt aber auch an
> der Vollstreckbarkeit in die Pfänder. Darauf haben wir nur im Inland so
> viel Einfluss, dass wir die Einlagen ohne Verlustrisiko staatlich
> garantieren können. Natürlich können die deutschen Anleger auch
> Projekte im Ausland finanzieren, aber dann nur auf eigenes Risiko mit
> Eigenkapital. Die „schwäbische Hausfrau“ hätte auf ihr Risiko
> niemals spanische oder US-amerikanische Subprime-Bauten finanziert, die
> als Schuldtitel massenweise in deutschen Bankbilanzen gelangten.
>
> Umworbene Einlagen gibt es nicht mehr
>
> Ihre Forderungen gegen private inländische Kreditnehmer können die
> Geschäftsbanken aber jederzeit bei der Monetative gegen Forderungen an
> die Monetative (Zentralbankgeld) via „stiller Abtretung“ in
> Zentralbankgeld monetisieren. Es gibt also keine Knappheit an
> Zentralbankgeld für Guthaben aus Geldschöpfung der Geschäftsbanken. Es
> wird nur vorgegeben und streng kontrolliert, dass diese Kredite durch
> ausreichend Eigenkapitalunterlegung durch Pfänder der Kreditnehmer und
> Eigenkapital der Bank notenbankfähige Qualität haben. Dies bedeutet
> auch, dass es keine Vorab-Einlagen für Neukreditvergabe braucht, weshalb
> es auch keinen Zinswettbewerb um die „Anleger“ gibt, insbesondere da
> andere „Anlagen“ den Banken von der Monetative nicht mehr erlaubt sind.
>
> Es hat sich „ausgetendert“
>
> Die Giralguthaben der Geschäftsbanken sind also faktisches
> Zentralbankgeld der Monetative, da Sie unbegrenzt in dieses umgetauscht
> werden können. Dies ist quasi die Gegenleistung und Erleichterung für
> die Geschäftsbanken für die Regulierung ihrer Kreditvergabe. Jegliche
> sonstige Geldmengensteuerung mit „Tendern“ entfällt, Der direkte
> Eingriff in Kreditzinsen der Geschäftsbanken ist ein direktes und damit
> schnelles Steuerelement – wirksamer als das bisherige, wegen Knappheit
> der solventen Kreditnehmer unwirksame Steuer-Mittel mit quantitativer
> Begrenzung von Zentralbankguthaben. Quantitative Betrachtungen werden von
> der Monetative vielmehr auf das in kurzen Intervallen meldepflichtige
> Neukreditgeschäft der Geschäftsbanken fokussiert.
>
> Lösung „versteckter“ Bankenprobleme
>
> Es ist generell davon auszugehen, dass in Bank- und Versicherungsbilanzen
> noch gigantische „stille Lasten“ liegen, die durch Buchungstricks
> versteckt wurden.
> Eine weitgehende Umsetzung der Reformvorschläge in den USA und Europa
> würde durch Aufwertung der Sachaktiva eine weitgehende
> Rückgängigmachung der Verluste bedeuten. Hierzu gibt es eine schöne
> Visualisierung im dritten Teil des Films „Global Change 2009“ .
>
> Die Aufgaben der Geschäftsbanken: Zahlungsverkehr, Kreditvergabe,
> Eigenkapitalvermittlung
>
> Unser neues Geldsystem kennt risikolose/zinslose Geldhaltung mit
> Staatsgarantie und Kapitalanlagen in Form von risikotragendem Eigenkapital
> in Eigenkapitaltitel oder Direktinvestition in Sachwerte. Die Rolle der
> Geschäftsbanken bleibt in diesem System sehr wichtig für eine
> funktionierende Marktwirtschaft. Sie sind aber keine „Firmen mit
> besonderer Machtposition“ mehr.
>
> Kreditvergabe/Zahlungsmittelschöpfung + Zahlungsverkehr
>
> Geschäftsbanken betreiben mit solventen privatwirtschaftlichen
> Kreditnehmern Zahlungsmittelschöpfung, was auf der anderen Seite durch
> die Zahlungsmittelvernichtung der Tilgung der Privatkredite und der
> Staatsschulden durch die Kreditsteuer ausgeglichen wird. Die
> Zahlungsmittelschöpfung erfolgt als Monetisierung von Pfändern des
> Kreditnehmers unter zusätzlicher Besicherung durch anteiliges
> Bankeneigenkapital.
>
> Bar oder giral – egal
>
> Es gibt damit nun Zahlungsmittelbestände, die aus Gründen der
> Liquidität und kurzfristigen Wertaufbewahrung von Wirtschaftern wahlweise
> in Forderungen gegen eine Geschäftsbank (Giralgeld) oder als Forderung
> gegen die Monetative (Bargeld) gehalten werden. Da größere
> Bargeldhaltung ein privates Sicherheitsrisiko darstellt und immer mehr per
> Überweisung gezahlt wird, wird Bargeld nur einen geringen Anteil haben.
> Ein warum auch immer einsetzender Bankenrun wäre in diesem Konstrukt aber
> dennoch kein Problem.
>
> Wettbewerb okay = Preis für Zahlungsmittelschöpfung okay
>
> Die Banken erheben einen Kreditzins, der auf Basis ihrer Kosten und der
> Kreditsteuer als „Materialeinsatz“ mit einem dem Wettbewerb
> ausgesetzten Gewinnaufschlag kalkuliert wird. Ein Konzentrationsprozess
> unter den Banken ist vom Kartellamt zu verhindern, um einen ausreichenden
> Wettbewerb zu erhalten. Gegen Dumping-Kalkulationen zur „strategischen
> Wettbewerbsreduzierung“ sollte die Aufsichtbehörde aber ebenfalls
> vorgehen.
>
> Filialbanken – Kontoführungsgebühren steigen wohl etwas
>
> Weiterhin bieten die Banken natürlich die Kontoführung und den
> Zahlungsverkehr an. Da wegen des Konstrukts kein Bedarf an “Einlagen”
> besteht, wird diese Leistung bei Filialbanken wohl zum Ausgleich des
> harten Wettbewerbs um Kreditmargen etwas teurer werden.
>
> Neue Aufgabe: Vermittlung von Eigenkapitalgeschäften, „Wertgeld“
>
> Banken haben eine hohe Kompetenz in der Bewertung der Risiken
> realwirtschaftlicher Geschäfte. Dies können Sie nicht nur für die
> Kreditvergabe nutzen, sondern auch für die Vermittlung verbriefter
> Eigenkapital-Anlagen oder direkter Investitionen in Sachwerte. Diese
> Geschäfte sind Provisionsgeschäfte auf reines Risiko des Anlegers. Der
> Anleger ist über Risiken natürlich in klarer und eindeutiger Form zu
> belehren. Ich sehe ein enormes Potenzial in „ungehebelten Fonds“, also
> Verbriefung realer Investitionsgüter ohne Kredithebel. Hier wird bei
> wenig Risiko (fehlender Kredithebel, Risikostreuung möglich) eine
> realwirtschaftliche Rendite bei maximaler Liquididät erwirtschaftet. So
> kann man Liquiditätsbedürfnisse und Ertragswünsche mit relativ großer
> Sicherheit verbinden. Dieses „Wertgeld“ wäre als
> Wertaufbewahrungsmittel die ideale Ergänzung unseres „Schuldgeldes“
> zur Wertschöpfung.
>
> Wie kommen Nichtunternehmer zu realwirtschaftlichen Renditen?
>
> In Deutschland haben die Unternehmer nun schon seit einigen Jahren einen
> negativen Kreditsaldo. Sie finanzieren sich also aus Abschreibungen und
> Gewinnen selbst. Dies ist der Grund, warum wir für die
> „Geld-Sparleistung“ der Nichtunternehmer heute Staat und Ausland
> verschulden müssen, um unser wirtschaftliches Gleichgewicht zu halten.
> Natürlich werden noch neue Kredite von den Unternehmern aufgenommen, aber
> eben noch mehr alte Kredite getilgt. Aus diesem Grund finde ich das oben
> genannte Wertgeld-Fondsprojekt so wichtig. Damit können
> realwirtschaftliche Renditen auf die Seite der Nichtunternehmer gezogen
> werden, aber auch neue, eigenkapitalschwächere Existenzgründer im Sinne
> des Erhalts des Wettbewerbs teilweise finanziert werden. Hier sollte die
> Monetative die regulatorischen Rahmenbedingungen schaffen.
>
> Aufgabe 3 der Monetative: Herstellung außenwirtschaftlichen Gleichgewichts
>
> National gilt für ein Exportüberschussland wie Deutschland:
> Staatsschuldenwachstum = Wachstum der privaten Geldvermögen abzgl.
> Exportüberschüsse
>
> National gilt für ein Importüberschussland wie Griechenland:
> Staatsschuldenwachstum = Wachstum der privaten Geldvermögen zzgl.
