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Betreff: Kreisverband Wesel
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- Subject: [NRW-KV-Wesel] Fw: Energiewende für Wesel
- Date: Wed, 14 Mar 2012 06:59:53 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-kv-wesel>
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Von: "Behrens-Wesel AT t-online.de" <Behrens-Wesel AT t-online.de>
An: "Wesel Piratenpartei" <Wesel AT lists.piratenpartei.de>
Betreff: Energiewende für Wesel
Datum: Sun, 11 Mar 2012 17:07:51 +0100
Hallo Andy,
Hallo Jochen,
Hallo Piraten in Wesel,
am 23.2.2012 hatte ich die Zeit das Podiumsgespräch live erleben zu dürfen ( teilweise ertragen zu müssen) und habe
nun meine Gedanken in Form des nachfolgenden Essays zu Papier gebracht:
Essay
zum Podiumsgespräch am 23.2.2012
in der Niederrheinhalle Wesel zum
Thema Energiewende für Wesel
Bemerkungen: Der Ersteller dieser Schrift sieht diese folgende Ausarbeitung als nüchterne Analyse des Podiumsgespräches und den daraus zu schließenden politischen Fragestellungen.
Zum Podiumsgespräch am 23.2.2012 bleibt ein höchstes gesellschaftliches Interesse zum Thema festzustellen.
Die Bandbreite der Wortbeiträge machte es deutlich, dass sich das Thema Energiewende und Ausstieg aus der Atom-Kraft in allen gesellschaftlichen Schichten vorfinden lässt und ein breiter gesellschaftlicher Konsens zur Lösung der anstehenden Probleme hin zu einer Energiewende angestrebt werden muss.
Die Podiumsdiskussion begann mit einer Einführung zum Thema durch Herrn Gorris (Bündnis 90/Grüne). Seine Ausführungen machten deutlich, welcher Anstrengungen es bedarf, den Ausstieg aus der Energieerzeugung durch Nutzung der Kernenergie zu schaffen und damit auch einleitend eine Senkung der C02-Ausstösse durch Verbrennung fossiler Energieträger anzustreben.
Das RWE war am Abend durch Herrn Rainer Hegmann vertreten.
Herr Hegmann begann das Gespräch mit einem klaren Bekenntnis des RWE zum Ausstieg aus der Kernenergie und dessen Festschreibung. Auch wurde klargestellt, dass das RWE allen Betreibern von regenerativen Energien frei von Barrieren den Zugang zum Stromnetz garantiert.
Herr Hegmann vertrat vor der Öffentlichkeit diese Standpunkte vehement und glaubhaft.
Die weiteren Vortragenden des Abends waren in der Reihenfolge:
Herr Franz Michelbrink für die Stadtwerke Wesel
der MdB ( Fraktion der Grünen ) Herr Oliver Krischer
Herr Christian Dahm für die Energieagentur NRW.
Zum Inhaltlichen der Energiewende in Wesel stellten Herr Michelbrink und Dahm verschiedene Modelle und Gestaltungsmöglichkeiten einer Energiewende dar.
Es wurden die Modelle einer möglichen Energiewende für Wesel wie folgt dargestellt:
Für Wesel gehen alle Beteiligten in weiten Teilen von einer Dezentralisierung der Energiegewinnung und somit von einer teilweisen Energiegewinnung innerhalb des Stadtgebietes bzw. in der näheren Region aus.
Ein Teil der regenerativ erzeugten Energie soll aus der Nutzung der Windenergie stammen. Weitere Anteile zur Energiegewinnung sollten die Bereiche zur Nutzung der Bio-Masse sowie der Bereiche Solartechnik und der Kraft-Wärme-Kopplung beisteuern.
Gleichwohl wie hoch die einzelnen Anteile der verschiedenen Module innerhalb des gestrebten Energie-Mix auch sind, es bleibt in allen Denkmodellen für alle Beteiligten nur die Möglichkeit, fehlende Energiemengen aus externen Energiegewinnungs-Konzepten in das (- dann dezentrale -) Netz einzuspeisen.
Schwankungen in der Energiegewinnung in den dezentralen Energiemodellen ( der Ausfall einzelner Modulteile ) machen es notwendig, Energie national zu erzeugen und in Speicherkraftwerken bereitzuhalten. Der Ausgleich dieser Netzschwankungen ist dabei nicht durch das Energiekonzept innerhalb der Stadt Wesel zu lösen. Diese Lösungen können nur innerhalb nationaler Konzepte erstellt und erarbeitet werden. Die einzige Art, die dabei zukünftig ausscheidet, ist dabei die Kernenergie.
