Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ostwestfalen-lippe - Re: [OWL] WG: Warum ich derzeit ein wirklich großes Problem mit der Piratenpartei habe

ostwestfalen-lippe AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Regionale Liste für OWL (im Nordosten von NRW)

Listenarchiv

Re: [OWL] WG: Warum ich derzeit ein wirklich großes Problem mit der Piratenpartei habe


Chronologisch Thread 
  • From: "Oliver P. Bayer" <oliver.bayer AT uni-duesseldorf.de>
  • To: "OWL Mailingliste" <ostwestfalen-lippe AT lists.piratenpartei.de>
  • Cc: "Crew Bielefeld" <crew-bielefeld AT lists.piratenpartei.de>, "Michael Gugat" <gugatti AT hotmail.com>
  • Subject: Re: [OWL] WG: Warum ich derzeit ein wirklich großes Problem mit der Piratenpartei habe
  • Date: Wed, 05 Oct 2016 01:22:01 +0200

Moin!

Ich könnte sehr viel zur Analyse, Problembenennung, den Vorwürfen und Interpretationen auf den Mailinglisten schreiben – einen schönen, alle Aspekte umfassenden Text. Wenn ich es allerdings mit Anspruch mache, dann wird es so lang, dass es eh keiner liest. Es gibt für die meisten Punkte gute oder schlechte – allerdings nachvollziehbare Gründe. Der Großteil davon lässt sich ändern …oder erklären, verstehen und anschließend ggf. ändern. Eine „offene Ablehnung und Bekämpfung des ‚Bielefelder Wegs‘“ sehe ich persönlich nicht.
Deshalb schreibe ich jetzt nicht auf der NRW-ML, sondern nur hier in OWL etwas Anderes:

1.
Wir könnten den ehemaligen Bielefelder AV-Termin oder einen anderen Termin in OWL dazu nutzen, die Aspekte tatsächlich einmal durchzusprechen und Probleme zu sammeln, ggf. aufzuklären etc. Dazu käme ich gerne vorbei und bei Bedarf nehme ich mit, wenn ich „Verantwortliches“ so kriegen kann. In dem Fall würde ich auch vorher eine schriftliche Antwort hier posten. Dann wissen wir, wo wir stehen und müssen nicht mit Verteidigungspositionen beginnen.

2.
Mein Wunsch wäre allerdings, am Ende nicht eine Misstrauenserklärung zu haben, sondern einen möglichst gemeinsamen Appell, Dinge in Zukunft anders zu machen oder anders zu denken. Noch besser: Einen Vorschlag, wie man die Probleme in der Partei überwindet – und das möglichst schnell und elegant. Nicht ein „so muss die Partei das machen“-Blogpost eines einzelnen, sondern mal ein schwergewichtiges Ruderrumreißprojekt mehrerer Piraten.

3.
Die Zukunft ist nah: Wir haben demnächst die NRW-AV für die Bundestagswahl. Da darf uns so ein Desaster, wie die AV im September (und keiner der Teilnehmenden würde sie als „gelungen“ nennen) keinesfalls noch einmal passieren. Die muss durchgeplant und professionell verlaufen. Und der Wahlkampf für die Landtagswahl ist noch näher: Daher müssen ziemlich dringend ein paar Dinge korrigiert und gestartet werden. Ja, das meine auch ich.

4.
Selbst wenn der Wert von frühzeitig gewählten Direktkandidaten (= drei Gesichtern) für die kommunale Arbeit nicht direkt wahrnehmbar sein sollte, so helfen sie bei der Wahl selbst (verdeutlichen, dass die Piraten vor Ort aktiv sind) und den vorangehenden Podiumsdiskussionen, Parteienrunden, Berichterstattungen etc. sehr und bringen wichtige Stimmen auch für die gesamte Parteienfinanzierung. Die Podiumsdiskussionen und Einladungen beginnen hier bereits jetzt. Januar wäre schon sehr spät dafür. Ich fände es sinnvoll, frühzeitig in den Adresslisten für Diskussionsrunden etc. zu stehen – nicht, dass wir am Ende bei „Einladungen der im Landtag vertretenen Parteien“ völlig vergessen werden.

