ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Ag-umwelt mailing list
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- From: "Dr. Volker Jaenisch" <volker.jaenisch AT inqbus.de>
- To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de, Ina Mattis <ina AT tropos.de>
- Subject: [Ag-umwelt] Das Klima: Vulkanasche die kein Wetterdienst sieht, Sonnenminimum
- Date: Mon, 19 Apr 2010 00:47:44 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
Ahoi!
1) Vulkanstaub über Europa
2) Geringe Sonnenaktivität
1) Der Vulkanstaub aus Island legt den Flugverkehr in Europa weitgehend lahm.
Politisch und wissenschaftlich interessant wird es nun langsam wenn die Fluggesellschaften anfangen nach Regressforderungen zu rufen.
Offenbar ist die Grundlage der Luftraumsperrungen nur eine Computersimulation des
"Vulcanic Ash Advisory Centre in London" .
Diese Simulation rechnet Vorwärtstrajektorien, um zu ermitteln wohin die Vulkan-Asche-Partikel vom Wind getrieben werden. Hierbei wird ein konstanter Strom von Partikeln in ein Trajektorienmodell gegeben, welches die
Luftströmungen der Wetter-Vorhersagemodelle kennt. Es kann damit die Ausbreitung der Aschewolke simulieren.
Auch die Projektion also die Vorhersage der Ausbreitung ist damit möglich.
Das Problem an der Sache ist:
* Der Vulkan ist keine konstante Quelle.
* Der Vulkan bringt seine Aschepartikel in unterschiedlichen Höhen in unterschiedlicher Konzentration ein.
* Es gibt so gut wie keine Informationen über
- Aktivität des Vulkans
- Vom Vulkan erzeugte Konzentration der Partikel pro Höhenstufe
- Zeitverhalten
* Die Luftströmungen der Wettermodelle sind nur eine Simulation und nicht real gemessene Luftströmungen.
Trotzdem hilft so ein Modell um zumindest den Bereich zu ermitteln, der recht sicher überhaupt nicht von der Asche-Wolke überstrichen wird zu ermitteln. Dazu pumpt man die maximal erwartete Menge von Partikel in jeder Höhenstufe in das Modell und schaut wie weit sich das ausbreitet.
Was hingegen schwierig ist, ist zu ermitteln wo genug Asche herumfliegt, um einen Flieger vom Himmel zu holen.
Der SPIEGEL http://www.spiegel.de/reise/deutschland/0,1518,689663,00.html schreibt :
"""
Joachim Hunold, Vorstandschef der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft, Air Berlin, kritisierte in der "Bild am Sonntag", in Deutschland sei noch nicht mal ein Wetterballon aufgestiegen, um zu messen, ob und wie viel Vulkanasche sich in der Luft befindet. Die Schließung des Luftraums sei ausschließlich aufgrund der Daten einer Computersimulation beim Vulcanic Ash Advisory Centre (VAAC) in London erfolgt.
"""
Herr Hunold hat zwar kein Ahnung davon, was ein Wetterballon macht (Höhe, Temperatur, Feuchte messen),
aber er trifft trotzdem den Nagel auf den Kopf:
Der DWD (Deutsche Wetterdienst) ist wie alle Wetterdienste Europas nicht in der der Lage die Vulkanasche
zu erfassen.
Die den Wetterdiensten zugänglichen Daten also Wetterballons, Boden-Stationsdaten, Satelliten-Bilder helfen wenig, denn die Vulkanasche lässt sich auf Grund ihrer optischen Eigenschaften nicht einfach so herausfiltern. Daher benötigen die Wetterdienste Daten von bodengestützten Staub-Fern-Erkundungs-Systemen.
Diese Aerosol-Laser-Mess-Systeme (LIDAR http://www.earli09.earlinet.eu/photos/pictures/volker_jaenisch/IMG_2098_m.JPG/view) welche helfen die Satelliten-Daten zu eichen. Der DWD z.B. besitzt nur eine experimentelle LIDAR-Station nahe Berlin.
