Re: [Ag-soziale_marktwirtschaft] Existiert die soziale Marktwirtschaft überhaupt noch?

[Christian Schmidt <csc AT schmifu.de>]

Am Montag, den 30.04.2012, 18:35 +0000 schrieb milton2011:

[...]
> 
> PolitPirat,
> der Markt ist Global, die Marktwirtschaft auch. Es gibt also Keine Soziale 
> Marktwirtschaft, das ist ein schwarzer Schimmel oder ein weißer Rappe.

Wie im nächsten Abschnitt selbst widersprochen gibt es nicht nur einen
Markt.

> Der Sozialstaat ist aber lokal, er hat die Wertschöpfung des 
> Binnenmarktes einfach abzuschöpfen, z.B. durch eine Negative Income Flat 
> Tax für bGE, d.h. eine lokale steuerliche Umverteilung von Oben nach 
> Unten.
> 
Prinzipiell missfällt mir die Aussage, das der Sozialstaat sich nur
durch Abschöpfung des Binnenmarktes zu finanzieren hat.

Davon das wir uns alle gegenseitig die Haare schneiden, haben und werden
wir keinen Sozialstaat aufrecht erhalten können. 

Was den globalen Markt angeht: Anscheinend ist es so, das wir als
Erfinder von Kühlschrank, Auto und Computer auch heute noch in der Lage
sind Dinge zu produzieren, die trotz unser historischen Vergangenheit in
der Welt Anklang finden.

Auch die lokal so befürchtete Energie-wende wird m. E. in den nächsten
Jahr(zehnt)en neue Exportschlager produzieren, muss aber auch vom
Binnenmarkt mitfinanziert werden.

Warum sollten also auf dem globalen Markt realisierbare Gewinne nicht
entsprechend besteuert und für die Finanzierung des Sozialstaates
verwendet werden können ?

Jetzt werden wieder die Totschlagargumente "globaler Wettbewerb" und so
folgen. Wir können aber keinen Lohndumping Wettbewerb mit Ländern
gewinnen, in denen ein Bruchteil unserer Löhne bereits ein Leben in der
dortigen Mittelschicht erlaubt.

Vermutlich rennt man uns die Bude ein, weil wir in vielen Bereichen
Alleinstellungsmerkmale haben, und eben nicht den günstigsten Preis.
(Das mag ohne Bewertung manchmal ein Unterschied zu den Ländern mancher
Autoren der Wirtschaftsliteratur sein...)

Somit zurück zur sozialen Markwirtschaft, die lokal ist. Ob nun mit den
bestehenden Sozialleistungen oder BGE.

> Mit einer Negativen Einkommensteuer von 50 % vergesellschaftet der Staat 
> zu 50 % alle Unternehmen :
> 1. Die Sozialdividende zahlt er als bGE aus.
> 2. Die Stimmrechte überträgt er in der Paritätischen Mitbestimmung von 
> 1976 an die Arbeitnehmer.
> 
> Das erste ist einzuführen, das zweite zu schärfen.

So eine "Ideologie" soll umgesetzt werden, ohne Gewinne auf dem globalen
Markt zu versteuern, obwohl sie teilweise sogar durch den Binnenmarkt
ermöglicht werden ?

Dann wäre es ein Nullsummenspiel, da die "vereinfachte Bürokratie" des
BGE in letzte Konsequenz nur zu Umschichtungen im Binnenmarkt (mehr
Arbeitslose im BGE) führen würde...

Und Gerechtigkeit würde ich anders definieren...

Just my 2 cents..

Christian