Ich werde jetzt nicht die Verbesserungen, Korrekturen und Vorschläge anreißen oder ausführen können. Dazu ist dieser Mailbeitrag nicht da. Es ist nur ein Aufruf, das zu tun und mit Plan in die Zukunft zu schauen.


Ich habe aber noch zwei ganz persönliche Anmerkungen (also eigentlich einen waschechten Rant). Damit mache ich zwei weitere Fässer auf, aber die gehören dazu und müssen gemeinsam geschlossen werden.

Es gibt zwei riesige Probleme in der Piratenpartei.
1.
Das erste ist das der Abwärtsspirale, die uns Nichtrelevanz verschafft. Mal ehrlich: Nicht ein ungeeigneter Listenkandidat auf Platz X macht uns unwählbar. Unwählbar macht uns der deutliche Hinweis nach außen, dass wir selbst nicht mehr hinter uns stehen. Jeder Austritt und jeder Mandatsverlust in jedem Kreistag, Stadtrat oder im Landtag zeigt unseren Gegnern und Fürsprechern, dass wir uns auflösen und destabilisiert uns nach innen. Mit dieser Relevanzpleite kann man auch keine Politik geschweige denn einen Wahlkampf machen. Wir brauchen also dringend eine Lösung, diesen Trend umzukehren – und dazu brauchen wir authentische, glaubwürdige und begeisternde Perspektiven. Die allerdings entstehen meines Erachtens nur dann, wenn das zweite Riesenproblem gelöst wird:

2.
Uns fehlen der Mut und die Bereitschaft zum Risiko. Das sieht man auch an der AV, wo im September 2016 die Herren der Angst gewannen, wir würden irgendwas nicht schaffen oder falsch machen… und dann haben wir alles falsch gemacht. 2012 hatten wir in derselben Situation den Schwarzmaler von der Bühne gestimmt und das Ding zu Ende gebracht. Uns fehlte diesmal sogar der Mut, andere Leute als die bisherigen MdL in die TOP-7 zu wählen.
Ja, uns fehlt derzeit – und schon seit Sommer 2012 – parteiweit sowohl strukturell als auch inhaltlich die Risikobereitschaft. Dabei ist es das, was uns ausmacht. Das was uns eigentlich von den anderen Parteien unterscheiden sollte, die in der Vergangenheit und im „weiter so“ gefangen sind. Wir haben doch die Möglichkeiten. Wir müssen eine politische Kultur des Scheiterns vorleben. Ideen haben, mit den Ideen experimentieren, politische Experimente wagen, in 90% der Fälle scheitern, dann aber wieder aufstehen und anders weitermachen, die 10% zum Erfolg bringen.

Momentan aber tun wir genau das nicht.
Wir scheitern und weinen dann, geben uns gegenseitig oder anderen die Schuld. Das ist keine politische Kultur, die ich piratig nennen würde. Wir haben kaum Chancen in Wahlkampf, also müssen wir doch volles Risiko gehen. …und wir gefallen uns doch darin, die politische Kultur des Scheiterns zu leben. Dann verdammt tun wir das doch und werfen nicht bei jedem Hügelchen die Flinte ins Korn und pissen uns gegenseitig an. Ändern. Neu machen. Konzept anpassen. Verbesserungen und Updates einfügen und dann: nächstes Experiment, nächste Stufe. Wer Politik verändern will, muss rumprobieren.

Wenn wir das tun, so bin ich sicher, verschwindet auch Problem #1 und dann macht das Ganze auch wieder Spaß.

Allgemeinplätze? Ja. Sind zu füllen.

Doch das soll mal reichen… für heute.

Viele Grüße
Oliver



Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang