ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Ag-umwelt mailing list
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- From: "Sebastian Jurk (Top-Info.Org)" <info AT top-info.org>
- To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Ag-umwelt] Die Welt: "So rechnet die Ökobranche die Energiewende schön"
- Date: Sun, 14 Oct 2012 23:30:51 +0200
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http://sphotos-d.ak.fbcdn.net/hphotos-ak-ash3/546303_380321678707385_818292894_n.jpg Das ist ja bekannt. Schön zu sehen welche Unternehmen auf Kosten der kleinen Leute da befreit sind. Dass die Strompreise eigentlich eher gleich bleiben müssten weil wegen des ganzen Solarstroms die Preise an den Strombörsen gesunken sind ohne dass die Energieriesen das an die Verbraucher weitergeben ist etwas weniger bekannt: "Der preissenkende Effekt (der „Merit-Order-Regelung*) wird mit zunehmender Einspeisung erneuerbarer Energien größer als der preiserhöhende Umlage-Effekt (durch die Einspeisevergütungen) , wird aber von den Versorgern nicht an die Verbraucher weitergegeben, sondern in die eigene Tasche gesteckt. Seit Jahren wird lediglich der preiserhöhende Effekt auf den Stromrechnungen als „EEG-Differenzkosten“ für erneuerbare Energien ausgewiesen. Die Stromkunden glauben dann, Strom aus erneuerbaren Energien würde sie um diesen Betrag finanziell stärker belasten als Strom aus fossiler Energie und Atomenergie. Doch das ist ein Irrtum, der durch das Bundeswirtschaftsministerium und die Stromwirtschaft zu Lasten der erneuerbaren Energien gerne gepflegt wird." Von: http://www.nachdenkseiten.de/?p=14101 Was die tatsächlichen Kosten der alten Energieformen angeht sind die Grafiken auf der rechten Seite interessant: http://www.greenpeace-energy.de/presse/pressedetails/article/verbraucher-zahlen-versteckte-konventionelle-energien-umlage-fuer-kohle-und-atomstrom.html Grüße! Sebastian Am 14.10.2012 19:44, schrieb Andreas Rohrmann: Der "Beschuss" der Energiewende von allen Seiten. Nun das "CDU" Blatt die WELT mit einem neuen Märchen! Mal sehen, was von einer Energiewende nach der BTW übrig bleibt und wann die neue Verlängerung der Atomkraft (weil die Energiewende nix wird) kommt. Am Ende werden die Energiepreise auch ohne EEG durch die Decke gehen! Unfassbar, wie die Medien diese Lügengeschichten ohne Prüfung übernehmen. http://www.welt.de/wirtschaft/energie/article109818322/So-rechnet-die-Oekobranche-die-Energiewende-schoen.html ------------------------------------- 14. Okt. 2012, 13:17 So rechnet die Ökobranche die Energiewende schön Die höhere EEG-Umlage lässt die Strompreise im kommenden Jahr explosionsartig steigen. Alles nicht so schlimm, sagen die Befürworter der Energiewende – und berufen sich auf fünf Rechentricks. Von Daniel Wetzel Am Montag legen die Stromnetzbetreiber offiziell eine Zahl vor, über deren Deutungshoheit Verbraucherschützer, Ökostrom- und Industrielobbyisten bereits seit Wochen streiten: die Ökostrom-Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien für das kommende Jahr, kurz EEG- Umlage. Jener Betrag, der Verbrauchern mit der Stromrechnung abgebucht wird, steigt um rund 50 Prozent, von 3,59 Cent auf etwa 5,3 Cent pro Kilowattstunde. Und das ist nur der Wert, den Unternehmen zahlen: Privathaushalte müssen auf die höhere Abgabe zusätzlich 19 Prozent Mehrwertsteuer berappen, was die tatsächliche Belastung der Bürger auf 6,2 Cent je