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nrw-ennepe-ruhr - [Ennepe-Ruhr] PM: Pinkelprotokolle am Albert-Martmöller-Gymnasium unzulässig

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Betreff: Mailingliste des Kreisverbands Ennepe-Ruhr der Piratenpartei

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[Ennepe-Ruhr] PM: Pinkelprotokolle am Albert-Martmöller-Gymnasium unzulässig


Chronologisch Thread 
  • From: Stefan Borggraefe <stefan.borggraefe AT piratenpartei-nrw.de>
  • To: nrw-ennepe-ruhr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [Ennepe-Ruhr] PM: Pinkelprotokolle am Albert-Martmöller-Gymnasium unzulässig
  • Date: Fri, 28 Feb 2020 09:21:27 +0100

Zum teilen und weiterverbreiten auch bereits auf unserer Website:
https://piraten-en.de/2020/02/28/pinkelprotokolle-am-albert-martmoller-gymnasium-unzulassig/


Pinkelprotokolle am Albert-Martmöller-Gymnasium unzulässig

Landesdatenschützer bestätigen Rechtsauffassung der Piratenpartei

Keine Überwachung der Toilettenbenutzung am Wittener
Albert-Martmöller-Gymnasium! Das stellt jetzt die
Landesdatenschutzbeauftragte in einer für ganz NRW wegweisenden Stellungnahme
klar, nachdem sie von der Piratenpartei Ennepe-Ruhr um die Überprüfung der
Maßnahme gebeten wurde. Auch die Videokameras an der Schule dürfen nicht den
Eindruck erwecken, dass sie der Überwachung dienten. Hier muss die Schule
nachbessern und deutlich darüber informieren, dass die Aufnahmen nicht
gespeichert werden.

Bereits im Sommer 2018 wurde das Vorhaben der Schule öffentlich, in Zukunft
die Toilettengänge von Schülerinnen und Schülern durch ein digitales
Schließsystem zu protokollieren. Das Ziel – saubere Toiletten und weniger
Vandalismus – kann man nur befürworten. Die Idee, dies durch Überwachung zu
erreichen, ist allerdings nach Meinung der Piratenpartei eine schlechte. Dies
bestätigt nun auch die Landesdatenschutzbeauftragte – und fordert die Schule
dazu auf, die Datenspeicherung wieder einzustellen. Dem ist die Schule nach
eigenen Angaben seit dem 21. Februar nachgekommen.

Zu der Überprüfung der Maßnahme durch das Landesamt für Datenschutz und
Informationstechnik (LDI) ist es gekommen, nachdem sich Eltern der Schule
wegen dieser Überwachungsmaßnahme hilfesuchend an die Piratenpartei gewandt
hatten. Diese hatte noch vor dem Start dieses Systems ein Gespräch mit dem
Schulleiter Johannes Rienäcker geführt und Maßnahmen vorgeschlagen, wie man
die Sauberkeit der Toiletten ohne Überwachung verbessern könnte.

„Wir hatten damals die Hoffnung, die Schule noch vor Anschaffung des mehrere
tausend Euro teuren Systems von dem Vorhaben abzubringen, indem wir sie auf
die geltenden Datenschutzgesetze und alternative Ideen für sauberere
Schultoiletten hinwiesen. Leider war die Anlage bereits beschafft und die
Schule nicht mehr von der Idee abzubringen. Dass die Eltern ihr Anliegen
nicht selbst vortragen wollten, sondern uns um Hilfe baten, deutete bereits
deutlich darauf hin, dass von einer zulässigen freiwilligen Datenspeicherung
nicht die Rede sein konnte. Sie hatten Angst, als Querulanten zu gelten, wenn
sie ihr Einverständnis nicht geben.“, erinnert sich Stefan Borggraefe,
Vorsitzender der Piratenpartei Ennepe-Ruhr.

Im nächsten Schritt wandten sich die Piraten schließlich an die
Landesdatenschutzbeauftragte, um eine Klärung zu erreichen.

„Bezeichnend ist, dass das CDU-Ratsmitglied Simon Nowack das Vorgehen der
Piratenpartei damals als lächerlich bezeichnete und uns für unseren Einsatz
respektlos anging.[1] Das Ergebnis jetzt gibt uns Recht und zeigt, dass die
CDU weiter deutliche Defizite bei den Themen Datenschutz und Digitalisierung
hat.“, meint Stefan Borggraefe.

Da das Gymnasium auch als erste Schule NRWs mit Videoüberwachung bekannt
wurde[2], hat die Piratenpartei das LDI in dem Zuge ebenfalls gebeten, auch
diese Maßnahme zu prüfen. Im Ergebnis stellt das LDI klar, dass auch hier
eine Datenspeicherung unzulässig wäre. Die Kameras dürfen lediglich als
verlängertes Auge des Schulsekretariats genutzt werden, um als eine Art
besserer Türspion zu dienen. Das hat die Schule bereits genauso gemacht. Es
wurde allerdings durch Hinweisschilder „Dieser Bereich wird videoüberwacht“
ein anderer Eindruck erweckt. Daher wird das AMG durch das LDI dazu
aufgefordert, bei ihrer Informationspflicht nachzubessern und deutliche
Hinweise anzubringen, dass die Kameras keinerlei Daten speichern. Es darf an
der Schule also weder bei den Videokameras noch bei dem elektronischen
Schließsystem der Eindruck erweckt werden, dass es sich um Überwachung
handelt. Das LDI behält sich eine Überprüfung der Schule zu gegebenem
Zeitpunkt vor.

„Die Stellungnahmen des LDI machen deutlich, dass Überwachung an Schulen
nichts verloren hat! Ein gewünschtes Verhalten der Kinder darf nicht durch
Kameras und Überwachung erzielt werden, an die sich dann von klein auf
gewöhnen. Dieses Prinzip herrscht beispielsweise auch in China mit seiner
Totalüberwachung. Dort sind die öffentlichen Toiletten und Straßen vielleicht
sauberer als in Deutschland, aber mit einer für uns vorbildlichen Demokratie
hat diese Überwachungsdiktatur nichts zu tun.“, meint Stefan Borggraefe.

Die Landesdatenschutzbeauftragte bestätigt in ihrer Stellungnahme
Kritikpunkte, die die Piratenpartei bereits 2018 geäußert hatte. Die
Speicherung personenbezogener Daten über die gesetzlichen Erfordernissen
hinaus durch die Schule ist nur zulässig, wenn dazu eine
Einverständniserklärung der betroffenen Personen vorliegt. Die Schule hatte
dazu zwar ein entsprechendes Schriftstück aufgesetzt, an der für die
Wirksamkeit einer Einwilligung erforderlichen Freiwilligkeit bestehen aber
für das LDI erhebliche Zweifel. So sei im schulischen Umfeld mit seinen
ungleichen Machtverhältnissen, Sanktionsmöglichkeiten und Gruppenzwang nicht
gewährleistet, dass faktisch frei von sozialem Druck oder Zwang entschieden
werden könne.

„Die Bewertung der Landesdatenschutzbeauftragten ist wegweisend für alle
Schulen in NRW. Auch alle andere Schulen mit vergleichbaren Anlagen müssen
nun die Datenspeicherung einstellen und die Schülerinnen und Schüler darüber
informieren, dass sie nicht mehr überwacht werden! Kinder und Jugendliche
durch Videoüberwachung und Einlasskontrollen zu erwünschtem Verhalten zwingen
zu wollen, ist eine Maßnahme, die an unseren Schulen keinen Platz haben
darf!“, so Frank Herrmann, Vorsitzender der Piratenpartei NRW.

Witten, 25.02.2020

Quellen:
[1] Stellungnahme von Simon Nowack zu den Pinkelprotokollen:
https://lmy.de/gf4uF
[2] „Gymnasium in Witten plant als erstes in NRW Videoüberwachung“:
https://www.waz.de/staedte/witten/gymnasium-in-witten-plant-als-erstes-in-nrw-videoueberwachung-id9783076.html

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