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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] Schon wieder Mist von der Regierung >>> Quecksilberund E-Sparlampen >>> unser STIL könnte besser sein

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Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] Schon wieder Mist von der Regierung >>> Quecksilberund E-Sparlampen >>> unser STIL könnte besser sein


Chronologisch Thread 
  • From: "Dr. Volker Jaenisch" <volker.jaenisch AT inqbus.de>
  • To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] Schon wieder Mist von der Regierung >>> Quecksilberund E-Sparlampen >>> unser STIL könnte besser sein
  • Date: Mon, 31 Oct 2011 23:15:49 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Ahoi Manfred!

On 31/10/11 21:36, Manfred Plechaty wrote:
eine kurze Antwort zu Volker: ich finde Vertrauen gut, selber Wissen, Kontrolle, auch andere Meinungen einholen und gegenüberstellen ... besser. Gerade Fachleute (nichts gegen Dich Guido, ich bin selber einer) unterliegen auch oft ihrer Fachbrille. Es wäre falsch zu glauben, es gibt den Allwissenden. Mit genügend Erfahrung weiß man, jeder macht Fehler, verbohrt sich manchmal in Aussagen, nimmt Fehlinformation als wahr an oder urteilt aus Emotionen heraus.
Ich wollte hier miemanden (keinen Menschen) als unfehlbar darstellen. Menschen haben Meinungen und unterliegen Fehleinschätzungen, Emotionen usw.
Es gibt aber hinter den Fachleuten die Wissenschaft, welche interpersonell ist. Damit wird die Wissenschaft an sich deutlich robuster als es einzelne Menschen sein können.
Wenn also nun ein Fachmann wie Guido auf das ihm bekannte Wissen verweist so kann er nicht frei enscheiden auf was er verweist, denn es gibt in der Regel immer eine vorherschende wissenschaftliche Erkenntnis. Die Esoteriker und andere Desinformationsquellen haben es da viel einfacher. Sie finden immer noch einen Guru oder einen Spinner der behauptet was gerade nützlich für die Desinformation ist.

Aus genau diesem Grund z.B. ist der IPCC-Bericht das Angriffsziel der Klimawandelleugner. Der Bericht ist die beste Zusammenfassung der wissenschaftlichen Erkenntnis auf dem interdiszipliären Themengebiet Klimawandel. Und es ist genau die Basis auf die sich alle Meteorologen, Ozeanologen, Physiker, Chemiker, Geologen usw. stützen, wenn sie Aspekte des Klimawandels beschreiben oder dazu argumentieren. Die Logik dahinter ist einfach: Mache die Diskussionsgrundlage unglaubwürdig und mache so alle die sich darauf stützen unglaubwürdig. Leider ist diese Strategie äusserst erfolgreich.
Die Wahrheit zu finden ist schwierig, aber muß natürlich immer angestrebt werden (und kann sich morgen ändern!).
Wahrheit ist ein schwieriger Begriff. Er hat etwas von Göttlichkeit und ist daher in einer Debatte um naturwissenschaftliche Probleme etwas fehl am PLatze.