Kilowattstunde schraubt. Der Strompreis soll um elf Prozent steigen Das ergibt für einen Durchschnittshaushalt Mehrkosten von sechs Euro im Monat. Bislang waren die Haushalte durch den Kaufzwang für Ökostrom mit jährlich rund 150 Euro belastet, künftig müssen sie einschließlich Mehrwertsteuer an die Solardach- und Windparkbesitzer mindestens 220 Euro im Jahr abführen. Weil die Kosten des Netzausbaus ebenfalls steigen, rechnet das unabhängige Verbraucherportal Verivox (Link: http://www.verivox.de/) unter dem Strich mit einer Strompreissteigerung um rund elf Prozent, was einer jährlichen Mehrbelastung von 107 Euro entspricht. "Das wäre die stärkste Erhöhung in den letzten zehn Jahren", sagt Dagmar Ginzel, Energie-Expertin bei Verivox. Insgesamt steigt die Subvention für Ökostrom im kommenden Jahr deshalb von 14 auf rund 20 Milliarden Euro. Das ist Kaufkraft, die an anderer Stelle der Volkswirtschaft fehlt. Schon diese Steigerungsrate ist für eine staatlich erzwungene Abgabe happig. Strombranche rechnet die Mehrkosten klein Doch zusätzlich zu den direkten Kosten der EEG-Umlage werden die Verbraucher mit neuen indirekten Kosten konfrontiert. So müssen etwa die Kommunen wegen der höheren EEG-Umlage entsprechend mehr für Straßenbeleuchtung zahlen und der Bäcker um die Ecke mehr für den Betrieb seines Ofens: Sie alle holen sich ihre gestiegenen Kosten beim Bürger in Form höherer Preise wieder. Noch im April vergangenen Jahres hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel versprochen, die Ökostromumlage werde nicht steigen. Nun beginnt sie den Wahlkampf mit einer schweren Hypothek: Spätestens ab jetzt muss man bezweifeln, dass die Bundesregierung die Kostenentwicklung der von ihr ausgerufenen Energiewende abschätzen kann, geschweige denn im Griff hat. Die Ökostrombranche versucht ihre milliardenschweren Subventionen mit allen Mitteln zu rechtfertigen – und rechnet den sich seit Langem abzeichnenden Kostensprung klein. Dabei greifen die Schönfärber auf fünf Rechentricks zurück, die vorgaukeln sollen, dass der ungebremste Ausbau der erneuerbaren Energien nicht schuld sei an den explodierenden Strompreisen. 1. Sündenbockindustrie Die Kostenrelativierer behaupten, dass die Befreiung der Industrie von der EEG-Umlage verantwortlich für den teureren Ökostrom sei. Denn alle übrigen Verbraucher haben entsprechend höhere Kosten zu schultern. Die Industrie entziehe sich der Finanzierung des "nationalen Gemeinschaftswerks" Energiewende. Daran ist zwar richtig, dass viele Betriebe von der EEG-Umlage befreit sind, die dieses Privileg gar nicht nötig haben. Doch das macht aus der Industrie nicht den schlimmsten Kostentreiber der Energiewende. Allein die EEG-Umlage zur Förderung des Solarstroms ist mit 1,77 Cent pro Kilowattstunde dreimal so hoch wie die "besondere Ausgleichsregelung" der Industrie, die nur 0,6 Cent beträgt. Tatsächlich wird die deutsche Industrie durch die EEG-Umlage bereits mit vier Milliarden Euro jährlich belastet, und sie trägt fast die höchsten Industriestrompreise Europas. Die Industrie bietet mehr Arbeitsplätze Der Verweis auf die Industrie lenkt außerdem davon ab, dass sich die Selbstverbraucher von Solarstrom ebenfalls aus der Solidargemeinschaft verabschieden. Denn sie überlassen es ihren Nachbarn ohne Solardach, EEG-Umlage, Stromsteuer und Konzessionsabgabe, in die Gemeinschaftskasse einzuzahlen. Außerdem wird eine Interessenabwägung unterlassen. So sind die 0,6 Cent zur Sicherung von Industriearbeitsplätzen womöglich gut angelegtes Geld. Denn die energieintensive Industrie in Deutschland steht für rund 900.000 Arbeitsplätze und einen Umsatz von mehr als 300 Milliarden Euro. Die Solarindustrie, die durch das EEG dreimal stärker gefördert wird, kommt nach den Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums auf lediglich knapp elf Milliarden Euro Umsatz mit 110.000 Arbeitsplätzen. 