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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] WG: Autobahnbus

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

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Re: [Ag-bauen-verkehr] WG: Autobahnbus


Chronologisch Thread 
  • From: "Andreas Witte" <andreas AT witte-holzkirchen.de>
  • To: "'Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr'" <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] WG: Autobahnbus
  • Date: Mon, 4 Feb 2013 20:05:45 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

Weniger sinnvoll.

 

Punkt 1: Verbundtarifsysteme entfallen

Wenn der Fahrgast nicht von seinem Auto direkt an seinen Arbeitsplatz gefahren wird, dann braucht er zwei Tickets. Eins für den (vmtl. eigenwirtschaftlichen) Busunternehmer, eins um dann von dessen Haltestelle noch ins Büro zu kommen. Das ist nicht attraktiv und wenn es möglich würde, würde der Unternehmer schnell das mit der Marktwitschaft lernen… Wo keine Nachfrage … und so weiter.

 

Punkt 2: Systemindividuelle Vorteile entfallen

Nun, jedes Verkehrssystem hat seinen Vorteil. Demnach sollte man S-Bahnen dort einsetzen, wo sie Vorteile haben und Busse dort einsetzen, wo diese Vorteile haben. Der Vorteil von S-Bahnen ist die (gegenüber einem Bus) schier unermessliche Kapazität. Diese ist aber verbunden mit extrem hohen Fixkosten (Trasse, Fahrzeuge, Personal).

Der Bus hingegen skaliert den Sitzplatz kostenmäßig viel besser, was bedeutet, dass dieser eher für die schwachen Relationen eingesetzt werden sollte.

Unter der Maßgabe absoluter Freiheit beliebig eigenwirtschaftliche Buslinien aufbauen zu können, würden sich Unternehmer zuerst an die Auslastungsstärkeren Linien machen. Durch diesen Parallelverkehr wird die Auslastung der S-Bahnen kanibalisiert – und da S-Bahnen hohe Fixkosten haben und nicht so gut auslastungsmäßig variieren können, führt eine solche Politik zwangsweise zur Einstellung der S-Bahnen, U-bahnen und Tramlinien. Ich glaube, dass das am allerwenigsten das ist, wo wir hinwollen.

 

Punkt 3: Eigenwirtschaftlicher Busbetrieb =/= Businfrastruktur

Wenn Unternehmen den Busbetrieb eigenwirtschaftlich organisieren, dann können Komunen (zumindest in Bayern) auch keine individuell auf den Busbetrieb angepasste Infrastrukturen mehr in die Straßen einpassen. Zwar ist die Aufstellung von Bushaltestellen kein Problem, aber die Kosten muss ja sowieso der  Busunternehmer zahlen. Aber für einen attraktiven Busverkehr braucht man eben auch mal an besonderen Knotenpunkten eigene Fahrstreifen, Ampelschaltungen usw. Doch man kann es in einer Güterabwägung der Interessen der Autofahrer und der Interessen des (einen) privaten Busunternehmers weder rechtfertigen, dass die Straße zu gunsten eines Privatunternehmers zurückgebaut wird, noch dass öffentliche Mittel in den Bau der Busspuren fließen, wenn hier nur einer verdient… Straßen sind ein öffentlicher Raum – und dieser sollte der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, daher ist ein Öffentlicher Nahverkehr ein sinn- und sachgemäßer Gebrauch dieser (in Städten auch sehr knappen) Flächen, die exklusive Nutzung für einen Privaten Nahverkehr allerdings nicht.

(Zu diesem Ding mit öffentlichem Raum und ähnlichem sind auch etliche hundert angenommene LiquidInis vorhanden)

Naja, und da die Busse dann keine eigenen Spuren usw. haben, folgt daraus, dass Busverkehr dauerhaft sehr langsam bleibt.

