Re: [Ag-barrierefreiheit] Autistisch - Schüler wird von Autistenschulen abgeschoben

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Hallo

Ich versuche mich dann mal ein wenig meine Sicht auf das ganze 
darzulegen, wie ich es bisher so in den Artikeln und Blogposts gelesen 
habe, auch wenn ich Autist bin heißt das aber nicht das ich 
repräsentativ für alle spreche. Die Unterschiede im Autistischen 
Spektrum sind durchaus nicht klein. Ich versuche mal einfach ein paar 
Punkte die ich hier so las aufzugreifen.

Am 11.06.2011, 03:48 schrieb Mela Eckenfels:
> Ich könnte mir vorstellen, dass es mit Berlins leeren Kassen zu tun 
> hat. Ich verfolge schon eine Weile wieviele Schulhelfer-Stunden für 
> Autisten in Berlin beantragt werden und wieviele genehmigt. Im 
> Normalfall sind es weniger als die Hälfte der benötigten Stunden. Mit 
> der Folge, dass die Betroffenen in der Zeit zuhause bleiben, also 
> nicht vollständig beschult werden.
> Wenn sich Berlin eine auf Autisten ausgerichtete Schule leistet, dann 
> ist es (meiner Ansicht nach) auch ein Feigenblättchen um sagen zu 
> können "Die Schule ist für Autisten ausgelegt, wir brauchen keine 
> zusätzlichen Schulhelfer bewilligen oder müssen nur wenige 
> bewilligen." Und da Berlin wirklich wirklich wirklich pleite ist, kann 
> ich mir nicht vorstellen, dass die Schule finanziell und personell 
> auch nur halbwegs angemessen ausgerüstet ist. 

Berlin und das Geld das sie für Autisten ausgeben ist so eine Sache. 
Ausreichend Schulhelferstunden zu bekommen ist nirgends wirklich 
einfach, aber wenn ich mit Eltern rede liegt Berlin da ziemlich weit 
vorne was das nicht genehmigen angeht. Man spart da ziemlich drastisch. 
Ebenso kommt man als Autist in Berlin nur noch sehr schwer an einen 
Schwerbehindertenausweis oder andere Nachteilsausgleiche, von daher kann 
ich nach allem was ich bisher an Erfharungsberichten hören diese Aussage 
als sehr plausibel einschätzen.
Ein weiterer Punkt ist, das es im Grunde meiner Meinung nach so gut wie 
Unmöglich ist das weite Spektrum an autistischen Problemen in nur einer 
Schule abzudecken, egal wie viel Geld diese zur Verfügung hat. Die 
Probleme bei Autisten sind da sehr unterschiedlich. Es gibt zum Beispiel 
auch Autisten, die es nicht ertragen können, wenn Türen geschlossen 
sind. Genau so wie es Autisten gibt die eine 1:1 Betreuung brauchen und 
andere die man damit in den Wahnsinn treiben kann.

Am 11.06.2011 14:15, schrieb Enno Park:
> Die Frage ist ja: Stellt sich die Schule selbstherrlich hin und sagt 
> "ist halt so" -- oder sagt sie offen: "Wir können nicht wie wir 
> wollen, weil es an allen Ecken und Enden fehlt." Wahrscheinlich 
> *brauchen* diese Schulen mehr Unterstützung, aber ich habe den 
> Verdacht, dass dort Dilletanten arbeiten. Wir können da aber nichts 
> machen - wenn wir z.B. eine PM raushauen oder das im Berliner 
> Wahlkampf benutzen (Artikel im Kaperbrief z.B.) dann sollten wir das 
> nicht gegen die Schule tun sondern mit ihr oder zumindest mal mit 
> Vertretern geredet haben. 

Allgemein kann man zu der Schuldfrage nur schwer was sagen. Auf der 
einen Seite ist es für die Lehrer allein schon wegen der 
Aufsichtspflicht ein echtes Problem wenn ein Kind immer wegrennt. Auf 
der anderen Seite sollte eine Schule für Autisten wege finden damit 
umgehen zu können, wenn und das kann in Berlin ein großes "Wenn" sein 
das Personal und die Mittel da sind. Dazu muss man sagen, das ich jetzt 
in einigen Jahren von noch keinem anderen fall gehört habe, wo dieses 
Weglaufen in Verbidnung mit Autismus so ausgeprägt ist. Es ist kein 
Symptom welches häufiger vorkommt.
Ich halte das Argument in dem taz-Artikel mit dem neuem Gebäude für 
nicht ganz unplausibel, auch wenn das schon ein ziemlicher 
Planungsfehler ist.

Allgemein zum Taz-Artikel sollte ich vielleicht noch dazu sagen, das das 
Bild was sie da im allgemeinen von Autismus zeichnen kaum auf alle 
zutrifft. Wenn mehr Interesse bestehen sollte, ich betreibe einen Blog 
in dem ich selbst und andere Autisten rund im das Thema schreiben: 
http://realitaetsfilter.wordpress.com/

Ist jetzt ersteinmal das was ich mir so dazu denke.
Gruß
Hawkeye

Nachtrag:
Am 11.06.2011 15:52, schrieb Michael Kiai:
> Ist die Grenze zum Asperger-Syndrom eigentlich fliessend, oder sollte 
> man das besser getrennt betrachten?
Autismus ist ein Spektrum, das Asperger Syndrom liegt innerhalb des 
Autistischen Spektrums. Autismus ist im grunde ein Oberbegriff für die 
vielen verschiedenen Ausprägungen. Von daher gibt es keine Grenze.