Mobiles
Internet erhöht leicht die Strahlung
Diplom-Ingenieur Dietrich Ruoff legt die Prognosewerte im
LTE-Standard bei Volllast vor: Nördlich vom Rathaus am höchsten
Von unserem Redaktionsmitglied
Hans-Joachim Schechinger
Falls Ideen dazu dann Aktionen
machen oder einfach liegen lassen. Interessant aber zu lesen.
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Kernen-Rommelshausen. Über
Risiken, die mit der Aufrüstung der Rommelshausener
Mobilfunkanlagen auf LTE-Standard verbunden sein werden, ist schon
heftig gestritten worden. Jetzt brachte Dipl.-Ing. Dietrich Ruoff
mit seiner Belastungsprognose Sachlichkeit in die Debatte. Wobei
die Werte bei Kombination aller vier Standorte zählen. In einigen
Bereichen liegen sie über dem Zielwert 2 V/m.
LTE ermöglicht superschnellen Datentransfer im mobilen Internet.
Es erlaubt mit Handys und Tablets die Kommunikation in sozialen
Netzwerken, ermöglicht Spiele, das Betrachten von Videoclips und
sorgt für rasend schnelle Downloads. Telefonie stehe bei
Handy-Nutzern mit Internetzugang nur noch an fünfter Stelle, sagt
der Dipl.-Ingenieur und Baubiologe Dietrich Ruoff aus
Erkenbrechtsweiler. Inzwischen gebe es mehr iPhones als Menschen
auf der Welt bis hin zur Hausgerätesteuerung. Der Bedarf an einer
hohen Datenrate für mobiles Internet zwingt die drei
Mobilfunkbetreiber, auf LTE-Standard umzurüsten. Von den fünf
Funkstandorten in Kernen sind an vier Antennenmasten LTE-800- bzw.
LTE-1800-Standards vorgesehen, wobei die Telekom auf dem Kernener
Rathaus mit LTE 800 und LTE 1800 eine kombinierte technische
Optimierung plant. Telefonica/O2 will auf die Spvgg-Turnhalle und
im Gewerbegebiet Auf der Höhe die 800er-Technik installieren.
Telekom plant auf dem Mast in der Siemensstraße ebenfalls LTE 800.
Der fünfte Mobilfunkstandort in Rommelshausen ist Schafstraße 43.
Dort bleibt es bei dem auf Telefonie ausgelegten alten
GSM-Standard, mit dem man allenfalls noch SMS versenden kann. Fürs
Internet ist diese Technik untauglich. Auftrag des Rathauses an
den mit Kernen vertrauten Messtechniker Dietrich Ruoff war es nun,
die Auswirkung auf die schon bestehenden elektromagnetischen
Felder bei Hochfrequenz zu errechnen. Wobei die gesetzlichen
Grenzwerte bei 40 bis 61 V/m liegen.
Angestrebt in Kernen werden mit dem sogenannten Vorsorgezielwert
wie in Waiblingen 2 V/m. Ruoffs errechnete Prognose ergibt bei der
technischen Aufrüstung aller vier betroffenen Standorte in
Volllast für bestimmte Bereiche in Rommelshausen Werte über 2 V/m.
Allerdings, so Ruoff, werde dieses Maximum im Tagesverlauf zu 70
Prozent erreicht. Mit 4,9 V/m vergleichsweise hoch liegt die
voraussichtliche Belastung nördlich des Rathauses zwischen
Stettener Straße und Karlstraße. Dort liegt der Wert aber schon
bisher bei 3,5 V/m. Obige Grafik veranschaulicht die
unterschiedlichen Strahlungsintensitäten flächenhaft sehr gut. Der
Bereich zwischen Rathaus und Gewerbegebiet Auf der Höhe ist bei
Kombination aller vier Standorte in Volllast mit einem Maximum von
3,4 Volt deutlich stärkerem Elektrosmog ausgesetzt als das
Wohngebiet an der Seestraße. Würde nur auf dem Dach der
Spvgg-Turnhalle auf LTE 800 umgerüstet und das Rathaus verharrte
auf dem alten GSM- bzw. UMTS-Standard, käme die Seestraße mit
circa 1,8 V/m besser davon. Ruoffs Berechnung zeigt in beiden
Fällen (LTE an allen vier geplanten Standorten oder nur auf der
Turnhalle in der Kelterstraße), dass das Wohngebiet entlang der
Kelterstraße von Funkstrahlung kaum betroffen wäre. Werte über 2
V/m zeigt die Grafik nur im freien Feld.
Das Thema LTE ist zweischneidig. „Der Standard für bewegte Nutzer
überträgt mit wenig Strahlung sehr viele Daten und wäre damit
entlastend, wenn da nicht der Datenhunger wäre“, sagt Dietrich
Ruoff. Sprich: Die technische Kapazität, die für Googeln, Mailen,
Surfen erforderlich ist, wird wegen des zunehmenden Appetits der
Nutzer irgendwann nicht mehr ausreichen. Bereits jetzt sind die
Netze überfordert. „Und das wird leider immer weitergehen.“
LTE 1800, die modernste Variante, leistet eine Datenrate von 1000
Megabit pro Sekunde. Bei Funksystemen ist das derzeit das Maximum.
Nur das Kabel befördert mehr Daten und erreicht bei Glasfaser
bereits 400 000 Megabits pro Sekunde.
Die höchste Strahlenbelastung ist
nördlich vom Rathaus prognostiziert.
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