Herr Michelbrink und Herr Dahm stellten dabei zur dezentralen Energiegewinnung folgende schon erprobten Modelle vor:
a) Energiegewinnung durch Biomasse/Biogas in Bio-Kraft-Anlagen:
b) Energiegewinnung durch Kraft-Wärme–Kopplung durch Block-Kraft-Heiz-Werke verschiedener Größen
c) vermehrte Nutzung von Fernwärme
d) Nutzung von Sonnenenergie.
Zur Nutzung von Biomasse bleiben folgende noch zu lösende Probleme im Raum stehen:
Die Verwertung /Verbrennung von Biomasse/Biogas setzt voraus, dass im Sinne einer Umweltverträglichkeit auch unbedenkliche Grundmasse angeliefert wird. Bezüglich der Qualität der zu verbrennenden Masse sind Standards einzuhalten. Ansonsten würde bei der Verbrennung hochgradig belastete Restmasse zu Endlagerung übrig bleiben.
Zur Anlieferung dieser geeigneten Biomasse müssten in der Region geeignete landwirtschaftliche Betriebe dauerhaft existieren und verbindliche Mengen und Qualitäten vertraglich bindend anliefern. Die Anlieferung von außerhalb der Region oder gar eine Anlieferung aus der EU sind dabei nicht gewollt und untersagt. Dabei ist nicht angesprochen worden, wer zukünftig diese Standards überhaupt überprüft und auch die ausreichende Anlieferung von Bio-Masse garantiert. Gerade am Niederrhein ist auch zukünftig mit dem Ausfall landwirtschaftliche Fläche zu rechnen. Ganz gleich, wie die Flächen danach genutzt werden. Die Stilllegung landwirtschaftlicher Betriebe aus Altergründen, die Nutzung landwirtschaftlicher Fläche zur Gewinnung von Kies bzw. die Gewinnung von Gewerbeflächen anstelle einer landwirtschaftlichen Nutzung werden auch in Zukunft die ausreichende Gewinnung von Biomasse zur Energiegewinnung zumindest fraglich erscheinen lassen.
Zur Energiegewinnung durch Kraft-Wärme–Kopplung durch Block-Kraft-Heiz-Werke verschiedener Größen:
Herr Michelbrink stellte dabei für die Stadtwerke Wesel Block-Kraft-Heiz-Werke mit einer Kraft-Wärme-Kopplung verschiedener Größen vor.
Blockkraftheizwerke für ganze Stadtviertel mit einer entsprechenden Leistungsstärke. Diese wären zur Installation durch den städtischen Bauverein denkbar, um ganze Straßenzüge oder Stadtviertel mit Heizwärme und Strom zu versorgen. Herr Michelbrink verwies dabei auch auf die erfolgreiche Inbetriebnahme einer transportablen Anlage, wodurch wechseln die beiden Bäder der Stadt (Heuberg-Bad und Freibad) wechselnd mit Energie und Wärme versorgt werden.
Mit Hinblick auf Wohneinheiten bis zu 25 Wohnungen ( größere Wohnanlagen ) stünden im gleichen Prinzip Mini- Block- Kraft-Heiz-Werke zur Auswahl.
Für kleinere Anlagen dazu alternativ Mikro – Block- Kraft- Heiz--Werke mit entsprechender Kraft-Wärme Kopplung.
Vermehrte Nutzung von Fernwärme:
Herr Dahm von der Energieagentur N.R.W. beschäftigte sich in seinem Beitrag u.a. mit der Nutzung der Fernwärme. Dazu präsentierte er die erfolgreiche Einführung der Fernwärme bei der Neu-Ansiedlung von Gewerbetrieben und die Nutzung für z.B. öffentliche Gebäude (Schulen, Sportanlagen etc.). Dazu wurden bundesweit schon erfolgreich betriebene Projekte vorgestellt.
Die Energieagentur steht dabei für jedermann beratend und analysierend zur Seite und erarbeitet mit den Beteiligten Konzepte zur Energiegewinnung und zur Verteilung.
Zur neuen Stromkonzession für die Stadt Wesel am dem Abend:
Zum Abschluss der Podiumsdiskussion wurde, die Frage zur neuen Stromkonzession kritisch hinterfragt und auch kommentiert. Herr Michelbrink und Herr Hegmann beantworteten die Fragen der Bürger hinsichtlich Stromkonzession für das Stromnetz Wesel.
