ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Ag-umwelt mailing list
Listenarchiv
- From: kannstewissen <pirat AT suckow.de>
- To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Ag-umwelt] Tagesschau - MOX - ein risikoreicher Second-Hand-Brennstoff
- Date: Tue, 25 Sep 2012 00:11:19 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
Puh, Glück gehabt :-)
Zum Thema: wenn man drüber nachdenkt kann einem nur übel werden.
Am 24.09.2012 22:41, schrieb Jan Hemme:
Nee, Du doch nicht, Rainer : )
Andreas meint den Rainer Klute von der Nuklearia...
Gruss,
JH
*Jan Hemme*
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On Sep 24, 2012, at 10:37 PM, KannsteWissen wrote:
Ich hoffe du meinst nicht mich :-)
Am 24.09.2012 21:23, schrieb Andreas Rohrmann:
Ahoi.
Es kann keinen Atomkreislauf geben, wie uns die Atomlobby und unser Rainer
immer wieder erklären will.
MOX ist gefährlich, das hat selbst EON herausgefunden und in einer Präse
offiziell in den USA vorgestellt. Hier die Präse als PDF:
http://www.nwtrb.gov/meetings/2011/sept/faber.pdf
Faber ist der Leiter für die Beschaffung und Entsorgung von Brennstäben
bei EON KK.
Es stehen unfassbare 5.000 kg Plutonium in England und Frankreich für
unsere AKWs als MOX-Brennelemente. Das sind rund 100 MOX-Transporte in den
nächsten Jahren. In der Zeit bis zum Atomausstieg können die AKWs diese
Mengen nicht einsetzen. Das könnte bedeuten, dass man am Ende 2020
feststellt, es gibt keinen Atomausstieg...
Über 62.000 kg Plutonium warten in Summe darauf nach Deutschland
zurückzukommen. Unfassbar, diese Mengen.
Links dazu:
http://www.noz.de/deutschland-und-welt/politik/niedersachsen/66710079/mox-brennelemente-betreiber-von-atomkraftwerken-erwarten-noch-rund-100-lieferungen
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/013/1701323.pdf
Hier ein gelungener Artikel - schon angefangen mit der Überschrift bei der
Tagesschau!
http://www.tagesschau.de/inland/mox-brennelemente100.html
Auch beim DRadio gibt es einen guten Beitrag, der auch die Probleme in
Sellafield verdeutlicht:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1873203/
Greetz Andreas70
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TAGESSCHAU:
Von Martin Gent, WDR
MOX - ein risikoreicher Second-Hand-Brennstoff
Entsorgungsproblem in der Atomindustrie
Der Transport von aufgearbeiteten Mischoxid-Brennelementen ins AKW Grohnde
war nicht der letzte seiner Art. Der Second-Hand-Brennstoff wird in jedem
zweiten deutschen AKW verwendet. Er gilt als wirtschaftlich - wegen des
Plutoniumdioxides aber auch als sehr riskant.
Einst träumte die Atomwirtschaft vom "Brennstoffkreislauf". Durch die
Wiederaufarbeitung sollte der Kernbrennstoff Uran gestreckt werden,
zusammen mit Brutreaktoren hätte fast ein Perpetuum Mobile entstehen
sollen. 1989 war klar, dass die Wiederaufarbeitungsanlage WAA Wackersdorf
nie gebaut werden würde, wenig später wurde der Schnelle Brüter in Kalkar
zur Investitionsruine.
Die Energiewirtschaft setzte in Sachen "Brennstoffkreislauf" auf
Kooperation mit Frankreich und Großbritannien. Anlagen in La Hague und
Sellafield sollten deutschem Atommüll ein zweites Leben bescheren. Bis der
rot-grüne Atomkonsens aus dem Jahr 2000 auch diesen Entsorgungspfad zur
Sackgasse machte. Seit Juli 2005 sind Transporte zu
Wiederaufarbeitungsanlagen nicht mehr zulässig, abgebrannte Brennelemente
werden - solange es kein Endlager gibt - direkt bei den Kraftwerken
zwischengelagert.
Transporter mit radioaktiven Brennelementen verlassen den Hafen in Nordenham.
Zur Rücknahme verpflichtet
Doch immer noch kommen die Produkte der Wiederaufarbeitung zurück nach
Deutschland. Das, was trotz aller Bemühungen gefährlicher Atommüll bleibt,
wurde - von heftigen Demonstrationen begleitet - größtenteils schon nach
Gorleben ins dortige Zwischenlager gebracht. Jetzt geht es um die
Rückführung von acht Brennelementen aus einer kerntechnischen Anlage im
britischen Sellafield zum Atomkraftwerk Grohnde, das von E.ON Kernkraft
gemeinsam mit den Stadtwerken Bielefeld betrieben wird.
Ursprünglich hätte dieser Transport schon Anfang 2011 stattfinden sollen,
doch weil keine Transportgenehmigung vorlag, mussten Transport und Einsatz
der Brennelemente verschoben werden. Nun soll noch in diesem Herbst ein
zweiter Transport aus Sellafield nach Grohde erfolgen. Die 16
MOX-Brennelemente werden dann bei der nächsten Revision des
Kernkraftwerks, die für April 2013 geplant ist, eingesetzt werden. Die
"Hannoversche Allgemeine Zeitung" schreibt, dass Deutschland noch etwa 100
solcher Lieferungen erwarte.
Das Kernkraftwerk Grohnde an der Weser: Hier werden die MOX-Brennelemente
verwendet.