Es ist die Aufgabe der Wissenschaft unsere Realität bestmöglich zu beschreiben. Das hat mit Wahr und Falsch weniger zu tun als mit besser oder schlechter.
Eine wissenschaftliche Theorie ist nicht wahrer als eine andere, sie ist besser indem sie z.B. genauere Aussagen ermöglicht. Oder sie ist besser, weil sie für die gleiche Aussage weniger voraussetzungen benötigt. Letztenlich ist aber keine Theorie wahr im Sine einer unumstößlichen (evtl. göttlichen) Wahrheit  oder eines mathematischen Beweises.
Eine Theorie ist immer eine Annäherung an die bestmögliche Beschreibung der Realität - Sie ist nicht die Realität und sie wird die Realität auch nie perfekt approximieren.
Daher ist der Wahrheitsbegriff auf Wissenschaft angewendet irrführend. Wenn etwas nicht wahr ist muss es falsch sein, oder eine Lüge? Diese Begrifflichkeit leitet dann schnell zur individuellen Fehlbarkeit von Menschen und zur Diskreditierung der Wischenschaft selbst.
Bitte bleibt offen und wachsam, lasst alle zu Worte kommen, bildet Euch nur langsam eine Meinung und wenn dann die Zeit reif ist wird beschlossen was wir machen. Je mehr an Informationen in einer Welt herumgeistern umso mehr verstehe ich, dass nicht mehr jeder das selbe denkt. So wie wir hier miteinander umgehen sollte es doch auch ein Vorbild für alle Bürger sein. Wer Offenheit fordert muss auch selbst offen sein und die Welt ändert sich schnell.
Nichts gegen ein offenes Spiel der Meinungen. Auch wenn hier so gut wie jeder gegen die Atomkraft ist hat doch jeder eine individuelle Meinung dazu wie der Atomausstieg zu bewerkstelligen ist.

Aber wie Guido schon in einer anderen EMail gerade anmerkte: Es kann nicht sein, dass jeder andere Fakten hat.
Es kann nur eine bestmögliche Beschreibung der Welt geben. Sollte es tatsächlich einmal zwei Theorie geben, welche gleich gut etwas beschreiben können ,dann sind immer noch in der Regel die Gültigkeitsgrenzen der selben unterschiedlich.

Wir sollten uns von daher darauf verständigen, was wir als Fakten gelten lassen wollen. Für mich ist ein Fakt etwas was belegt wird, durch Beweis oder fehlenden Gegenbeweis.
Der Beweis (z.B: ein Experiment) muss von unabhängigen anderen positiv nachvollzogen worden sein, oder zumindest potentiell nachvollziehbar sein (was aber eine geringere Qualität aufweist).

Dinge wie Erdstrahlen, Wünschelruten, Nullpunktsenergie, kalte Fusion, Perpetuum Mibiles mit Magneten, Quantengeneratoren die auf die Bezinleitung gesteckt werden, Elektrosmog usw. sind alle untersucht worden und es ist nichts gefunden worden. Ich verstehe daher sehr gut, dass Guido auf so was etwas allergisch reagiert.

Z.B. die Kernfussion ist dagegen obwohl es nicht funktioniert ein anderes Thema. Es gibt keinen positiven Beweis, dass man damit auf der Erde überhaupt oder besser Energie erzeugen kann als mit AKWs. Dieser Beweis kann aber potentiell erbracht werden. Hier ist nun unsere politische Meinung gefragt: "wollen wir das oder wollen wir es nicht". Wollen wir es fördern weil es potentiell die Energieprobleme der Zukunft löst, oder wollen wir die dafür nötigen Resourcen lieber in andere Forschungsfelder investiert sehen, wie z.B. Solarenergie. Aber anstelle dieser Diskussion eine Diskussion um die kalte Fusion zu führen hilft nicht weiter.

CCS stößt definitiv hier auf Ablehnung. Aber wie sieht es aus mit der Unterseeischen Lagerung von CO2.
"Die sicherste, aber auch teuerste Option, CO2 aus dem Klimasystem zu entfernen"
http://www.heise.de/tp/artikel/35/35746/1.html
Obwohl das nahe an Geoengineering ist, finde ich es wert darüber nachzusinnen. Sollte man das CO2 dort unten wirklich gut binden können wäre dies evtl. tatsächlich eine Brückentechnologie. Natürlich würde dies voraussezen dass die CO2 erzeugende Industrie dann noch rentabel arbeiten kann, was ich bezweifle. Aber ich befürchte, dass wir in absehbarer Zeit Technologien brauchen um zu retten was zu retten ist.

Diese Themen nur mal so eingestreut um zu zeigen wie ich mir den Umgang mit Meinungen, Fakten und Flexibilität vorstelle.

Beste Grüße

Volker




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