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ag-drogen - [Drogenpolitik] guter SToff!

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

Listenarchiv

[Drogenpolitik] guter SToff!


Chronologisch Thread 
  • From: "Georg v. Boroviczeny" <georg AT von-boroviczeny.de>
  • To: "'Mailingliste der AG Drogenpolitik'" <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [Drogenpolitik] guter SToff!
  • Date: Mon, 18 Jun 2012 08:21:13 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogenpolitik <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>


PROF. HEINZ analysiert


Die Inflation der Süchte

Von <http://www.tagesspiegel.de/autoren/Andreas%20Heinz> Andreas Heinz

Von Andreas Heinz .
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· Der Suchtbegriff wird seit geraumer Zeit
inflationär verwendet. Spielsucht, Sexsucht, Kaufsucht, zuletzt sprach
Bundespräsident Joachim Gauck sogar von einer glückssüchtigen Gesellschaft.
Fast könnte man den Eindruck gewinnen, alles, was wir gerne tun, sei
pathologisch. Aber stimmt das?
Die Diskussion um Süchte hat sich in den letzten 30 Jahren verändert.
Ursprünglich wurde der Begriff bei Menschen verwendet, denen man
unterstellte, wegen einer ihnen zugeschriebenen Willensschwäche mit
bestimmten Dingen nicht so umgehen zu können, vor allem mit legalen Drogen
wie Alkohol. Pioniere wie der britische Suchtforscher Griffith Edwards
sorgten für ein Umdenken.
Er forderte, dass man vom Begriff der Sucht weg muss, hin zum Begriff der
Abhängigkeit. Bei einer Abhängigkeitserkrankung gewöhnt sich das Gehirn an
eine Substanz. Fällt diese weg, folgt Entzug, also ein starkes Verlangen
nach der Substanz und Kontrollminderung im Umgang. Daraus ergibt sich jedoch
ein Problem: Menschen mit Verhaltenssucht haben meist keine Entzugssymptome.
Bei stoffgebundenen Süchten folgt aus einer Absetzung der Substanz ein
Wegfall der beruhigenden Wirkung und eine Übererregung des Gehirns. Es kann
zu Krampfanfällen und Delirien kommen. Das ist bei Verhaltenssüchten kaum
der Fall. Doch auch sie können fatale Auswirkungen haben. In Südkorea ließ
ein Paar sein Kind verhungern, weil es Onlinespiele zockte und darüber
vergaß, sein Kind zu versorgen.
Den Begriff Sucht zu definieren, ist schwierig– es geht nicht um einen
Gegenstand. Bei einem Stuhl kann man fragen, ob die Lehne hoch genug ist,
damit er nicht als Schemel gilt. Bei Verhaltenssüchten stellt sich jedoch
die Frage, ob es sinnvoll ist, Verhalten auf eine bestimmte Art zu
beschreiben und wofür das gut ist. Der Mensch ist ein leidenschaftliches
Wesen und macht manches eben gerne exzessiv. Man könnte jedes sozial
missliebige Verhalten als Sucht etikettieren – problematisch vor allem, weil
es viele normative Erwartungen gibt, wie Menschen zu sein haben. Sie sollen
arbeiten, aber nicht so viel, dass sie nicht mehr funktionieren. Sie sollen
an der Börse durch hochspekulative Geschäfte Gewinne erzielen, aber keine
Verluste riskieren. Unerwünschtes Verhalten als Sucht zu deklarieren, hat
also immer auch eine moralische Komponente. Deshalb sollte der Begriff nicht
beliebig werden.
Quell:
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gesundheit/prof-heinz-analysiert-die-
inflation-der-suechte/6762910.html

[georgberlin]
Fraktionsvorsitzender
Piratenfraktion BVV
Steglitz-Zehlendorf
AG Drogen + BSG

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  • [Drogenpolitik] guter SToff!, Georg v. Boroviczeny, 18.06.2012

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