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ag-barrierefreiheit - Re: [Ag-barrierefreiheit] FYI: der-gehoerlose-vorsitzende

ag-barrierefreiheit AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Koordinations und Arbeitsliste der AG Barrierefreiheit

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Re: [Ag-barrierefreiheit] FYI: der-gehoerlose-vorsitzende


Chronologisch Thread 
  • From: Ralph Hinterleitner <hinterleitner AT gmail.com>
  • To: Koordinations und Arbeitsliste der AG Barrierefreiheit <ag-barrierefreiheit AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-barrierefreiheit] FYI: der-gehoerlose-vorsitzende
  • Date: Sat, 9 Apr 2011 16:29:23 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-barrierefreiheit>
  • List-id: Koordinations und Arbeitsliste der AG Barrierefreiheit <ag-barrierefreiheit.lists.piratenpartei.de>

Hi,

2011/4/9 Enno Park <ennomane AT googlemail.com>:
>
> Ich halte das Unterfangen, derlei Strukturen ändern zu wollen für ungefähr
> so
> aussichtsreich wie die Meinung der Spackeria, wir brauchen keinen
> Datenschutz, wenn alle nur ganz lieb zueinander sind. Sorry.

Du zeigst gegenwärtige, soziale Strukturen auf und die Tatsache, dass
diese Hürden existieren stelle ich nicht in Abrede. Solche Schwellen
sind jedoch kein isoliertes Thema für die Beteiligung von Menschen mit
Behinderung und begegnen uns in ähnlicher Form bei vielen Fragen der
Gleichstellung und Gleichberechtigung. Ich nenne einfach mal ein paar
Beispiele:

[*] Frauen und Politik: Merkel ist vielleicht kein Vorzeigeexemplar
[sic!] aber in ihrem Schaffen durchaus erfolgreich. Betrachtet man den
relativ kurzen Zeitraum, den Frauen alleine beim Wahlrecht nicht mehr
benachteiligt sind, ist das schon eine enorme Drehung der
Gesellschaft, von dem Manchen immer noch schwindelig zu sein scheint.

[*] Schwarze und Politik: Ja, "change we can believe in" Obama ist ein
Heuchler aber mal ehrlich: Martin Luther King hätte sich ein Obama
Wahlplakat wahrscheinlich als Pinup an den Sargdeckel nageln lassen.

[*] Gehörlose können keine erfolgreichen Ärzte, Juristen oder
Politiker sein. Wirklich? Ich bin mir sicher, dass RA Judith Hartmann,
Dr. med. Inge Richter und andere widersprechen würden.

Soziale Missstände müssen nicht hingenommen werden! Es ist schwierig
aber wir können es ändern. Vielleicht dauert es lange aber wir haben
einen guten Grund, daran zu arbeiten.

Vergleiche passen selten und sie hinken stets bei Einzelpersonen und
-schicksalen. Darum will ich es mal anders herum betrachten und so
formulieren:

Ich habe (als Hörender) ein Recht darauf,
auch mit (in diesem Fall) Gehörlosen
leben zu dürfen und mich von einem/einer
Gehörlosen vertreten zu lassen.

Abgesehen davon nehmen Gehörlose eine Sonderrolle ein, da sie aufgrund
der Natur ihrer Sinnesbeeinträchtigung eine eigene Sprache und (frei
nach Wittgenstein) entsprechend eine eigene Kultur entwickelten.
Unabhängig von jeder Debatte um Behindertenpolitik, Inklusion oder
Integration geht es in diesem besonderen Fall auch um den Schutz einer
durch Lobbyverbände (Oralisten und CI-Fetischisten) massiv bedrohten
Kultur. Diese Kultur nutzt eine Sprache, die in Deutschland trotz
langer Tradition stets bekämpft aber seit Anfang dieses Jahrtausends
endlich als eigenständige, anerkannte Sprache gesetzlich bestätigt
wurde.

Ich stelle mal eine provokante Frage: wie würde die ganze Diskussion
verlaufen, wenn es statt um Gehörlose um Menschen mit Schuhgröße 38
ginge?


Viele Grüße
Ralph




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