ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
Listenarchiv
- From: Bettina & Michael Demus <cyfarwyddi AT t-online.de>
- To: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Drogen] Prohibition tötet
- Date: Wed, 01 Feb 2012 01:32:59 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
Am 31.01.2012 22:17, schrieb Christine Zander:
Hi Michael,
Ich finde schon, dass es Parallelen zur
Alkoholprohibitionssituation in den USA gibt. Die Mechanismen
sind doch gleich. Ein Stoff wird verboten – es finden sich
illegale (teure) Wege – die Bevölkerung sucht sich Wege an den
Stoff heranzukommen. Der Stoff wird verschnitten und teuer
(unkontrolliert) angeboten.
Die Organisierte Kriminalität nimmt sich des Bedarfs an – und
vergrößert sich dementsprechend. Die Probleme in den USA in den
50iger und 60iger Jahren resultieren aus der Prohibition. Das
Problem verschwindet nicht – es verlagert sich.
Das Verbot von Alkohol in den USA hatte politische Gründe
(Druck von Fundamentalisten) – genauso wie das folgende
Drogenverbot politische Gründe hatte.
Was folgt ist die Kriminalisierung der Menschen, die die
Droge brauchen oder nehmen wollen. Eine Einschränkung unserer
Bürgerrechte.
Falls die E-Zigarette tatsächlich verboten wird – werden wir
an diesem Beispiel wieder die Mechanismen der Prohibition
erleben.
Klar bei den Plakaten ist die Frage, wieweit ein Normalbürger
das Wort Prohibition versteht. Eine auflösende Subline, die auf
die Drogenprohibition/Drogengesetzgebung hinweist, wäre
vielleicht eine Lösung.
LG, Christine
Hallo Christine, dass es Parallelen zur Alkoholprohibition gibt bestreite ich ja gar nicht. Ich bin nur der Auffassung, dass die Vokabel Prohibition a) bereits besetzt ist b) nicht annähernd die heutige Situation beschreibt c) vor allem aber auch schnell zu Missverständnissen führen kann zu b: Die Alkoholprohibition in den USA betraf einen einzigen Staat, auch wenn es sich um ein Gebilde aus Bundesstaaten handelt. Eine Globalisierung war bestenfalls bei der Rekrutierung der Mafiamitglieder erkennbar. Bei der Bekämpfung der Alkoholschmuggler war eine einzige Behörde zugange und die Anzahl der Betroffenen Täter ging in ein paar Tausend. Heute reden wir weltweit von Millionen. Die heutige Situation der Konsumenten ist immer auch von der Entwicklung in der ganzen Welt bestimmt. Wenn es gelingt in Europa eine akzeptierende Drogenpolitik umzusetzen hat das Auswirkungen auf die Produzenten in der ganzen Welt. Und vor allem: Es ging um einen einzigen Stoff: Alkohol - heute geht es um so viel mehr! zu c: Prohibition: Verbot zum Zwecke des Verhinderns des Drogenkonsums usw. Hier und heute: Verhindern des Konsums von psychoaktiven Substanzen zur Berauschung Deine politischen Gegner werden Dich fragen, ob der Gedanke an eine zumindest anzustrebende Drogenabstinenz des Einzelnen von Dir komplett abgelehnt wird. Wenn Du diese Frage ohne Erklärung bejahst, wirst Du als Irrer abgetan und ein Teil der bisher noch unentschiedenen Bevölkerung wird Dir nicht mehr zuhören. Ich fasse mal ungefähr zusammen wie ich es verstehe: Ja, die Piraten sind gegen eine verordnete Drogenabstinenz, gegen Verbote, gegen Verfolgung der Konsumenten und so weiter und so weiter. Soweit ich es verstehe vertreten die Piraten die Auffassung, dass die heutige repressive Drogenpolitik von einer akzeptierenden Politik abgelöst werden muss. Da stimmen wir völlig überein hoffe ich. Aber jetzt kommts: Auch in Zeiten einer akzeptierenden Drogenpolitik sollte staatliches Handeln primär darauf ausgerichtet sein in der Bevölkerung ein Bewusstsein zu fördern, das dem Konsum von Drogen zumindest kritisch gegenüber steht. Kritisch im Sinne von "brauche ich das?". Eine Drogen-Prohibition wird von mir nicht rundheraus abgelehnt, denn im Wortsinn bedeutet die Prohibition ja nur das Verhindern. Ich bin nicht dagegen eingestellt, dass Drogenhilfevereine versuchen Schwerabhängigen Wege aus der Sucht aufzuzeigen, inklusive des Versuchs endgültig abstinent zu werden. Das gilt für Alkoholiker ebenso wie für Spielsüchtige, für Tablettenfresser wie den Dauerkiffer. Die entsprechenden Suchteinrichtungen arbeiten mit ihren Patienten um das Ziel einer endgültigen Abstinenz zu erreichen. Diese Bemühungen können ebenfalls unter dem Begriff Prohibition zusammen gefasst werden. Merkst Du in welche Richtung das geht? Ich bin auf Seiten der Piraten. Aber wenn mir schon all diese Argumente einfallen, was machen erst die Redakteure der Blödzeitung draus wenn sie sich mit dem Kampf der Piraten gegen die heutigen Zustände befassen? Ich bin nicht per se gegen die Prohibition, also das Verhindern des Drogenkonsums, eingestellt, sondern gegen die staatlichen Mittel mit denen gegenwärtig versucht wird eine Verhinderung des Drogenkonsums repressiv umzusetzen. Ich verurteile die Repression und die damit einher gehende Entmündigung des freien Bürgers. Die drogenfreie Gesellschaft ist eine Illusion, stimmt. Aber dir und mir schwebt sicher keine Gesellschaft vor, in der es zwingend erforderlich wird Drogen zu konsumieren. Der menschliche Organismus funktioniert eigentlich am besten ohne die Zufuhr welcher auch immer gearteter Drogen. Und es sollte erstrebenswert sein, drogenfrei zu leben. Das sollten wir bei aller Kritik und bei allen Änderungsvorderungen immer im Auge behalten und vor allem sollten wir dies auch immer wieder in der Öfentlichkeit betonen. Letztlich geht es ein wenig um die Frage ob wir einen Gesellschaftsentwurf haben in den die Vorstellungen der Piraten hinein passen. Es wird Kompromisse geben und die Drogengesetzgebung wird auch immer einen Teil repressiver Maßnahmen seitens des Staates beinhalten. Sei es in Steuerfragen, Jugendschutz, Qualitätssicherung, usw. Gänzlich ohne Regulierung wird es zumindest übergangsweise kaum gehen. Ich finde sicher noch weitere Argumente gegen die Verwendung des Begriffs Prohibition. Sorry, ich bin nicht sehr schnell. ;-) bis denne Micha |
- Re: [AG-Drogen] Prohibition tötet, Bettina & Michael Demus, 01.02.2012
- Re: [AG-Drogen] Prohibition tötet, Christine Zander, 04.02.2012
- Re: [AG-Drogen] Prohibition tötet, Guido Weyers, 05.02.2012
- Re: [AG-Drogen] Prohibition tötet, Carmelito Bauer, 05.02.2012
- Re: [AG-Drogen] Prohibition tötet, Guido Weyers, 05.02.2012
- <Mögliche Wiederholung(en)>
- Re: [AG-Drogen] Prohibition tötet, Andi_nRw, 01.02.2012
- Re: [AG-Drogen] Prohibition tötet, Christine Zander, 04.02.2012
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