2. Höheres Angebot Der Bundesverband Erneuerbarer Energien (Link: http://www.bee-ev.de/) (BEE) kritisiert, in der Höhe der EEG-Umlage spiegele sich nicht wider, dass Ökostrom den Großhandelspreis für Elektrizität senkt. Richtig daran ist, dass die Einspeisung von Ökostrom das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage an der Strombörse verschiebt: Wenn der Wind stark weht, verdrängt Ökostrom dank seines gesetzlichen Einspeisevorrangs den Strom etwa aus relativ teuren Gaskraftwerken vom Markt. Allerdings bewirkt dieser sogenannte Merit-Order-Effekt nur eine Preissenkung um rund 0,5 Cent pro Kilowattstunde. Reservekraftwerke werden notwendig Und viel mehr dürfte es auch nicht mehr werden. Denn unterschlagen wird stets, dass der Merit-Order-Effekt nur kurzfristig wirkt: Wenn dauerhaft die noch auf lange Sicht unverzichtbaren konventionellen Kraftwerke abgehängt werden, macht das – erneut umlagefinanzierte – Reservekraftwerke notwendig. Deren Kosten dürften die preisdämpfende Wirkung des Merit-Order-Effekts aufzehren. 3. Preistreiber Fiskus Der eigentliche Preistreiber beim Strom sei der Staat, nicht der Ökostrom, wird argumentiert. Schließlich mache der Anteil von Steuern und Abgaben mehr als 45 Prozent am Strompreis aus. Das Argument ist nicht ganz falsch, verschleiert aber, dass die EEG-Umlage zur Förderung von Ökostrom der zweitgrößte staatlich veranlasste Preisbestandteil nach der Umsatzsteuer ist. Sie hatte 2011 einen Anteil von rund 14 Prozent am Strompreis. Außerdem war die 1999 eingeführte Stromsteuer von der damaligen rot-grünen Bundesregierung als "Ökosteuer" konzipiert, die mehr Stromverbrauch ausdrücklich bestrafen sollte, um ein "Bewusstsein für knappe Ressourcen" zu schaffen. Sie dient ebenso der schon damals ausgerufenen Energiewende und sollte eigentlich in der Gesamtbilanz enthalten sein. 4. Präzedenzfall Atom Die Ökostromsubventionen werden oft mit dem Argument relativiert, Atom- und Kohlekraft hätten ebenfalls Staatsgelder bekommen. So rechnet etwa Greenpeace (Link: http://www.greenpeace.de/) . Das mag ja stimmen, nur bremst das Argument nicht die Kostenlawine durch erneuerbare Energien. Zudem werden bei den Subventionen für Atom- und Kohlestrom oft Summen zusammenfantasiert, die mit der Realität wenig zu tun haben. Eine Greenpeace-Studie zu den Staatsbeihilfen für die Atomkraft rechnete zum Beispiel auch die Gelder mit ein, mit denen sich Deutschland an der Sicherung der AKW-Ruine in Tschernobyl beteiligte. Auch die Sanierungskosten des sowjetischen Uranerz-Bergbaus in Wismut wurden mit draufgeschlagen. Vielfach wird so getan, als werde die Endlagerung von radioaktiven Brennelementen mit Steuergeldern finanziert, obwohl diese Kosten von den Kraftwerksbetreibern getragen werden, die dafür Rücklagen gebildet haben. Vorwürfe an Kohlekraftwerke unkonkret Schließlich wird Kohlekraftwerken vorgeworfen, sie verursachten durch Luftverschmutzung und Tagebaue große Umwelt- und