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ag-drogen - Re: [AG-Drogen] Rassismus in der Drogenpolitik

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-Drogen] Rassismus in der Drogenpolitik


Chronologisch Thread 
  • From: "Georg von Boroviczeny" <georg AT von-boroviczeny.de>
  • To: "'Mailingliste der AG Drogen'" <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Drogen] Rassismus in der Drogenpolitik
  • Date: Sun, 9 May 2010 11:54:36 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>

Gut; zumindest aber für 'Kenner' nichts Neues dabei, aber hoffentlich lernen
andere einen kritisch(er)en Blick.
Was mir fehlt: der Bezug auf christlich/protestantische 'Ethik', vorgeschoben
in der Drogenbekämpfung, und, wichtiger: die wirtschaftlichen Interessen, die
dahinter stehen.
Grüße
Georg

> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-drogen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-drogen-
> bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Maximilian Plenert
> Gesendet: Sonntag, 9. Mai 2010 11:06
> An: Fachforum Drogen der GRÜNEN JUGEND; BND Diskussionsliste;
> vfdintern AT yahoogroups.de; Liste AT mail.piratenpartei.de:AG_Drogen; linke-
> drogenpolitik AT yahoogroups.de
> Betreff: [AG-Drogen] Rassismus in der Drogenpolitik
>
> -----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
> Hash: SHA1
>
> Mein erster Artikel bei Freitag.de - Rassismus in der Drogenpolitik
>
> 09.05.2010 | 10:21
> Rassismus in der Drogenpolitik
> http://www.freitag.de/community/blogs/maximilian-plenert/rassismus-in-
> der-drogenpolitik
> rassismus, drogenpolitik, marijuana, juden, antisemitismus, drogendealerm,
> brechmitteleinsatz
>
> Die Geschichte und Gegenwart der Drogenpolitik ist geprägt von Rassismus.
> Seit dem Beginn der modernen Drogenpolitik vor etwas mehr als 100 Jahren
> wurde der Drogenkonsum der ?Anderen? immer wieder dämonisiert. Im
> Namen des moralischen und gesundheitlichen Schutzes der weißen
> Mehrheitsgesellschaft vor dem verderblichen Einfluss dieser Drogen werden
> bis heute diskriminierende und menschenverachtende
> Repressionsmaßnahmen gerechtfertigt.
>
> Das erste in der Moderne erlassene Gesetz gegen den Opiumkonsum wurde
> am 15.
> November 1875 vom Verwaltungsrat von San Francisco beschlossen. . Es
> war eines
> von mehreren rassistischen Gesetzen, welche die Kultur und
> Lebensbedingungen der ansässigen Chinesen einschränkte. Die chinesischen
> Einwanderer waren zur Zeit des Baus der transkontinentalen
> Eisenbahnstrecke als duldsame und billige Arbeitskräfte geschätzt, ihr
> Opiumkonsum wurde nicht nur geduldet, sie sind teilweise sogar direkt mit
> Opium bezahlt worden. Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke siedelten sich
> zehntausende Chinesen im Großraum San Francisco an und wurden dort
> schnell Opfer rassistischer Anfeindungen. So wurden aus den genügsamen
> Arbeitskräften Lohndrücker und eine Gefahr für die amerikanische
> Wirtschaft. Die Sitte des Opiumrauchens wurde Teil des rassistischen Bildes
> von der gelben Gefahr, die für alle Arten von Verbrechen und sonstigem
> unerwünschtem Verhalten verantwortlich gemacht wurde. Die politischen
> Reaktionen auf die ?Chinesenfrage? waren im Bereich Drogenpolitik höchst
> selektive Gesetze, welche das chinesische Opiumrauchen stigmatisierte und
> kriminalisierte, den oralen Opiumkonsum der Weißen jedoch kaum
> tangierten.
>
> Welchen weitreichenden Einfluss der Rassismus auf die frühe Drogenpolitik
> hat, wird durch die zweite internationale Opium-Konferenz 1925 in Genf
> deutlich. Auf dieser Konferenz wurden die ersten weltweiten
> Kontrollmaßnahmen, unter anderem für Cannabis, eingeführt, welche die
> Grundlage für das 1961 beschlossene und bis heute gültige
> Einheitsabkommen über die Betäubungsmittel bilden. Die Initiative Cannabis
> neben Heroin und Kokain in das internationale Abkommen aufzunehmen
> ging von den Vertretern Südafrikas, Ägyptens und der Türkei aus. Die weiße
> Minderheitenregierung Südafrikas wollte mit Cannabis die Droge der
> schwarzen Bevölkerungsmehrheit und dem damit verbundenen Dagga-Kult,
> illegalisieren.
> Soziale oder gesundheitliche Probleme im Zusammenhang mit mit Cannabis
> waren damals kaum bekannt, einzig Portugal vermeldete, in seiner Kolonie
> Angola seien Fälle von ?schwarzer Aufsässigkeit nach Hanfgenuss?
> vorgekommen. Dennoch wurde der Antrag durchgewinkt, wohl als Zeichen
> guten Willens gegenüber den Antragsstellern und weitgehendem
