kommunalpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: KoPo-Koordination
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- From: ulrics <ulrics AT gmx.de>
- To: kommunalpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Kommunalpolitik] Meinungsbildintegration
- Date: Sat, 05 May 2012 18:12:39 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/kommunalpolitik>
- List-id: KoPo-Koordination <kommunalpolitik.lists.piratenpartei.de>
Ich hatte angestrebt halt mal wirklich alle zu befragen, was sie stört und was sie gut finden.
Inzwischen nach einigen Diskussionen favorisiere ich den Begriff Miteinander anstelle von Integration.
Mit einem Fragebogen gäbe es mehr statistische Informationen, es ist allerdings auch möglich jedem einfach nur die Frage zu stellen was stört dich oder was funktioniert. Bloß irgendwo her müssen wir ja das wissen bekommen. Irgendwelchen Studien zu vertrauen wäre das falsche.
Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit mit einigen irakischen kurdischen Jugendlichen zu sprechen. Die Situation ist nicht einfach.
Heute am Stand war wiederum eine Dame, die ein ganz anderes Bild hatte. Da jetzt den Vermittler zu machen zwischen den Kulturen wird wohl wichtig sein.
In Duisburg wird deswegen überlegt einen AK Miteinander zu initiieren und zu schauen was sich im Kleinen machen lässt.
Ein sehr komplexes Thema aber ich bin sicher es gibt Lösungen. Ich hoffe viele kleine Schritten können da etwas bewirken.
VG
ulrics
Am 05.05.2012 14:29, schrieb Michael Büker:
On Thursday 26 April 2012 19:12:04 ulrics wrote:
Ich bin gerade dabei einen Fragebogen zu entwerfen, um das schwer
fassbare Thema Integration etwas besser zu fassen.
Ich glaube, die Fragen greifen dem aktuellen Stand nach ziemlich kurz.
Es ist ja zunächst überhaupt nicht geklärt, was es eigentlich bedeutet,
„integriert“ zu sein. Dazu wird eine Deutungshoheit von konservativen
Politikern ausgeübt, und Integriertsein bedeutet dann meistens kompromisslose
Anpassung.
Aber ungeachtet aller Bemühungen sehen sich Menschen mit ausländischen
Vorfahren unumschiffbaren Problemen ausgesetzt: Benachteiligung aufgrund ihres
Erscheinungsbilds, ihres Namens oder des Stadtteils, in dem sie magels
Einkommen gezwungen sind zu leben. Nicht zuletzt wird vielen, auch in der
x-ten
Generation in Deutschland, immer noch die deutsche Staatsbürgerschaft
vorenthalten, da das deutsche Staatsbürgerschaftsrecht nach „Blutlinie“ geht.
In Deutschland Aufgewachsene mit türkischen Eltern werden also hier
systematisch benachteiligt – nicht per Gesetz, im Gegenteil, wohl aber durch
Voruteile und Alltagsrassismus in der Gesellschaft. In der Türkei sind sie
genausowenig zuhause (die türkische Gesellschaft hegt auch einige
Ressentiments
gegen in Deutschland aufgewachsene Türken), deren Staatsbürgerschaft sie aber
womöglich noch haben. Dieses Problem der fehlenden Heimat ist ein
grassierendes
unter jungen Menschen, und das ist nicht durch Integrations„kurse“ für sie
oder
ihre Eltern zu lösen, sondern durch Bewusstseinschaffen im „deutschen“ Teil
der
Gesellschaft.
Die ganze Sache wird natürlich noch beliebig viel komplexer, und ich weiß auch
längst nicht alles darüber oder kann es akkurat wiedergeben. Als Einstieg kann
z.B. diese Broschüre dienen: http://bit.ly/Kq0bQ1
Ich würde mich aber freuen, wenn wir als Piraten nicht die Begriffe und
Argumente der alten Parteien einfach aufgreifen würden, nach dem Motto „die
Leute müssen integriert werden, und wenn sie's nicht sind, integrieren wir sie
noch ein bisschen härter, und wer dann noch Integrationsverweigerer ist, der
gehört nicht hierher.“ (diese Ausdrucksweise werfe ich nicht Dir vor! Aber
dort
landet man zwangsläufig, wenn man sich auf diese Begriffe einlässt!).
Ich glaube, wir wollen das gleiche, nämlich Ungerechtigkeiten und
Unverständnis
abbauen, aber ich störe mich sehr am Begriff der „Integration“.
Viele Grüße,
Michael
- Re: [Kommunalpolitik] Meinungsbildintegration, Michael Büker, 05.05.2012
- Re: [Kommunalpolitik] Meinungsbildintegration, ulrics, 05.05.2012
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