sg-presse@lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der SG Bundes-PR
Listenarchiv
- From: Anita Möllering <anita.moellering@googlemail.com>
- To: SG Presse <sg-presse@lists.piratenpartei.de>
- Subject: [Sg-presse] [SG Presse] [Strategie] Buchdebatte - Argumentations-Vorschlag
- Date: Wed, 26 Sep 2012 12:17:56 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/sg-presse>
- List-id: Mailingliste der SG Presse - Diskussion <sg-presse.lists.piratenpartei.de>
Hallo zusammen,
dann machen wir doch mal das mit der Vernetzung.
Wir sind aktuell in der Debatte an folgendem Punkt (alles andere, was
in der Vergangenheit liegt, zu diskutieren, macht keine Sinn, da es
nicht mehr zu ändern, sondern nur noch zu interpretieren ist):
Die Glaubwürdigkeit der Partei wird in Frage gestellt, da Julia &
Marina als zwei prominente Gesichter der Piratenpartei kein
politisches Statement gesetzt haben, in dem sie bewusst alternative
Wege der Veröffentlichung und Verwertung gegangen sind.
Zwei wesentliche Beiträge:
Extern: SZ:
http://www.sueddeutsche.de/politik/urheberrecht-piraten-in-der-glaubwuerdigkeits-falle-1.1478068
Intern: Kommender offener Brief von Christian Hufgard:
https://piratenpad.de/ep/pad/view/ksCoE2nUoj/k1DuCXi806
Der berechtigte Teil der Kritik:
Insbesondere per Amt/Bekanntheit hervorgehobene Personen in der
Piratenpartei sollten sich der politischen Ebene in ihrem tun bewusst
sein. Eine Buchveröffentlichung über alternative Wege z.B.
Crowdfunding wäre sicher das bessere politische Statement (und der
bessere Ausgangspunkt für eine tolle PR-Kampagne für uns) gewesen.
Aber sie haben es nun mal nicht getan und das ist jetzt die Situation.
Der überzogene Teil der Kritik:
Es wird (intern wie extern) zu global, zu schwarz-weiß, zu extrem
gewertet. Hier hilft ein differenzierender Blick:
a/ Julia & Marina sind Piraten, dennoch sind 2 Politiker einer Partei
und "DIE" Partei und ihre Forderungen - auf einer gewissen Ebene -
immer noch zwei paar Schuhe. Die Glaubwürdigkeit zweier Personen und
die Glaubwürdigkeit der Partei in einen Karton zu schmeißen bzw. das
eine aus dem anderen so absolut abzuleiten, ist ungerechtfertigt.
Möglicherweise sollten wir da noch mal unsere Idee vom "Schwarm"
genauer deutlich machen.
-> Deshalb sollten wir uns jetzt darauf konzentrieren, unsere
Haltungen im Urheberrecht deutlich zu machen. Denn die kommt in den
ganzen Geschichten kaum bis nicht vor. Im Rahmen dessen können wir
auch Kritik am Vorgehen von Julia und Marina üben. Aber bitte nicht
auf die Kritik an Julia und Marina konzentrieren, denn dann schreiben
wir nur die bestehenden Geschichten fort - wir wollen sie aber
korrigieren!
b/ Klassischer Weg vs. Alternative Geschäftsmodelle
Die Kritik ist berechtigt, dass zwei berühmte Piratinnen ihre
Bekanntheit gerade dazu hätten nutzen können, alternative Wege zu
gehen. DOCH bzw. ABER: Urheber haben das exklusive Recht, über den
Verwertungsweg selbst zu entscheiden, und darin wollen wir PIRATEN
Urheber stärken. AUCH DAFÜR setzen wir uns ein! Alternative Wege sind
immer ein Angebot an Urheber, möglicherweise mehr für sich zu gewinnen
(an Distribution, Bekanntheit, Zirkulieren der Werke und auch
Einnahmen), als über den klassischen Weg über den Verwerter, der da ne
gewisse Summe abzwackt.
-> Ich würde mir hier differenzierendere Haltungen wünschen.
Schwarz-Weiß-Zeichnen übernehmen Medien schon für uns, denn davon
leben ihre Geschichten. Wir müssen solchen Schwarz-Weiß-Zeichnungen
m.E. die Basis rauben, damit wir in eine differenzierte, inhaltliche
Diskussion überhaupt einsteigen können.
Ich habe heute dem Bundesvorstand folgende
Argumentationshilfe/-vorschlag weitergeleitet (mit dem Hinweis, dass
Bruno da sicher auch nochmal Inputs geben kann. Diese ist natürlich
für den Bundesvorstand; aus anderen Perspektiven gibt es sicher auch
ein anderes Licht auf die Sache, das ist auch legitim:
- Ja, die Piratenpartei hätte es begrüßt, wenn Marina & Julia als
prominente Gesichter der Piratenpartei alternative
Veröffentlichungswege gewählt hätten, um hier bewusst ein politisches
Statement zu setzen
- Doch sind sowohl Marina als auch Julia nicht nur als Piraten
politische Personen , als Urheber aber eben auch private Person. Als
Urheber müssen & dürfen sie selbst über den Verwertungsweg entscheiden
- Und das ist auch aus Sicht der Piraten äußerst legitim, denn wir
setzen uns für eine Stärkung des Urhebers insbesondere in seinem
exklusiven Recht, über die Verwertung und Nutzung seiner Werke selbst
zu entscheiden. Alternative Geschäftsmodelle sind hier immer nur ein
Angebot und eine Chance für Urheber, auch ohne Verwerter als Mittler
die Veröffentlichung und Nutzung der eigenen Werke selbst
voranzutreiben und zu steuern
- Wenn wir uns für die Privatkopie aussprechen, sprechen wir uns immer
auch gleichzeitig für die Suche nach neuen Möglichkeiten für den
Urheber aus, über andere Wege am Werk beteiligt zu werden. Wir
diskutieren hier pauschale Abgaben auf Internetzugänge und Rechner
(analog zu Abgaben auf Speichermedien wie USB-Sticks und CDs),
Kulturflatrates, Common Licence-Modelle etc. pp.
- Was den Kulturgüterkonsum in der digitalen Welt betrifft, stecken
wir mitten im Wandel: Alternative Verwertungsmodelle entstehen, doch
fehlen oft noch die zeitgemäßen rechtlichen Rahmenbedingungen, damit
diese wirklich voll zum Tragen kommen. Und genau deshalb kämpfen wir
Piraten ja für ein neues Urheberrecht
- In dieser Zeit des Wandels müssen Urheber Entscheidungen treffen.
Marina & Julia haben ihre Entscheidungen getroffen, die sie jetzt auch
gegenüber der Kritik aus der Partei vertreten müssen
- Dennoch verwehren wir uns als Partei gegen eine absolute
Verschmelzung unserer politischen Forderungen mit den sicher
kritikwürdigen Einzelentscheidungen einzelner Mitglieder. Wir sind
eine demokratische und offene Institution, die mit und von Pluralität
lebt
Gerne gebe ich das auch hier weiter und stelle es zur Diskussion. Denn
Diskussionen über Kommunikationsstrategie sind hier erlaubt und gern
gesehen!
LG, Anita
--
Anita Möllering AKA anuschka
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- [Sg-presse] [SG Presse] [Strategie] Buchdebatte - Argumentations-Vorschlag, Anita Möllering, 26.09.2012
- Re: [Sg-presse] [SG Presse] [Strategie] Buchdebatte - Argumentations-Vorschlag, René Heinig, 26.09.2012
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