ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
Listenarchiv
- From: Spiff Pirat <spiffpp AT yahoo.de>
- To: "Liste: AG_Drogen" <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?)
- Date: Thu, 12 Nov 2009 15:19:58 +0000 (GMT)
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- List-archive: <http://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: "Liste: AG_Drogen" <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
Hallo Jochen.
--Mich interessiert wo die Leute herkommen die sich in der PP für Drogen
engagieren und du hast bringst da eine Perspektive ein die mich sehr
interessiert aber die ich nicht wirklich kenne.
Dazu muß ich direkt mal was sagen: ich will mich nicht für Drogen engagieren,
sondern ich möchte mich für Menschen engagieren, in deren Leben Drogen eine
Rolle spielen (ob positiv oder negativ sei jetzt erstmal außen vor gelassen).
--Ich will dich jetzt nicht löchern, aber wenn du Lust hast interessiert
es mich woher deine Motivation kommt dich damit zu beschäftigen und was
du vorschlägst was man da ändern kann.
Als Motivation reicht mir einfach mein Mißtrauen gegenüber Pharmaindustrie
und Staat.
Erstmal ein leicht paranoides Gedankenspiel: wir bewegen uns ja im Moment in
der westlichen Welt auf technokratische Überwachungsstaaten hin. Diese Regime
haben immer das Problem, daß sie irgendwie mit Menschen umgehen müssen, die
gegen das System aufbegehren. In der Vergangeheit haben sich da zwei
Möglichkeiten etabliert: alles abschlachten oder Menschen in Lagern
verschwinden zu lassen. Das funktioniert aber auf Dauer nicht so gut, weil
man das Volk auch immer nur über eine gewisse Zeit unterdrücken kann.
Stell Dir vor, statt die Leute zu töten oder wegzusperren könnte man sie auf
eine andere Art und Weise ungefährlich machen, zum Beispiel mit
Psychopharmaka. Das Tolle ist, daß Du jetzt den Angehörigen einfach erzählen
kannst, ihr Verwandter wäre krank und Du hilfst ihm. Eine schöne, bequeme,
günstige und saubere Lösung.
Aber man muß gar nicht so weit in eine möglicherweise düstere Zukunft gehen,
den das gute liegt so nah:
"Zyprexa-Skandal [Bearbeiten]
Seit dem Jahr 2005 hat der Zyprexa-Hersteller Eli Lilly in etwa 28 500 Fällen
insgesamt 1,2 Milliarden Dollar außergerichtliche
Entschädigungszahlungen geleistet (Stand Februar 2007). Hintergrund
waren Nebenwirkungen wie zum Teil extreme Gewichtszunahme und Diabetes,
die dem Hersteller zwar bekannt waren, in der öffentlichen Darstellung
jedoch verschwiegen oder heruntergespielt wurden. Darüber hinaus war
das Medikament illegal für Patientengruppen vermarktet worden, für die
es keine Indikation besitzt.
Im Dezember 2006 gelangten einige hundert interne Dokumente an die
Öffentlichkeit, die diese Praktiken im Detail dokumentieren. Zunächst
berichtete die New York Times in mehreren Titelgeschichten über die illegalen
Vermarktungspraktiken.
Später gelangten die Dokumente mit Hilfe des Anonymisierungsdienstes Tor auch
in das Internet und können von verschiedenen Servern außerhalb der USA
heruntergeladen werden.
Die Anwaltskanzlei Hersh and Hersh aus San Francisco, die etwa 400 Kläger
gegen Eli Lilly vertritt, warf
dem Pharmaunternehmen vor, es habe bis zum Jahr 2003 "potentiell mit
Zyprexa behandelten Patienten in betrügerischer Weise wichtige
Informationen vorenthalten". Eli Lilly habe Ärzte und Patienten wider
besseres Wissen nicht davor gewarnt, dass Zyprexa zu schädlichen und
unter Umständen sogar tödlichen Nebenwirkungen durch Gewichtszunahme
und Diabetes führen könne.
Um die durch den Zyprexa-Skandal in den USA zurückgehenden
Zyprexa-Einnahmen auszugleichen, verteuerte das Unternehmen sein
Produkt Zyprexa in Deutschland ab Mai 2007.[7]"
Quelle: Wikipedia
Soweit ich weiß ist das Medikament in Deutschland nach wie vor zugelassen.
Sowas ist in der Pharmaindustrie gang und gebe. Es werden unzureichend
getestete Medikamente auf den Markt geworfen, die in irgendwelche
Botenstoffwechselgeschichten im Gehirn, die wir noch gar nicht verstehen, auf
eine Art eingreifen, die wir auch noch nicht verstehen. Die Nebenwirkungen
sind unabsehbar, der Gewinn für den Patienten ist fragwürdig. Dabei geht die
Pharmaindustrie nach dem gleichen Motto vor, wie die Tabakindustrie, die auf
Kinder abzielt. Wenn man Hänschen süchtig macht, dann hat man mit Hans einen
Kunden auf Lebenszeit, siehe Ritalin bei Kindern.
