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Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft
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- Subject: [Ag-landwirtschaft] Monsanto hofft auf Freihandelsabkommen
- Date: Tue, 26 Nov 2013 09:19:03 +0100
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LG
Wolfgang
Wie Monsanto die USA verändert
Die Verhandlungen über eine Freihandelszone zwischen USA und EU kommen gut
voran - allerdings wurde einer der Knackpunkte auch zunächst ausgeklammert:
gentechnisch veränderte Pflanzen und Lebensmittel. In den USA sind
Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie ohne Gentechnik nicht mehr denkbar.
In der EU dagegen stoßen große Saatgutkonzerne wie Monsanto auf erheblichen
Widerstand.
Von Martin Ganslmeier, NDR-Hörfunkstudio Washington
Robert Fraley ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Chemie- und
Saatgutkonzerns Monsanto. Wegen seiner Grundlagenforschung in den achziger
Jahren gilt er als Wegbereiter gentechnisch veränderter Pflanzen. Mais, Soja
und Baumwolle wurden so verändert, dass ihnen das Unkrautvernichtungsmittel
"Roundup" von Monsanto nichts ausmacht. Unkraut und Schädlinge sterben ab,
aber das Getreide wächst weiter.
Fraley erhielt im Oktober für seine Arbeit sogar den Welternährungspreis -
eine umstrittene Entscheidung. Gegenüber der ARD wies Fraley die vor allem
in Europa verbreitete Angst vor Monsantos Gen-Getreide als irrational
zurück: "Diese Produkte sind seit 20 Jahren auf dem Markt. Es gibt keinen
einzigen Problemfall mit Genfood oder Genfutter. Die Sicherheitsbilanz
unserer Produkte ist absolut makellos", sagt er.
Monsanto hofft auf Freihandelsabkommen
Doch Europa sei für seinen Konzern eine echte Herausforderung, bedauert
Fraley. Während der Anteil von Gen-Mais und Gen-Soja in den USA 90 Prozent
beträgt, liegt er in der EU unter einem Prozent. Für Fraley kaum
nachvollziehbar, füttern viele europäische Landwirte ihre Tiere doch längst
mit Gen-Mais und Gen-Soja. Dennoch will Monsanto wegen der anhaltenden
Ablehnung den Gentech-Markt in Deutschland vorerst aufgeben.
Vielleicht biete sich ja in einer transatlantischen Freihandelszone eine
neue Chance, hofft Fraley. Ihm gehe es dabei nicht nur um neue Absatzmärkte,
sondern auch um die Ernährung der Weltbevölkerung: "Bis zum Jahr 2050 müssen
wir die Nahrungsmittelproduktion verdoppeln, weil dann 9,6 Milliarden
Menschen auf der Erde leben. Das ist eine enorme Herausforderung. Aber ich
glaube, wir können es mit diesen neuen Methoden schaffen."
Ärger mit dem "Superunkraut"
Doch auch in den USA wächst die Kritik an Monsantos Gen-Getreide. Immer
häufiger klagen Farmer über besonders resistente Unkräuter auf ihren
Feldern. Diese sogenannten "Superweeds" wachsen trotz Mehrfachbehandlung mit
Herbiziden einfach weiter. Auch Farmer Troy Roush beobachtet die
Super-Unkräuter auf seinen riesigen Feldern im US-Bundesstaat Indiana. Roush
weiß, dass Monsanto bereits an der nächsten Generation von Gen-Mais und
Gen-Soja forscht. Die kann noch stärkere Unkrautvernichter aushalten. "Eine
Spirale nach oben" sei das, meint Farmer Roush. Monsanto sichere sich
außerdem auch für die nächsten Jahrzehnte patentgeschützte Geschäfte: "Der
Patentschutz gilt 20 Jahre lang. Doch bevor er abläuft, hat die Technologie
ihre Wirkung verloren. Also kommt ein neues Produkt und sichert ihnen wieder
20 Jahre Patentschutz. Das ist ziemlich brillant", sagt Roush.
Auch die amerikanische Nahrungsmittelindustrie ist ohne gentechnisch
veränderte Produkte nicht mehr denkbar. Gen-Mais und Gen-Soja landen in den
Regalen amerikanischer Supermärkte - verarbeitet zu Chips und Cerealien, zu
Tiefkühlkost und Dosenkonserven. Eine besondere Kennzeichnungspflicht für
Genfood, wie sie in der EU vorgeschrieben ist, gibt es in den USA nicht.
Mehrere Versuche, sie per Volksbegehren einzuführen, scheiterten - zuletzt
im November im US-Bundesstaat Washington. Monsanto und andere
Lebensmittelkonzerne investierten Millionen-Beträge in Fernsehspots gegen
die Kennzeichnungspflicht.
Weltweite Kritik
Dennoch will die Verbraucherschutzorganisation "Center for Food Safety"
nicht aufgeben. George Kimbrell, der Anwalt der Organisation, erklärt: "Wenn
man ein Produkt hat, sollte man stolz darauf sein. Und wenn es doch gut für
Farmer und Verbraucher sein soll, warum lehnen sie dann eine
Kennzeichnungspflicht ab? Wir glauben: Die Bevölkerung hat ein Recht auf
diese Information."
Den Europäern empfiehlt Kimbrell, bei den Verhandlungen um eine
transatlantische Freihandelszone wachsam zu sein. Sollten sich die Schranken
für Genfood in Europa öffnen, dann müsse wenigstens die
Kennzeichnungspflicht erhalten bleiben.
Stand: 26.11.2013 00:07 Uhr
Quelle und weitere Infos:
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/monsanto112.html
- [Ag-landwirtschaft] Monsanto hofft auf Freihandelsabkommen, Pirat Wolfgang, 26.11.2013
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