Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Thema Peak Oil

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [Ag-bauen-verkehr] Thema Peak Oil


Chronologisch Thread 
  • From: Gunnar Kaestle <gunnar.kaestle AT gmx.net>
  • To: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>, NDS AG-Bauen-Verkehr <NDS-AG-Bauen-Verkehr AT lists.piratenpartei.de>
  • Cc: Michael Müller <michael-hans-mueller AT web.de>, Daniela Kolbe <daniela.kolbe AT bundestag.de>, Alexander Neubacher <alexander_neubacher AT spiegel.de>, Hans-Josef Fell <hans-josef.fell AT bundestag.de>
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Thema Peak Oil
  • Date: Sat, 01 Sep 2012 10:54:27 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

Michael Blödow schrieb:

Gerade bei Heise zum Thema Handy:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Studie-kaum-Fortschritte-beim-nachhaltigen-Mobilfunk-1678160.html

Ich habe den Unterschied nicht erkennen können bzg. Alt-Handys und sonstigem Elektronikschrott, sowohl was die Lohnfabrikation bei Foxconn und Co. als auch die Recyclingerfolge betrifft. Ist nur bei Handys eine besondere Anstrenung notwendig oder betrifft der die gesamte Branche?

Hier ist ein Artikel zur Enquetekommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität": Prognosen - Mal wieder Weltuntergang
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-81302990.html
"Seit Anfang des Jahres arbeitet die Allparteienrunde aus 17 Politikern und 17 Wissenschaftlern daran, sich einen Überblick über die Gesamtlage der Menschheit zu verschaffen. Die ersten Eindrücke fallen ausgesprochen trist aus, die Stimmung vieler Teilnehmer tendiert Richtung Hoffnungslosigkeit. [..] Es gäbe deshalb Gründe, Meadows' Vorhersagen kritisch zu hinterfragen. Technischer Fortschritt kam in seinem Modell systematisch zu kurz, ebenso menschliche Kreativität und Anpassungsfähigkeit."

Ich kann nur empfehlen, sich das Video der Anhörung vom 24.11.2011 anzuschauen, ab Minute 50 beginnt der Vortrag und die Diskussion mit Dennis Meadows. http://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse17/gremien/enquete/wachstum/oeffentlich/11_sitzung/index.html

Ich hatte nicht das Gefühl, dass er Doomsday-Phantasien beflügelt, sondern die Ergebnisse der Szenarienrechnungen relativ nüchtern vorträgt (http://www.bundestag.de/bundestag/ausschuesse17/gremien/enquete/wachstum/oeffentlich/11_sitzung/meadows.pdf Referenz-Szenario auf Seite 5 als Resultat der Differentialgeleichungen aus den Annahmen) und positive Perspektiven vermittelt. Bisherige Indikatoren wie das BIP werden wohl sinken, dass muss aber nichts gravierend Schlechtes sein, wenn man die Zielfunktion neu formuliert.

Die Grenzen des exponentiellen Wachstums in einer begrenzten physikalischen Welt müssten jedem relativ klar sein, der weiss, was eine Exponentialfunktion bedeutet. Das Limit-To-Growth Modell zeigt meiner Meinung nach noch eine Vereinfachung, die einen wesentlichen Wirkzusammenhang unterschlägt: Energieressourcen werden nicht gesondert ausgewiesen. Angesichts der Tatsache, dass Energie eine hohe Hebelwirkung (=Produktionselastizität, not money but energy makes the world go aroud) auf das BIP hat, ist eine Einschränkung der Energieverfügbarkeit ein zentraler Flaschenhals für das Gesamtsystem.

Extrapolating World Production
http://www.theoildrum.com/story/2006/1/22/04219/1102

Der Peak beim konventionellen Erdöl ist seit ~2005 erreicht und befindet sich seitdem in einer Plateauphase. Durch das unkonventionelle Öl und die Biofuels konnte die Verfügbarkeit von Flüssigtreibstoffen auf 90 mbd ~ 4 Mrd toe/a gesteigert werden. Angesichts des Wegbrechen der konventionellen Förderung (= billiges Öl mit hohem Erntefaktor) wird es sehr schwer (= teuer) werden, allein das Niveau zu halten. Wahrscheinlich wird man es sich nicht leisten können, dauerhaft zu diesem Preis Öl zu verbrennen, d.h. es kommt zu einem rezessiv bedingtem Nachfragerückgang. Auch die Substitution durch andere Energieträger ist nicht einfach möglich, allein ein anfänglicher 1% Rückgang p.a. bedeutet 40 Mio Tonnen ~ 400 TWh. Selbst wenn man sagen würde, dass 400 TWh Sprit 100 TWh Antriebsenergie am Rad entsprechen, dann wären das 100 GW PV Zubau - und dann fehlen noch die Batterien für grob 30 Mio E-Fahrzeuge (Transportenergiebedarf ~3.3 MWh pro Auto und Jahr).

Eine Verschärfung des Limit-To-Growth Referenzszenarios hin zur Olduvai-Theorie ergibt aus der simplen mathematischen Übung, den Energieumsatz durch die Bevölkerungsanzahl zu teilen. Dieser Kennwert zeigt ein Maximum je nach verwendeten statistischen Daten Mitte bis Ende der 1970er Jahre und bewegt sich seitdem auf einem Plateau. Wenn nun "Peak Everything" von nicht erneuerbaren Energieressourcen mit einer weiter wachsenden Weltbevölkerung zusammentrifft, dann wird die Abnahme der Pro-Kopf-Nutzung von Energie stärker sein als das Wachstum bis in die 1970er Jahre. Das wird IMHO zu verstärkten ggf. auch militärischen Diskussion der Verteilungsfrage führen: Wo werden sich komplexe dissipative Strukturen (=Zivilisationen) nach wie vor ausbilden können, und wo kommt es zu einem Komplexitätsverlust? 2:09 min: die Vorbereitung auf einen geordneten Rückgang der Energieverfügbarkeit ist wichtig.

Gruß,
Gunnar


--
/^\
\ / Plain-Text Ribbon Campain
X Say NO to HTML in email and news!
/ \




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang