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Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste
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Re: [Ag-bauen-verkehr] [Energiepolitik] Erdgas als Kraftstoff - Steuerermäßigung verlängern
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- Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] [Energiepolitik] Erdgas als Kraftstoff - Steuerermäßigung verlängern
- Date: Wed, 15 Aug 2012 01:40:34 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
- List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
Moritz Richter schrieb:
Welche Technologie sich am Ende auf welchem
Feld durchsetzt, soll dann meiner Meinung nach der Markt entscheiden
(der gerne durch staatlich finanzierte Forschung unterstützt werden
kann), der durch eine harmonische Besteuerung (gleichmäßig nach
Energiegehalt + C02-Komponente + andere gerechtfertigte Komponente)
aber vorher berichtigt wurde.
Der Markt hat 1990 auch nicht entschieden, dass regenerative Erzeuger sich durchsetzen werden. Die sind nicht von alleine gekommen und trotz der Growian-Pleite hat man die Windenergie per Stromeinspeisegesetz angeschoben. Nach über 20 Jahren zeigt sich, dass das sinnvoll war und dass man an den Ausbauzielen zwar ggf. feilen sollte, aber man kann IMHO schwarz werden, wenn man drauf wartet, dass der Markt die passenden Impulse von alleine liefert.
Dann hätten wir genau das Dilemma, dass der Markt erst dann Kauf-Mich! Sichgnale sendet, wenn Peak Oil, Peak Coal etc. schon überschritten sind und die Atmosphäre CO2-gesättigt. Dann würden die Blaupausen für die guten alten Westermühlen aus der Schublade gezogen werden und man baut PV-Zellen, die zu Apothekenpreisen für die Raumfahrt erstellt wurden, aber nicht irgenwo von einer Produktionslinie mit einer Jahreskapazität von einem halben Gigawatt zu Preisen von unter 1€/kWp vom Band fallen. WEAs können jetzt von einer Fabrik mit durchoptimierten Fertigungsprozessen geliefert werden. Diese Entwicklung fehlt noch im Bereich der E-Mobilität.
Merke: Der Markt vergütet keine Lerninvestitionen, insbesondere nicht die mit einer Lernphase über einer Dekade. Solch eine Vorlaufzeit hält kein Einzelunternehmen durch, sondern da müssen gemeinschaftlich die Rahmenbedingungen festgelegt werden, so dass sich der Kauf für den Einzelinvestor und die produzierenden Firmen lohnt, damit der technologische Cluster nicht auf dem Weg zum Ziel zwischendurch verhungert.
Negatives Beispiel: Statt Benzin und Diesel steuerlich nach
Energiegehalt zu besteuern hat der Gesetzgeber durch eine reduzierte
Dieselsteuer in den Markt eingegriffen. Mittlerweile sind wir durch
die Subventionierung so weit, dass Dieselfahrzeuge die Hälfte des
Neuwagenmarktes in Deutschland ausmachen, was zur Folge hat, dass der
Dieselpreis aufgrund der geringen Verfügbarkeit immer weiter steigt,
was am Ende alleine der Erdölindustrie zugutekommt.
Das hatte ich glaube ich schon mehrfach vorgerechnet. Es ist sinnvoll, dem Vielfahrer über eine steuerliche Gestaltung nahezulegen, lieber mit einem Spritsparmodell zu fahren. Gerne wiederhole ich mich noch mal:
Dieselautos:
Höherer Wirkungsgrad, weil höhere Kompression: variable Kosten klein
Benzinautos:
Niederigerer Wirkungsgrad, aber Motor billiger: Fixkosten klein
Diesel kostet unversteuert in der Regel mehr als Benzin. Durch den niedrigeren Steuersatz bleibt aber Diesel für Vielfahrer attraktiver, damit werden die km der Vielfahrer energieeffizienter und mit einem geringeren deutschlandweiten Spritbedarf zurückgelegt. "Bestwerte heutiger Pkw-Motoren sind beim Dieselmotor mit Direkteinspritzung ca. 200 g/kWh, beim Ottomotor ca. 230 g/kWh." http://www.motorlexikon.de/?I=3492
Wenn das nicht so gehandhabt werden würde, dann würde der Spritverbrauch um grob geschätzt 10% bei gleicher Fahrleistung ansteigen. Nur dadurch, dass man es den Vielfahrern es über die Dieselbesteuerung es schmachhaft macht, sich für den Diesel zu entscheiden, wird dies verhindert. Generische Kostengleichung:
K_gesamt = K_fix + k_var * Fahrleistung
Man hat zwei Gleichungssysteme (zwei Geraden), wobei bei Bezin das ganze bei niedrigen Fixkosten anfängt und dann aufgrund der höheren k_var steiler ansteigt - beim Diesel ist es umgekehrt. Dadurch sind die Wenig-Fahrer eher für Benzin prädestiniert und die Vielfahrer für Diesel. Diese Aufteilung finde ich geschickter, als wenn man es umgekehrt machen würde. (Anw: Ja ich weiss, dass in der Rafinierie das Diesel/Benzin Verhältnis nur eingeschränkt durch Steam- oder Hydrocracking einstellbar ist, aber der Export von Benzin nach USA und der Import von Diesel schafft hier für Ausgleich.)
Wer hat das nicht begriffen und benötigt noch einmal eine extra
Erläuterung? Das kann ich auch gerne telefonisch intensivieren.
Gruß,
Gunnar
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- Re: [Ag-bauen-verkehr] [Energiepolitik] Erdgas als Kraftstoff - Steuerermäßigung verlängern, Gunnar Kaestle, 15.08.2012
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