Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Begrifflichkeiten. generativ etc.

[Frank Behr <kein-spam AT nurfuerspam.de>]

Hallo Rainer,
die Suche nach Wahrheit ist aber nicht Aufgabe der Politik, sondern
Aufgabe der Wissenschaft.
Die Wissenschaft, bzw. die institutionalisierten Fachgremien,
untersuchen, welche politischen Ziele mit welchen Instrumenten erreicht
werden können.
Politik hat unter anderem die Aufgabe, durch Einsetzen von Instrumenten
wissenschaftliche Erkenntnisse in Handlungen umzusetzen.
Und "generativ" ist kein Instrument.
Und die unterschiedlichen Parteien bieten unterschiedliche Instrumente
an, um die (selbst) definierten politischen Ziele zu erreichen.
Ich beschreib das jetzt mal mit meinen eigenen Worten und bitte: jetzt
nicht jedes Wort auf die Waagschale legen, über das Thema kann man
nächtelang diskutieren und es eignet sich eigentlich nicht, es in wenige
Sätze zusammenzukürzen, wie ich das hier mache, denn es ist wesentlich
komplexer.
Meine Sichtweise:
Die FDP setzt auf freie Marktmechanismen, sehen das Optimum für die
Gesellschaft im Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Die Wirtschaft
steht im Vordergrund. (Liberalismus)
Die CDU sieht das ganze konservativ, möchte vor allem den Besitzstand
erhalten. Diejenigen, die schon viel haben, sollen es auch behalten. Das
Eigentum und Beständigkeit steht im Vordergrund. (Konservatismus)
Die Linke will mehr Gleichheit und umverteilen, also vor allem den
Reichen bzw. Vielverdienern mehr nehmen und ärmeren
Gesellschaftsschichten zugute kommen lassen. Gleich- und Umverteilung
sowie "Staatseigentum statt Kapitalismus" steht im Vordergrund.
(kommunistischer Sozialismus)
Die SPD will vor allem den sozialen Ausgleich zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer, dass sich Leistung durch Arbeit lohnt. Eine sozial
gerechte bürgerliche Gesellschaft steht im Vordergrund.
(sozialdemokratischer Sozialismus).
Die Grünen wollen vor allem das Optimum für Umwelt (Natur) und
Gesellschaft. Die Wirtschaft und Bevölkerung soll durch entsprechende
Ordnungspolitik zu diesem Optimum geführt werden. Eine ökologisch
orientierte Gesellschaft mit Chancengleichheit für alle steht im
Vordergrund. (Ökologismus,Egalitarismus)
Die CSU ist eine Art "CDU mit lokalpatriotistischem Anstrich", welche
die Interessen des Freistaates Bayern etwas mehr in den Vordergrund rückt.

Und die Piraten?
Ich möchte betonen, dass ich das hier einfach so runterschreibe, ich
will keine Grundsatzdiskussion entfachen, sondern aus meiner Sicht
darstellen, wo sich die Piraten positionieren (können), um daraus dann
das vielbeschworene Alleinstellungsmerkmal abzuleiten. Oder
entsprechende Instrumente.
Die Piraten sind vor allem für Transparenz und basisdemokratische
Mitbestimmung, sowie mehr Bürgerrechte und Individualismus in einer
Patchwork-Gesellschaft. Piraten nutzen Technologien des digitalen
Zeitalters und die damit verbundenen Möglichkeiten zur Vernetzung. (ich
nenn das mal "Netokratismus", das ich von Netokratie ableite
http://de.wikipedia.org/wiki/Netokratie ).

Was hat das mit unserem Umwelt- und Energieantrag zu tun?
Nun, im Gegensatz zu den anderen Parteien haben wir die Möglichkeit aus
verschiedenen Alternativanträgen zu einem Programmmodul
basisdemokratisch abzustimmen. Diese Anträge sind ebenfalls durch
Vernetzung und Nutzung der neuen Internettechnologien (LQFB, Pads,
mumble usw.) entwickelt worden.
Außerdem gehen die Piraten mit der Nutzung von neuen Techniken einen
Schritt weiter als die anderen Parteien, indem sie insgesamt einen
größeren Schwerpunkt auf neuartige Technologien setzen, z.B. Smart Grid,
usw., und indem sie z.B. Netzwerke und Entmonopolisierung (usw.) in den
Anträgen stärker in den Vordergrund rücken (sollten).
Wie schon erwähnt: das ist meine ganz persönliche Sichtweise. Ich will
also nicht so weit gehen, zu behaupten, dass es genau so ist, aber
tendenziell liege ich sicher nicht falsch.

