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Re: [Ag-umwelt] Solare Millenniumszyklen überall: Regenmengen in Südost-Australien
Chronologisch Thread
- From: volker jaenisch <volker.jaenisch AT inqbus.de>
- To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Ag-umwelt] Solare Millenniumszyklen überall: Regenmengen in Südost-Australien
- Date: Wed, 16 May 2012 02:29:37 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
Ahoi! Der Artikel auf der "Kalten Sonne" ist nicht einfach zu verstehen. Um etwas Klarheit zu schaffen sollten wir den Artikel in die zugrunde liegenden Ebenen aufteilen: * Zunächst gibt es die Ebene1 des Artikels auf der Kalte-Sonne-Website: Autoren, vermutlich die Buchautoren. * Darunter liegt die Ebene2 des aktuellen Papers http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0033589411001244 , welches nur Eingeweihte mit genügend Geld oder Hochschulkontaken komplett lesen können. * Darunter wiederum liegt die Ebene3 der Paper auf die sich in beiden Papers bezogen wird, diese ist mit etwas Google durchaus transparent zu machen. [Die Ebene 2 mag ich mal als Herrschaftswissen charakterisieren, welches wir Piraten ja strikt ablehnen. Nichts lässt sich aber so gut instrumentalisieren wie Wissen zu dem man nur selber Zugang hat. Um es zu verdeutlichen: Da meine Frau gerade in Granada eine LIDAR-Vorlesung hält komme selbst ich nicht an das Paper ran. OPEN ACCESS für alle wissenschaftlichen Veröffentlichungen!] Ich werde im weiteren um die Aussagen von mir ein Ebenen Tag <Ebene1> bis <Ebene3> einfügen damit niemand durcheinander kommt. <Ebene1> Klickt man bei der Seite http://www.kaltesonne.de/?p=3364 auf weiter lesen so kommt man zu einer Grafik, die nach der Meinung der (im übrigen ungenannten) Autoren dieses Artikels belegen soll, dass es eine Übereinstimmung der Proxydaten aus Australien mit der solaren Aktivität geben soll. Erstaunlich ist, dass sich diese Grafik in der Orginalveröffentlichung nicht findet und auch die Bildunterschriften nicht übereinstimmen. Auf Ebene1 heißt eine wichtige Quelle G Bond, 2001. Auf Ebene2 im Paper heißt es G Bond, 1999. Diese redaktionelle Anpassung, wenn man es denn noch so nennen kann, ist nirgendwo kenntlich gemacht. Was verblüßt ist, dass in einem Paper das einen Zusammenhang zwischen solarer Aktivität und den eigenen Proxy-Daten herstellen will, die solare Aktivität gar nich auftaucht. In diesem Diagramm sind dagegen aufgetragen die Kaltphasen des Nord-Atlantiks aus dem Paper von G Bond, 2001: http://www.essc.psu.edu/essc_web/seminars/spring2006/Mar1/Bond%20et%20al%202001.pdf </Ebene1> <Ebene2> Wieso von den Australiern in ihrem Paper in dem Diagram nicht die solare Aktivität (wie z.b. in meinen Spreadsheet zu finden) genommen wurde ist mir unklar. Warum nehmen sie zum Beleg einer Übereinstimmung mit der Sonne nicht die solare Aktivität sondern andere Proxy-Daten, die von der Sonne abhängen? Warum wurde, wenn schon Sedimentproben vorliegen nicht aus diesen die solare Aktivität über Messungen der Radionuklide gewonnen? Der Vergleich mit andere Marinen oder Hydrologischen Proxies macht natürlich schon Sinn, da man in gewisser Weise ein Schließungsexperiment macht. Aber dann sollte man sehr vorsichtig sein, wenn man daraus einen Zusammenhang mit der Sonne konstruieren will. Ideal wäre: Meßgröße z.B. Temperatur (Thermometer) <-> Solare Aktivität (z.B. Satellit) Üblich ist: Meßgröße über Proxy in Probe <-> Solare Aktivität (aus der Probe über Radionuklide) Vorhanden