Selbst das satellitengestützte LIDAR-System CALYPSO der NASA benötigt Bodenstationen für die Eichung.
Die beinahe panische Mobilisierung des einzigen deutschen Messflugzeugs Falcon (http://www.spiegel.de/reise/deutschland/0,1518,689663,00.html) welches mit Aerosol-Messgeräten ausgerüstet ist, zeigt wie unvorbereitet wir meteorologisch auf eine solche Lapalie wie einen Vulkanausbruch in Island sind.
Das LIDAR-System bei uns in Leipzig arbeitet nun seit 72 Stunden im Dauereinsatz und
alle LIDAR-Stationen Europas welche zum Earlinet http://earlinet.eu (Spektakuläre Wissenschaft zum anschauen hier http://www.earli09.earlinet.eu/photos) zusammengeschlossen sind liefern Daten so schnell sie können.
Ein bodengestützes LIDAR-System kann in Echtzeit an einer Stelle der Erde einen vertikalen Schnitt durch die Atmosphäre machen und ermittlen, was für Aerosole in welcher Höhe 200m bis 20km vorhanden sind.
Hierbei sei kritisch angemerkt, dass die EU-Förderung des Earlinets ausgelaufen ist und eine
Fortsetzung des Programms äußerst unwahrscheinlich ist. Den rund 30 europäischen LIDAR-Messstationen für Staubpartikel, jede mehrere Millionen EUR teuer (und über Jahre in Handarbeit von Wissenschaftlern entwickelt, gebaut und gewartet), droht nun das Aus. Die Photos auf die ich oben verlinkte sind daher von historischer Bedeutung: Der Koordinator der LICL09 Kampagne, bei der über 10 LIDAR-Systeme in Leipzig zusammen kamen, um sich gegenseitig zu eichen, sagte mir: "Es wird leider auf lange Zeit das letzte Mal sein, dass so viele Laserstrahlen zusammen in der Himmel zeigen".
Wenn ich das Gesamt-Budget der EU für das Eurlinet mit den täglichen Verlusten der Fluggesellschaften vergleiche wären es ein Leichtes mit einem Tag Luftraumsperrung das Earlinet über viele Jahrzehnte zu finanzieren.
Ein sehr passendes Beispiel dafür, wie Grundlagenforschung, wäre sie besser gefördert worden, nun viel Geld gespart hätte.
2) Lange und harte Winter in Nordeuropa in den nächsten Jahren wegen geringer Sonnenaktivität:
http://www.heise.de/tp/blogs/2/147441
"""
Skeptikern, die sich etwa durch die kälteren Winter der letzten beiden Jahre in ihren Zweifeln am "Klimawandel" bestärkt sehen, halten die Forscher gegenläufige Ergebnisse entgegen:
/"Der Zusammenhang zwischen Sonnenaktivität und kalten Wintern in Europa war erst erkennbar, nachdem wir den überlagerten Trend der globalen Erwärmung herausgerechnet hatten."/ (Sami K. Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung)
Die Studie widerspreche somit nicht der Theorie einer globalen Erwärmung. Im Gegenteil deute vieles darauf hin, dass die Sonne für diesen Effekt nur zu einem kleineren Teil verantwortlich sei, heißt es in dem Papier <http://www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/pressemitteilungen/2010/pressemitteilung20100413/index.html> der Max-Planck-Gesellschaft.
"""
Beste Grüße
Volker
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Dr. Volker Jaenisch http://www.inqbus.de
Herloßsohnstr. 12 0 4 1 5 5 Leipzig
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- [Ag-umwelt] Das Klima: Vulkanasche die kein Wetterdienst sieht, Sonnenminimum, Dr. Volker Jaenisch, 19.04.2010
- Re: [Ag-umwelt] Das Klima: Vulkanasche die kein Wetterdienst sieht, Sonnenminimum, Bernd(TH), 19.04.2010
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