Re: [Ddorf-Talk] Veranstaltungshinweis: Soli-Kundgebung für Israel morgen 18 Uhr

["Leonie Tonsen" <piraten_duesseldorf AT tonsen.net>]

Infos zur Pro-Palästina-Demo gestern

Bin zum Auftakt am DGB-Haus gefahren und ein paar Hundert Meter bildermachend 
nebenher gegangen. Eigentlich wollte ich noch zur Kundgebung am Burgplatz, 
ist aber am krassen Wetter gescheitert. 

- Ansprache: Aufruf, keine nicht-anerkannten Fahnen zu benutzen. Weiter wurde 
eindringlich dazu aufgerufen, nur deutsche Parolen zu nutzen und auch nur in 
die Chöre der Vorrufer mit einzustimmen. Es wurde Wert darauf gelegt, ganz 
deutlich zu machen, dass es nicht gegen Juden geht. Wurde auch betont, dass 
Juden anderswo auch verfolgt werden/leiden und man nichts gegen sie habe/sie 
möge (erinner mich nicht mehr an die genaue Wortwahl).. Daraufhin wurde es 
etwas lauter, kann wirklich nicht sagen, ob das Beifall oder ein Veto war, 
vermutlich eine Mischung. Auch Parteiplakate/-symbole wurden untersagt. Der 
Sprecher erwähnte auch mahnend die Antisemitismusdebatte hier in den letzten 
Wochen, sah sie aber irgendwie eher als Auswirkung dessen, dass man „gehört 
werde“. Aufruf, sich nicht provozieren zu lassen, Störer den Ordnern und der 
Polizei zu überlassen.

- Veranstalter: Sehr engagiert. Viele Ordner in Signalwesten mit 
deutsch/arabischer „Ordner“-Aufschrift. Es wurden (sehr viele) Handzettel mit 
11 gewünschten Slogans verteilt. Der Zug wurde ordentlich aufgestellt, es 
wurde drauf geachtet, dass alle hinter dem Truck bleiben usw.

- Deko: Vorherrschend war die palästinensische Fahne, ein paar türkische, 
deutsche, eine griechische und libanesische waren auch dabei. 2 oder 3x 
grüner Davidsstern auf Rot, kenn ich noch nicht. Anfangs waren auch 2 oder 3 
mit arabischer Beschriftung auf rotem bzw. schwarzem Grund dabei, die wurden 
aber untersagt. Im Vordergrund standen ganz klar die Toten, insb. die Kinder. 
Sehr viele sehr drastische Fotos (übrigens keine Gaza-Besonderheit, war bei 
den Gezi-/Syriendemos genauso). Selbstgemachte Plakate richteten sich imo 
allesamt gegen Israel, Juden wurden nicht erwähnt. Von einem Holocaust in 
Gaza war auch die Rede. Eindrucksvoll grenzwertige Pappmaché-Bastelei: Ein 
Kasten/vll-auch-Sarg mit zwei Puppen, die von einer Rakete mit israel. Fahne 
getroffen wird, reichlich blutverziert. Getragen wurde das Ganze vorn vor der 
Demo von vier Jungs zwischen ca. 12 und 14.

- Slogans: „Stoppt den Krieg, stoppt den Krieg“, „Palästina ist in Not, kein 
Wasser und kein Brot“, „Seid ihr alle taub und stumm, Israel bringt Kinder 
um“, „Augen auf, Augen auf, unsere Familien gehen drauf“, „Unsere Kinder 
wollen leben, Israel hat was dagegen“, „1-2-3-4 Frieden und Freiheit wollen 
wir. Menschenrechte und Menschenwürde wollen wir“ u.ä. Gab auch welche gegen 
Netanyahu, die nicht auf dem Zettel waren.

- Demonstranten: Alle Altersstufen, allerdings fast ausschließlich Menschen, 
denen man optisch Vorfahren in der betroffenen Region, der Türkei oder 
umliegenden Ländern zusprechen würden. Viele paläst. Schals u.ä. war imo auch 
von einem Kulturverein organisiert. Einige junge Männer, die Lust hatten, 
lauter zu werden, allerdings in keinem Moment eine Atmosphäre, die ich als 
irgendwie aggressiv wahrgenommen hätte. Pallitücher waren beliebt. Auch 
(kleine) Kinder dabei/mit Plakaten.

-Mitläufer: Zwei ältere MLPD’lerinnen ließen sich trotz Ansage nicht davon 
abbringen, mit ihren Parteiplakaten mitzulaufen, hatten auch reichlich 
Zeitschriften zum Verteilen dabei. Den Nazi von der Israeldemo hab ich auch 
wieder gesehen, lief selig im Zug mit, sah aber nicht aus, als hätte er 
irgendeinen Anschluss. Einer der Antisemiten war imo auch wieder dabei. 
Koranverteiler liefen auch mit, bin nicht ganz sicher, ob beim Zug oder 
einfach die Gelegenheit nutzend (waren mal auf dem Bürgersteig, mal weiter 
vorn unterwegs).

Fazit: Keinesfalls aggressiv/bedrohlich, nicht solche Ausschreitungen wie in 
Essen. Antisemitische Parolen, Symbole von Hamas o.ä. wurden explizit 
gebannt. Fokus lag (wie angekündigt) auf Solidarität für Palästina; darüber 
hinaus pro Friede/Freiheit/Menschenrechte und contra Israel/Netanyahu als 
‚Kriegsverbrecher‘.
Anmerkung: Imo haben Demos im Nahen Osten, der Türkei, 
arabischen/muslimischen Ländern schon einen anderen Stil als wir ihn hier 
gewohnt sind. (Großformatige Bilder von Opfern, Einbezug von Religion etc.) 
Wär sicher mal ein interessantes Thema zur näheren Betrachtung. Auch, was 
Missverständnisse oder Eskalationen angeht.
 
Beste Grüße
Leonie