Re: [Ag-umwelt] Japan, ein zweites Lissabon?

["Dr. Volker Jaenisch" <volker.jaenisch AT inqbus.de>]

Ahoi!

Am 16.03.2011 13:53, schrieb Pirat Jens:
> Vernunft ist ja immer so eine Sache. Spaltreaktoren aufzugeben ist
> einerseits vernünftig, andererseits muss der Strom ja irgendwo her
> kommen und ITER sowie Desertec liegen noch weit in der Zukunft. 
Das ist richtig. Wir können jetzt nicht einfach alle Reaktoren
ausschalten. Wobei ich nicht mal
völlig davon überzeugt bin, dass es technisch nicht möglich wäre ohne
den Deutschen Atomstrom an sich auszukommen.
Aber dazu müssten zumindest die Netze umkonfiguriert werden und auch das
braucht Zeit.

Aber die Bevölkerung hat gesehen wie einfach es war ein AKW
abzuschalten. Sie wird
sich nicht mehr so einfach veräppeln lassen. Der Präzedenzfall ist da.
Ägyten, Lybien, Barain, usw. sind auch
Resultate eines Präzendezfalls.
> Außerdem
> spielt es ja keine Rolle, ob wir die AKWs hier abschalten und die Russen
> oder Franzosen dann einen Grund haben, noch ein paar neue zu bauen.
>   
Wenn der Strom aus Frankreich importiert werden sollte müsste auch ein
Netzausbau/Umbau erfolgen.
In dem Falle wäre also z.B. der Kostenfaktor Netzausbau keine Argument
mehr gegen die Erneuerbaren.

Weiterhin darfst Du die Vorbildfunktion nicht vernachlässigen. Wenn wir
es - selbst unter einigen Anstrengungen - schaffen ohne
AKWs auszukommen und das Geld, lieber in erneuerbare Energie
investieren, so macht dies anderen Lädern klar, dass es geht.
Wenn es in der BRD geht geht es auch in aderen Ländern. Östereich, die
Schweiz und Norwegen wären sowieso auf unserer Seite, da sie selber
keine AKWs haben.

Im Zuge dieser Umstellungen wird zum einen die deutsche Wirtschaft
angekurbelt und Technologie entwickelt die exportiert oder deren Produkte
vermarktet werden können. Ökostrom aus der BRD wäre auch ein Produkt.
> Was ich eher befürchte, ist dass die Panikmedien bald ein neues Thema
> haben und der ganze "Atomausstieg" wieder niemanden interessiert.
>   
Chernobyl ist bis heute in den Köpfen der Menschen präsent - zu recht.
Daran konnten auch die Medien nichts ändern.
Hinzu kommt das Ausmaß der Tragödie. Japan hat es schwer erwischt.
Chernobyl hatte auf die Wirtschaft Russlands
so gut wie keine Auswirkung. In Japan wird das IMHO anders sein.
Daher werden wir noch viele Monate mit dem Thema Japan konfrontiert sein.

Beste Grüße

Volker