[AG-Drogen] Auklärung

[""J. Löblein"" <jl AT iridis.de>]

Hallo AG Drogen,

seit einiger Zeit habe ich mich privat mit einem Mitglied der AG über Aufklärung unterhalten und wollte die Diskussion einem grösseren Kreis öffnen. Ich bin kein Experte für Bildungspolitik, aber vielleicht habt ihr ja eine Idee was wir als Piratenpartei dazu beitragen können. Die Unterhaltung soll als Einstieg in die Materie dienen denn sie ist typisch für viele ähnliche Diskussionen welche ich in letzter Zeit hatte, ist aber aufs Wesentliche gekürzt..

An die AG die Frage:

Was können wir als Partei zum Thema neutrale Aufklärung beitragen? Was kann man machen um die Information in den Schulen zu verbessern?

Grüsse, Jochen (access)

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MW:

Denke bei mir damals in der Schule war es keine ausnahme, dass das Thema Drogen lediglich ein 2 Stunden Thema im Biounterricht in all den Jahren auf der Schulbank einnahm. Es wurden kurz alle Drogen erwähnt und gesagt wie Böse diese doch alle sind und das viele tödlich sind, aber das war es auch schon.
Was ich sagen will ist, das denke ich egal welche Richtung ob für verbot oder für legalisierung zB Aufklärung und zwar wirklich Sachliche und Fundierte Aufklärung im Sinne aller sein sollte. Auch wenn die Verbots Ecke evtl. Verharmlosung Brüllen wird...
Es wäre ein Themen Berreich dem eben unabhängig jetzt schon Gestalt geben kann und den Leuten zeigen kann "Hey wir sind hier und wir sind aktiv!". Ein grobes vorweg Schema sollte sich auch Online erstellen lassen, was Aufklärung alles umfassen würde, wo sie stattfinden soll...

JL:

Aufklärung? Das ist eine schwierige Kiste. Parteien, Parlamente und Gesetze sind sehr krude Werkzeuge und echte Aufklärung erwarte ich nicht aus diesen Kanälen. Da wird im Lehrplan das Wort "neutral" vor "Drogenaufklärung" gesetzt, weder die Personen noch die Inhalte werden sich ändern. Innerhalb dieser Strukturen wird es keine brauchbare, neutrale und hilfreiche Aufklärung geben. Das ist wie bei den Grünen, die gehen auch nicht auf die Strasse oder besetzen Fabriken, dafür haben sie Greenpeace. Verstehst du was ich meine? Als Partei können wir Rahmenbedingungen schaffen, aber weder in Schulen gehen noch Leute dafür von Staatswegen dahin schicken und von ihnen brauchbare Aufklärung erwarten, zumindest nicht in diesem Klima. Vielleicht können wir darauf drängen neutralen Privatinitiativen die Türen zu öffnen, aber das geht nicht direkt. Eine Partei macht sowas anders. Wir können ein Klima schaffen in dem neutrale Information sachlich diskutiert werden kann, aber wir sind keine Bürgerinitiative.
Etwas anderes ist es mit Aktionen und Informationsveranstaltungen öffentlich zu arbeiten, aber Drogen sind weder ein Kernthema der Piraten noch sind sie sich überhaupt einig wo es hingeht. Das Thema ist schon schwierig genug in die Öffentlichkeit zu bringen aber ohne Rückhalt in der Partei unmöglich. Interessant, aber eher Zukunftsmusik oder als von der Partei unabhängige Bewegung.

MW:

Ich dachte nicht daran, das wir als Partei direkt Aufklärung veranstalten.
Sondern es evtl. mit in das Programm der Drogenpolitik einbringen, die Aufklärung an öffentlichen Einrichtungen zu fördern,
z.B. Grundlagen schaffen. Ob dies via Gesetz machbar ist weiss ich nicht, bin Politisch bisher zu uninformiert, wie was funktioniert.
Zurück zum Beispiel, das eine Art der Drogen Aufklärung im Schulunterricht möglich gemacht wird, bzw. evtl ein Gewisses Level an Aufklärung sachlich und neutral vermittelt werden muss.  Sehe hier um ehrlich zu sein kein Großes Problem, Religion wird schließlich auch gelehrt. Ok ist kein Guter vergleich...

JL:

Ich weiss was du meinst, denn ich würde mir auch eine bessere Informationspolitik wünschen, und Schulen wären da ideal. Das Problem ist aber dass man ein Pferd zwar zur Tränke führen kann, aber man kann es nicht zwingen auch neutral zu unterrichten. Im jetzigen Klima der Prohibition ist sowas völlig aussichtslos, meiner Meinung nach. Und zum Thema Religion, bestes Beispiel, dass wird von Leuten unterrichtet die sehr von ihrer Position überzeugt sind, die werden entsprechend ausgebildet und sind in hoher Stückzahl verfügbar, sehr effizient... wo aber sollen denn die neutralen Experten zur Drogenpolitik im Moment herkommen?

