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Betreff: Ag-umwelt mailing list
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- From: Guido Körber <koerber AT codemercs.com>
- To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Ag-umwelt] erneuerbare Energien
- Date: Tue, 2 Nov 2010 12:58:55 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
Na wie üblich ist die Antwort nicht ganz einfach und es gibt keine einzelne Lösung, die alle Anforderungen erfüllt.
Wasserstoff und mittels regenerativer Energie hergestellte Kohlenwasserstoffe sind mit Sicherheit ein Aspekt der mehr Beachtung verdient. Insbesondere für den Verkehr sieht es eher nicht danach aus, als wenn in absehbarer Zeit tragfähige Batterietechniken für Langstreckenfahrten oder die Luftfahrt zur Verfügung stehen werden. Wobei der Automobilbereich in vielen Anwendungen mit der bereits vorhandenen Technik sogar gut bedient wäre, aber halt die Forderung nach langen Fahrstrecken mit kurzen Nachladezeiten schwer bis nicht zu erfüllen ist (bisher).
Stationäre Batterien wären auch ein wichtiges Thema. Es gibt durchaus Ansätze die vielversprechend sind, z.B. Batterien bei denen der Elektrolyt die Ladung aufnimmt und zwischen Speichertanks und der Batteriekammer gepumpt werden kann. So lassen sich große Speicherkapazitäten relativ kompakt realisieren.
Grundsätzlich ist fest zu halten, dass es viele Baustellen gibt und die großen Stromversorger wohl nicht die sein werden, die freiwillig daran arbeiten.
Am 31.10.2010 um 20:02 schrieb Steffen Thomas:
N'Abend!
Auch auf die Gefahr hin, das das schon mal durchgekaut wurde, möchte ich mal ein paar meiner Gedanken zu Umwelt- und Energiekonzepten loswerden. Einiges davon habe ich in meinem Blog (internet-mahnwache.de) schon mit Zahlenmaterial gefüttert.
Mein Ansatz ist bei der Energiepolitik folgender: Ich halte das Verbrennen von fossilen Rohstoffen (Öl, Kohle, Gas) für Raubbau an zukünftigen Generationen. Der Kohletagebau hinterläßt Mondlandschaften (Lausitz), Öl und Gas sind u.a. Grundstoffe der chemischen Industrie und damit auch ein wesentlicher Grundpfeiler unserer Lebensweise und -standard (Mobilität, Globalisierung, Lebenserwartung ...). Und diese Rohstoffe sind endlich. Diese Tatsache sollten wir im Hinterkopf behalten, ich werde darauf wieder zurück kommen.
Somit scheiden eine Reihe von Kraftwerksarten schon mal aus, eben jene die auf obigen Rohstoffen basieren. Atomenergie ist auch problematisch, zwar hat sich technologisch viel getan, aber hier wirkt die Ökonomie gegen die Technologie, sprich sie wird teurer, je mehr man für Sicherheit und Materialausnutzung tut. Und auch der Kernbrennstoff ist nicht von ewig. Scheidet also auch aus.
Kernfusion ist derzeit von der Einsatzreife weit entfernt und viele befürchten ja dann wieder Monopolbildung. Trotz allem könnte sie in meinen Augen gerade für die deutsche Industrie von Nutzen sein (dazu müsste man aber zumindest zwischen der allgemeinen Energieversorgung und Industrieversorgung unterscheiden, denn für die Versorgung der Allgemeinheit halte ich dezentrale Erzeugung und Verteilung für den besseren Ansatz), vor allem in Hinsicht auf Versorgungssicherheit.
Verbleiben die sog. erneuerbaren Energien. Wasserkraft ist meines Wissen in Deutchland kaum weiter ausbaubar und zur Versorgungssicherheit gehört für mich auch Unabhängigkeit von anderen Ländern, wie z. B. Norwegen. Ausserdem stellen Stauseen schon einen erheblichen Eingriff in die Natur dar.
Dann wäre da der Problemfall Biomasse. Problemfall deshalb, weil es da konkurierende Interessen gibt: Ersten wächst die menschliche Population weiter und muß ernährt werden. Hier können wir uns auf Dauer der Lösung des Problems nicht verschließen. Zweitens (und nun bitte an oben denken) muss über kurz oder lang Erdöl und-gas als Grundprodukt der Chemieindustrie substituiert werden. Und dazu wird seit langen schon im Bereich der "Green Chemistry" geforscht und entwickelt. Somit hätten wir schon zwei Bewerber um landwirtschaftliche Nutzflächen. Nimmt man nun nach massiv Biogaskraftwerke hinzu, dann konkurieren drei Bereiche über eine begrenzte Fläche. Daher ist Biogas (da es noch Alternativen gibt) für mich die letzte Wahl in dieser Dreiergruppe.
Dann wäre da Geothermie. Ist im Prinzip unbegrenzt vorhanden, nur ist die Physik da nicht ganz hilfreich. Das Problem bei Geothermie besteht darin, das dem Erdmantel Energie in Form von Wärme entzogen wird. Und die Physik lehrt uns, das Körper bei Temperaturänderung ihr Volumen ändern. Das heisst, das durchaus die Gefahr besteht, das es zu seismischen Problemen kommt (hat man auch schon beobachtet), wenn Geothermie im großtechnischen Maßstab genutzt wird. Beim Häuschen um die Ecke passiert da jedoch sicher nichts.
Verbleiben nunmehr Sonne und Wind. Windkraft ist vom Wind abhängig und die Generatoren von Seltenerdenmetallen (und da dreht China gerade mächtig am Hahn). Sonnenenergie ist wiederum von der Sonne abhängig.
Will man also diese beiden Techniken einsetzen (und wir tun das ja in D schon massiv) muß man sich langsam meiner Meinung nach was zur Speicherung von Energie einfallen lassen um eine kontinuierliche Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten (z.B. nachts bei Windstille). Hierzu sehe ich jedoch bisher kaum Ansätze seitens der Politik. Eigentlich ein Manko, mit dem wir politisch punkten könnten. Also z. B. anstatt weiter über das EEG die Landschaft vollzustellen, wäre es sicher wichtig Speichertechnologien zu entwickeln und hier Schwerpunktförderung zu betreiben.
Ein Energiespeicher, den ich noch immer für extrem wichtig halte ist Wasserstoff!. So ist es zum Beispiel mittlerweile möglich, Wasser photolytisch zu spalten und somit Wasserstoff zu gewinnen. Für mich (so Marktreife erreicht wird) durchaus eine interessante Konkurenz zur Solarzelle. Warum? Ganz einfach- Wasserstoff kann gut transportiert werden und in Brennstoffzellen kann man kontinuierlich Strom erzeugen und sogar Eletro- als auch Verbrennungsmotoren damit betreiben. Hinzu kommt, das es mittlerweile auch möglich ist, CO2 katalytisch zu hydrieren und somit Methanal oder sogar Methanol zu gewinnen.
Warauf will ich nun hinaus? Ich bin der Überzeugung, das die Energieversorgung der Zukunft ein viel komplexerer Problemkreis ist, als er heute vielfach dargestellt wird. Eben gerade weil es vielerlei Überschneidung mit anderen lebenswichtigen Bereichen geben wird. Und bisher sehe ich kaum Ansätze bei den politischen Partein in unserem Land, die dieser Komplexität Rechnung tragen.
Ich wünsche noch einen schönen Sonntag
Steffen
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- [Ag-umwelt] erneuerbare Energien, Steffen Thomas, 02.11.2010
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- Re: [Ag-umwelt] erneuerbare Energien, Guido Körber, 02.11.2010
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