Gesundheitskosten, die im Strompreis nicht abgebildet seien. Würden diese "wahren Kosten" der Kohleverstromung mit einfließen, wäre Ökostrom längst wettbewerbsfähig. Auch dieses Argument ist großteils falsch. Denn die "externen Kosten" der Kohleverstromung spiegeln sich sehr wohl im Strompreis wider: Sie werden durch den europaweit eingeführten Emissionshandel "internalisiert". Jenseits des CO 2 -Ausstoßes werden die Vorwürfe an die Kohlekraftwerke eher unkonkret: Sie sind ebenso schwer zu berechnen wie "externe Kosten" der erneuerbaren Energien, etwa durch deren Landschafts- und Natureingriffe. Braunkohleverstromung hat in Deutschland jedenfalls zu keinem Zeitpunkt Subventionen erhalten, die kommerzielle Atomstromproduktion auch nicht. Beide Erzeugungstechniken zusammen haben bislang immerhin fast die Hälfte des deutschen Stromverbrauchs gedeckt. 5. Knappe Ressourcen Stets wird argumentiert, es werde sich auszahlen, eigentlich unwirtschaftliche Ökostromquellen zu subventionieren, weil die Kosten für fossile Energieträger noch viel stärker steigen würden. Dennoch bleibt fraglich, warum der Aufbau mit unausgereifter Technologie unter künstlichem Zeitdruck und Aufgabe aller marktwirtschaftlichen Prinzipien geschehen muss – obwohl er das Risiko der De-Industrialisierung mit dem sozialer Schieflagen kombiniert. Dank neuer Fördertechniken und Funde sind in den vergangenen Jahrzehnten die bekannten Erdölreserven der Welt nicht geschrumpft, sondern größer geworden. Die Reichweite der Gasreserven wird auf knapp 500 Jahre geschätzt. Durch die Schiefergas-Revolution haben sich die USA sogar vom Importeur zum Exporteur von Erdgas gewandelt. Der US-Verbraucher zahlt seither vier Fünftel weniger für Strom und Gas als der deutsche. Für Zeitdruck in der Energiewende spricht das nicht. 300 Milliarden Euro Mehrkosten Dennoch sollen die Verbraucher in Deutschland den kapitalintensiven Aufbau enormer zusätzlicher Stromerzeugungskapazitäten finanzieren. Bislang reichte eine verlässliche Kraftwerks kapazität von 120 Gigawatt aus, um die deutsche Jahreshöchstlast von rund 83 Gigawatt Stromverbrauch zu decken. Ab etwa 2020 soll Deutschland aber nach den Plänen der Bundesregierung Kraftwerke mit 220 Gigawatt Leistung vorhalten. Der Zubau ist nötig, weil Solarstrom und Windkraft viel seltener bereitstehen als konventionelle Quellen. Diese Verdopplung der Erzeugungskapazitäten kostet einer Studie der TU Berlin zufolge bis 2030 mehr als 300 Milliarden Euro. Der Aufwand für Speichertechnologien ist darin noch nicht enthalten. EEG-Umlage könnte weiter steigen Dass die erneuerbaren Energien in absehbarer Zeit zu Billigmachern mutieren, ist daher unwahrscheinlich. Viele Energieexperten sehen die EEG-Umlage von 5,3 Cent pro Kilowattstunde nur als Zwischenschritt. Weil der Bund gerade den Ausbau der teuersten Stromquellen Fotovoltaik und Offshore-Windkraft vorantreibt, sehen Stephan Kohler, Chef der halbstaatlichen Deutschen Energieagentur, und Holger Krawinkel vom Verbraucherzentrale Bundesverband bis 2020 den Anstieg der EEG-Umlage auf sieben Cent pro Kilowattstunde voraus. Die Mehrwertsteuer kommt dann noch dazu. |
- [Ag-umwelt] Die Welt: "So rechnet die Ökobranche die Energiewende schön", Andreas Rohrmann, 14.10.2012
- Re: [Ag-umwelt] Die Welt: "So rechnet die Ökobranche die Energiewende schön", Sebastian Jurk (Top-Info.Org), 14.10.2012
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