Ein nicht unerheblicher Anteil der Bürger stuft dabei die Frage der Verteilung des Stroms und die Frage einer Konzession innerhalb des Themas Energiewende als zweitrangig ein.
Das Thema der Stromkonzession bleibt für Wesel trotzdem ein skandalöses Thema und das „Gesetz des Schweigens“ seitens des Rates gehört gebrochen.
Kritisch bleibt zu hinterfragen, ob und in welchen Maßen das RWE beim Verlust der Konzession für das Stromnetz entschädigt werden muss. Das RWE ist und bleibt in weiten Teilen der Erbauer des bisherigen Netzwerkes. Mit Entschädigungszahlungen zu Gunsten des RWE ist im Falle einer Übertragung der Konzession an andere Betreiber zu rechnen. Diese Zahlungen konnte auch der, in dieser Aussprache eingeschaltete, MdB Oliver Krischer zweifelsfrei nicht ausschließen.
In dieser Aussprache sah sich der Geschäftsführer der Stadtwerke Wesel, Herr Franz Michelbrink, gebunden an den Vorgaben der Stadt Wesel. Die Stadt als verantwortliche Gesellschafterin der Stadtwerke hat es als Ratsbeschluss vorgegeben, sich nicht an der Ausschreibung zur Vergabe zur Stromkonzession zu beteiligen. Da die Stadt, wegen der Höhe des Wertes der öffentlichen Ausschreibung öffentlich ausschreiben muss, liegt es nicht im Einfluss der Stadt, ob und wer sich nun als weiterer Anbieter dieser Dienstleistung bewirbt. Nur die Frage nach dem Sinn dieser städtischen Vorgabe bleibt weiterhin unbeantwortet. Herr Michelbrink bestand aber auf der Feststellung:
„ Die Stadtwerke Wesel können auch Strom-Netzwerk“.
Für den kritisch fragenden Bürger bleibt dann die Frage:
Das RWE steht auf jeden Fall bereit für die Verteilung des Stroms innerhalb der Stadt Wesel. Mit einem Fachwissen von 500 Mitarbeitern am Standtort Wesel. Mehr Sachkompetenz in dieser Sache Strom können selbst die Stadtwerke Werke nicht aufweisen. Mit dem Fachwissen und einer gewachsenen Logistik über Jahrzehnte. Der Bürger muss sich fragen, warum darauf verzichten und zu wessen Gunsten?
Die Veranstaltung zeigte einen über alle Parteigrenzen und Gesellschaftsschichten übergreifenden festen Willen, den Atom-Ausstieg durchzuziehen und auch dauerhaft die CO2-Ausstösse zu vermindern. Einigkeit besteht darin, dass jede eingesparte und nicht verbrauchte Energie die beste Form ist, dem Planeten Erde zu helfen.
Dazu gehören und wollen auch alle in ein Boot. Es bedarf einer großen Überzeugungskraft jedem klarzumachen, dass nur ein miteinander weiterhilft. Die Fehler der Vergangenheit zählen mit dazu. Es hilft dabei nicht weiter, bestimmte Vorgaben unbedingt machen zu wollen und zu erzwingen.
Die große Mixtur der verschiedenen Maßnahmen hin zur Energiewende, basiert in weiten Teilen auf freiwilliger Basis. Der demographische Wandel der Gesellschaft wird es zwangsläufig mit sich bringen, dass einige der genannten Arten zur Energiegewinnung nicht den gewünschten Effekt erbringen werden. Eine zentrale Energie - Gewinnung durch nationale Konzerne wir dadurch weiterhin unersetzbar sein.
Um alternative und energiesparende Konzepte zu entwickeln, ist es dringend notwendig, wissenschaftliche Standorte im nationalen Interesse aufzuwerten und mit entsprechenden Mitteln seitens der EU und des Bundes auszustatten.
Die vom Pirat Jochen Lobnig geforderte Aufwertung des Standorts Kamp-Lintfort der Universität Rhein-Waal wäre dazu ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Der Standort Kamp-Lintfort der Universität Rhein- Waal wäre sehr gut geeignet, im Bereich des Ingenieurswesens die Branchen Energie – und Umwelttechnik mit weiteren Entwicklungen im nationalen Interesse voran zu bringen.
Wesel, 11.3.2012
Der Essayist
Günter Behrens
Mitglied der Piratenpartei
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- [NRW-KV-Wesel] Fw: Energiewende für Wesel, Behrens-Wesel AT t-online.de, 14.03.2012
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