[MS Piraten] Fwd: Inklusive Pilotschule 1-13 in Berg Fidel / Münster

[Pascal Powroznik <pascal AT piratenpartei-muenster.de>]

-------- Original-Nachricht --------
Betreff: Inklusive Pilotschule 1-13 in Berg Fidel / Münster
Datum: Wed, 12 Oct 2011 23:29:27 +0200
Von: Birgit Leonhard <clemens.leonhard AT uni-muenster.de>
An: Hannelore.kraft AT landtag.nrw.de, sylvia.loehrmann AT landtag.nrw.de, 
Svenja.Schulze AT landtag.nrw.de, sigrid.beer AT landtag.nrw.de, 
info AT fdp-nrw.de, info AT cdu-nrw.de, info AT gruene-nrw.de, 
spd-fraktion AT landtag.nrw.de, Schlattmann AT stadt-muenster.de, 
fraktion AT spd-muenster.de, buero AT spd-muenster.de, 
christoph.straesser AT wk.bundestag.de, info AT fdp-nrw.de, bolte AT cdu-ms.de, 
Lewe AT stadt-muenster.de, geschkewitz AT fdp-ms.de, dr.obst AT t-online.de, 
bruns AT linksfraktion-muenster.de, pfau AT muenster.de, 
pascal AT piratenpartei-muenster.de, Kramerandrea AT stadt-muenster.de, 
info AT cdu-nrw.de, dez47 AT brms.nrw.de, thomas.weber AT brms.nrw.de, 
jung AT muenster.de

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir wenden uns als Elterninitiative an Sie, um Ihnen unser Projekt „Eine
Schule für Alle 1-13“ in Münster in Erinnerung zu rufen.

Elterninitiativen zeigen, dassRichtungswechsel in der Schulpolitik
möglich sind. Inklusion ist jetzt ein zentrales Thema, bundesweit und
weltweit gesetzlich verankert.

Auch das Thema Gesamtschule in Münster hat gezeigt: Bewegung ist
möglich. 80 % der vom Schulamt befragten Grundschuleltern stimmten 2010
für eine weitere Gesamtschule in Münster. Ein Votum, dem sich die
Politik, die jahrzehntelang eine zweite Gesamtschule abgelehnt hatte,
nicht mehr entziehen konnte. Ihre Realisierung steht nun ganz oben auf
der Agenda des Schulentwicklungsplans und das ist gut so. Eine neue
Gesamtschule und auch eine neue Sekundarschule für Münster; verschiedene
neue Schulformen entstehen. Wir freuen uns, dass Verwaltung und Politik
der Stadt Münster so offen und schnell auf die neuen Rahmenbedingungen
der Landespolitik reagieren und auch die Eltern nach ihren Wünschen
befragen.

Wir hoffen nun auch sehr, dass unser Projekt „Eine Schule für alle 1-13“
bald realisiert werden kann. Eine kleine inklusive Pilotschule im Süden
Münsters mitten im Brennpunkt, jedes Kind wird genommen ob hochbegabt
oder mit Lernschwierigkeiten, kein Kind bleibt sitzen,
jahrgangsübergreifender Unterricht, langjährige Erfahrungen mit
Migration, wir Eltern und Lehrer sind uns einig: Diese Visionen werden
vor Ort in Berg Fidel bereits umgesetzt, aber sie dürfen nicht nach der
vierten Klasse aufhören, sondern müssen bis ans Ende der Schullaufbahn
weiter geführt werden.

Verstehen können wir jedoch immer noch nicht, dass das Projekt „Eine
Schule für Alle 1-13“ 2010/11 im Schulentwicklungsplan der Stadt Münster
zunächst vorhanden war und im späteren Verlauf gestrichen wurde, ohne
uns als Elterninitiative entsprechend in Kenntnis zu setzen.

Wichtige Fragen bezüglich der Personalentwicklung, die jetzt das Projekt
Sekundarschule in Roxel in die Schlagzeilen bringen, sind im Vorfeld
gestellt worden, aber bis zum jetzigen Zeitpunkt unbeantwortet
geblieben. Im Gegenteil, diese ungelösten Fragen wurden zum Anlass
genommen, das Projekt 1-13 als konzeptlos zu beurteilen, anstatt
administrative Hilfestellung, wie erbeten, zu leisten.

23 Kinder mit Förderbedarf werden im Schuljahr 2012/13 aus den
benachbarten Grundschulen (Berg Fidel, Matthias-Claudius-Schule und
Ludgerus-Schule in Hiltrup) auf weiterführende Schulen wechseln. Die
Tatsache, dass deren weitere schulische Zukunft äußerst unsicher ist und
der Besuch einer wohnortnahen inklusiven Schule nicht garantiert werden
kann, verstößt definitiv gegen die UN-Behindertenrechtskonvention. Hier
benötigen die Eltern aus dem Süden Münsters sehr rasch eine
Planungssicherheit!

Zu dem entscheidenden Aspekt, dass im Süden Münsters keine inklusive
wohnortnahe Schule vorhanden ist, kommt noch hinzu, dass im Stadtteil
Bergt Fidel ein sehr großer Anteil der Bevölkerung einen
Migrationshintergrund besitzt; das Viertel ist ein sozialer Brennpunkt,
der unserer Meinung nach von den verantwortlichen Stellen nicht genügend
berücksichtigt wird. 
Diese Kinder wachsen in rechtlich und ökonomisch
benachteiligten Familien auf, die Abhängigkeit des Bildungserfolgs von
der Herkunft bleibt das Kernproblem.
Fast jeder 5. Einwohner in
Deutschland hat mittlerweile ausländische Wurzeln. Der Berliner
Integrationsforscher Klaus Bade betont, wie wichtig Investitionen in
Integration, Bildung und Ausbildung für die alternde und schrumpfende
Einwanderungsgesellschaft sind.

„... Ein Kind, das im falschen Milieu aufwächst, hat wenig Chancen auf
irgendeine Art von Aufstieg.Bei den meisten Altersgenossen aus
wohlhabenden Familien ist das völlig anders: Sie werden vom ersten Tag
an gefördert. Die Soziologie nennt das - mit Verweis auf die Bibel -
einen Matthäuseffekt: Wer hat, dem wird gegeben. Dieser Effekt ist
gefährlich für alle Beteiligten. Wer sagt denn, dass in Karlsruhe,
Duisburg oder Schwerin nicht bald die Autos brennen wir in den Pariser
Vorstädten im Herbst 2005, gegen die Polizei, die Gesellschaft und die
eigene Chancenlosigkeit? ...“
„... Wer sorgt für Innovationen, Wachstum
und Wohlstand? Es sind die Migrantenkinder von heute: Sie machen derzeit
in den Städten fast 40% eines Jahrgangs aus. Sie müssen im Jahr 2025 zu
den Eliten des Landes gehören. Gelingt das nicht, ist der Wohlstand der
Republik gefährdet." (Zitate aus Felix Barth, Die Verschwendung der
Kindheit. Wie Deutschland seinen Wohlstand verschleudert)

„Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen.“
(Benjamin Franklin)

Die Hauptschule Geist und die inklusive Grundschule Berg Fidel hatten
sich nun schon seit mehr als einem Jahr gemeinsam auf den Weg gemacht,
Inklusion authentisch im Schulalltag umzusetzen und zu leben.

Die Hauptschule Geist hat in den letzten Jahren gezielt Schwerpunkte
aufgebaut, die einer sozialen Benachteiligung der SchülerInnen
entgegenwirken: spezielle Sprachförderklassen für Kinder mit
Migrationshintergund (50% der Kinder kommen aus dem Ausland),
interkulturelles Lernen, Islamunterricht.

Die inklusive Grundschule Berg Fidel wird jährlich geehrt mit einer
Urkunde des Jakob Muth-Preises der Bertelsmannstiftung. 
Seit neuestem
besitzt das pädagogische Konzept der Grundschule Berg Fidel einen
weiteren Schwerpunkt: die Hochbegabtenförderung für Münster in
Grundschulen. So wird wie in keiner anderen Schule Münsters wahrhaft
Inklusion realisiert, die das gesamte Spektrum der Begabungen
einschließt. Daher wird die Grundschule Berg Fidel auch von führenden
Experten für Inklusion, wie Prof. Dr. Andreas Hinz,
Martin-Luther-Universität, Halle Wittenberg, als eine beispielhafte
Schule für Deutschland benannt, die Inklusion im Sinne der
UN-Behindertenrechtskonvention umsetzt.
Auch das Land NRW präsentiert
die Grundschule Berg Fidel auf seiner Internetseite, als vorbildliche
Schule, die inklusiv arbeitet.

Und es funktioniert, die Schüler, Eltern und auch Lehrer sind
begeistert, wir haben über 500 Unterschriften schon im Viertel und an
den Schulen für das neue Modell gesammelt und trotzdem fand unser
Anliegen bei Politik und Verwaltung bisher kaum Unterstützung.

Daher ist es aus unserer Sicht ein absolutes Desiderat, dass gerade
einer solchen Schule mit zukunftsweisendem Konzept und überzeugend
gelebter Praxis das ermöglicht wird, was einzig im Sinne der Kinder ist,
nämlich eine Schule für alle von Anfang bis Ende zu sein.

Ein Etat von 52 Millionen Euro wird für die neue Schulentwicklung in
Münster angesetzt und unser Projekt, welches kaum Zusatzkosten erzeugen
würde, bis auf einige zusätzlich erforderliche Pädagogenstellen, wird
nicht einmal in Betracht gezogen wird.

Für uns bleiben diese Frage offen und wir fühlen uns als Bürger dieser
Stadt mit unserem Anliegen nicht wirklich abgeholt und begleitet.

Uns wird einfach vermittelt: Dieses Projekt ist so nicht gewollt, andere
Projekte haben jetzt Priorität. (Egal wie hoch die Kosten sind? Werden
wir erst ernstgenommen, wenn wir andere Kostenkalkulationen präsentieren?)

Eine neue Gesamtschule war in Münster politisch 20 Jahre nicht gewollt,
müssen wir jetzt 20 Jahre für ein anderes, neues, wegweisendes
Schulprojekt kämpfen?

Was muss geschehen, damit wir als betroffene Eltern, unsere Kinder und
auch die PädagogInnen der beiden Schulen mit ihrem Anliegen Inklusion
authentisch in unserem Schulsystem zu leben, ernst genommen werden?

Wir bauen auf Ihre Unterstützung!


Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Birgit Leonhard, Elternpflegschaftsvorsitzende Grundschule Berg Fidel

Prof. Dr. Clemens Leonhard

Dr. Eva Dammann, Sprecherin der Elterinitiative 1-13 in Münster

Katrin Liebert

Dr. Kerime Faris-Lewe

Dr. Inta Jacobi

Regina Kobold

Bernhard Korn

Wolfgang Wiemers

Rüdiger Korn

Delia Korn

Benno Lewe

Roman Mensing

Sabine Mensing

Andrea Müllers

Sylvia Saldarriaga

Antje Werner

Dr. Ute Wesselmann

Nina Liebert

Sebastian Knoth

Elke Wenzel

Kerstin Isert

Christoph Kopp

Nadija Stöcker

Alexander Krieger

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Ordentliches stimmberechtigtes Mitglied im Integrationsrat
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