Ahoi,
ich finde, wir sollten zum Stammtisch der Begin am Donnerstag
entweder vorbei schauen oder die Begin zu einem Piraten-Stammtisch
nach NW oder Haßloch einladen.
Am Donnerstag kann ich nicht, weil da unser Mumble-Treffen der AG
Umwelt RLP statt findet (wurde extra auf diesen Termin verschoben).
Kann da evt. ein anderer Pirat mal vorbei schauen?
Gruß
DerBär
Aus der Rheinpfalz:
„Bald
fragt jeder nach der Technik”
Meinung am Montag: Die
Energiewende von unten vorantreiben - das ist das Ziel eines
Energiestammtischs in Neustadt. Ein ehrgeiziger Schritt auf diesem
Weg ist es, mittels einer Bürger-Energiegenossenschaft selbst zum
Stromerzeuger zu werden. Jutta Paulus und Herrmann Scherrer
berichten im RHEINPFALZ-Gespräch, wie es weitergehen soll.
Anfang März hat sich die Begin, die Bürger-Energiegenossenschaft,
gegründet, bei der Sie wichtige Funktionen innehaben. Ist der
Energiestammtisch jetzt überflüssig?
Paulus: Nein, um Himmels willen. Die Genossenschaft ist eine
Firma, der Stammtisch ein Forum von Leuten, die sich für das Thema
Energiewende interessieren.
Scherrer: Der Stammtisch ist der Gesprächspartner der Stadt und
der Stadtwerke. Das kann und soll keine Firma machen.
Welche konkreten Themen beackert der Energiestammtisch derzeit?
Paulus: Zum Beispiel die Umstellung von Straßenlampen auf
LED-Technik. Und die Stadtwerke hatten erwogen, ein Förderprogramm
für effiziente Umwälzpumpen aufzulegen, bei dem sie die Kosten
vorfinanzieren. Da müssen wir mal nachhaken, was aus diesen Themen
geworden ist.
Scherrer: Und Kleinwindanlagen, die man im Siedlungsbereich
aufstellen kann ...
Paulus: Da ist die Vergütung mit acht bis neun Cent pro
Kilowattstunde sehr gering, da geht es mehr um den Eigenverbrauch.
Scherrer: Und um die Energiespeicherung wollen wir uns kümmern. Da
tut sich einiges.
Paulus: Deshalb wollen wir mit einer informellen Abordnung zur
Hannover-Messe fahren, denn die Energiewende wird ohne Speicherung
nicht funktionieren. Da ist viel möglich, beispielsweise in Japan
hängen schon lange ganze Wohnblocks an Akkus.
Ist denn Energieerzeugung auf lokaler Ebene mehr als ein
symbolischer Beitrag zur Energiewende?
Paulus: Ja, natürlich. Die Energiewende ist deshalb nicht mehr
aufzuhalten, weil sie von unten passiert und von großen Teilen der
Bevölkerung gewollt ist.
Scherrer: ... auch wenn das den großen Erzeugern natürlich nicht
gefällt, weil es ihnen die Preise verdirbt.
Paulus: An sonnigen Tagen leistet die Fotovoltaik schon 25 Prozent
der Spitzenlast zur Mittagszeit. Das drückt die Preise - aber das
sagt Wirtschaftsminister Rösler natürlich nicht. In zehn Jahren
fragt jedes Land nach der Technik für die dezentrale
Energieerzeugung, weil es die fossilen Rohstoffe nicht mehr
bezahlen kann.
Wie realistisch ist die Hoffnung, einmal ein Windrad in Bürgerhand
zu errichten und zu betreiben?
Paulus: Fotovoltaik geht natürlich leichter. Bei einem Windrad
sprechen wir von Investitionen von immerhin etwa einer Million
Euro pro Megawatt installierter Leistung, also 2,5 Millionen Euro.
Das ist wirklich eine ganze Menge. Entweder müssen wir viele Leute
überzeugen, oder uns mit anderen Energiegenossenschaften
zusammentun. Die Kontakte gibt es, bei der
Rheinland-Pfalz-Ausstellung in Mainz gab es einen gemeinsamen
Stand. Aber wir müssen auch einen Standort finden - vielleicht das
Weinbiet.
Scherrer: Genau, da gibt es schon eine brauchbare Zufahrt und
sowieso einen Turm. Ad-hoc-Entscheidungen soll es aber nicht
geben. Bürgerbeteiligung ist uns wichtig!
Paulus: Und eine große, unüberhörbare Hütte. Der Berggipfel ist
schon vorbelastet. Ökologisch wäre das ziemlich unbedenklich. Und
der entscheidende Standortfaktor muss die Windhöffigkeit sein.
Wie hat sich die „Begin” denn bisher entwickelt - hat es seit der
Gründung neue Eintritte und insbesondere mehr Kapital gegeben, mit
dem gearbeitet werden kann?
Paulus: Derzeit läuft die Prüfung beim Genossenschaftsverband.
Diese Formalitäten müssen wir erst mal abschließen.
Scherrer: Da stockt nichts. Das ist einfach ein
formaljuristisches, aufwändiges Verfahren.
Haben Sie sich die Genossenschaftsarbeit so mühsam vorgestellt?
Paulus: Ach, naja, das gehört halt dazu. Bei einer
nicht-genossenschaftlichen Firmengründung ist das auch nicht
anders.
Scherrer: Aber Geschäftspläne und Wirtschaftlichkeitsberechnungen
zu erstellen, ist im Ehrenamt natürlich aufwändig.
Paulus: Dass das nicht mit zwei Stunden pro Woche zu stemmen ist,
war uns klar.
Stichwort Solarförderung: Wie frustrierend ist es, Zeit und Mühe
zu investieren und Ideen zu entwickeln, aber letztlich von
Vorgaben der Bundespolitik abhängig zu sein?
Paulus: Nach dem ersten Schreck über das Ausmaß der geplanten
Kürzungen haben wir gesagt: Jetzt erst recht. Aber für kleine
Firmen und Handwerker ist das natürlich extrem frustrierend. Da
hängen Existenzen dran. Aber man kann ja trotzdem Anlagen bauen
und den Strom selbst verbrauchen. Man darf auch nicht nur die
Förderung sehen, sondern muss auch das einbeziehen, was man
langfristig bei der Stromrechnung spart - bei Fotovoltaikanlagen
über einen sehr langen Zeitraum: Die vor 20 Jahren verbauten
Module liefern alle immer noch mehr als 80 Prozent ihrer
Nennleistung.
Wie steht es generell um das Energiesparen?
Paulus: Da tut sich mehr und mehr. Einen LED-Leuchtenberater im
Baumarkt hab' ich früher nie gesehen. Auch auf dem Immobilienmarkt
wird das Thema aufgrund steigender Energiekosten immer wichtiger.
Scherrer: Das ist ein großes Thema für den Energiestammtisch: Da
kommt unheimlich viel Engagement und Wissen zusammen, das ist ganz
verblüffend.
Paulus: Da hat jeder sein eigenes Steckenpferd: Thermosolarmodule,
Luft-Wasser-Wärmepumpen oder Mikro-Blockheizkraftwerke. Das gibt
tolle Synergien.
Wann tagt der Stammtisch denn wieder?
Scherrer: Am kommenden Donnerstag, 26. April, um 19.30 Uhr im
Wirtshaus Konfetti.
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Mittelhaardter Rundschau
Ausgabe: Nr.95
Datum: Montag, den 23. April 2012
Seite: Nr.21
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