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ostwestfalen-lippe - Re: [OWL] Nach der Wahl ist …

ostwestfalen-lippe AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Regionale Liste für OWL (im Nordosten von NRW)

Listenarchiv

Re: [OWL] Nach der Wahl ist …


Chronologisch Thread 
  • From: Lars Büsing <pirat AT lab-land.de>
  • To: ostwestfalen-lippe AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [OWL] Nach der Wahl ist …
  • Date: Thu, 10 May 2012 00:53:48 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ostwestfalen-lippe>
  • List-id: Regionale Liste für OWL (im Nordosten von NRW) <ostwestfalen-lippe.lists.piratenpartei.de>

Ahoi,

ein interessanter Einblick, der zeigt, dass gerade in den Kommunen noch viel Arbeit vor uns liegt. Insbesondere beim Aufbau der Parteistrukturen vor Ort.

Auch ich stehe dem scheinbaren Linksruck in der Partei kritisch gegenüber - BGE und fahrscheinloser Nahverkehr klingen toll, bringen aber ihre ganz eigenen Probleme mit sich. Auch die Anflüge von Politik 1.0 kommen mir bekannt vor, und als Bielefelder erinnern mich die Worte von inszeniertem Beitritt und anschließenden Rücktrittsforderungen an irgend etwas....

Aber die Resignation, die ich dort herauslese, teile ich nicht. Vielleicht bin ich noch nicht lang genug dabei, um enttäuscht zu sein. Aber Rom ist auch nicht über Nacht gebaut worden. Die Piratenpartei entwickelt sich, und sie tut dies schneller als ich je gehofft hätte. Das es dabei zu Fehlentwicklungen kommt, ist klar, aber sie werden erkannt und korrigiert - schneller und früher als in anderen Parteien, davon bin ich überzeugt. Die anderen Parteien mögen langsam verstehen, dass das Internet nicht nur aus Twitter und Facebook besteht - aber die Piratenpartei ist aus ihm entstanden. Sie muss die Vernetzung nicht in ihre bestehenden, am Machterhalt interessierten Strukturen einbauen. Sie entwickelt neue Strukuren, direkt aus der Vernetzung über das Internet. Bei der FDP - oder auch bei CDU, SPD, Grünen oder gar der Linken - die Lösungen für die Probleme dieses Jahrhunderts zu suchen, ist, als ob man mit seinem kaputten PC zu seinem Automechaniker geht. Oder mit seinem klappernden Auto zum Hufschmied fährt: 1. verstehen diese die Probleme nicht unbedingt, und 2. selbst wenn sie die passenden Werkzeuge im Schuppen haben sollten, wissen sie sie wohl kaum richtig einzusetzen.

Die angeprochenen Probleme innerhalb der Piratenpartei sind bekannt - und es wird an ihnen gearbeitet. Man sollte verstehen, dass die Piraten die Pioniere des politischen Internets sind. Sich jetzt zurückzuziehen, ist, als ob die Pioniere auf dem amerikanischen Kontinent sich vor 300 Jahren in die Städte der Ostküste zurückgezogen hätten, weil wieder einmal eine Brücke wegespült, eine Haus abgebrannt oder ein Pass zugeschneit war. Sicherlich wäre es bequemer, risikoloser und sicherer gewesen, einfach dort zu bleiben, wo sich schon andere niedergelassen haben. Aber das ist nicht der Geist, der Fortschritt und Wandel hervorbringt. Es gilt, die Herausforderungen anzunehmen, und auch in Kauf zu nehmen, sich dabei mal zu verirren oder in eine Sackgasse geraten zu können. Die Piraten betreten Neuland - dass man dabei mal in die sprichwörtliche Scheisse treten kann, sollte nicht dazu führen, dass man lieber auf den ausgetretenen Pfaden wandert.

Die Diskussionen zur Wirtschafts-, Finanz-, Außen-, Verteidigungs-, und Europa-Politik sind umfassend und viel weiter als das im Allgemeinen wahrgenommen wird. Gleiches gilt für viele andere Poltikfelder. Seit meinem Beitritt vor gut sechs Monaten hat sich dort viel getan. Und es geht weiter, mehr noch, es geht immer schneller voran. Es bringt in meinen Augen aber auch nichts, sich zu positionieren, nur um eine Position zu haben. Eine Position, die möglicherweise durch neue Entwicklungen schon kurze Zeit später überflüssig gemacht wird.

Bei den Piraten geht es darum, dass aus einem Grundverständnis piratischer Politik Antworten entwickelt werden, und zwar genau dann, wenn sie erforderlich sind - wenn Entscheidungen gefällt, Fragen beantwortet werden müssen. Bis zu diesem Zeitpunkt wird die Zeit für die Diskussion, das Lernen, den Austausch und die Weiterentwicklung genutzt, anstatt in den leeren Raum hinein einfach mal zu beschließen, wie man entscheiden würde, wenn man denn entscheiden könnte. Das ist in meinen Augen viel mehr wert, als die ideologisch eingefärbten Prä-Positionen der Parteien des 20. Jahrhunderts.

Und auch wenn man nicht sicher sein kann - ich bin überzeugt davon, dass die Bewahrung der Freiheit als zentrale Säule piratischer Politik immer Ausgangspunkt der Entscheidungsfindung bleiben wird. Wenn man nun "linke" Tendenzen zu spüren glaubt, liegt das in meinen Augen eher daran, dass eine neue Abwägung zwischen den inzwischen sehr eingeschränkten Freiheiten der sozial Benachteiligten und den oftmals ausufernden Freiheiten der Privilegierten stattfindet, als dass hier wirklich eine Orientierung in Richtung "Sozialismus 2.0" stattfindet. Die Piratenpartei mag etwas "links" daher kommen, weil sie ein sehr humanistisches Menschenbild und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat, weil sie von einer besseren und faireren Welt zu träumen wagt. Aber letztendlich steht sie dem bevormundenden "linken" Staat mindestens ebenso kritisch gegenüber wie dem sozial-darwinistisch daherkommenden neo-liberalen "rechten" Staatsverständnis.

Im Kampf zwischen staatlicher ("linker") und privatwirtschaftlicher ("rechter") Macht sind die Piraten die einzigen, die den Bürger vor den ausufernden Machtgelüsten beider Seiten schützen können - indem sie zu ihrer Stimme werden.

Hoffnungsvollen Gruß,
Lars


Am 09.05.2012 21:59, schrieb Hannes Gesmann:
… eine Gute Zeit zum Nachdenken.

Das ein- oder andere kommt mir leider nicht ganz unbekannt vor:
http://konstranzparency.wordpress.com/2012/05/09/rucktrittserklarung/
(Falls sich jemand wundert: Autor ist ein persönlicher Bekannter)

Beste Grüße,
Hannes




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