ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
Listenarchiv
- From: Maximilian Plenert <max.plenert AT hanfverband.de>
- To: Mailingliste der AG Drogenpolitik <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [Drogenpolitik] Hörhinweis: Hirndoping / Deutschlandfunk
- Date: Thu, 14 Jun 2012 18:00:56 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: Mailingliste der AG Drogenpolitik <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
- Organization: Deutscher Hanfverband
Ich empfehle zu diesem Thema die Vorträge der Jahrestagung der Deutschen
Gesellschaft für Suchtmedizin 2010 u.a. von Günter Amendt sowie die Beiträge
von
Jörg auf dem Hövel, google weiß mehr...
„Doping“ im Alltag und Neuroenhancement
Im Abschlussvortrag des ersten Symposiums thematisierte Bengt Kayser
(Universität Genf, Medizinische Fakultät) die Verschärfung der
„Anti-Doping“-Politik im Umfeld des Hochleistungssports. Diese stoße zunehmend
an ihre Grenzen, was sowohl die Diagnostik der Dopingsubtanzen als auch die
Verhältnismäßigkeit der Mittel betreffe. Hinsichtlich des „Dopings“ im Alltag
trage diese Entwicklung zu einem übergroßen Vertrauen in die Wirksamkeit
leistungssteigernder Medikamente bei, der Normalbürger gehe unkritisch davon
aus, dass „Doping wirkt“. Alternativ sei ein weniger dogmatischer als vielmehr
pragmatischer Ansatz zur Doping-Kontrolle denkbar, vergleichbar mit den
Harm-reduction Ansätzen bei Suchterkrankungen.
Schwerpunkt des zweiten Kongresstages bildete das Hauptsymposium mit dem Thema
„Der gedopte Alltag - Sucht und Leistung“. Zur Einführung in die Thematik warf
der Sozialwissenschaftler und Autor Günter Amendt (Hamburg/Zürich) einen
kritischen Blick auf „Die Pharmakologisierung des Alltags - Wie die
Bereitschaft
Körper und Seele chemisch zu stimulieren eine neue Drogenrealität schafft“.
Diskutiert wurden gesellschaftliche Implikationen eines solchen „Trends“ zur
Leistungssteigerung und die erhöhten Bereitschaft zur Einnahme
unterschiedlichster pharmakologischer Substanzen.
Der Jurist und Rechtsphilosoph Reinhard Merkel (Hamburg) thematisierte
rechtsethische Fragestellungen, Probleme und Grenzen, die durch die
Entwicklung
neuer Technologien zur mentalen Leistungssteigerung entstehen könnten. Die in
seinem Vortrag anschaulich dargestellten „Zukunftsszenarien“ hatten zum Ziel,
Fragen aufzuwerfen und Denkanstöße zu geben, auch was beispielsweise den
Aspekt
der Verteilungsgerechtigkeit („Hirndoping nur für Reiche?“) oder eine mögliche
staatliche Regulation des Neuroenhancements betrifft. Letztere lehnte Merkel
entschieden ab und plädierte für ein stärkeres Vertrauen in die
Selbstbestimmungsfähigkeit des Einzelnen.
Demgegenüber fasste die Referentin Maartje Schermer (Univerity Medical Center
Rotterdam) anhand neuerer Befunde zu Substanzen wie Donepezil oder Modafinil
zusammen, dass angesichts eines nur unzureichenden Belegs ihrer Wirksamkeit
der
Glaube an die Effektivität der bisher verfügbaren Substanzen zum jetzigen
Zeitpunkt nicht gerechtfertigt scheint. Dennoch wurde betont, dass eine
gesellschaftliche Debatte über den Nutzen des Neuroenhancements entstehen
müsse,
um einen kritischen Umgang damit zu ermöglichen. Es stehe die Frage im
Vordergrund, ob Menschen angesichts steigender Leistungsansprüche und
gesellschaftlichen Drucks noch die freie Wahl haben, ihren Körper mit einer
Substanz zu stimulieren oder ob dies - vor dem Hintergrund einer
Leistungsgesellschaft mit immer höheren Ansprüchen an Arbeitnehmer -
reglementiert sein müsse.
Den Abschluss des Hauptsymposiums bildete der Autor Jörg Auf dem Hövel
(Hamburg)
mit seinem Vortrag „Pillen für den besseren Menschen - Eine auch subjektive
Sicht“. In seiner durch zahlreiche Selbstversuche untermauerten und zum Teil
sehr amüsanten Bestandsaufnahme der bisher auf dem Markt vorhandenen
Medikamente
und Natursubstanzen zum Cognitive- und Neuroenhancement wurde die „subjektive
Seite“ der Thematik eindrücklich dargestellt und bot einen kritischen und
wissenschaftlich fundierten Einblick
Christoph Asmuth (TU Berlin) unterstrich am letzten Kongresstag abschließend
die
wesentliche Abgrenzung von „Therapie“ zu „Doping“ und „Enhancement“. Als
kennzeichnend für den Begriff „Therapie“ gelte die Behandlung und Verminderung
von Leiden bei erkrankten Menschen, während „Doping“ und „Enhancement“ auf
Leistungssteigerung bei definitionsgemäß „gesunden“ Menschen abzielten, und
aus
ganz unterschiedlichen Motiven erfolgen könnten.
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"Abstinenz als subjektive Entscheidung eines Menschen ist zu respektieren,
auch
als Gruppenentscheidung etwa einer Religionsgemeinschaft. Als
gesellschaftliche
Zielvorstellung aber ist Abstinenz Ausdruck einer totalitären Phantasie." -
Günther Amendt
Deutscher Hanf Verband
Maximilian Plenert, wissenschaftlicher Mitarbeiter
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- [Drogenpolitik] Hörhinweis: Hirndoping / Deutschlandfunk, Dirk H., 12.06.2012
- Re: [Drogenpolitik] Hörhinweis: Hirndoping / Deutschlandfunk, bamoei, 12.06.2012
- Re: [Drogenpolitik] Hörhinweis: Hirndoping / Deutschlandfunk, bestenfalls, 12.06.2012
- Re: [Drogenpolitik] Hörhinweis: Hirndoping / Deutschlandfunk, Jan Ludewig, 13.06.2012
- Re: [Drogenpolitik] Hörhinweis: Hirndoping / Deutschlandfunk, Maximilian Plenert, 14.06.2012
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