Wenn man jetzt noch die Cannabisprohibition dazunimmt, dann wird es noch mal
eine Ecke spannender. Cannabis bietet bei vielen psychologischen und
neurologischen Störungen Linderung, Abhilfe bis zu Heilung, z.B. bei
Epilepsie. Ein Psychopharmakum für diesen Zweck wäre zum Beispiel
Carbamazepin. Hier ist eine Übersicht über die Nebenwirkung:
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten
Nebenwirkungen von Carbamazepin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht
auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf
Medikamente.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Doppeltsehen, Augenzittern, Blickstarre, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit,
Gewichtsverlust, Teilnahmslosigkeit, Müdigkeit, Wahrnehmungsstörungen,
Bewusstseinsstörungen, Durchfall, Verdauungsbeschwerden, Übelkeit und
Erbrechen,
Koordinationsstörungen, Gedächtnisstörungen, Schüttelkrämfe, Schwindel,
zunehmende Erregbarkeit, Zittern, Sprachstörungen, Abgeschlagenheit,
Merkfähigkeitsstörungen, Denkstörungen.
Häufige Nebenwirkungen:
Zahnfleischwucherungen, allergische Hautreaktionen mit Fieber, Nesselsucht,
Juckreiz oder Hautveränderungen wie Exantheme, vorrübergehende
Blutbildveränderungen.
Gelegentliche und seltene Nebenwirkungen:
Unwillkürliche Bewegungsstörungen wie Muskelzittern, Muskelzuckungen und
Tics, Verstopfung,
Gelbsucht, verminderte Natrium-Konzentrationen im Blut,
Nierenfunktionsstörungen wie Eiweißurin, Bluturin oder
Harnmengenverminderung, Herzfrequenzverlangsamung, Herzrhythmusstörungen,
Erregungsleitungsstörungen am Herzen (AV-Block), Bluthochdruck,
Venenentzündungen, Gefäßverschluss durch Blutgerinnsel,
Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschläge, Gefäßentzündungen,
Lymphknotenschwellungen und Gelenkschmerzen, Lebervergrößerung,
Milzvergrößerung, Leberwerteveränderungen.
Sehr seltene und vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Herzrhythmusstörungen (Auslösung eines Kammerflimmerns), Muskulaturermüdung,
schwere
allergische Reaktionen wie Hautentzündungen mit großblättriger
Schuppung (exfoliative Dermatitis), Lymphdrüsenschwellungen,
Blutbildveränderungen wie Neutropenie, Leukopenie, Blutarmut,
Thrombozytopenie oder Panzytopenie, Leberfunktionsstörungen, Depressionen,
aggressives Verhalten, Denkerschwernis, Antriebsminderung, Halluzinationen,
Ohrgeräusche, Aktivierung verborgener Psychosen, Sprechstörungen,
Missempfindungen, Muskelschwäche, Nervenentzündungen, Beinlähmungen,
Geschmacksstörungen, Bindehautentzündungen, Linsentrübung, allergische
Hautreaktionen wie Lichtempfindlichkeit, Hautrötungen, bestimmte
Hauterkrankungen wie Stevens-Johnson-Syndrom oder Lyell-Syndrom,
lebensbedrohliche Blutbildschäden, Mundschleimhautentzündungen,
Leberentzündungen, Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme),
Gewichtszunahme, Knochenerweichung, Blutkalziumkonzentrations-Senkung,
Brustdrüsenvergrößerung beim Mann, Milchfluss,
Lungenüberempfindlichkeit mit Atemnot, Lungenentzündungen oder
Lungengewebsvernarbung, Nierenversagen, Harnverhaltung,
Harnmengenverringerung, Sexualfunktionsstörungen (wie Impotenz,
verminderte Lust), Hirnhautentzündungen mit Muskelkrämpfen.
Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Verstärkungen von Herzrhythmusstörungen bis zum Herzstillstand,
Blutbildungsstörungen wie megaloblastäre Anämie oder akute
Porphyrie-Attacken, Bauchspeicheldrüsenentzündungen, veränderte
Schilddrüsenfunktionswerte.
Besonderheiten:
Bei
älteren und hirngeschädigten Patienten können vermehrt
Bewegungsstörungen wie Veitstanz und Gesichtsmuskelstörungen auftreten.
Bei hoher Carbamazepin-Dosierung kann es zu einem Blutdruckabfall kommen.
Anscheinend erhöht die Einnahme von Carbamazepin die Selbstmordneigung.
Quelle:
http://medikamente.onmeda.de/Wirkstoffe/Carbamazepin+/nebenwirkungen-medikament-10.html
Dagegen sind die Nebenwirkungen von Cannabis gar nichts, selbst wenn man es
mit Tabak raucht. Nach wie vor ist Cannabis allerdings als Teufelskraut
verschrien. Könnte das damit zusammenhängen, daß man Medikamente, die auf
pflanzlichen Stoffen basieren, in Amerika nicht patentieren lassen kann?
Zur Frage was man da ändern kann:
Cannabis als Medizin
Behinderte, Schmerzpatienten, Menschen mit lebenslangen, schwerwiegenden
"Störungen" (z.B. Autismus, Borderline, ADS/ADHS, Tourette, Schizophrenie,
schizo-affektive Störungen), Menschen die unter schlecht erforschten
Krankheiten, für die es keine vernünftigen Medikamente gibt, leiden, sollten
einen leichten Zugang zu medizinischem Cannabis erhalten. Im Moment ist es
so, daß man erst mal einen Haufen moderner, schlecht untersuchter
Chemiebomben ausprobiert haben muß, bevor man die Möglichkeit bekommt,
Cannabis auszuprobieren. Gerade bei schweren, exotischen Fällen (z.B.
obskuren Spastiken) kann Cannabis die einzige Möglichkeit sein, Abhilfe zu
schaffen.
Medikamentenzwang
In vielen deutschen Psychiatrien kann man die Behandlungsangebote nur in
Anspruch nehmen, wenn man zustimmt, daß man Medikamente nimmt. Das muß
verboten werden. Hier wird die Hilflosigkeit von kranken Menschen ausgenutzt
um Profit machen zu können. Medikamente sind nur bei wenigen psychologischen
Störungen wirklich notwendig. Eine reinmedikamentöse Therapie ohne
begleitende kognitive Therapie hilft bei kaum einer Krankheit langfristig
weiter. Wir brauchen keine sedative Psychiatrie, wo Menschen einfach
ruhiggestellt und weggesperrt werden.
Das war mal eine kleine Übersicht.
Bis später,
Spiff
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----- Ursprüngliche Mail ----
Von: J. Löblein <jl AT iridis.de>
An: Liste: AG_Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
Gesendet: Dienstag, den 10. November 2009, 22:17:44 Uhr
Betreff: Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?)
On 10.11.2009, at 14:02 , Spiff Pirat wrote:
> Deine Ziele mögen ehrenhaft sein, allerdings denke ich, daß die Leute, die
> in den Psychiatrien durch die legalen Drogen zu Zombies gemacht werden oder
> die Kinder die mit Ritalin zu Abhängigen großgezogen werden oder die
> Menschen, die auf Cannabis als Medizin angewiesen sind oder sonstige
> Menschen, die auf ein Umdenken in der Drogenpolitik angewiesen sind, nicht
> warten können, bis Du die Anarchie eingerichtet hast.
Hallo Spiff,
Mich interessiert wo die Leute herkommen die sich in der PP für Drogen
engagieren und du hast bringst da eine Perspektive ein die mich sehr
interessiert aber die ich nicht wirklich kenne. Ich habe auch so meine
Erfahrungen mit dem täglichen Wahnsinn, aber ich wurde nie psychiatrisch
behandelt. Hinter diesen Mauern passieren aber Sachen die auch ganz eng mit
Drogenpolitik zu tun haben, ganz furchtbare Sachen, und dass ist etwas was
viele Leute betrifft aber kaum zur Sprache kommt. Ich will dich jetzt nicht
löchern, aber wenn du Lust hast interessiert es mich woher deine Motivation
kommt dich damit zu beschäftigen und was du vorschlägst was man da ändern
kann.
Grüsse, Jochen (access)
_______________________________________________
AG-Drogen mailing list
AG-Drogen AT lists.piratenpartei.de
http://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/ag-drogen
- Re: [AG-Drogen] Und die Anderen?, (fortgesetzt)
- Re: [AG-Drogen] Und die Anderen?, Max Moritz Sievers, 09.11.2009
- [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), Max Moritz Sievers, 09.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), , 09.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), Max Moritz Sievers, 09.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), , 09.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), Benjamin Braatz, 10.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), Max Moritz Sievers, 10.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Prävention, Paul Wendel, 10.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), Spiff Pirat, 10.11.2009
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- Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), Spiff Pirat, 12.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), , 12.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), Spiff Pirat, 12.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), , 12.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), Max Moritz Sievers, 10.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), Max Moritz Sievers, 09.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Prävention (was: Re: Und die Anderen?), , 09.11.2009
- Re: [AG-Drogen] Und die Anderen?, , 10.11.2009
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