Auf den Brennstoff kommt es an
Die allermeisten Brennelemente eines Kernkraftwerks bestehen aus
angereichertem, natürlichem Uran in Form von reinem Urandioxid. Doch in
etwa jedem zweiten deutschen Kernkraftwerk wird auch
Second-Hand-Brennstoff
eingesetzt. Diese Mischoxid- oder MOX-Brennelemente enthalten neben
Urandioxid ein weiteres Oxid, meist Plutoniumdioxid. Der Einsatz dieser
Brennelemente ist seit langem üblich, aber ebenso lange heftig umstritten.
Während eine E.ON-Sprecherin gegenüber dem WDR für den Einsatz der
MOX-Brennelemente warb und anführte, dass dabei durchaus risikobehaftetes
Plutonium vernichtet werde, wird der Einsatz von MOX-Brennelementen im
Kernkraftwerk Grohnde von Umweltverbänden heftig kritisiert.
Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital fordert, dass die MOX-Brennelemente
nach den Erfahrungen in Fukushima nicht als Brennstoff genutzt, sondern
direkt als Atommüll entsorgt werden.
In Sellafield wurden die Elemente aufgearbeitet.
Entsorgungsfrage verschärft sich
Tatsächlich sprechen offenbar vor allem wirtschaftliche Überlegungen für
den Einsatz der MOX-Brennelemente im Reaktor, sagt Christian Küppers,
Atomexperte beim Öko-Institut in Darmstadt. Den Einsatz von
MOX-Brennelementen im Regelbetrieb sieht er nicht als das große Problem.
Nachteile gäbe es zwar auch dabei, doch gelten diese als beherrschbar,
solange MOX-Brennelemente nur einen kleinen Teil des Kernbrennstoffs
ausmachen.
Eindeutig negativ wirken sich MOX-Brennelemente nach Ansicht von Küppers
aber auf die spätere Entsorgung des Atommülls aus. Während Brennelemente
aus Natururan im "abgebrannten" Zustand nur rund ein Prozent Plutonium
enthalten, kämen MOX-Brennelemente schon mit bis zu acht Prozent Plutonium
in den Reaktor.
Durch den Beschuss mit Neutronen entstünden zudem andere stark radioaktive
Isotope beispielsweise von Americium und Curium. Für Jahrzehnte würde der
Müll dadurch zu einer besonders schwierigen Strahlenfracht. Wegen deutlich
höherer Neutronenstrahlung und Wärmeentwicklung müssten abgebrannte
MOX-Brennelemente schon beim regulären Tausch mit besonderer Sorgfalt
behandelt werden. Mit der Zeit würde der Unterschied noch größer, was zum
Beispiel den Platzbedarf in einem etwaigen Endlager erhöhe.
Reizwort Plutonium
Ein besonderes Risiko droht, falls es beim Einsatz von MOX-Brennelementen
doch zu einem großen Atomunfall kommt. Auch in Block 3 des havarierten
Kernkraftwerks Fukushima-Daiichi waren 32 plutoniumhaltige
MOX-Brennelemente im Einsatz. Groß war die Sorge, dass wie in Tschernobyl
ein Teil der Plutoniumfracht in die Umgebung gelangt. Dazu hätten Teile
des geschmolzenen Kerns freigesetzt und zerstäubt werden müssen, wozu es
aber glücklicherweise nicht kam. Denn freigesetztes Plutonium ist hoch
gefährlich. Schon ein bis zwei Millionstel Gramm sollen Lungenkrebs
auslösen können. Zum Vergleich: Die acht Brennelemente aus Großbritannien
dürften rund 300 bis 400 Kilogramm Plutonium enthalten. In Sellafield
sollen insgesamt 110 Tonnen lagern.
Sellafield als wirtschaftliches Desaster
Greenpeace hat auch wenig Vertrauen in den Lieferanten der
MOX-Brennelemente, die Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield. In der
Vergangenheit hatte eine Vorläuferanlage Probleme mit der
Qualitätssicherung, wie Christian Küppers vom Öko-Institut bestätigt.
Wegen mutmaßlich fehlerhafter Brennelemente sollen in Deutschland einzelne
Reaktoren sogar außerplanmäßig abgeschaltet worden sein.
Über die Qualität der aktuellen Lieferung sagt das wenig, möglicherweise
haben die Beteiligten aus früheren Fehlern gelernt.
Fest steht aber, dass die britische Regierung vor rund einem Jahr
beschlossen hat, die Fertigung von MOX-Brennelementen in Sellafield
aufzugeben. Wichtigster Grund: Die Zahl der Abnehmer für MOX-Brennelemente
sinkt und neue Kernkraftwerke werden gewiss nicht MOX-Brennelemente
benutzen, schon weil diese deutlich teurer sind als jene aus Natururan.
--
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- [Ag-umwelt] Tagesschau - MOX - ein risikoreicher Second-Hand-Brennstoff, Andreas Rohrmann, 24.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] Tagesschau - MOX - ein risikoreicher Second-Hand-Brennstoff, KannsteWissen, 24.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] Tagesschau - MOX - ein risikoreicher Second-Hand-Brennstoff, Jan Hemme, 24.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] Tagesschau - MOX - ein risikoreicher Second-Hand-Brennstoff, kannstewissen, 25.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] Tagesschau - MOX - ein risikoreicher Second-Hand-Brennstoff, Jan Hemme, 25.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] Tagesschau - MOX - ein risikoreicher Second-Hand-Brennstoff, kannstewissen, 25.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] Tagesschau - MOX - ein risikoreicher Second-Hand-Brennstoff, Jan Hemme, 24.09.2012
- Re: [Ag-umwelt] Tagesschau - MOX - ein risikoreicher Second-Hand-Brennstoff, KannsteWissen, 24.09.2012
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