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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] AntiAtomPiraten brauchen Hilfe!

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Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] AntiAtomPiraten brauchen Hilfe!


Chronologisch Thread 
  • From: Guido Körber <koerber AT codemercs.com>
  • To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] AntiAtomPiraten brauchen Hilfe!
  • Date: Wed, 16 Mar 2011 14:24:48 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Wie ich in meinem Disclaimer geschrieben hatte: Alles im Konjunktiv, da weder die genaue Situation bekannt ist, noch eine wirklich vergleichbare Situation jemals bestanden hat.

Da keiner von uns vor Ort ist und die Leute die vor Ort sind einfach mal Wichtigeres zu tun haben als uns detailiert zu informieren, ist es nicht möglich die lokale Lage genau zu beurteilen, ausser halt festzustellen, dass es wirklich schlimm ist. Den Leuten die dort versuchen irgend eine Art von Kontrolle zu erlangen gebührt äusserste Hochachtung, da sie ihre Gesundheit und Ihr Leben riskieren.

Und da wir die Lage nicht kennen, können wir auch nicht beurteilen, mit welchem Mitteln dort etwas ausgerichtet werden kann. Bei den möglicherweise bald zum Einsatz komenden Robotern handelt es sich selbstverständlich auch nicht um Verwandte der Terminator, das können so banale Teile sein wie kleine Crawler oder sogar Quadrocopter mit Kameras und Messgeräten, die überhaupt mal brauchbare Daten über den Zustand in den Reaktogebäuden liefern, oder Rohrroboter, die durch noch intakte Rohre fahren um Zustandsanalysen zu machen oder Schweißarbeiten. Technische Möglichkeiten gibt es da viele, welche davon umsetzbar sind und was bringen, können wir von hier aus nicht beurteilen.

"Abschalten" kann man einem Kernreaktor die Stromerzeugung. "Runterfahren" kann man die Kettenreaktion, also den gezielt angeregten Kernzerfall durch moderierte Neutronen. Was in jedem Fall erhalten bleibt ist die normale Zerfallsaktivität. Bei frischen Uran- Brennstäben ist die relativ niedrig und weitgehend unproblematisch (man sollte halt keinen Brennstab unter dem Kopfkissen haben, sarkastisch gesehen), da U238 und U235 die nuklearer Hauptbestandteil sind Halbwertszeiten von 4,4 Mrd. Jahren bzw. 705 Mio. Jahren haben. Durch den Einsatz im Reaktor entstehen aber diverse Isotope die kürzere Halbwertszeiten haben und entsprechend zu einer höheren Aktivität führen. Die hauptächlichen Beteiligten der im Reaktor entstehenden Schweinerei sind hier zu finden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Uran-Actinium-Reihe
Auch Plutonium entsteht in den Brennstäben durch Neutroneneinfang in U238 mit anschließendem Beta-Zerfall, also Abstrahlung eines Elektrons.

Es entsteht also ein buntes Gemisch von Stoffen die teilweise sehr kurze Halbwertszeiten haben. Daher ist die sog. "Restwärme" nach dem "Abschalten" in den ersten Tagen besonders hoch. Zu den direkten Zerfallsprodukten des Urans kommen aber noch "aktivierte" Bestandteile von anderen Materialien im Reaktor und Verunreinigungen. Das sind Stoffe, die durch den Beschuss mit Neutronen im Rekator selber radioaktiv geworden sind. Der Großteil davon gibt die meiste Energie auch innerhalb von Tagen oder Wochen nach dem Runterfahren von sich.

Nach diesem ersten "Abklingen" geht dann die Zerfallsrate und damit Energieabgabe der Brennstäbe auf ein langes Plateau, von dem es erst langsam abfällt. Die "gebrauchten" Brennstäbe sind prinzipiell noch über mehrere Jahre hinweg in der Lage eine Kernschmelze zu verursachen, wenn man zu viele zu schlecht gekühlt auf einem Haufen hat.

Zum Thema Gefährung in Deutschland: Wie Volker schon mehrfach geschrieben hat, es wird hier in Deutschland kein Fallout ankommen. Die Aufstiegshöhe von radioaktiven Stoffen aus Fukushima ist voraussichtlich geringer als in Tschernobyl, wo eine massive Explosion im Reaktorkern dazu geführt hat, das Material in höhere Luftschichten geworfen wurde, wo es dann eine entsprechend große Reichweite hat. Das ist in Fukushima nicht zu erwarten. Zudem ist die Entfernung zu Japan erheblich größer als nach Tschernobyl und es befinden sich auf der kürzeren Route Gebirge dazwischen.

Also ganz ruhig bleiben, es sind keine Gasmasken notwendig, Geigerzähler sind eh momentan teuer oder ausverkauft. Jodtabletten sollte man auf keinen Fall schlucken um sich vor der vermeintlichen Strahlung zu schützen, es ist ungesund sich solche Mengen Jod zuzuführen ohne wirklichen Grund.


Am 16.03.2011 um 13:36 schrieb Andreas Rohrmann:

Wenn es nicht gelingt von aussen hinreichend Kühlung heran zu führen,
wonach es momentan nicht aussieht, dann wird es notwendig werden
Arbeiten näher an den Brennelementen auszuführen. Da stellt sich dann
die Frage ob Roboter zur Verfügung stehen mit denen das geht und die
tatsächlich durch die Ruinen an die notwendigen Orte kommen.

Es gibt wohl KEINEN Roboter, der in so einen Chaos irgendetwas bewegen
werden können.
Das ist alles nur "Story aus einem SF"... Also ein Witz.

Es ist
laut Stern Online ein Spezialistenteam aus Frankreich mit Robotern
für AKW Havarien unterwegs.

Wer's glaubt...


Wie hilflos sie sind zeigt doch schon, dass man aus der Luft Wasser auf
die Anlagen bringt. Als wenn das kurz- mittel oder gar langfristig
irgendwas bringt.

Es ist einfach ein SUPER GAU in Raten. Dies wird sich über Wochen
hinziehen...
Man beachte, dass einer der Problemreaktoren im Oktober 2010 abgeschaltet
wurde. Ich finde das Wort "Abschaltung" schon lachhaft. Bestes "Neusprech"
(http://de.wikipedia.org/wiki/Neusprech)

Sollte das auch nicht klappen bleibt nur
noch dem Schicksal seinen Lauf zu lassen, oder die Tschernobly-
Methode zu verwenden und Leute in den ziemlich sicheren Tod zu schicken.

Such Dir mal bitte in einem demokratischen Land, in dem die Leute im
Ansatz über Atomkraft informiert sind, Menschen, die das machen!
Und vor allem die nötige Anzahl an Menschen!

Hier dürfte wohl auch der Unterschied liegen:
- Russland: auf Befehl machen die dort alles, auch 100.000 Menschen als
"Liquidatoren" in den sicheren Tod auf Raten schicken, um das schlimmst
noch zu verhindern und aufzuräumen.

- Japan: 50 Leute, die notdürftig ihr bestes geben aber bei massiver
Strahlung abgezogen werden.

Ich kann nur auf verstrahlte Regionen in Russland verweisen. So wird es
künftig auch in Japan aussehen:

http://de.wikipedia.org/wiki/ Kerntechnische_Anlage_Majak#29._September_1957:_Der_Kyschtym-Unfall

http://de.wikipedia.org/wiki/Karatschai-See


Greetz Andreas70


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