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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] Antrag Containern legalisieren (Hamburg)

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Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] Antrag Containern legalisieren (Hamburg)


Chronologisch Thread 
  • From: René Heinig <hren AT hrz.tu-chemnitz.de>
  • To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] Antrag Containern legalisieren (Hamburg)
  • Date: Sat, 08 Jan 2011 16:27:40 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Am 08.01.2011 04:31, schrieb Dr. Volker Jaenisch:
Ahoi!

Am 07.01.2011 18:44, schrieb René Heinig:

Ok, also hätte ich vielleicht erstmal das Containern erklären sollen, es geht wirklich um Lebensmittel.
Ich mag keine Verschwendung. Resourcen jeder Art sollten so effizioent wie möglich und umweltverträglich recyclet werden.


Recycling, also Wiederverwendung/Wiederaufbereitung ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Beim Containern von Lebensmitteln geht es vielmehr um Dinge, die im Grunde kaum oder überhaupt nicht recycelt werden können, sondern wenn überhaupt kompostiert werden.

Containern ist eine Form von Protest der diese mittlerweile völlig ausgeartete Überproduktion nicht unterstützen soll.

Es geht darum Dinge, die niemand nutzen würde, die einfach nur weg fliegen, weil sie optische Mängel haben (Obst, Gemüse) oder weil das Anspruchsdenken schon so hoch ist, dass alles frisch von dem jeweiligen Tag sein muss (Brot) oder auch einfach das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist (Milchprodukte) ohne zu prüfen ob es denn überhaupt schlecht ist, was bei vielen Produkten vom Konsumenten ziemlich einfach nachzuprüfen wäre, überhaupt jemals zu nutzen.

Wenn man "schmarozen" will geht man zur Tafel, ohne jetzt jeden der durch welchen Schicksalsschlag auch immer dorthin geht als Schmarotzer bezeichnen zu wollen. Aber Containern ist die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass noch mehr hergestellt und verschwendet wird. Denn wenn alle die jetzt Containern sich die Dinge im Laden kaufen würden, dann würde noch mehr hergestellt und auch weggeworfen, es würden also noch mehr Ressourcen vergeudet (vor allem Trinkwasser und Anbaufläche) als bereits jetzt der Fall. Containerer helfen also durch ihre Weigerung das Zeug im Laden zu kaufen der gesamten Gesellschaft, wenn man es genau betrachtet.

Das Hauptproblem ist hier also ausnahmsweise mal nicht der Sozialstaat sondern letztendlich das Anspruchsdenken jedes Einzelnen schon in dem Moment, wenn er vor der Obsttheke oder beim Bäcker steht.

Wenn Menschen aus Mülltonnen essen wollen dürfen sie das gerne tun - ob das eine Straftat ist oder nicht interessiert mich dabei nur nebengeordnet.
Mundraub ist soweit ich weis nicht strafbar.


Solange es noch eine Bagatelle ist, also in der Summe einen best. Wert nicht übersteigt wird das Verfahren automatisch eingestellt, früher gab es glaube ich mal die generelle Freistellung von Strafe bei Lebensmitteldiebstahl, das wurde afaik irgendwann abgeschafft.

Der Wohlfahrtsstaat, welcher sicher nicht schlecht gemeint ist, verfehlt völlig seine Wirkung Menschen dazu in die Lage zu versetzen dem Staat zu dienen und Wohlstand zu erwirtschaften.


Vielleicht verstehe ich dich falsch, aber ich möchte niemandem dienen, erst recht nicht dem Staat :-). Ich gebe der Gesellschaft gern etwas von dem was ich erwirtschafte (zurück), wohlwissend dass ich ebenfalls darauf vertrauen kann in entsprechenden Lebenslagen etwas (zurück) zu bekommen.

Mein Ziel ist allerdings nicht Wohlstand/Wirtschaftswachstum zu erwirtschaften, mein Ziel ist es ein zufriedenes Leben mit denen die ich liebe zu führen.

In dem Sinne bin ich sogar froh, dass Menschen den industriellen Konsum verweigern oder eben Dinge (aus Protest) nutzen, die für andere nicht mehr gut genug sind und sonst ungenutzt auf den Müllberg wandern. Denn so muss insgesamt weniger erwirtschaftet werden und wir müssen nicht noch mehr arbeiten und der schwindenden Freizeit seit Beginn der Industrialisierung mit einem weinenden Auge hinterher schauen nur um ein IPhone 3 statt 4 oder einen Golf 4 statt 5 zu haben.

Wir haben doch bereits mehr als genug Wohlstand, wir sollten uns viel mehr Gedanken machen, wie wir unser Leben zufriedenstellend gestalten können, ohne rund um die Uhr von der allumfassenden Werbemaschinerie getrieben künstlich erzeugte Bedürfnisse zu befriedigen und wie hirnlose Zombies schon vor Apple Stores zu campieren und 60h die Woche aufwärts zu arbeiten bis kaum noch Zeit für sinnvolle Dinge bleibt.

Das Problem liegt nicht bei den Containern und den Armen. Würden Siemens/Bosch/VW/Opel/BMW ordentlich besteuert könnte unser Staat Haushalten und nicht Krisenmanagement betreiben. Würde mal unsere "Binnennachfrage" wie das so schön heisst ermöglicht und nicht seit 20 Jahren runtergehalten dann würden sich keine Menschen mehr um Container scharen.


Ich bin auch ein großer Freund von regionalen wirtschaften und höheren Unternehmssteuern, jedoch bilden Einkommens- und Umsatzssteuer ein vielfaches am Gesamttopf [1]. Ich würde einfach wie in den USA zu ihrer Blütezeit den Spitzensteuersatz bis 90% hochtreiben, dann lohnt eine maßlose Gier halt irgendwann nicht mehr wirklich. Wichtig ist es nur alle Einkommen zu besteuern, also auch das derjenigen, die der Wirtschaft Geld entziehen um damit am Spielcasino Börse mit anderen Milliardären auf z.B: schlechte ernten zu wetten.

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Steueraufkommen_%28Deutschland%29

Klar ist das grob vereinfacht, aber die Container-Lobby argumentiert ja auch nciht gerade tiefschürfend :-).


Es gab da mal eine Sendung bei Stern TV zu dem Thema, die dort eingeladenen Containerer haben meiner Ansicht nach gut argumentiert.

Wieso verdienen Energieerzeuger Milliarden und schaffen es noch dazu diese am Bürger vorbei aus dem Wirstschaftskreislauf zu beamen?


Weil wir uns in einer Scheindemokratie ohne wirklicher Entscheidungsfreiheit befinden.

Wieso fangen wir nicht mal an wirklich Politik zu machen?


Ich bin dabei :-)

Viele Grüße
LordSnow



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