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nrw-ak-tierschutz - [nrw-ak-tierschutz] Fazit für den LPT

nrw-ak-tierschutz AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste des Arbeitskreis Tierschutz NRW

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[nrw-ak-tierschutz] Fazit für den LPT


Chronologisch Thread 
  • From: Carsten Knorr <carsten187.piraten.nrw AT googlemail.com>
  • To: Mailingliste des Arbeitskreis Tierschutz NRW <nrw-ak-tierschutz AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [nrw-ak-tierschutz] Fazit für den LPT
  • Date: Sun, 15 Apr 2012 21:08:03 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/nrw-ak-tierschutz>
  • List-id: Mailingliste des Arbeitskreis Tierschutz NRW <nrw-ak-tierschutz.lists.piratenpartei.de>

Hi zusammen,

Also zuallererst mal haben wir heute 4 Anträge durchgekriegt.

Verbandsklagerecht haben wir zurückgezogen, nachdem ein entsprechender Antrag des AK Umwelt und Energie angenommen worden ist.

Tierschutz in der Massentierhaltung, Verbot von Zirkustieren und Heimtiergesetz gingen durch.

Hunderassenliste, Katzenschutzverordnung und Zoophilie wurden nicht angenommen.

Mein persönliches Fazit: In Anbetracht der Gesamtsituation kann ich mich kaum über die angenommenen Anträge freuen, obwohl die ja fast schon Meilensteine darstellen. Daran kann man festmachen, wie stark mich der Schlussteil aufgewühlt hat.

Ich bin morgen ab 8 im Mumble.

Schlussendlich noch ein offener Brief an die Mailingliste der AG Tierrecht.

Grüße
Carsten






Offener Brief an die Piraten

Ahoi Piraten,

wir wenden uns mit einer Frage und einem Hilferuf an Euch: wie halten es die Piraten mit dem Grundrechtsschutz und dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung?

Der Grund ist eine Forderung der AGs Tierschutz im Saarland und in NRW, gesetzlich "klarzustellen, dass der sexuelle Gebrauch von Wirbeltieren (Zoophilie) grundsätzlich einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz darstellt und zu ahnden ist." Im Saarland hat es der Vorschlag in das Wahlprogramm geschafft, und in NRW liegt ein entsprechender Antrag für den Landesparteitag vor.

https://wiki.piratenpartei.de/SL:Struktur/AGs/AG_Tierschutz
http://piratenpartei-saarland.de/landtagswahl-2012/wahlprogramm-zur-landtagswahl-2012/ltw12-tierschutz/
https://wiki.piratenpartei.de/NRW:Arbeitskreis/Tierschutz
https://wiki.piratenpartei.de/NRW:Landesparteitag_2012.2/Antr%C3%A4ge

Wir wollen offen sein: wir, dass sind die Mitglieder von ZETA (Zoophiles Engagement für Toleranz und Aufklärung) - einem Verein, in dem sich größtenteils zoophile Menschen organisieren. Zoophilie verstehen wir als die gleichberechtigte Liebe zu Tieren, die sexuelle Kontakte beinhalten kann, aber nicht muss. Des Weiteren setzen wir uns für die Anerkennung der Zoophilie als echter sexueller Orientierung ein.

Uns ist klar, welche Gedanken das als erstes hervorruft, wenn man das liest. Aber wir sind keine Tierquäler. Wir missbrauchen und vergewaltigen nicht - ganz im Gegenteil: wir achten und respektieren den Willen und das Wohlbefinden unserer Tiere vermutlich mehr als der durchschnittliche Heimtierhalter. Dies deckt sich nicht zuletzt auch mit empirischen Forschungsergebnissen. Dazu gehören unter anderem:

Miletski, Hani 2002: Understanding Bestiality and Zoophilia
Beetz, Andrea 2005: Bestiality and Zoophilia: Sexual Relations with Animals
S. Dittert, O. Seidl, M. Soyka 2005: Zoophilie zwischen Pathologie und Normalität: Darstellung dreier Kasuistiken und einer Internetbefragung
Nasswetter, Marion 2010: Eine klinisch-psychologische online Studie über Zoophilie