war: Proxy: Tierchen und Sandkörner in einem Wasserloch in Australien Verglichen wurde mit Proxy: Tierchen und Sandkörner <-> Meerestemperatur im N-Atlantik <-> Solare Aktivität Warum wurde nicht verglichen: Proxy: Tierchen und Sandkörner <-> Solare Aktivität (Nukledide aus dem vorliegenden Bohrkern) </Ebene2> <Ebene1> Weiter irritiert mich in der Bildunterschrift der lapidare Satz: """ Leichte zeitliche Abweichungen bewegen sich innerhalb der methodischen Ungenauigkeit der Altersdatierung. """ Diese "leichten zeitlichen Abweichungen" zwischen den Peaks bei den Proxys und den Kaltphasen betragen durchaus mal einige hundert Jahre. </Ebene1> <Ebene3> Schauen wir doch mal in die primäre Quelle auf die sich das Australische Paper stützt: Dei Nordatlantik-Temperaturen, welche als Vergleich für die Solare Aktivität herhalten müssen. Bond schreibt in seinem Paper, """ the term cycle does not imply periodicy """ S. 2132 rechts oben. Von daher sollte sehr vorsichtig mit diesem Begriff umgegangen werden! Auf Seite 2133 links oben: """ The correlation coefficient between the nuclide production records and both the stacked marine records range from 0.44 to 0.56. """ Die Nuklidbildungsrate ist ein üblicher Proxy für die solare Aktivität. Das bedeutet, dass im besten Fall etwa 31% = 0.56*0.56 der Variabilität der Nordatlantik-Temperatur auf die Sonne zurückzuführen sind. Das ist im übrigen konsistent mit aktuellen Abschätzungen des solaren Einfluss, die ich bisher hier vorgestellt habe. Ich denke 25% sind ein guter Mittelwert über die Veröffentlichungen der letzten 10 Jahre. </Ebene3> <Ebene2> Lägen die Proxy-Kurven aus Australien exakt über denen der Meerestemperatur aus dem Nord-Atlantik, so wären ebenfalls 30% derer Varianz durch die Sonne erklärbar. Leider werden aber nicht die Kurven beider Proxy-Daten übereinander geplottet sondern nur graue Balken bei den Maxima der N-Atlantik-Daten gemalt was eine unverzeihliche Datenreduktion darstellt. Da aber alleine bei den Maxima schon zeitliche Abweichungen von z.T. mehreren hundert Jahren liegen ist anzunehmen, dass die Übereinstimmung der beiden Proxy-Kurven deutlich unter 100% liegt. Damit ist anzunehmen, dass die Korrelation mit der solaren Aktivität bei den Australischen Proxydaten noch deutlich geringer ausfallen dürfte als bei der N-Atlantik-Temperatur. Das ist kein logisch vollständiger Schluss. Es könnte theoretisch sogar sein, dass die Proxy-Daten aus Australien sogar eine höhere Korrelation mit der solaren Aktivität aufweisen als die N-Atlantik-Daten. Aber da dieser direkte Vergleich von den Autoren gemieden wurde ist das wohl kaum der Fall. </Ebene2> Was uns zurück zum Ausgangspunkt dieser Analyse führt, was uns die Kalte Sonne oder Klaus Öllerer eigentlich damit sagen wollen. Eine der Kernthesen der sogenannten Klimaskeptiker ist, dass der aktuelle Klimawandel eine völlig natürliche Angelegenheit ist, welche völlig losgelöst von unserem menschlichen Handeln ein quasi schicksalhaftes Eigenleben führt. Als Antrieb dieser natürlichen Klimaveränderung wurden über die letzten Jahre von Klimaskeptikern immer "neue" Ideen ins Feld geführt, wobei ich das Wort neu bewusst in Anführungsstriche setze, weil diese Klima-Antriebe schon seit vielen Jahrzehnten intensiv erforscht werden. Die wahren Klimaskeptiker sind die Klimaforscher. Es gibt nicht viele Menschen die dazu taugen sich mit solch frustrierenden Dingen wie der Klimaforschung zu beschäftigen: Das Labor ist so groß