Re: [Ag-waffenrecht] FAQ

[Michael von Ehrenstein <forstpirat AT bayernforst.com>]

Am 12.08.2012 07:37, schrieb Guschtl:
> Cathy schrieb:
> > Neue Informationen zu Amokläufen - im Wiki bereits hinterlegt:
> >
> > http://wiki.piratenpartei.de/wiki//index.php?title=AG_Waffenrecht%2FAmokl%C3%A4ufe&action=historysubmit&diff=1714826&oldid=1639343 
> >
> >
> > Vielleicht passt eine Kurzübersicht der Erkenntnisse auch auf die 
> > FAQ-Seite.
> >
> > Auch wenn die Forschung in Bezug auf Missbrauch mit Schusswaffen, 
> > sowie Beziehungsdramen noch in den Kinderschuhen steckt, scheint in 
> > Deutschland wenigstens die Forschung in Bezug auf Amoktaten seit 2003 
> > erheblich voranzukommen.
> >
> > @all: Gibt es ähnliche Faktenzusammenstellungen auch bei der AG 
> > Familie oder einer anderen AG?
>
> Das Thema Amok würde ich auch gerne interdisziplinär abhandeln wollen. 
> Die meisten von uns werden sicher darüber Einigung erzielen können, 
> dass dieses Thema nicht primär waffenrechtlicher sondern 
> gesellschaftlicher Natur ist. Daher ist eine Zusammenarbeit mit den 
> AG´s wie z.B. Gesundheit, Bildung, Jugend und Familie notwendig. Im 
> besten Falle bekommen wir einen gemeinsamen Standpunkt gebacken.
>
> Gruß
> Guschtl
Ahoi, da hier explizit ein breiteres Publikum gefragt wird, zwei Fakten:

1.: vom "Amok", ich glaube ein indonesisches Wort, wird gesprochen, wenn 
sich der Täter selbst liquidiert als "Ende", oder dies unterbewußt fest 
vorhat, an sich eine Art Suizid, er weiß es nur noch nicht.  Ein 
Massenattentat wie von Breivik oder wenn die Sauerlandgruppe Erfolg 
gehabt hätte, das sind keine Amok, denn bei ersteren Tätern stimmt die 
Amokverfassung geistig nicht, denn die sind schon lange " nicht mehr 
ganz richtig", bei zweiten evtl. Selbstmordattentätern wird eher 
militärisch "effektiv" gedacht, und das auch schon seit längerem. Der 
typische Amok ist aber eine persönliche unvorhersehbare Kränkung/ 
Demütigung/ Beleidung/ Mobbing usw. die spontan/ oder Kurzzeitraum 
ausbricht und bei realem physischen Erleben dieser Gewalttat 
zwangsläufig zu einer Selbstbestrafung/ Selbsttötung hinausläuft. Diese 
ist vorher nicht zwingend eingeplant, ganz anders als bei den anderen 
Tätern, sollten die sich umbringen. Echte Amok sind oft wirklich nette, 
zurückhaltende Typen, denen das niemand vorher zutraut, auch nicht ihr 
eigenes Umfeld.

2.: erstaunlicherweise sind Amok nicht vom Gewalt/ waffenpotential der 
Umgebungskultur abhängig, sondern wie andere Selbsmordvarianten auch 
sehr regionenspezifisch oder "trendy". Z.B. in den Staaten sehr populär, 
in Kanada, bei gleich hoher Waffendichte/Einwohner sehr unüblich, in 
Deutschland erst seit 2002 in Erfurt, seitdem wiederkehrend, aber 
selten, dagegen in einer Gewaltgesellschuft wie Russland praktisch 
unbekannt!Wie bei anderen Selbstmorden auch scheint die erhoffte 
"endlich mal wenn auch nur" mediale Aufmerksamkeit den Trend zu 
verstärken, zum anderen sind es Kulturen, wo Druck und/ oder Abstieg 
drohen oder zumindest täglich emotional vermittelt werden. Die 
vermittelte Schere zwischen arm und reich, und das Du ohne eine 
bestimmte Vita so gar keine Chance auf menschliche Anerkennung hast 
spielen in Deutschland sicher eine erhebliche Rolle. Peter Hartz und 
seine Vorschläge haben mehr mit Erfurt zu tun als alle Waffengesetze der 
Republik!!!

Das zeigt das der Amokläufer in spe vieles bräuchte, um geholfen zu 
werden, aber nichts davon hat mit Waffengesetzen oder Vorschriften zu 
tun. Beispiel Großbritannien, wo schon immer, da Schußwaffen stärkstens 
reglementiert werden, abstechen," knifing" bevorzugt wird, auch bei 
Amok. Das hat schon dazu geführt, das Schuluniformen aus stichfestem 
Stoff gefertigt werden ( gar nich so teuer) und bei Messereinkäufen im 
Supermarkt nach Alter und Grund gefragt wird, geholfen hats nichts!

Bis bald    Michael/ Neuromancer