Wenn das ein Thema ist an dem dir liegt kann ich dir nur den Rat geben Alternativen zu entwickeln die auch heute schon funktionieren. Da habe ich auch keine Idee im Moment, aber vielleicht kommst du ja auf etwas.

MW:

Also das einzige was mir auf Anhieb dazu einfällt, wäre ein sich an Richtlinen zu haltendes Lehrbuch auf dem der Unterricht aufbauen sollte wo dann klar, sachlich usw. die Thematik behandelt wird, aber wiederum auch darauf hingewisen wird, das es lediglich der Aktuelle Forschungsstand ist und die Informationen nicht als Endgültig oder eben als Entwarnung oder ähnlichem an zu sehen sind. Auch denke ich wäre eben eine Geschichtlicher Hintergrund und Ritualistischer Gebrauch (Naturvölker usw.) auch Unterrichts fähig bzw. nötig.

JL:

Erst war ich skeptisch, aber jetzt wo du das mit den Lehrplänen erwähnst und das der Unterricht eh schon "ferngesteuert" ist wird mir klar dass es vielleicht doch nicht so utopisch ist. Bin jetzt aber gerade auf dem Sprung und mache mir auch noch später Gedanken darum, wollte dich aber schon mal fragen ob ich diese Unterhaltung auch als Diskussion in die AG Drogen kopieren darf? Es gab in letzter Zeit viel Gesprächsbedarf zum Thema Schulunterricht und da wäre es vielleicht auch für Andere interessant, ausserdem versuche ich immer möglichst transparent zu arbeiten.

MW:

Um es mal ein wenig zu verdeutlichen in einem Beispiel, was für mich vorallem mit zum Thema aufklärung gehören würde...
http://www.youtube.com/watch?v=18rnANhEJfU
Das Video ist ein 5 Teiler... aus einer Serie. Wie im Video z.T. sehr gut ausgeführt geschildert wird, was Suchverhalten ist, wie es Funktioniert, was im Gehirn passiert und es das individuell verschieden ablaufen kann.
Dazu natürlich der explizite unterschied zwischen Sucht und Abhängigkeit, was wohl 50% der Erwachsenen Heute wohl nicht erklären könnten. Und eben auch Drogen spezifische Unterschiede, wie zB die Unterschiedlichen Sucht potentziale und Abhängigkeits unterschiede für Drogen. Welche die Körperlich abhängig machen und welche die Wohl auf gewisse Weise nur Psychisch Abhängig machen.

Wie Langzeit Nebenwirkung aussehen und sich entwickeln
Wie Kurzzeit Nebenwirkung aussehen bei den einzelnen Drogen
Wie Überdosierungen entstehen
Das es Individuell verschieden ist, ob jemand einmal Heroin nimmt und nicht weit von der Abhängig entfernt ist und der andere es 5 mal nimmt und danach einfach aufhört...

Die Betonung dass bei kaum einem anderem Thema nichts so gefährlich ist, wie Halb- oder Falschwissen.
Und vorallem wie ein Entzug aussieht...
All das sind denke ich Dinge, aber wohl nur ein Kleiner Teil, die in einen Guten Unterricht gehören würden. Und auch wenn neutral und sachlich behandelt, immer noch als Prävention Wirken können.

Und was meinst du mit "Ferngesteuert?"

JL:

Ferngesteuert? Naja, dass es bereits ein Mechanismus existiert wo man ein Buch druckt, das auf den Lehrplan kommt und dann durchgenommen wird. Der Lehrer wird quasi vom Lehrplan ferngesteuert. Das erleichtert Themen "von oben" an die breite Masse zu verteilen, nicht gerade schön, aber Realität und vielleicht für entsprechende Aufklärung nützlich...aber wohl noch Lichtjahre von der Realität. Die Schule ist wohl die letzte Bastion die fallen wird.

Ah, die Arte Doku....hab sie noch nicht gesehen, bei mir stapeln sich die Dokus und Bücher zu den Themen, aber was ich so gesehen habe ist es mal angenehm Neutral. Ich würde immer noch 100 Sachen darin finden die ich anders sagen würde, aber besser als was sonst so passiert. Klar es gibt einigermassen neutrale und hilfreiche Information, und z.b. mit dem "Arte" Stempel drauf auch leidlich akzeptabel, aber die wichtigere Frage, vor allem an uns als Partei ist doch wie man diese vorhandene Information an die Nutzer bringt?