wie die Erde und kein Experiment ist wiederholbar. Wer in diesem Umfeld nicht äußerst skeptisch und zurückhaltend forscht ist schnell am Ende. Aber zurück zur aktuellen goldenen Kuh der sogenannten Klimaskeptiker - der Sonne. Es gibt einen breiten Konsens unter den Klimaforschern, dass die Sonne und deren Aktivität etwa 25% der Variabilität unseres Klimas erklärt. Die restlichen 75% sind also andere Faktoren. Diese sind: * die Position und Neigung der Erde * die geologischen Veränderungen der Erde, Kontinentalplattenbewegungen * die Meere welche ungeheure Energiemengen aufnehmen und verschieben können. * die Vulkane welche mit Aerosolen die Erde für ein paar Jahre oder auch Jahrzehnte verschleiern können * Organismen, welche die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre oder die Albedo der Erde verändern Es gibt keinen Dissens unter den Wissenschaftlern über diese Aussage, aber natürlich jahrzehnte dauernde Streitigkeiten darüber ob der Einfluss der Meere nun X% oder X.5% ist. Oder ob man Baumringe als Proxy verwenden kann oder es lieber sein lassen sollte. In der Wissenschaft unstrittig ist, dass es einen Organismus auf der Erde gibt, der zumindest in den letzten 150 Jahren massiv die Atmosphäre der Erde als auch deren Albedo verändert: Wir. Diese antropogene Veränderung ist mindestens zehn mal so stark wie die stärkste Fultuation der solaren Aktivität und im Gegensatz zu dieser sehr viel länger (etwa 1600 Jahre) wirksam. Kein Klimawissenschaftler kann momentan sagen, ob wir den antropogenen Klimawandel noch aufhalten können, oder nicht. Das sogenannte 2Grad-Ziel ist nicht wissenschaftlich fundiert. Es ist wie die Marke von 5000 Punkten beim DAX eine rein willkürliche Schwelle die die Politik gezogen hat. Keiner von uns Wissenschaftlern kann beweisen oder widerlegen, dass unserer Erde 2 Grad aushält oder nicht. Denn wie schon oben gesagt: Unser Labor ist so groß wie die Erde und kein Experiment ist wiederholbar. [*] Das einzige was wir tun können ist das aktuell fehl laufende Experiment abzubrechen und hoffen. Dieser letzte Satz [*] ist was die Diskussion von Klimawandel auf dieser Liste angeht IMHO der einzige diskutierbare Punkt. Über alles andere gibt es einen wissenschaftlichen Konsens. Es geht also nur noch um die Frage ob wir aktiv etwas unternehmen wollen den Klimawandel aufzuhalten oder ob wir auf Menschen hereinfallen wollen, die uns weiß machen wollen, dass das alles doch kein Problem ist: * Wir haben doch genug Energie für alle für beinahe immer * Es ist doch nur die Sonne die das Klima verändert, WIR aber nicht! * Wir können so weitermachen wie bisher ohne das was passiert Das sind viel zu einfache Antworten auf viel zu schwierige Fragen. Beste Grüße Volker -- Dr. Volker Jaenisch Geschäftsführer Inqbus GmbH & Co. KG Softwareentwicklung, Consulting & Hosting Karl-Heine-Straße 99 | 04229 Leipzig | Deutschland Telefon: +49 341 989758-96 Fax: +49 341 989758-79 E-Mail: volker.jaenisch AT inqbus.de Web: http://inqbus.de/ Persönlich haftende Gesellschafterin: Inqbus Management GmbH (Amtsgericht Leipzig, HRB 27350) Vertretungsberechtigte Geschäftsführer: Maik Derstappen, Dr. Volker Jaenisch, Thomas Massmann, Markus Zapke-Gründemann Registergericht: Amtsgericht Leipzig Registernummer: HRA 16424 Umsatzsteuer-Identifikationsnummer: DE278744671 |
- [Ag-umwelt] Solare Millenniumszyklen überall: Regenmengen in Südost-Australien, klaus.oellerer, 15.05.2012
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