ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Ag-umwelt mailing list
Listenarchiv
- From: René Heinig <hren AT hrz.tu-chemnitz.de>
- To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [Ag-umwelt] Fwd: Re: [Bundesparteitag] Piratige Energiepolitik
- Date: Mon, 21 Mar 2011 15:57:56 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
FYI -------- Original-Nachricht -------- Betreff: Re: [Bundesparteitag] Piratige Energiepolitik Datum: Sun, 20 Mar 2011 07:11:23 +0100 Von: Bodo Thiesen <bothie AT gmx.de> Antwort an: Parteiprogramm und Änderungsanträge <parteiprogramm AT lists.piratenpartei.de>, Bundesparteitag <bundesparteitag AT lists.piratenpartei.de> An: Hauptmailingliste der Piraten <aktive AT lists.piratenpartei.de>, Bundesparteitag <bundesparteitag AT lists.piratenpartei.de>, Parteiprogramm und Änderungsanträge <parteiprogramm AT lists.piratenpartei.de> x-post aktive, bpt, programm, bitte eine Liste (vorzugsweise programm - reply-to ist gesetzt) für Antworten auswählen. Für die Leser von bpt und prg: Slash hat den Entwurf der AG Energiepolitik auf die Aktivenliste gesetzt. Dort hat der Entwurf recht viel Kritik geerntet - auch von mir. Wer aber kritisieren kann, soll auch besser machen können. Ich habe mich daher daran begeben, die *mir* wichtigen Forderungen zusammen zu schreiben, dabei ist ein Text entstanden, den ich hiermit zur Diskussion stellen möchte. Ich habe ein Pad unter http://piratenpad.de/Energiepolitik auf gemacht, dort dürfen Verbesserungen und Erweiterungen gerne eingearbeitet werden. Entfernt werden sollte grundsätzlich nicht, gerne dürfen aber entsprechende Hinweise und Kritiken diesbezüglich angebracht werden. Alles was hinreichend strittig ist, kann dann als separater Antrag gestellt werden, so dass nicht wegen einer Kleinigkeit gleich alles abgelehnt werden muss. Ich habe in diesem Entwurf darauf geachtet, dass keine konkreten Techniken gefordert werden, so welche genannt werden, sind es nur Beispiele. Dabei soll es bitte bleiben. Denkt daran: Das soll Teil des *Grundsatz*programms werden. In Pressemitteilungen, Talkshows, Interviews und Wahlprogrammen ist immer noch Gelegenheit, konkrete Techniken zu fordern - auch mein Favorit NORGER zur Anbindung der norwegischen Pumpspeicherkraftwerke an das Deutsche Stromnetz habe ich nur allgemein beschreibend als Beispiel internationaler Kooperation erwähnt. ;) Gruß, Bodo == Energiepolitik == Eine fortschrittliche Zivilisation wie Deutschland und Europa ist auf große Mengen nutzbarer Energie angewiesen. Nur so kann die Automatisierung und Mobilität aber auch der Lebensstandard gehalten und verbessert werden. Diese Energie sicher und zuverlässig zur Verfügung zu stellen, ist daher ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Aufgrund immer knapper werdender fossiler Energieträger entschieden sich viele Länder, darunter Deutschland, die Kernenergie zu nutzen. Doch auch Uran ist ein begrenzter Rohstoff, schiebt also das unvermeidliche ausgehen der Energieträger nur hinaus. Ziel muss es daher sein, von endlichen Energieträgern hin zu generativen Energieträgern wie z.B. Sonne und Wind zu wechseln. === Kernkraft als Auslaufmodell === Viele Störfälle - als die verheerendsten seien hier Three Mile Island, Tschernobyl und Japan genannt - zeigen, dass die Menschheit die Kernkraft sicherheitstechnisch noch nicht im Griff hat. Zwar sind deutsche Kernkraftwerke wahrscheinlich die sichersten auf der Welt, aber eine reelle Gefahr eines Störfalles, der zum Kernunfall mit großflächiger Verstrahlung führt, geht auch von deutschen Kernkraftwerken aus. Bisher wurden die zu ergreifende Maßnahmen im Falle eines solchen Störfalles nicht weiter thematisiert, diese hinter dem verharmlosend Restrisiko genannten Begriff versteckten Szenarien wurden ausgeblendet und im Falle des Eintritts eines solchen Ernstfalles wäre Deutschland völlig hilflos. Daher muss das Ziel verantwortungsbewusster Politik sein, Kernkraftwerke schnellstmöglich abzuschalten. Bis es zur Abschaltung kommt, ist hingegen alles zu tun, um die radioaktiven Ausstöße so weit wie technisch machbar zu reduzieren und die Sicherheit der kerntechnischen Anlagen ebenfalls so weit wie technisch machbar zu erhöhen. === Forschung auf dem Gebiet der Kernkraft === Obgleich die Technik heute unserer Ansicht nach nicht ausreichend sicher für eine produktive Anwendung ist, so sehen wir dennoch die Chance, durch Forschung Fortschritte auf diesem Gebiet zu machen und eines Tages vielleicht die Kernkraft zu einem sicher Nutzbarer Energieherstellung zu machen - wenn nicht auf der Erde so vielleicht aber im Weltraum, wo man mit Ressourcen wie Sauerstoff viel sparsamer umgehen muss und daher z.B. Verbrennungsprozesse zur Energiegewinnung