 

Punkt 4: ÖPNV = Grundversorgungsangebot

Zumindest in Bayern haben wir ein klares Statement: ÖPNV ist ein Gut, mit dem jeder Grundversorgt sein sollte – ähnlich wie Wasser, Abwassser, Strom oder Straße und zwar 24/7 mit den unterschiedlichen auch zeitlich schwankenden Skalierungsgrößen von einem AST bis hin zu einem IRE. Man darf bezweifeln, dass eigenwirtschaftliche Busunternehmer sich dieser Grundversorgungsaufgabe verpflichtet fühlen und diese ausfüllen werden. Viel mehr zeigt der eigenwirtschaftliche Busverkehr in Frankreich auf, dass eigenwirtschaftliche Busunternehmer nicht mal unter Tags einen durchgängigen Betrieb gewährleisten können, Trotz dessen dass teilweise eine restriktive Autopolitik umgesetzt wird. Ich wüsste auch nicht, wie man private Unternehmer zu dieser Grundversorgungsaufgabe bringt, außer man macht das mit diesem aktuell vorhandenem Modell der Aufgabenträger, Ausschreibungen, …

 

Anders ausgedrückt:

Wir haben (je nach Bundesland) definitiv Positionen bereits beschlossen, die bei konsequentem Fertigdenken im absolutem Wiederspruch zu eigenwirtschaftlichen Nahverkehrsbusangeboten stehen. Aber Nahverkehr ist Ländersache und deshalb kann ich das zumindest nur erstmal für Bayern mit absoluter Sicherheit sagen.

 

Ich hoffe, diese Punkte helfen bei der Diskussion.

 

Grüße

Andreas

 

 

Von: ag-bauen-verkehr-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-bauen-verkehr-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Nicolai Fleckenstein
Gesendet: Montag, 4. Februar 2013 13:32
An: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [Ag-bauen-verkehr] WG: Autobahnbus

 

FYI…. kam gerade bei mir in die Mailbox geflattert. Ich stelle das hier mal zur Diskussion.

 

Grüße, Flecky

 

 

 

Von: Oliver Hendrischk [mailto:mike777 AT freenet.de]
Gesendet: Montag, 4. Februar 2013 10:32
An: n.fleckenstein AT piratenpartei-bw.de
Betreff: Autobahnbus

 

Hallo,

 

da das Parteiprogramm der Piraten nicht so "transparent" ist wie eigentlich zu vermuten wäre, folgende Frage:

 

Wie steht die Piratenpartei zum Monopol der städtischen Verkehrsbetriebe?

 

Meine Frau ist Inhaber der Domain Autobahnbus.de. Bekanntlich wurde der Fernbusverkehr zum Beginn dieses Jahres liberalisiert, aber kein Pendlerverkehr von Bussen auf Autobahnen (im "Nahverkehr") zugelassen, um das Monopol der städtischen Verkehrsbetriebe aufrechtzuerhalten.

 

Aus umweltpolitischen Überlegungen halte ich das für bedenklich. Der Fernbus wird im besten Fall umweltneutral auf Autobahnen fahren und ist als Verkehrsmittel eigentlich nur für Strecken bis ca. 300 km sinnvoll. Dagegen bietet ein Pendlerverkehr mit Bussen hohes Einsparpotential. Ein Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs im Umland ist nach heutigen Convenience-Maßstäben nicht finanzierbar, realisierbar (fehlende Fahrer) und von breiten Bevölkerungsteilen auch nicht gewollt (Stichwort: Cocooning-Tendenz). Man sollte daher Autobahnparkhäuser bauen, um Pendlern die Möglichkeit zu bieten, ihr Auto auf halber Strecke abzustellen, ohne in Vororte oder Innenstädte einfahren zu müssen ("Venedig-Konzept"). Im zweiten Schritt könnte eine Citymaut für Entlastung im Stadtverkehr sorgen.

 

Die Grünen verweisen eher auf die bestehenden Angebote des öffentlichen Nahverkehrs, aber die heutige Organisation ist für viele Bürger zu zeitaufwendig und eben inconvenient.

 

Ich denke, wer für eine Beschränkung des Urheberrechts ist, sollte auch gegen Monopole sein, zumal, wenn sie der Ökologie entgegenstehen.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Oliver Hendrischk

 

 

 




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