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ag-drogen - Re: [AG-Drogen] Zusammenfassung (war "Womit wir es zu tun haben")

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

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Re: [AG-Drogen] Zusammenfassung (war "Womit wir es zu tun haben")


Chronologisch Thread 
  • From: Stefan Blanke <webmaster AT webmop.de>
  • To: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Drogen] Zusammenfassung (war "Womit wir es zu tun haben")
  • Date: Mon, 24 Oct 2011 15:46:10 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>

Ich bitte noch einmal in irgend einer Form auf diesen Text einzugehen. Danke.

Stefan

Am 23.10.2011 05:37, schrieb Stefan Blanke:

So, ich werde jetzt mal versuchen einen Überblick zu generieren. Dieser entspringt meinem Denken und beinhaltet die Schlüsse die ich aus meinen Erfahrungen gezogen habe. Der Zusammenhang mit der AG Drogen wird sicher nicht sofort ersichtlich sein. Sollte es mir gelingen alle Punkte richtig darzustellen, sollte sich ein Gesamtbild ergeben welches die Basis meines Denkens und vielleicht sogar ein allgemeingültiges Fundament für Forderungen der AG Drogen darstellt/darstellen kann.

Über Verbote, Regeln und ihre Befolgung.

Verbote und Regeln sollen das entstehen von (vermeintlichen) Problemen die in einer Gesellschaft auftauchen verhindern bzw. sie lösen.

Menschen besitzen genug Intelligenz Verbote übertreten und Regeln missachten zu können.

Übertritt man ein Verbot, bildet man einen Sonderbereich der außerhalb der Gesellschaft liegt. Dieser Sonderbereich wird immer weiter in eine Zone außerhalb der Gesellschaft gedrängt, je stärker die Sanktionen gegen diesen Bereich sind.

Das extremste Beispiel ist die Judenverfolgung und die damit einhergehende Endlösung. (Hier übertreten Juden natürlich nicht die Regeln, ihnen wird die Regelwidrigkeit aufgezwungen)

Verbote und Regeln können bei der Befolgung identitätsstiftend wirken (der Befolgende erhält Sicherheit durch seinen Konsens), ebenso ist es möglich Identität durch die Nichtbefolgung zu erlangen. Der Nicht-Befolgende erhält Sicherheit durch die wenigen die ebenfalls außerhalb der Gesellschaft stehen, es bildet sich evtl. eine Szene, ein Ghetto. Es können (geheime) Freiräume entstehen die sich der Kontrolle, durch Instanzen welche die Regel- und Verbotsüberwachung übernehmen, entziehen. Der Antiheld ist ein weiteres Identitätskonstrukt, das durch Regel und Verbotsübertretung erzeugt werden kann.

Verschärft werden diese Mechanismen durch die Kultur der Abgrenzung und dualistisches Denken, die ihre Wurzeln in der Kriegstreiberei finden - auf allen Seiten. Verbote und Regeln sind also das Gerüst an dem Identitäten gebildet werden können. Ihre Ausprägungen werden durch Gesetze, Kultur und gesellschaftliche Normen weiter gegeben.

Verbote und Regeln nehmen das eigenständige Denken über Gefahren und Strategien dagegen ab. Verbote und Regeln sollten/sind Stellvertreter der Gefahr. Hierbei kann es dazu kommen, dass der ursächliche Zusammenhang von Gefahr und Verbot nicht mehr hergestellt wird bzw. werden kann. Das Verbot, die Regel wird wichtiger als die Gefahr vor der es/sie schützen soll. Die Informationslage kann so schlecht sein das die Gefahr irriger weise angenommen wird bzw. nicht erkannt wird. Verbote und Regeln können die Interessenlage von wenigen widerspiegeln ohne sich auf eine konkrete Gefahr zu beziehen, hierbei ist eine schlechte Informationslage für die vielen, Gläubigkeit, Ignoranz und (künstliche) Dummheit hilfreich.