Sogar der Tierrechtler Peter Singer sieht in gewaltlosen und beiderseitig befriedigenden speziesübergreifenden Sexualkontakten keine grundsätzlichen Probleme. Ähnlich der Bioethiker John Harris, der Biologe und Autor Midas Dekkers sowie der Blogger fxneumann:

Singer, Peter 2001: Heavy Petting. http://www.utilitarian.net/singer/by/2001----.htm
Harris, John 1995: Der Wert des Lebens. Eine Einführung in die medizinische Ethik
Dekkers, Midas 1996: Geliebtes Tier – Geschichte einer innigen Beziehung
Neumann, Felix 2010: Sex mit Tieren – Netzpolitik über Bande. http://fxneumann.de/2010/04/09/sex-mit-tieren-netzpolitik-ueber-bande/

Welches Rechtsgut mit einem Verbot gewaltfreier sexueller Handlungen zwischen Menschen und Tieren geschützt werden soll, geht aus den Anträgen der AGs nicht hervor. Für die Vermutung, Tiere würden durch ebensolche physische und psychische Schäden erleiden, gibt es keinerlei Belege. Da etwa Hunde oder Pferde, um die es meist geht, durch jahrtausendelange Züchtung an den Menschen gewöhnt wurden, gibt es darüber hinaus keinen vernünftigen Grund, anzunehmen, sie fänden den sexuellen Kontakt zu Menschen grundsätzlich abstoßender als andere Formen des Umgangs mit ihnen.

Auch "nach Auffassung des Petitionsausschusses bietet das Tierschutzgesetz, das in § 1 regelt, dass niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf, ausreichende Gewähr dafür, dass Unzucht mit Tieren im gegebenen Fall auch angemessen geahndet werden kann. Wird nämlich ein Tier zu derartigen Handlungen missbraucht, und werden ihm dabei erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt, so kann dies nach § 17 Nr. 2 des Tierschutzgesetzes mit Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren bestraft oder nach § 18 Abs. 1 Nr. 1 mit Geldbuße bis zu 25.000 € geahndet werden."

Nur insoweit, als eine (auch) sexuelle Handlung ein derartiges objektives, d.h. ein über den rein personalen Aktunwert hinausgehendes Rechtsgut verletzt, ist die Strafgewalt des Staates legitimerweise auf den Plan gerufen. Dagegen kann die Pönalisierung sexueller Immoralität als solcher nicht Aufgabe des säkularen Staates sein. Um es einmal ganz deutlich zu sagen: nicht schon die „Schweinerei" als solche, sondern erst die rechtsgutsverletzende „Schweinerei" kann das Strafrecht interessieren.

Um so enttäuschter sind wir, dass bei den Piraten die Forderung nach einer Moralgesetzgebung Platz hat, wie sie besser in die 1950er Jahre oder zur CDU gepasst hätte. Es kann nicht das Ziel einer freiheitlichen Politik sein, anderen Menschen aufgrund von Vorurteilen und Vermutungen Rechte abzusprechen.

Uns ist natürlich klar, dass die Meinungsbildung in der Piratenpartei nicht von oben nach unten, sondern von unten nach oben stattfindet. Deswegen möchten wir an dieser Stelle ausdrücklich auch auf eine entsprechende Diskussion eines Antrags zum Bundesparteitag 2011 verweisen - https://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2011.2/Antragsfabrik/Sonstiger_Antrag_024 - und inständig darum bitten, nicht populistischen Forderungen nachzugeben, sondern weiter den Grundrechtsschutz nicht nur auf Bundes-, sondern auch auf Landesebene aufrechtzuerhalten.

Also: Wie halten es die Piraten mit dem Grundrechtsschutz und dem Recht auf sexuelle Selbstbestimmung? Gerade auch vor dem Hintergrund offen betriebener Hetze bis hin zu Morddrohungen gegen Zoophile auf Facebook und anderswo würde es uns freuen, wenn die Piratenpartei ein Zeichen zur Wahrung der Rechte anderer setzen könnte.

Für Rückfragen, weiterführende Quellenangaben und Gespräche stehen wir gerne zur Verfügung und verbleiben einstweilen mit freundlichen Grüßen,

ZETA

http://www.zeta-verein.de/





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