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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Energiepolitik/Klimapolitik

ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Energiepolitik/Klimapolitik


Chronologisch Thread 
  • From: Gunnar Kaestle <gunnar.kaestle AT gmx.net>
  • To: Mailingliste der AG Energiepolitk <energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>
  • Cc: "ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de" <ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Energiepolitik/Klimapolitik
  • Date: Tue, 12 Jun 2012 19:40:29 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Schrage schrieb:

[Ökosteuergesetzgebung]

Bei der konkreten Umsetzung ist man dann von diesem Ziel bei der
Verteilung der Einnahmen teilweise abgewichen, soweit ich es weiß
aber bis heute nicht wesentlich. Jedenfalls basierte die oft
geäußerte Kritik, die Einnahmen flössen nicht in die Förderung
erneurbarer Energien, auf der Unkenntnis der Zielsetzung.

Steuern kann der Staat im Gegensatz zu Gebühren völlig zweckungebunden
verwenden. Das er das in diesem Fall nicht gemacht hat ist eine löbliche
Ausnahme, die sogar verfassungsrechtlich geprüft wurde.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gesamtdeckungsprinzip#Funktion_und_Begr%C3%BCndung


Leider ist die richtige Idee (meine Meinung) dann nicht weiter
verfolgt worden, eine Fortschreibung des Gesetzes (wie beim EEG) ist
an der "Schwäche und dem Unwillen" der nachfolgenden Politiker
gescheitert.

Ich sehe in der Ökosteuer als Umschichtung zwischen den
Produktionsfaktoren Energie & Arbeit sogar noch viel mehr revolutionäres
Potential als bei der Unterstützung im Umbau des Energiesystems. Das hat
etwas mit einer komplett anderen Basis unseres Wirtschafts- und
Gemeinwesens zu tun.

Es fehlt in diesem Mengeninstrument eine Preisüberwachung, mit
einer Rückkopplung auf den Cap, damit der CO2-Preis als
zuverlässige Anreizgröße überhaupt wirken kann. Von den Nachteilen
einer komplizierten Abwicklung und dass nur Großemittenten das
organisatorisch handlen könne, rede ich erst gar nicht.

Genau hier möchte ich mit einem neuen Konzept ansetzen, aber nicht
hier.

Hier und doch nicht hier? Wann und wo denn dann?

Das "Recht (!?!) auf CO2 Emission" ist begrenzt[..] Von heute ca.
10 Tonnen/Kopf und Jahr auf ca. 2 Tonnen.

Sowas hat auch Rademacher für den globalen Transfer vorgeschrieben.
Jedes Land bekommt pro Einwohner ein Emissionsguthaben von 2 t
zugewiesen (das war glaube ich mal der Durchschnitt). Länder haben
dann ihr CO2 Budget, dass sie individuell in Summe beeinflussen
können. Über- und Untermengen können internationale von Land zu
Land gehandelt werden, so fließt dann Geld in ein Land mit nur 1
oder 0,5 t/E aus Europa (10t) oder den USA (20t). Der einzelne
Bürger ist IMHO überfordert damit, sein persönliches
Emissionguthaben zu verwalten, das ist auch viel zu kleinzellig.
Das kann dann landesspezifisch geregelt werden, z.B. per EEG plus
andern Maßnahmen wie der KfW-Förderung für energetische
Sanierungen.

Wer auch immer es auch vorgeschlagen hat (Wer ist Rademacher?), es
ist die Zielvorgabe für 2050 (enthalten ist auch ein Reduktionsweg
dorthin) , die auch Frau Merkel öffentlich akzeptierte als sie noch
als "Klimakanzlerin" auftrat. Wir können als Piraten etwas anderes
fordern bzw. für richtig halten. Allerdings ergeben sich die zwei
Tonnen aus den Vorgaben des IPCC und der simplen Annahme "gleiches
Recht für Alle Menschen in allen Ländern". Eben dies kann aber an
anderer Stelle diskutiert werden. Wichtig ist mir bei diesem Ansatz
die Zuweisung des Emissionsrecht an jeden Bürger(!) und nicht an den
Staat. Die Verwaltung und Abwicklung lässt sich meines Erachtens
extrem einfach, effektiv und vor Allem gerecht gestalten. Genau dafür
möchte ich einen Vorschlag entwickeln.

Hm, ein Pro-Kopf-Konto für 7 Milliarden Menschen stelle ich mir
verwaltungstechnisch schwierig vor, insbesondere wenn es um die
Erfassung der Einzelemissionen geht. Bei ETS der EU werden ja auch nur
Anlagen mit 20 MW Feuerungswärmeleistung erfasst, weil das
Aufwand/Nutzen Verhältnis zu ungesund ist. Auf nationaler Ebene lassen
sich Energien und Emissionen leichter erfassen. Es ist wahrscheinlich
schon illusorisch genug ein multilaterales Klimaabkommen innerhalb aller
UN-Mitglieder hinzubekommen. Jeder Staat kann dann selber entscheiden,
welche Maßnahmen er umsetzt, um die Vorgaben zu erreichen:
CO2-Handel, CO2-Steuer, Förderung von Kernkraftwerken, Einspeisetarife
für Wind und Solar, Kredite für Effizienzverbesserungsmaßnahmen, etc.