Beste Grüße
Frank
DerBär


Am 24/09/2012 1:58 PM, schrieb KannsteWissen:
> Nur weil etwas unüblich ist, ist es nicht falsch.
>
> Politik ist für mich auch, für neue Themen neue Begriffe zu definieren.
> Sonnenenergie ist weder erneuerbar noch regenerativ. Also was dann,
> wenn nicht generativ?
>
> Mit der Einführung des Begriffes "erneuerbare Energie" ist vor vielen
> Jahren (wann eigentlich, und durch wen?)
> ein völlig neues Thema besetzt worden. Damals konnte wahrscheinlich
> niemand ahnen, das Mais als Nahrungmittel einmal mit dem Energieträger
> Mais konkuriert.
>
> Um darauf hinzuweisen halte ich den Begriff generativ geeignet.
> ch habe nichts gegen einen anderen Begriff, der die Unterscheidung
> deutlich macht.
>
> Rainer
>
>
> Am 24.09.2012 13:47, schrieb Henrik Personn:
>> +1
>> Genau so ist es.
>> Danke Volker!
>>
>>
>> -----Ursprüngliche Nachricht-----
>> Von: ag-umwelt-bounces AT lists.piratenpartei.de
>> [mailto:ag-umwelt-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
>> Gunnar Kaestle
>> Gesendet: Montag, 24. September 2012 11:21
>> An: AG Energiepolitik; AG Umwelt
>> Betreff: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Begrifflichkeiten. generativ etc.
>>
>> Zur Info.
>>
>> -------- Original-Nachricht --------
>> Betreff:     Re: [Energiepolitik] Begrifflichkeiten. generativ etc.
>> Datum:     Mon, 24 Sep 2012 06:56:01 +0200
>> Von:     Volker Quaschning <volker.quaschning AT htw-berlin.de>
>> Antwort an:     volker.quaschning AT htw-berlin.de
>> An:     Gunnar Kaestle <gunnar.kaestle AT gmx.net>
>>
>>
>>
>> Hallo Herr Kaestle,
>> der Begriff "generativ" ist in der Fachwelt unÃŒblich. Also entweder
>> erneuerbare oder regenerativ.
>> Signatur Mit sonnigen GrÌßen
>>
>> Volker Quaschning
>> ________________________________________
>> Prof. Dr. Volker Quaschning
>> Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Berlin
>> FB1 - Regenerative Energien
>> Wilhelminenhofstr. 75A, D-12459 Berlin
>> Tel: 030/5019-3656
>> E-Mail: volker.quaschning AT htw-berlin.de
>> <mailto:volker.quaschning AT htw-berlin.de>
>> Web: re-master.htw-berlin.de <http://re-master.htw-berlin.de>
>> www.volker-quaschning.de <http://www.volker-quaschning.de>
>> ________________________________________
>> *Mülltrenner, Müsliesser & Klimaschützer* Hier finden Sie alles, was
>> Sie schon immer ÃŒber sichere Kernkraftwerke wissen wollten.
>> Beim Hanser Verlag. Im Buchhandel.
>> Umweltfreundliche Leseprobe? Aber gerne.
>> <http://www.volker-quaschning.de/publis/muelltrenner/index.php>
>>
>> Am 23.09.2012 21:56, schrieb Gunnar Kaestle:
>>> Hallo Herr Quaschning,
>>>
>>> es gibt eine seit geraumer Zeit schwelende Auseinandersetzung um den
>>> Begriff generative Energien vs. regenerative / erneuerbare Energien.
>>>
>>> Welche Bedeutung bemessen Sie dem Adjektiv "generativ" zu?
>>>
>>> Mit Clausthaler GlÃŒckauf,
>>>
>>> Gunnar Kaestle
>>>
>>>
>>> Bernd schrieb:
>>>> Hi!
>>>>
>>>>
>>>> Seit nun 2 Jahren kommt die Diskussion immer wieder auf.. wir hatten
>>>> sie bis hoch zum Bundesparteitag..
>>>>
>>>> und die grosse Mehrheit hatte es dann letztendlich fÃŒr gut befunden.
>>>>
>>>> Daneben gab es viele Fachargumente die ÃŒber div. Themenbereiche
>>>> gingen..
>>>> von Energie, Ressourcen, Wissen, Bildung und auch
>>>> Marketingstrategien...
>>>> und ÃŒberall kam letztendendes PRO raus.
>>>>
>>>> Und es gibt so viel zu tun, so viel Arbeit liegt da.. dies muss
>>>> erledigt werden, nicht die x-te Wiederholung der Diskussion.
>>>> SelbstbeschÀftigung ist inn, ich weis... man kanns aber auch 
>>>> einfach mal bleiben lassen.
>>>>
>>>> Und auf umwelt.piratenpartei.de wir demnÀchst ein Text eines Profs
>>>> dazu erscheinen..
>>>>
>>>>
>>>> :)
>>
>> -- 
>> Ag-umwelt mailing list
>> Ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
>> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-umwelt
>> http://wiki.piratenpartei.de/AG_Umwelt/Mailingliste/Regeln
>>
>