Werden Menschen die Verbote und Regeln akzeptiert haben, für die die ursächliche Verbindung nicht (mehr) herstellbar ist, mit einer Übertretung konfrontiert, herrscht Ratlosigkeit und

Handlungsunfähigkeit. Es kommt zur Ohnmacht,Gewaltanwendung, Resignation und Abgrenzung. Das Problem wird und kann von ihnen nicht gelöst werden. Auf der anderen Seite (beim Übertreter) zeigt dieses Verhalten wenig bis gar keine Wirkung sondern fördert ebenfalls die Abgrenzung und den Widerstand, bei massiver Gewaltanwendung kann es zur Selbstaufgabe kommen, der Übertretende wird gebrochen (Ziel der schwarzen Pädagogik) und wird wahrscheinlich extreme Verhaltensweisen entwickeln.

Regeln und Verbote können übertreten werden um Aufmerksamkeit zu generieren, oder einer geistigen Enge zu entfliehen, etwas neues soll ausprobiert werden.

Was wollen Menschen.

Neben den körperlichen Grundbedürfnissen nach Essen, Gesundheit etc. haben Menschen mMn das Bedürfnis nach Gemeinschaft, sozialen Kontakten, Individualität, Sichtbarkeit in sozialen Zusammenhängen und Identität. Die Erfüllung dieser Bedürfnisse erzeugt Glück. Die Gewichtung ist je nach Präposition und Entwicklung unterschiedlich ausgeprägt. Wird ein Bedürfniss behindert kommt es zu einer Verschiebung der Gewichtung, es entsteht Trauer, Wut, Resignation und selten auch Antrieb. Es findet im Idealfall eine Neugewichtung der Bedürfnisse statt. Ist dies nicht möglich oder wird das Unglück als unüberwindlich empfunden und eine geeignete Hilfe von außen findet nicht statt, wird wegen Regelhaftigkeit, Verboten und deren Einforderung keine echte Hilfe geleistet oder nur Widerstand und Abgrenzung erzeugt, steigt die Gefahr das Menschen ihr Glück durch Ersatzstoffe (Drogen) künstlich erzeugen und auch dabei bleiben (Sucht).

Ebenfalls ist es möglich, dass Menschen durch den Konsum von Drogen Glück herstellen und im Extremfall (Sucht) die drogenfreie Befriedigung ihrer Bedürfnisse einstellen ohne das es hierfür äußerliche Anlässe gibt.

Ein Entzug von Drogen findet statt indem die Neugewichtung der Bedürfnisse anerkannt wird und auf künstliche Erzeugung von Glück verzichtet wird.

Hierbei ist ebenfalls hilfreich, wenn Behinderungen von Bedürfnissen die in die Sucht geführt haben aufgehoben werden können. bzw. eine stärkere Erfüllung anderer Bedürfnisse hergestellt wird.

Also:

Eine Legalisierung von Drogen behebt keine Ursachen von Drogensucht.

Der legale und illegale Gebrauch von Drogen führt nicht Zwangsläufig zu einer Drogensucht.

Fragen:

Erhöht die Legalisierung von Drogen die Anzahl der Konsumenten und somit auch die Anzahl der Süchtigen?

Ist das Maß an Unglück in einer Gesellschaft konstant und somit die Anzahl der potentiellen Drogensüchigen ebenfalls?

Ist die Prohibition geeignet den Zugang zu Drogen zu unterbinden. Macht es für den Zugang zu einer Droge einen relevanten Unterschied ob eine Droge legal ist oder nicht?

Kann das Wegfallen von Prohibition das Verhalten von Drogenkonsumenten in einer von der Gesellschaft gewünschten positiven Art verändern, da der Glücksfaktor gesellschaftliche Teilhabe nicht behindert wird?

Kann es sich eine Gesellschaft leisten Prohibition aufrecht zu erhalten und über Abgrenzung auf beiden Seiten Schaden zu nehmen?

Kann der Schaden der an der Gesellschaft durch Drogen allein (also Wirkungsweisen, „Nebenwirkungen“ etc) entsteht, verhindert oder eingeschränkt werden, indem eine offene Drogenkultur gefördert wird, in der Gefahren bekannt sind und diese Informationen in den kollektiven Umgang mit der Droge einfließen?







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