Die AG-Klimapolitik werde ich mit Anderen gründen, ein Vortreffen hat
es schon gegeben. Ich habe dafür sehr einfache Gründe:

Es gibt bisher keine formulierte Position der Piraten zum Thema
Klima, zumindest kann ich auf Bundesebene keine Solche finden (daher
auch mein Antrag an den BPT, der aber nicht behandelt wurde).

Wie stark hast Du in der AG Umwelt und hier gesucht, bzw. deine Thesen
hier und da in die Diskussion eingebracht?

Klimaschutz umfasst neben CO2- zumindest auch CH4- und N2O Emissionen
sowie Stoffe, die die Bildung von bodennahem Ozon verursachen
(Wasserdampf ist zwar das wichtigste Treibhausgas, aber die direkten
Emissionen sind im Vergleich zu der Bildung durch Verdunstung
gering).

Der Fokus liegt aber auf der CO2-Frage, weil die Beantwortung derselben
den größten Impakt hat. Natürlich kann man auch noch andere Klimagase
betrachten und den Verlust an Kohlenstoffsenken (Torfschichten,
Regenwald, etc.) aber da sehe ich auch ein Betätigungsfeld für die AG
Umwelt.

Klimapolitik ist aus meiner Sicht von zentraler Bedeutung und ist es
allemal Wert in einer eigenen AG behandelt zu werden. Niemand muss
diese Meinung teilen, es muss Keiner mitmachen. Wenn es Ergebnise
gibt, werden sie vorgestellt und ggf. abgestimmt.

Klimapolitik ist von zentraler Bedeutung, aber ich sehe in der
Vereinigungsmenge AG Umwelt und AG Energiepolitik einen genügend hohen Deckungsgrad. In einer Neugründung einer AG Klimapolitik sehe ich nach wie vor die Gefahr einer Verwässerung und Verzettelung, nicht nur weil die Personalressourcen aller Aktiven ggf. noch stärker verteilt werden, sondern weil auch der interne Abstimmungsbedarf steigt. Ich hab z.B. auch die E-Mailliste der AG Umwelt abonniert, schau in den Digest aber nur selten rein, weil ich schon genug Zeit hier investiere.

Personalressourcen aus dieser AG müssen nicht bemüht werden (außer
meiner).

Die Personalressourcen der AG Klimapolitik sehe ich im Stress, wenn neben der programmatischen Arbeit in der eigenen AG auch noch die Quervernetzung zur AG Umwelt / Energiepolitik erfolgen soll. Ich halte es für einen geschickteren Ansatz, sich z.B. in der AG Umwelt mit diesem Thema zu verankern und durch eine personelle Brücke die Ergebnisse auch in die AG Energiepolitik zu tragen.

In dieser AG läuft auf teilweise hohem Niveau oft eine sehr
techniklastige Debatte, sie reicht thematisch von der
Ausgangssignalqualität von Wechselrichtern bis zu Fragen der
Energieübetragungstechnik. All das ist sehr interessant, teilweise
kann ich aber nicht den Zusammenhang zur EnergiePOLITIK erkennen.

Die Energiepolitik steht ja nicht im luftleeren Raum, sondern muss ihre Lenkungswirkung auf Basis der Physik, der damit verbundenen Technik sowie der Energiewirtschaft entfalten. Daher sehe ich die Aufgabe der AG nicht nur darin, Programme mit populären Forderungen zu entwerfen, sondern auch die Basis für das zu vermitteln, was die Welt im Innersten zusammenhält. Ich geb mir unter anderem auch deswegen Mühe mit meinen ausschweifenden Erläuterungen, weil ich davon überzeugt bin, dass noch nicht alle Mitglieder auf dem gleichen Wissenstand sind. Das gehört IMHO auch dazu: die Teilnehmer auf ein ähnliches Know-How-Niveau zu heben, von wo aus man evidenzbasierte Entscheidungen treffen kann.

In der Politik "kommt es meistens zu einer Tragödie, wenn Erregung und
Träumerei zusammen auftreten" (vgl. S. 45). Es bleibt abzuwarten,
inwiefern der gewünschte Strukturwandel in der Energiewirtschaft
gelingt. Man erachtet es als eine "wesentliche Bringschuld der Ingenieure die Beteiligung am politischem Diskurs, der ja zur Zeit im wesentlichem von Lehrern und Juristen geführt wird" (vgl. S. 76).

Zitate aus VDI-Gesellschaft Energietechnik (Hrsg.): Energieversorgung
und Ethik, VDI-Berichte 1795, Workshop Düsseldorf 26. November
2002; VDI Verlag; Düsseldorf; 2002.

Gruß,

Gunnar


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  • Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Energiepolitik/Klimapolitik, Gunnar Kaestle, 12.06.2012

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