Re: [Ag Meinungsfindungstool] D!SCO im Grundsatzprogramm?

[janonymous <janonymous AT news.piratenpartei.de>]

Hi Marc,

das finde ich auch. Die Alternativformulierung habe ich auch erstmal nur 
mit dem Zwischenziel formuliert, kurz und theoriegeleitet eine prägnante 
Definition mit Kriterien zu bringen, nach denen man solche 
Musterbildungsprozesse auch technisch beurteilen kann. Sicherlich kommt 
hier auch auf den ersten Blick nochmal eine stärkere normative 
Orientierung rein in dieser einen möglichen Alternativerklärung. Gerade 
so Begriffe wie z.B. Gemeinwohl und so wirken auch erstmal sehr normativ. 
Im Grunde sehe ich aber darin eine logisch, semantische Übertragung der 
natürlichen Vorgänge, die ablaufen, wenn ein System ein bestimmtes 
Muster produziert bzw. emergiert. In dem Moment entspringt ein Muster, 
dass der Anspruchslage des Gesamtsystems am besten entspricht, in 
physikalisch heißt das, welches den besten Durchflux von Energie durch 
das Gesamtsystem am besten gewährleistet.

Die Alternativformulierung ist ja auch nur eine mögliche zweite Version. 
Die erste steht mit Begründung ja oben drüber mit dem Zusatz, dass da 
eigentlich noch selbstbestimmt oder selbstgesteuert vor dezentral und 
selbstorganisiert rein müsste. Eine solche mit konkreten Fachbegriffen 
reingebrachte Alternativformulierung (mal abgesehen von den Slogans), 
könnte aber auch als Anhaltspunkt dienen, sich weiter zu informieren, 
dachtsch mir. Dass sie für das Grundsatzprogramm an sich ungeeignet ist, 
ist mir schon klar.

Sehr interessant finde ich es auf jeden Fall, wenn wir uns da eine 
Zwischenlösung überlegen.

Viele Grüße
Jano

Marc schrieb:

> der alternativen Formulierung könnte ich auch zustimmen.
>
> Aber es wäre mMn wünschenswert, dass dies auch mal in "einfacher 
> Sprache" formuliert würde. So wie es jetzt formuliert ist verstehen es 
> wieder 90-95% der Leute nicht und sind dagegen...
>
> -----Original Message----- From: janonymous
> Sent: Monday, July 21, 2014 2:52 AM
> To: ag-meinungsfindungstool[at]lists.piratenpartei.de
> Subject: [Ag Meinungsfindungstool] D!SCO im Grundsatzprogramm?
>
> Hallöle :)
>
> grad ne kleine Episode, über die ich schmunzeln muss. Denke grad über
> die Präzisierung unseres Grundsatzprogramms nach und habe folgende
> lustige Alternativformulierung (siehe Ende des Textes) gefunden, die
> übertragenermaßen schon das 10 oder 5%-Quorum beim Basisentscheid
> geknackt haben könnte (also zumindest trifft das auf unsere Gruppe zu,
> denn ich find's cool^^).
>
> LG
> Jano
>
> PÄA 0XX: Eigene Definition des Demokratiebegriffs
> ergänzend zu erster Absatz, Kapitel "Mehr Demokratie wagen", GSP Seite 9
> ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
> *Zitat 1. Absatz:*
> „Die Piratenpartei Deutschland sieht Demokratie als die bestmögliche
> Herrschaftsform, da nur eine echte Demokratie ein faires und gerechtes
> Miteinander sowie den Ausgleich der Interessen Einzelner innerhalb des
> Staates ermöglicht.“
>
> *zu ergänzen um:*
> "Wir definieren Demokratie als einen dezentralen, selbstorganisierten
> Prozess der politischen Meinungsbildung und Entscheidungsfindung von
> unten. Unser besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Weiterentwicklung
> und Erprobung von hierarchie- und herrschaftsfreien Konsens- und
> Beteiligungsverfahren und auf der stetigen Verbesserung von
> basisdemokratischen Kompetenzen in der Bevölkerung."
>
> Begründung:
> Die Zielstellung dieses Änderungsantrags ist eine genauere Definition von
> Demokratie nach dem interdisziplinären Selbstorganisationsansatz in das
> Grundsatzprogramm aufzunehmen. Wir möchten damit einerseits eine eigene
> Definition und einen theoretischen Rahmen vorschlagen, der es ermöglicht,
> dezentrale Prozesse der kollektiven Willensbildung (der politischen Ziel-
> und Entscheidungsfindung) transparent zu formalisieren, die Qualität
> einer politischen Leistung zu bestimmen und zu messen, wie frei,
> korrumpiert oder wie repräsentativ eine Willensbildung und
> Entscheidungsfindung tatsächlich abläuft. Andererseits wollen wir damit
> die Ausgangsposition der Piraten stärken für eine gesellschaftliche
> Debatte um eine Neuordnung demokratischer Prozesse und des Verhältnisses
> zwischen Berufspolitikern und Bürgern. Wir können diesen Ansatz auch
> nutzen, um eine fundamentale Systemkritik am Modell der repräsentativen
> Demokratie und eine Debatte um die Zusammenhänge von Abstimmungsarten,
> Diskussionskultur und der Qualität politischer Entscheidungen anzuregen.
>
> *alternative Formulierung für eine Ergänzung:*
> "Wir verstehen den Begriff der Demokratie („Volksherrschaft“) vom
> philosophischen Ansatz her als eine transparente, emergente Form der
> selbstgesteuerten und selbstorganisierten, dezentralen, politischen
> Willensbil­dung von unten, also als:
> - einen *selbstkongruenten* (mit dem echten Wählerwillen und den
> Menschenrechten übereinstimmend),
> - einen *selbstreferentiellen* (als einen kontinuierlich fortführbaren,
> transparenten Prozess der "Selbst"- bezogenen Optimierung der politischen
> Entscheidungsfindung, wobei das "Selbst" dem Wissen über den jeweiligen
> Wählerwillen und die Grund- und Menschenrechte entspricht) und
> - einen *selbstähnlichen* Prozess (der sich gemeinwohlorientiert im
> Großen wie im Kleinen wiederholt),
> und der direkt vom Volk bzw. von der Basis ausgeht (vgl. Art. 20 GG).
> Unser besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Weiterentwicklung und
> Erprobung von korrumpierungsfreien, hierarchie- und herrschaftsfreien
> Konsens- und Beteiligungsverfahren und auf der stetigen Verbesserung von
> basisdemokratischen (Kern-) Kompetenzen, wie Wissen,
> Abstimmungskompetenzen, Toleranz, Selbstwirksamkeit, gewaltfreie
> Kommunikation, kooperative Entscheidungsfindung etc. in politischen
> Organisationen und der Gesellschaft im Allgemeinen.
>
> WIR SinD es SELBST!
> Power to the People!
> LET's MakE D!SCO!"