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nrw-duesseldorf-talk - Re: [Ddorf-Talk] Facebook-Seite "Piratenpartei Düsseldorf"

nrw-duesseldorf-talk AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreisverband Düsseldorf - TALK - (Nordrhein-Westfalen)

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Re: [Ddorf-Talk] Facebook-Seite "Piratenpartei Düsseldorf"


Chronologisch Thread 
  • From: "Wolfgang Wimhöfer" <artwim AT piratenpartei-nrw.de>
  • To: nrw-duesseldorf-talk AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ddorf-Talk] Facebook-Seite "Piratenpartei Düsseldorf"
  • Date: Mon, 9 Jul 2012 16:57:01 +0200 (CEST)
  • Importance: Medium
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-duesseldorf-talk>
  • List-id: <nrw-duesseldorf-talk.lists.piratenpartei.de>


Ahoi ka´imi,

gut recherchiert! Hast Du etwas dagegen, wenn ich Deinen Text anonym, aber mit
Hinweis auf Piratenpartei Düsseldorf bei fb einstelle? Führe dort schon zum
Thema eine kritische Diskussion und bin mal gespannt, wann mir Big Brother den
Saft dort abstellt.
artwim


"ka’imi" <kaimi AT piratenpartei-nrw.de> hat am 9. Juli 2012 um 00:38
geschrieben:

> Am 30.06.2012 00:44, schrieb Clemens Mayer:
> > Begründung:
> > Facebook als Kommunikations- und Teilnahmeplattform zu verwenden,
> > verstößt gegen das Grundsatzprogramm der Piratenpartei Deutschland."
>
> Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hat, führe ich mal die
> Begründung etwas weiter aus. Ich hatte den Antrag vom Stammtisch aus auf
> die Schnelle eingereicht und dementsprechend ziemlich knapp begründet.
>
> Auf unterstützende Linksuche habe ich mich jetzt auch nicht mehr
> gemacht, morgen ist schließlich schon Vorstandssitzung und die Zeit
> drängt ein wenig. Wenn jemand zufällig welche zur Hand hat, einfach
> antworten und reinhauen!
>
>
> 1) Facebook hat eine zur Partei konträre Haltung zum Datenschutz
>
> Facebook macht per Default alles öffentlich. Ja, das kann man in den
> Einstellungen ändern. Allerdings werden alle neuen „Features“ auch
> wieder per Default öffentlich eingeführt – wer da kurz nicht aufpasst
> und seine Einstellungen nicht topaktuell hält, guckt in die Röhre. Ganz
> zu schweigen von DAUs, die nicht wissen, wie man was einstellt. Bei ¼
> der deutschen Bevölkerung, die da einen Account hat, dürfte eine
> signifikante Menge Unkundiger zusammenkommen.
>
> Und dann liegen die Daten nachher irgendwo™, wo nicht unbedingt deutsche
> Gesetze gelten müssen. In den USA sind die Datenschutzvorschriften bspw.
> deutlich lockerer. Über Amtshilfeersuchen dorthin kommen prinzipiell
> auch die deutsche Polizei und deutsche Dienste an Daten, die hierzulande
> nicht oder nur mit Beschluss zu bekommen wären.
>
>
> 2) Facebook ist ein Walled Garden¹
>
> Ziel ist es, möglichst viele oder am besten alle Netz-Aktivitäten der
> Nutzer innerhalb des geschlossenen Systems Facebook zu halten. Damit
> bekommt man eine größere und genauere Datenbasis für die
> zielgruppenbasierte Werbung, über die Facebook an Geld kommt.
>
> Dazu werden unter anderem Links umgebogen, die im Netzwerk gepostet
> werden. So ist es möglich, bspw. bei einem Link zu einer Zeitungswebsite
> stattdessen zum entsprechenden Artikel in der angebotenen Facebook-App
> der Zeitung weiterzuleiten. So wird der Nutzer gezwungen, direkt „in
> Facebook“ seine Texte zu konsumieren. Zusammen mit den vielen
> Facebook-Pages aller möglichen Unternehmen, die teilweise schon nicht
> mal mehr eine eigene Web Site haben, wird es so immer mehr „normal“,
> innerhalb des Gartens zu bleiben.
>
> Der neueste Coup in dieser Richtung ist, daß Facebook die vorher nur
> optionale facebook.com-Mailadresse für alle Nutzer zwangsaktiviert hat
> (natürlich kann man die wieder deaktivieren – siehe 1) …). Zusätzlich
> wurde diese Adresse über die Facebook-App auf Smartphones bei allen
> Kontakten als primäre Adresse eingetragen, was beim Verfassen von Mails
> selten auffällt, da normalerweise nur der Name angezeigt wird.
>
> Angeblich war das ein Bug in der App. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
> Daß Facebook seine Software nicht ordentlich testet, kann ich mir nicht
> vorstellen. Und wer den Vorfall bis jetzt nicht bemerkt hat, hat dann
> halt die gewollten Adressen erstmal so in den Kontakten stehen.
>
> ¹ https://en.wikipedia.org/wiki/Walled_garden_(technology)
>
>
> 3) Facebook gefährdet das Recht auf Anonymität im Netz
>
> Über den unter 2) genannten Link-Redirect kann Facebook alle Links
> verfolgen, die ein Nutzer anklickt. Zusätzlich wird jeder „Like“-Button
> genau wie andere „social features“ direkt von den Facebook-Servern
> geladen. Diese Seitenaufrufe können also auch vom Konzern gesammelt und
> zugeordnet werden. Bei manchen Diensten kann man sich sogar nur per
> Facebook-Account anmelden!
>
> Über all diese „Features“ ist eine direkte Zuordnung zu individuellen
> Personen möglich. Selbst im ausgeloggten Zustand kann man weiter
> verfolgt werden – denn Facebook löscht nicht etwa den Login-Cookie,
> sondern vermerkt nur, daß man jetzt ausgelogt ist.
>
> Per Cookie können auch Leute verfolgt werden, die keinen
> Facebook-Account haben. Dort fehlt zwar die Zuordnung zu einer konkreten
> Person, wer aber seine Cookies nicht regelmäßig löscht, kann aber auch
> bei einer zukünfigen Anmeldung bei Facebook noch nachträglich seinem
> Surfprofil zugeordnet werden.
>
> „Haha“, sagt der Facebook-Fan, „ich melde mich einfach pseudonym an!“
> Dumm gelaufen nur, daß das gegen die AGB von Facebook verstößt. Laut c’t
> werden neuerdings beim Einloggen stichprobenartig Fotos der Freunde
> präsentiert zusammen mit der Frage, ob das Foto wirklich zum Namen
> passt. (Noch) ohne Konsequenzen, falls nicht.
>
> Alle diese Daten nutzen natürlich nicht nur Facebook, sondern auch
> staatlichen Stellen, die gerne ein paar Personenauskünfte haben möchten.
> Und diese staatlichen Stellen sind nicht immer so zivilisiert wie unsere
> es zum Glück noch weitestgehend sind.
>
>
> 4) Facebook ist proprietär und zentralisiert
>
> Facebook ist Closed Source. Facebook bietet zwar Schnittstellen,
> allerdings nur für ein eingeschränktes Set an Möglichkeiten.
> Beispielsweise ist es nicht möglich, sich aus einem anderen Netzwerk
> heraus mit jemanden bei Facebook zu „befreunden“.
>
> Damit ist Facebook ein klassischer Single Point of Failure¹. Weniger im
> Sinne der Fehlerwahrscheinlichkeit als in Hinsicht auf Beeinflußbarkeit.
> Dadurch, daß Facebook im Walled Garden Facebook logischerweise eine
> Monopolstellung hat, wird Zensur und das Unterdrücken / Aussperren
> unliebsamer Menschen, Organisationen und Meinungen sehr einfach.
>
> Freie und dezentrale Alternativen existieren. Als Beispiele seinen
> Friendica² und Diaspora*³ genannt. Für Microblogging bietet sich noch
> status.net⁴⁵ an.
>
> ¹ https://de.wikipedia.org/wiki/Single_Point_of_Failure
> ² http://friendica.com/
> ³ http://diasporaproject.org/
>https://status.net/
>https://identi.ca/
>
>
> 5) Facebook nimmt Dir die Rechte an Deinen Inhalten
>
> „Du gibst uns eine nicht-exklusive, übertragbare, unterlizenzierbare,
> unentgeltliche, weltweite Lizenz für die Nutzung jeglicher IP-Inhalte,
> die du auf oder im Zusammenhang mit Facebook postest.“¹
>
> Dieser Satz sagt schon alles. Facebook darf deine Inhalte nicht nur
> (kommerziell) verwerten, sondern auch an andere Firmen zu beliebigen
> Zwecken weitergeben. Und Geld dafür nehmen. Weltweit. Ohne Dich vorher
> zu fragen.
>
> ¹ http://www.facebook.com/note.php?note_id=10150282876970301
>
>
> A) Und Twitter ist besser?
>
> Nein, denn Twitter macht genau den selben Quark, den Facebook auch
> macht. Und auch Twitter ist zentralisiert und geschlossen.
>
> Aber: Twitter ist grundsätzlich öffentlich. Anders als bei Facebook gibt
> es erstens weniger Daten und zweitens keine Möglichkeit, Daten und Fotos
> nicht-öffentlich hochzuladen – es sei denn, man verschließt seine
> komplette Timeline gegenüber Menschen, die man nicht abonniert hat. Also
> kann man auch nicht aus Versehen oder durch eine Änderung der
> Modalitäten seitens Twitter Dinge öffentlich zugänglich machen, die nur
> für einen kleinen Personenkreis gedacht waren.
>
>
> Fazit:
>
> Alle oben genannten Punkte widersprechen explizit im Wahlprogramm
> formulierten Zielen der Piraten.
>
> Privat darf natürlich jeder Pirat weiterhin alle Dienste nutzen, die er
> möchte. Allerdings finde ich persönlich es befremdlich, wenn erklärte
> „Kernis“ dann plötzlich bei Facebook, Google+, Twitter und Konsorten
> auftauchen. Die Partei, ihre Organe und Gliederungen jedoch sollten auf
> keinen Fall aktiv ein Tool nutzen, das so eklatant anders handelt als
> wir im Programm verlangen und fördern möchten.
>
> Keine Präsenz dort zu zeigen oder sogar bestehende Seiten zu schließen,
> ist allerdings auch keine Lösung. 2 Minuten später taucht dann jemand
> auf und erstellt sie wieder, nur daß wir dann als Partei keine Kontrolle
> mehr darüber haben. Stattdessen sollten wir die Präsenzen zur Aufklärung
> nutzen und nach außerhalb des umzäunten Gartens linken.
>
>
> Gruß,
> ka’imi
>
> --
> ordinärer Crewmensch und Teilzeittroll
>
> https://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Ka'imi
> https://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Ka'imi/Feedback
>
> Liebe Mailinglistenadmins, nehmt in Eure Whitelists doch bitte
> ^.*@(.*\.)?piratenpartei(\-.*)?\.de
> auf. Danke!
>
>
>




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