Re: [AG Bauen und Verkehr] LH-Aktie war: Flugzeugunglück

["Robert Merz" <romerz AT gmx.de>]

 

Ahoi David,

ahoi Bau- und Verkehrspiraten,

 

es gibt bei onvista dot de eine schöne Darstellung.

 

LH-Aktie Kursverlauf

Am 24.03.2015

um 11:14 Uhr  Kurs 14,05   Euro

um 12:29 Uhr  Kurs 13,125 Euro

Das war die direkte Reaktion auf den Absturz der Germanwings-Maschine.

Nach einigen mittelgroßen Bewegungen hat sich die LH-Aktie aktuell bei etwa 13 Euro eingependelt.

 

Vom 8. Juni 2014 mit 19,93 Euro

auf 16. Juni 2014 mit 15,80 Euro gab es auch einen sehr deutlichen Kursrückgang.

Der hielt danach weiter an und erreichte am 10. Okt. 2014 mit 10,88 Euro seinen Tiefpunkt.

Die Börse überzeichnet in der Regel die langfristigen Entwicklungen,

so dass der Kurs wieder auf 15,345 Euro am 26. Jan. 2015 anstieg.

 

Die grundsätzliche Tendenz, nämlich den Rückgang von etwa 20 auf 14 Euro sehe ich im ungelösten Tarifkonflikt mit den Piloten, der immer wieder zu Streiks führt. Diese Unsicherheit ist für viele Kunden NICHT akzeptabel, weshalb LH konsequent nicht gebucht wird. Aber genau diese letzten paar Prozent der Buchungen entscheiden wesentlich über die Höhe des Gewinns.

 

Es gab (technisch durch Fracking in USA, dazu politisch im Verbund mit Saudi-Arabien um Russland als großen Ölexporteur im Ukrainekonflikt zu schädigen) auch noch ein deutliches Absinken der Ölpreise und der davon direkt abhängigen Kerosinpreise. Damit hat aber niemand gerechnet, weshalb LH immer längerfristige Lieferverträge zu festen Preisen geschlossen hat. Diese Verträge sind zwar streng geheim, aber so wird es zumindest von Fachinfo-Diensten mitgeteilt. Ist grob nachvollziehbar, denn der Effekt ist eigentlich derart groß, dass man ihn sonst deutlich im veröffentlichten Gewinn hätte sehen müssen.

 

Auch die 

Fluggesellschaften -- aus 

Emirates - Dubai

Etihad - Abu Dhabi

Qatar - Katar

Turkish - Türkei

Oman Air - Oman

wachsen durch ihr besonderes Geschäftsmodell stark und nehmen der LH auf Flügen nach Asien, aber auch nach Afrika und Australien immer mehr Passagiere weg.

Emirates setzt v.a. auf den komfortablen und deshalb bei den Passagieren begehrten Doppelstock-A380. Die Gesellschaft hat 140 bestellt, nahezu die Hälfte aller Maschinen. Und 59 bereits bekommen, auch das nahezu die Hälfte der Auslieferungen von Airbus.

Etihad und Qatar wollen Spitzenqualität bieten und bekommen das bei Umfragen auch immer wieder bescheinigt - und können deshalb einen guten Preis fürs Ticket verlangen. Ähnlich Oman Air.

Turkish hat niedrige Kosten - und den Titel "Beste Airline Europas" bekommen !!!

 

Es steht nicht besonders gut um die Lufthansa. Es sieht zzt so aus: Weder der Vorstand, noch die Pilotengewerkschaft VC, werden im Konflikt um die hohe Übergangsversorgung bei früherem Ausscheiden aus dem Dienst bereits mit 55 J. nachgeben. Deshalb bleibt die Streik-Unsicherheit für Kunden - und damit bleibt die Bremse bei den Buchungen angezogen.

 

Entlastung bei den Kosten für LH - aber zu Lasten des Personals (!!) - wird die Umstellung auf die MARKE Eurowings zum 1. Juli 2015 bringen. Geht aber auch zu Lasten der GESELLSCHAFT Germanwings, denn diese MARKE wird dann verschwinden. Der Marktauftritt (Werbung, Schilder, Uniformen) sofort, die Flugzeuge werden bei der nächsten großen Wartung in den kommenden Jahren umlackiert. Für den Fluggast ist dann gar nicht mehr erkennbar, dass er mit der Fluggesellschaft (!!) Germanwings fliegt. Der Vorstand wird diese also klein halten und so die höheren Kosten / höheren Löhne auf Dauer einsparen.

 

Auf Wunsch gerne noch mehr zur LH-Strategie.

 

Klarmachen zum Ändern!

 

Piratige Grüße

Robert Merz

 

P.S.

Das Pay-to-fly gibt es nicht bei der LH-Gruppe/Germanwings/Eurowings,

aber wie man hört zumindest bei Ryanair und Easyjet.

 

Diese zahlen z.B. in Hahn (100 km westl. von Frankfurt) KEINE Landegebühren, sondern der Flughafen muss sich nur aus den Nebenausgaben der Passagiere/Besucher für Parkplätze, Restaurants -> Pachten, Besuchertribünen, Treibstoffversorgung finanzieren.

 

 

 

Gesendet: Montag, 30. März 2015 um 07:29 Uhr
Von: David <david_moerike AT yahoo.de>
An: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG Bauen und Verkehr] Jetzt wird's richtig interessant war: Flugzeugunglück

Ich sehe im Börsenchart einen Kursverlust auch in 06/14 (Juni 2014). Was
ist damals passiert? Wurde damals das Pay-to-Fly eingeführt?

JanDavid

Am 30.03.2015 um 07:24 schrieb David:
> Robert Merz hat gesagt:
>
>> Fachbegriff dafür: Pay-to-fly
>> Diese Kostendrückerei setzt auch andere Fluggesellschaften unter
>> einen massiven Kostendruck, da die Passagiere zu diesen billigeren
>> Gesellschaften abwandern. Der Kostendruck wird überall auch an das
>> Personal als großen Kostenblock weitergegeben.
>> Also ist dieses "Pay-to-fly" ein Unding, das überall zu Einsparungen
>> auf Kosten der Sicherheit führt. Das kann oft ohne direkte
>> Auswirkungen bleiben, doch hier hat es zu einem Wertverlust der
>> Lufthansa-Aktien von 500 Millionen Euro geführt.
>> Der Markt schätzt also für den Absturz einen Schaden in dieser Höhe.
>> Dafür kann man viele der o.g. Maßnahmen umsetzen.
>> Klarmachen zum Ändern!
> Wertverlust der Lufthansa-Aktien?
>
> Das wäre schon beinahe erfreulich.
>
> Bekanntermaßen führen Einsparungen am Personal, etwa durch
> Stellenabbau, oder Einsparungen auf Kosten des Personals,
> normalerweise zu einem *Anstieg* des Aktienkurses des jeweiligen
> Unternehmens.
>
> Wann ist der Kursverlust passiert? Nach oder schon vor dem Unglück?
>

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