nicht in Frage kommen. Daher soll die Forschung auf dem Gebiet der Kernspaltung auch im Hinblick auf die Energiegewinnung weiter gefördert werden, dazu notwendige Versuchsreaktoren dürfen weiterhin gebaut und betrieben werden, solange von diesen keine relevante Gefahr für die umliegende Bevölkerung ausgeht und der primäre Zweck die Forschung ist. === Umgang mit hochradioaktiven Stoffen aus dem Betrieb bisheriger kerntechnischen Anlagen === Ein großes Problem im Betrieb kerntechnischer Anlagen sind die Endprodukte in abgebrannten Brennstäben, die in bisherigen Kernkraftwerken nicht mehr zur Energieproduktion genutzt werden können aber dennoch hochradioaktiv sind und nach derzeitigem Kenntnisstand einige hundert tausend Jahre sicher gelagert werden müssten. Wir wissen nicht genau, wie die Welt vor einigen Tausend Jahren aussah, selbst die Hieroglyphen der Ägypter waren über Jahrhunderte hinweg nicht entzifferbar. Ebenso wenig können wir Aussagen über die Zukunft anstellen. Es ist daher hanebüchen anzunehmen, dass das Wissen um die Lagerstätten hochradioaktiver Stoffe innerhalb von hundert Tausenden von Jahren nicht verloren geht. Die Endlagerung ist folglich keine Option. Daher sind neue Kraftwerkstypen zu erforschen und bauen, die auch diese Stoffe weiter verbrauchen können, hin zu stabilen und damit nicht radioaktiven Isotopen oder Isotopen, mit extrem hoher Halbwertzeit, die somit nur schwach radioaktiv sind oder extrem niedriger Halbwertzeit, die von selbst in kurzer Zeit zu stabilen Isotopen zerfallen und somit diese Stoffe effektiv unschädlich machen. Ziel muss sein, dass die Gefährlichkeit der verbleibenden Endprodukte nicht die Gefährlichkeit von Rohuranerz übersteigt. Diese Stoffe müssen dann zwar immer noch für einige hundert Jahre sicher gelagert werden, man kann aber Aufgrund der Wichtigkeit der Lagerung davon ausgehen, dass dieses Wissen innerhalb dieser Zeit nicht verloren gehen, oder gleichzeitig auch die technischen Möglichkeiten, die Lagerstätten zu erreichen mit in Vergessenheit geraten wird. === Erneuerbare Energien === Erneuerbare (generative) Energien wie Sonnenkraft und Windkraft, sollen verstärkt genutzt werden. Um die Unregelmäßigkeit der Energieproduktion auszugleichen, sind Speichertechniken zu entwickeln, Speicherwerke zu bauen und die Voraussetzungen für die Nutzung dieser Speicherwerke zu nutzen. Hierbei ist auch auf internationale Kooperation z.B. mit Norwegen zu setzen, die über viele Höhenunterschiede in ihrem Land verfügen, die sich für Wasserpumpspeicherkraftwerke nutzen lassen. Notwendige Ausbaumaßnahmen in die Infrastruktur sind den Netzbetreibern gesetzlich vorzuschreiben und durchzusetzen, damit z.B. keine Windkraftwerke mehr abgeschaltet werden müssen, weil mehr Strom hergestellt als verbraucht wird. === Mobilität === Die bisherige, schon über hundert Jahre alte Technik der Verbrennungsmotoren ist zu überdenken. Sie könnte z.B. durch die Technik der Elektromotoren ersetzt werden, da auf diese Weise auch die Mobilität auf erneuerbare Energien umgestellt werden kann. Dabei sind Energiespeichertechniken zu entwickeln und mindestens Europaweit zu normieren, die das Auftanken des Fahrzeugs in kürzester Zeit ermöglichen, entweder durch Schnellladetechniken, die ein Laden vieler Amperestunden in wenigen Minuten ermöglichen, oder durch ein Leihakkusystem vergleichbar mit dem Pfandflaschensystem. Neben batteriegepufferter elektrischer Antriebssysteme sind auch Antriebssysteme auf Basis der Brennstoffzellentechnologie denkbar. Der Brennstoff kann dabei durch elektrochemischer Vorgänge mittels erneuerbarer Energie hergestellt und in Tankstellen zum Betanken bereit gehalten werden. Auch so wäre eine Umstellung der Mobilität auf erneuerbare Energien möglich. === Biomasse === Der Biomasse (auch Biosprit) stehen wir skeptisch gegenüber. Zwar ist sie CO² neutral, allerdings steht sie - soweit nicht ausschließlich Abfälle aus organischem Ursprung genutzt werden - automatisch mit der Nahrungsproduktion in Konkurrenz. Dies treibt die Preise unnötig in die Höhe und macht Nahrung für die Menschen in Ärmeren Regionen unerschwinglich, was zu Hunger und Tod führt. Wir können es nicht verantworten, wenn durch unser Verlangen des Umweltschutzes Menschen verhungern und sterben müssen. Daher darf Biomasse zur Energiegewinnung nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen, solange Menschen hungern. _______________________________________________ Bundesparteitag mailing list Bundesparteitag AT lists.piratenpartei.de https://service.piratenpartei.de/listinfo/bundesparteitag |
- [Ag-umwelt] Fwd: Re: [Bundesparteitag] Piratige Energiepolitik, René Heinig, 21.03.2011
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