> ökonomischem sowie politischem Desinteresse.
>
> Die Kampagnen gegen Cannabis und Kokain in den USA in den 20er und
> 30ern waren ebenfalls Teil einer rassistischen Hetze, in diesem Fall gegen
> Mexikaner und Afroamerikaner. Die Mexikaner nahmen laut der
> Boulevardpresse den aufrichten weißen Amerikanern die Arbeitsplätze weg,
> waren für allerlei Kriminalität verantwortlich und die farbigen Jazz-Musiker
> rauchten nicht etwa das gut bekannte Hanf, es war das fremde Marijuana,
> das sie auf abwegige Ideen brachte, so zum Beispiel dass sie ?ebenso gute
> Menschen seien wie die Weißen?. Der Ausspruch ?Reefer makes darkies
> think they're as good as white men." wird Harry J. Anslinger, dem damaligen
> Vorsitzender des Federal Bureau of Narcotics (FBN) und einer der schärfsten
> Befürworter einer Cannabis-Prohibition, zugeschrieben.
>
> In Deutschland wurde wenig später gegen den tabakhandelnden Juden
> gehetzt, woraus nach 1945 das Konstrukt des ausländischen Drogendealers
> als Sinnbild des Bösen entwuchs.
>
> Ebenso wenig wie sich das Personal von RKA im Wandel zum BKA oder
> anderen Ministerien änderte, wandelte sich die Drogenpolitik und so
> erfolgte die Geburt der deutschen Drogenpolitik aus dem Geist der
> Rassenhygiene.
>
> Dieser Rassismus besteht bis heute weiter, sowohl in Deutschland als auch
> den USA. Paranoide Konstrukte, wie das des dämonischen Drogendealers,
> der Schulhöfe bevölkert und mit Heroin versetztes Haschisch an wehrlose
> Jugendliche verschenkt, um sie zu willenlosen Süchtigen zu machen, und
> ansonsten auch eine allgegenwärtigen Gefahr für den anständige Bürger
> darstellt, wurden bis heute nicht durch die nüchterne Realität
> dekonstruiert,
> sondern immer weiter von Konservativen aller Couleur befeuert.
>
> Der tödliche ? und politisch bis weit in die Mitte der Gesellschaft
> gewollte ?
> rassistische Grundtenor unserer Drogenpolitik lässt Deutschland auch nicht
> einmal vor dem Brechmitteleinsatz zurückschrecken. Dessen Anwendung ?
> fast alle Betroffenen waren dunkelhäutig ? ist, wie die allgemein
> Verfolgungspraxis bei angeblichen Drogendealern, von Rassismus geprägt. Er
> wurde trotz mehrerer Todesfälle lange Zeit rechtsstaatlich geduldet und die
> Drogenpolitik griff dabei auf ein Mittel zurück, das vom Europäischen
> Gerichtshof für Menschenrechte als Folter bezeichnet wird und, liest man
> die Protokolle der damit zusammenhängen Todesfälle, den Humanismus
> eines unprofessionell durchgeführten "water boarding"
> besitzt.
>
> Besonders beschämend war die Einführung des Brechmitteleinsatzes in
> Hamburg durch die rot-grüne Koalition im Juli 2001. Dieser erfolglose
> Versuch
> im Wahlkampf der Law-and-Order Politik von CDU und dem erstmalig
> antretenden ?Richter Gnadenlos? Roland Schill etwas entgegenzusetzen war
> nicht nur für die GAL ein menschenrechtlicher und drogenpolitischer
> Sündenfall. Die Hamburger SPD war unter dem Ersten Bürgermeister Hennig
> Voscherau einer der Vorreiter einer humanen Drogenpolitik gewesen.
> Voscherau brachte bereit 1990 den Vorschlag Heroin zur Behandlung von
> Abhängigen einzusetzen ? 3 Jahre nachdem Methadon überhaupt wieder
> eingesetzt wurde und 20 Jahre bevor die Abgabe von Heroin an Abhängige
> als Behandlungsmöglichkeit ermöglicht wurde. Diese ?fatale
> Fehlentscheidung?, wie die GAL-Innenpolitikerin Antje Möller die
> Entscheidung im Nachhinein bezeichnete, macht deutlich wie weit selbst
> progressive Kräfte in der allgemeine Drogenhysterie bereit sind zu gehen.
>
> In den USA gelten bis heute Drogengesetze, die den Umgang mit primär von
> Afroamerikanern konsumiertem Crack ? welches schlicht eine rauchbare
> Form von Kokain darstellt ? um den Faktor 100 härter bestrafen als die
> gleiche Menge Kokain, der Droge des weißen Mittelstandes
>
> Auch für die Droge Cannabis gilt: Die Weißen kiffen, aber die Schwarzen
> werden verhaftet. Darüber im nächsten Artikel dieser Reihe...
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> Version: GnuPG v1.4.10 (GNU/Linux)
> Comment: Using GnuPG with Mozilla - http://enigmail.mozdev.org/
>
> iEYEARECAAYFAkvmew8ACgkQ8wIvRbpDIpKOFgCgq1FP7kB1JtfnMstgUCFf1D
> /s
> Wm8AoLYUXBXqkjM6iJEukZbe0HsXBKc9
> =xNpt
> -----END PGP SIGNATURE-----
> _______________________________________________
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> https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/ag-drogen





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