Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-soziale_marktwirtschaft - Re: [Ag-soziale_marktwirtschaft] Mindestlohn - Versuch Konsensfindung und Positionspapier

Bitte warten ...

ag-soziale_marktwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Wirtschaft, Finanzen, Soziales - soziale Marktwirtschaft

Listenarchiv

Re: [Ag-soziale_marktwirtschaft] Mindestlohn - Versuch Konsensfindung und Positionspapier


Chronologisch Thread 
  • From: aloa5 <piratenpartei AT t-online.de>
  • To: TomJong <TomJong AT news.piratenpartei.de>, ag-soziale_marktwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-soziale_marktwirtschaft] Mindestlohn - Versuch Konsensfindung und Positionspapier
  • Date: Sun, 04 Dec 2011 13:15:26 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-soziale_marktwirtschaft>
  • List-id: "Wirtschaft, Finanzen, Soziales - soziale Marktwirtschaft" <ag-soziale_marktwirtschaft.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: http://twitter.com/aloa5

TomJong schrieb:

aloa5 schrieb:
TomJong schrieb:
aloa5 schrieb:
ein (Brutto-)Mindestlohn nicht dafür sorgt das Vollbeschäftigung oder etwas annäherndes erreicht werden kann
Das ist ja auch nicht das Ziel eines Mindestlohns, von daher versteh ich das Argument nicht.

Je höher der Beschäftigungsstand bzw. je höher die Nachfrage nach Arbeitskräften, desto höher sind die Markt-Löhne.

Man kann also hohe Marktlöhne herbeiführen indem man viele Beschäftigte hat.
Das ist in der allgemeinen Form falsch. Richtiger wird die Aussage, wenn es um besonders nachgefragte Qualifikationen geht, bei denen die Nachfrage höher ist als das Angebot.

Richtig, natürlich gilt das i.d.R. qualifikationsbezogen bzw. berufsbezogen. Das ist Heckscher-Ohlin/Samuelson - eben.


aloa5 schrieb:
Ein Mindestlohn ist auch ein Weg hohe Löhne herbeizuführen, aber ein anderer. Problematisch wird es wenn der Weg über einen Mindestlohn den anderen Weg behindert.
Mit "anderem Weg" meinst du den über eine Vollbeschäftigung, die eine Arbeitskräfteverknappung generiert, was wiederum Löhne steigen lässt?

M.E. korrekt.

Falls ja, lässt du dabei außer Acht, mit welchen Mitteln man sich dieser Vollbeschäftigung annähern darf. Pointiert: ein Lohnsklave wird sich wahrscheinlich freuen, wenn man seinen Lohn von 1€ auf 1,10€ erhöht, aber dass er vorher vielleicht von 8€ runtergestuft wurde, um in den "Genuss" des 1€ zu gelangen, wird in deiner Argumentation unterschlagen.

Lasse ich nicht außer acht. Ich habe nur zwei Wege des erreichens eines Mindestlohnes beschrieben. Das von Dir überzeichnete kann nicht stattfinden. Müsste ein Lohn so weit nach unten fallen wäre es kein Mindestlohn über den Marktlohn mehr sondern ein reiner Marktlohn.

Bleibt also die Frage an dein Modell: wo liegt die untere Einkommensgrenze, ab der auch dieses Modell Menschenunwürdigkeit erkennt?

Das obig beschriebene ist ein Mechanismus, kein Modell. Mehr Nachfrage in einem Lohnbereich führt zu steigenden Löhnen, punkt.