> Importüberschüsse
>
> Dauerhafte Exportüberschüsse sind deshalb keine gute Sache – sie haben
> schon einige Kriege ausgelöst. Heute wird auf uns Deutschen deswegen wohl
> nicht geschossen werden, vielmehr wird man uns zu einem Transfer der
> „überschüssigen“ Einnahmen zwingen. Spätestens an diesem Punkt
> sollten wir keine Zeit mehr auf Diskussionen verschwenden, wer denn nun an
> dieser Situation des Ungleichgewichts schuld sei. Wir haben jetzt mit der
> Monetative das bisher fehlende Instrument, binnenwirtschaftliches
> Gleichgewicht auch ohne Exportüberschüsse oder extreme Staatsschulden
> herzustellen. Mit Werkzeug E, der variablen Ausfuhrumsatzsteuer, können
> wir mit der Besteuerung von Exporten eine Einnahme schaffen, die wir
> direkt über Werkzeug B wieder der Stärkung der Binnennachfrage zuführen
> können.
>
> Dabei ist vorerst bedächtig mit kleinen Steuersätzen vorzugehen, denn
> die etwas stärkere Ausrichtung der deutschen Wirtschaft auf den
> Binnenmarkt ist ein längerfristiges Projekt. Wichtig ist jetzt vor allem,
> dass es überhaupt ein Mittel und einen Plan für dieses Projekt gibt. Mit
> einer internationalen Umsetzung der Monetative-Reform in der gesamten
> Euro-Zone haben wir dafür auch sehr viel Zeit – die Euro-Krise wäre
> endlich beendet.
>
> Nullzinsfinanzierung von Staatsschulden erlaubt Prolongierung statt
> Abschreibung
>
> Unbedingt sollten wir deshalb die Monetative als Lösungsansatz auch in
> den EU-Krisenländern vorschlagen. Eine Sanierung von deren
> Staatshaushalten ist mit dem vorgeschlagenen Lösungsansatz ebenso
> möglich. Die Nullzinsfinanzierung der neuen Staatsschulden verhindert die
> Abschreibung der bestehenden Schulden. Die Staatsschuldenstände selbst
> Griechenlands liegen noch deutlich unter der Japans, und es gibt bei
> Nullzins keinen Grund, dort Forderungsabschreibungen vorzunehmen – Nicht
> nur wegen des wirtschaftlichen Schadens, sondern auch wegen der
> moralischen Demütigung der Schuldnerländer und unnötiger Vorwürfe der
> Gläubigerländer. Dies alles kann einer erfolgreichen europäischen
> Entwicklung nicht zuträglich sein.
>
> Schlusswort: Monetäre Grundschulbildung verhindert Schildbürgerstreiche
>
> Grundgesetzliche Schildbürgerstreiche
>
> Was in der sogenannten Schuldenkrise in den letzten Jahren alles passiert
> ist, erinnert mich an die Geschichte der Bürger von Schilda. Der Versuch,
> Staatsschulden mit grundgesetzlichen Schuldenbremsen zu bekämpfen, liegt
> nicht weit von dem Versuch, Licht in Säcken in ein falsch geplantes
> Gebäude zu tragen. Die kollektive Kritiklosigkeit dazu in allen
> gesellschaftlichen Gruppen und Medien bestätigt die These eines Volkes
> von monetären Analphabeten. Dass ein Staatshaushalt anderen Gesetzen
> unterliegt als ein Privathaushalt, sollte den Kindern bereits in der
> Grundschule beigebracht werden. Ebenso, dass Geldvermögen kein Ding aus
> einer Schatztruhe oder von einer Zentralbank, sondern anderer Leute
> Schulden sind. Mit Grundlagenwissen zu solchen eigentlich trivialen Dingen
> sind fatale Missverständnisse und ökonomische Katastrophen gut
> vermeidbar. Dazu braucht es natürlich erst einmal Lehrkräfte, die selbst
> wissen, was Geld ist und wie die Wirtschaft damit funktioniert.
>
> Erwachsenenbildung jetzt – Volkswirte haben etwas gutzumachen
>
> Wenn wir es freundlich formulieren, haben sich gerade deutsche Volkswirte
> in der Krise nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Sie sollten sich jetzt
> selbst zu saldenmechanischen = logischen Zusammenhängen weiterbilden bzw.
> verdrängtes Wissen endlich zur Anwendung bringen, damit über ihre
> Beziehung zur Logik nicht auch künftig noch so zu urteilen ist wie im
> folgenden Auszug aus einem Artikel von Heiner Flassbeck (erschienen in
> einem Sammelband zum 75. Geburtstag von Wolfgang Stützel, Herbst 2000):
>
> Wenn man heute Wolfgang Stützels Beitrag zur Volkswirtschaftslehre Revue
> passieren lässt und sich gleichzeitig den Stand der aktuellen
> wirtschaftspolitischen Auseinandersetzung vor Augen führt, ist man
> zwischen Verzweiflung und Zynismus, Wut und Erstaunen hin- und
> hergerissen. Wolfgang Stützel ging es vor dreißig Jahren ähnlich. In
> der Veranstaltung zu Wirtschaftstheorie und politik, die er mit Vorliebe
> sein „Oberseminar“ nannte, begann der vortragende Seminarist
> regelmäßig mit der Darstellung hochtrabender theoretischer Modelle und
> endete, im Gefolge eigener Fehler oder „angeregt“ durch Wolfgang
> Stützel, regelmäßig bei der Deklination der volkswirtschaftlichen
> Saldenmechanik. Solche Kurse würde man auch heute noch vielen Ökonomen
> und Politikern wünschen. Genau wie damals werden heute in der
> wirtschaftspolitischen Diskussion ohne Unterlass Positionen bezogen, von
> denen man schon aufgrund der saldenmechanischen Zusammenhänge weiß, daß
> sie nicht haltbar sind. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen haben die
> Ökonomen, in Deutschland insbesondere, ein gespaltenes Verhältnis zu
> ihren eigenen logischen Grundlagen. Einen Mathematiker, der sich in seinen
> Ausführungen immer eilfertig von den Grundrechenarten distanzierte,
> würde die Disziplin rasch zum Schweigen bringen. Einen Physiker, der bei
> seinen Ableitungen beiläufig die Newtonschen Gesetze „widerlegte“
> oder schlicht ignorierte, würden die Fachkollegen sicher in Minuten
> demontieren. Anders in der Ökonomie: Es ist geradezu tugendhaft, wenn man
> sich von „Identitäten“ und „Saldenmechanik“ distanziert, ganz
> gleich, wie oft man dabei gegen die reine Logik verstößt.
>
> Liebe VWLer – wir sind nicht nachtragend, aber macht bitte endlich euren
> Job. Bitte entwickelt und diskutiert neue Modelle der Globalsteuerung auf
> Basis der Wahrnehmung der völlig gestörten makroökonomischen Situation
> Deutschlands. Deutschland wäre als der Investitionsgüterhersteller ein
> Hauptopfer einer deflationären Depression, die gerade Deutschland mit
> seinem (bezüglich saldenmechanischer Zusammenhänge) unaufgeklärten
> Handeln in Europa gerade heraufbeschwört. Noch können wir diskutieren
> – aber nicht mehr lange …
>
> „Dabei läuft die Zeit ab, in der ein rationales und auch radikales
> Hinterfragen der sozialen Verhältnisse (und das Kapital ist nichts
> anderes als ein soziales Verhältnis), unter denen wir leben, überhaupt
> noch möglich ist. Ab einer bestimmten Eskalationsstufe der Krise wird die
> bereits allgegenwärtige blinde Wut, die das in Agonie befindliche System
> ausschwitzt – und die sich derzeit in wilden Schuldzuweisungen äußert
> – übermächtig. Der Wahn wird sich der krisengeschüttelten
> Gesellschaft vollends bemächtigen.“ (Thomas Konicz)
>
> Ich danke für Ihr Interesse.
>
> Augustusburg, 30.01.2012
> Jörg Buschbeck
> Vorstand Global Change 2009 e. V., http://www.global-change-2009.de
>
> Der Autor steht unter jb[at]global-change-2009.de für Nachfragen zur
> Verfügung. Ich suche Unterstützung durch Weiterentwickler,
> Weiterverbreiter, Übersetzer oder auch Spenden zur Beschäftigung
> entsprechender Dienstleister. Der Text kann unter Nennung der Quelle frei
> verbreitet und weiterentwickelt werden.
>
> Link auf das Dokument:
> http://www.global-change-2009.com/blog/ein-grundlegender-losungsansatz-fur-die-systemkrise-%E2%80%93-notenbanken-werden-zur-%E2%80%9Emonetative%E2%80%9C/2012/01/
>
> --
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik
- Re: [AG-Geldordnung und Finanzpolitik] Position Geldsystemreform: Jörg Buschbeck, Uwe Krüger Winands, 31.01.2012
- Re: [AG-Geldordnung und Finanzpolitik] Position Geldsystemreform: Jörg Buschbeck, cosmic, 31.01.2012
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- Re: [AG-Geldordnung und Finanzpolitik] Position Geldsystemreform: Jörg Buschbeck, Uwe Krüger Winands, 31.01.2012
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