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Betreff: Mailingliste des AK Gesundheit NRW
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- From: Thomas Weijers <thomasweijers AT yahoo.de>
- To: Mailingliste AK Gesundheit NRW <nrw-ak-gesundheit AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: [AK Gesundheit NRW] Zusammenführung der Pflegeausbildungen
- Date: Thu, 7 Jun 2012 12:47:31 +0100 (BST)
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- List-id: Mailingliste des AK Gesundheit NRW <nrw-ak-gesundheit.lists.piratenpartei.de>
Gemeinsame Ausbildung der Pflegeberufe
Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege
Hallo Liste,
an diesem Punkt möchte ich etwas ansprechen, dass ich in irgendeiner
unserer Mumble Sitzungen schon einmal angeritzt habe.
Die Neuordnung der Berufsausbildungsgesetze für die Pflegeberufe steht
an. Bereits 2005 hat man die Berufe Krankenpflege und Kinderkrankenpflege in
ein gemeinsames Ausbildungsgesetz überführt und die neuen Berufe Gesundheits-
und Krankenpflege bzw. Gesundheits- und Kinderkrankenpflege getauft. Die
Ausbildung läuft seit dem im ersten und zweiten Ausbildungsjahr zusammen und erst
im dritten Jahr findet eine Differenzierung statt.
Schon damals wollte man auch die Altenpflege mit in dieses Gesetz
integrieren, um der wissenschaftlichen Weiterentwicklung der Pflege in
Deutschland entgegen zu kommen.
Die eingesetzte Bund Länder Arbeitsgruppe , hat jetzt mehrfach noch für
die laufende Bundestagsperiode die Umsetzung einer generalisierten Ausbildung
gefordert.
In dieser Arbeitsgruppe sind Pflegeverbände und Pflegewissenschaftler
vertreten, nicht wenige Wissenschaftler die sich für diese generalisierte
Ausbildung aussprechen gehören zu meinen Professoren.
Die generalisierte Ausbildung soll alle drei Berufsgruppen umfassen und
eine allgemeinere Basis zur Arbeit am Menschen ermögliche. So soll Wissen aus
der Behandlungspflege in die Altenheime einziehen und anders herum Wissen aus
dem Bereich der Altenpflege in die Krankenhäuser. Sicher sinnvoll, aber es
birgt auch Gefahren.
Anders als bei der seit 2005 bestehenden gemeinsamen Ausbildung
Krankenpflege/Kinderkrankenpflege, wird es im dritten Ausbildungsjahr keine
Fachspezialisierung mehr geben. Es fehlt also eine Fachausrichtung, die dann
erst in der praktischen Arbeit oder Sonderfortbildungen erlangt werden muss.
Hierdurch ergibt sich die Gefahr, dass Berufsneueinsteiger nach ihrer
Ausbildung nicht den gleichen Lohnspiegel erreichen als bisherige
Absolventen da die Praxiseinsetzbarkeit
verringert ist.
Ähnliche Vorwürfe hört man heute bereits zum bestehenden
Ausbildungsgesetz aus dem Bereich der Kinderkrankenpflege.(So sehen das im
übrigen auch die Grünen)
Weitere Probleme ergeben sich weiter aus der geplanten Anhebung der
Zugangsvoraussetzungen, diese soll auch Fachabitur Niveau gehoben werden. Aus persönlicher Sicht macht dies noch für das
klinische Geschäft Sinn, da das Ausbildungsniveau in der Gesundheits- und
Krankenpflege durch europäische Vereinbarungen bereits Studienniveau besitzt
und die Anforderungen extrem hoch sind.
Gerade für den Bereich der Altenpflege schließt diese Anhebung aber
viele der bisherigen Auszubildenden aus und wird nicht zu einer Bekämpfung des Pflegenotstandes
beitragen.
Für die Altenpflege ergibt sich aber durch die Zusammenführung eine
finanzielle Verbesserung, verdient ein Krankenpflegeschüler im Schnitt 820
€ pro Monat im ersten Jahr, kann der
Altenpflegeschüler nur mit 300 € zurechtkommen müssen. Eine Zusammenführung der
Ausbildung würde hier die Ausbildungsgerechtigkeit also maßgeblich verbessern.
Zusätzlich zu der generalisierten Ausbildung soll es eine stärkere Akademisierung
der Pflege geben, in einer dualen kombinierten Ausbildung soll nach vier Jahren
ebenfalls ein pflegewissenschaftlicher Abschluss mit erreicht werden.
Macht dies alles Sinn?
Persönlich würde ich sagen in Teilen ja, mir sind aber keine Studien
bekannt die diese Ausbildungsform unterstreichen würden und es gibt keine
Arbeitgebermeinungen dazu.
Ich kenne Pflegedienstdirektoren die eine absolut generalisierte
Ausbildung ablehnen, da sie einen starken Verlust an Kompetenzen befürchten,
die erst durch Fachweiterbildungen wieder erreicht werden können.
Was sollten Piraten dazu tun?
Wenn ich die Meinung der Piratenpartei dazu formulieren dürfte würde
sich ungefähr so aussehen:
„Die Zusammenführung der Pflegeberufe in ein einheitliches
Ausbildungsgesetz ist nur in Teilen zu begrüßen, da durch eine generalisierte
Ausbildung zwar das allgemein pflegewissenschaftliche Verständnis wächst, aber
Kernkompetenzen für den praktischen Einsatz nach der Ausbildung verwässert
werden. Aus unserer Sicht sollte ein Differenzierungsjahr erhalten bleiben, in
dem der Pflegeschüler die Möglichkeit erhält sich voll und ganz auf das
Tätigkeitsfeld(Krankenpflege, Kinderkrankenpflege, Altenpflege) einzulassen, dass er für sich ausgewählt hat. Diese
Auswahlmöglichkeit des dritten Jahres bietet für den Einsatz nach der
Ausbildung einen Eintritt in das Arbeitsfeld ohne Wissenslücken und ohne die
Angst einer möglichen schlechteren Bezahlung oder der Notwendigkeit direkter Weiterbildungen. Eine Anhebung der
Zugangsvoraussetzungen kann dazu führen, dass der bereits wachsende
Pflegepersonalnotstand weiter ansteigt, es müssen also genug
Brückenmöglichkeiten geboten werden um auch mit der mittleren Reife in die
Ausbildung der Pflegeberufe einsteigen zu können. Es ist zu begrüßen, dass die
Auszubildenden der Altenpflege durch eine Zusammenführung ein angemessenes
Ausbildungsgehalt erhalten werden.“
So in der Art ;)
Nur mal als Gedankengang in die Runde J
- [AK Gesundheit NRW] Zusammenführung der Pflegeausbildungen, Thomas Weijers, 07.06.2012
- Re: [AK Gesundheit NRW] Zusammenführung der Pflegeausbildungen, Manfred Wassmann, 08.06.2012
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