Mein Modell bzw. die Steuer (in Kombination) hat einen flexiblen setzbaren Punkt an Einkommen wo ein Arbeitgeber den maximalen Anreiz erhält (bzw. keine LsSt zahlt). Der liegt etwas oberhalb eines gedachten Mindestlohnes. Würde man heute einen Netto-Mindestlohn von 935 Euro setzen wären das 1230 Euro Brutto (heute) und etwa 1130-1150 Euro Brutto nach Einführung der LsSt. Also würde man die 0%-Marke etwa auf 1250 Euro setzen und von dort aus V-förmig ansteigen lassen. Nach unten bis es bei etwa 400 Euro bei 20% angelangt wäre (rel. steil) und nach oben bis es irgendwo bei 10.000 Euro etwa 15% erreicht (rel. flach). Der "pari-Punkt" wo eine Gleichstellung mit den heutigen Lohnkosten auf Arbeitgeberseite stattfinden sollte wäre etwa beim Durchschnittslohn. Darüber wird es immer teurer, darunter bleiben die Kosten günstiger.


Insgesamt gehen deine Äußerungen an meinem Einwurf gegen dein vorheriges Argument ("Mindestlohn bringt keine Vollbeschäftigung") vorbei.

Ich versuche es noch einmal anders zu erklären. Menschenwürde kann man marktkonform oder per Gesetz herstellen wollen. Die Franzosen wenden aktuell etwa 55% des BIP, umgerechnet 200Mrd Euro dafür auf und haben sowohl ein Mindestlohn-Gesetz als auch ein Mindestlohn-Empfänger-Maximalstundengesetz (SMIC). Es sind also 2 Gesetze und 200Mrd Euro um das Ziel zu erreichen und das bei 9% Arbeitslosigkeit, also 9% welche davon überhaupt nicht profitieren können.
Das ist "Mindestlohn-Denke". Ziel erreicht. Teuer, für 15% der Beschäftigten, während 9% weder solch einen noch überhaupt einen Job haben. Das ist "nicht marktkonform erreicht", ein Großteil mit 1365 Euro Brutto (das ist der SMIC; Kaufkraft), andere mit: nichts.

Bei 20% Abzügen und etwa eine Kaufkraft von 0,85 bleiben dem Franzosen aktuell 928 Euro Nettolohn-Kaufkraft für seine 9 Euro Mindestlohn. Das entspricht der ML-Forderung hier von 1225 Euro in Deutschland bei 7,08 Euro auf 40h. Der Französische ML-Arbeitgeber muss rd. 11 Euro (sogar mehr) bezahlen wo sein Deutscher Kollege 8,50 Euro bezahlen würde beim gedachten Mindestlohn mit dem gleiche Nettolohn.... aktuell. Das verändert sich ja eben auch noch über die Kaufkraft/Umlagen etc..

Verstehst Du nun den Unterschied zwischen "marktkonform" und "marktfern"? Deine ideelle Zielmarke ist in Beiden Fällen die gleiche. Die Frage ist nur wie man sie erreicht.

In meinem Modell erreicht man sie indem man einmalig etwa 40Mrd in die Hand nimmt, sogar die Lohnkosten in dem Bereich senkt, insgesamt besser verteilt und Nachfrage schafft. Die Reamortisation über höhere Beschäftigung führt zu einer neutralen Kostenlage danach (es ist quasi umsonst; keine höhere Staatsquote, keine steigenden Kosten, kein Kaufkraftverlust). Der Deutsche "Lohnsummensteuer-Mindestlohn-Arbeitgeber" zahlt hinterher dann sogar unter 8 Euro gegenüber den 11 Euro des Franzosen, und der Arbeitnehmer wird sich eher über weiteren Kaufkraftgewinn (bei gleichem Netto) freuen können und Aussicht auf Lohnsteigerungen wegen Markträumung haben (und weil die 0%-Grenze ja über dem gedachten ML liegt).


Das ist marktkonform gelöst. Gesetz vs. Marktautomatik. Du siehst eine Differenz zwischen Wirtschaftsankurbelung und Mindestlohn. Ich behaupte das Beides nur gemeinsam erreicht werden kann - oder keines nachhaltig.

Grüße
Otmar



  • Re: [Ag-soziale_marktwirtschaft] Mindestlohn - Versuch Konsensfindung und Positionspapier, aloa5, 04.12.2011

Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang