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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] Artikel aus 2008: Wir nähern uns bald dem Ende der Pause!

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Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] Artikel aus 2008: Wir nähern uns bald dem Ende der Pause!


Chronologisch Thread 
  • From: "Dr. Volker Jaenisch" <volker.jaenisch AT inqbus.de>
  • To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] Artikel aus 2008: Wir nähern uns bald dem Ende der Pause!
  • Date: Mon, 03 Feb 2014 17:34:26 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Ahoi!

On 02/03/14 11:37, Frank Behr wrote:
... und dann ist da noch die Sache mit dem Methanhydrat...
Kurzes Video aus der Reportage "Russlands Helden der Kälte" (gedreht 2007, Erstausstrahlung 2008)
http://www.hornoxe.com/methan-anzuenden/
"Die weltweiten Methanhydratvorkommen werden auf 500–3000 Gt C geschätzt.[112][113] Zum Vergleich: Die nachgewiesenen Kohlereserven betragen ca. 900 Gt C" Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Folgen_der_globalen_Erw%C3%A4rmung#Methanhydrate_im_Meeresboden
Beim Methanhydrat bin ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher, wie groß die Gefahr wirklich ist.
Es gibt dazu auf Realclimate.org eine längere Diskussion [1][2][3] zu dem Thema.

Ich werde dazu nochmal etwas länger berichten, hier also nur eine kurze Übersicht.
Der aktuelle Stand der Wissenschaft ist, dass:
* sich die Methankonzentration in der Arktis in den letzten Jahren erhöht hat
* es direkte Messungen der Methankonzentration in der arktischen Atmosphäre gibt, die stellenweise doppelt so hoch sind wie
    der globale Durchschnitt
* es direkte beobachtungen von Methan-Blasenstörmen aus dem Sibirischen Flachwasserschelf gibt.
* Methan ist etwa 20 mal so klimaaktiv wie CO2
* Methanhydrate könnten bei steigenden Temperaturen aus dem Flachwasserschelf oder durch das abrutschen von Schelfs in die Tiefsee in großen Umfang
    mobilisiert werden.
* Es gibt etwa so viel Methanhydrat wie Kohle auf der Erde (Wie Frank schon zitierte), die Mengenschätzungen sind aber mit großer Unsicherheit behaftet,
    Aber selbst 500 GT sind eine Menge.

Allerdings beträgt die Verweildauer von Methan in der Atmosphäre nur 10-15 Jahre was verglichen mit CO2 (rund 1000 Jahre) recht kurzlebig ist.
Die Methanproduktion der Arktis ist minimal gegenüber der Methanproduktion aus anderen Teilen der Erde. Daher würde selbst eine Verhundertfachung [3] der arktischen Methanproduktion aus Methanhydrat keinen wesentlichen Einfluss auf das Klima haben. Keines der Modelle für Methanhydrat gibt gegenwärtig (nächste 100 Jahre) Anlass davon auszugehen, dass die Methanhydrat-Ausbrüche in der Arktis zu einen selbst verstärkendem Klima-Effekt führen. Auf die lange Sicht ist Methanhydrat etwa in der gleichen Liga zu bewerten wie die Biomasse im Permafrostboden - die Klimaveränderung wird davon nur wenig, dafür aber auf lange Zeit beeinflusst werden.

Die Methanhydratbombe wird also momentan nur von wenigen Wissenschaftlern für plausibel erachtet.

Es gibt IMHO aber ein paar noch nicht abschliessend geklärte Fragen.

* So ist z.B. mir nicht klar, ob die (beruhigend kurze) Verweildauer von Methan
unabhängig von der Masse des emittierten Methans ist. Da Methan sich durch Radikale abbaut müssen ja für viel Methan auch viele Radikale zum zerlegen da sein.
* Bisher wurden keine großen Methanhydrat-Bursts gemessen sondern nur eine verstärktes Ausgasen wobei auch letzteres wegen fehlender Basiswerte nicht quantifiziert wurde.
* Wenn tatsächlich bisher nicht bekannte Wirkungsmechanismen existieren, die große Mengen Methanhydrat mobilisieren können, dann könnte es ggf. doch die Methanbombe geben.

Die nächsten Jahre mit einer genaueren Beobachtung des sibirischen Flachmeerschelfs werden sicher Antworten auf diese Fragen finden.

Ich bin der Meinung, dass wir nicht wegen der vermeindlichen Methanhydratbombe in Panik verfallen sollten.
Wir sollten eher in Panik verfallen, wenn wir uns vorstellen, das jedes Kilogramm CO2, das wir heute emittieren, 1000 Jahre lang Tag für Tag das Klima weiter aufheizen wird.
Und wenn es erst mal emittiert wurde haben wir keine einfache Möglichkeit es wieder zurück zu holen. Vermeidung ist also die beste Strategie.

Beste Grüße

Volker Jaenisch

[1] http://www.realclimate.org/index.php/archives/2013/11/arctic-and-american-methane-in-context/
[2] http://www.realclimate.org/index.php/archives/2012/06/methane-game-upgrade/
[3] http://www.realclimate.org/index.php/archives/2012/01/an-arctic-methane-worst-case-scenario/
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